Hast du die Erlaubnis der Eltern im Unterricht zu filmen? Wenn ja, vielleicht wäre es sinnvoll, mal zu filmen und jede Wochen gibt es eine Videostunde. Anfangs zeigst du nur 3 kurze (Max 1min) Sequenzen von gutem Verhalten und Anstrengung. Und das besprecht ihr. Und immer und immer wieder zeigen. Das muss so richtig festhaken im Kopf. Was läuft gut? Woran sieht man das? Und loben bis Anschlag. Vielleicht bringt es etwas in Bewegung. Eine Lösung ist das nicht, vielleicht 3 Tropfen auf komplett überhitztem Stein.
Beiträge von Myma
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Man könnte übers Minimieren gehen. Erst mal geht es nur um 2-Wort-Sätze. Subjekt und Prädikat. Bei Montessori gibt es dazu eine prima Einführung mit Tieren. Was ist das? Eine Kuh! (Hast du in der Hand) und dann macht die was. Frage: Was macht die Kuh? Die Kuh läuft...Aufschreiben, Subjekt und Prädikat markieren. Satz sogar ausschneiden und in Kiste. Nach diesem Modell, den Zweiwortsatz wdh bis das komplett klar ist. Erst dann kommen die Erweiterungen. Die Kuh läuft... Wohin läuft sie denn? die Kuh läuft zum Stall. Subjekt und Prädikat finden Sie jetzt im Schlaf, bist ja beim Thema geblieben und jetzt kommt das Gefühl für die Erweiterungen. Und auch hier eins nach dem anderen...erst wenn adverbialbestimmungen völlig easy wird, kommen Objekte...und während alle die Satzstruktur lernen, entwickeln die Kids ein Gefühl für Satzgrenzen.
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Das Jugendamt ist informiert. Aber die dürfen entscheiden, wer was erfährt. Gibt keine Infopflicht
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Niemand. Das ist Datenschutz. Also die Daten sind geschützter als wir
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Vielen Dank. Ob da was zivilrechtlich möglich ist, werde ich mal prüfen. Ich war am Anfang bei einer Anwältin vom Weißen Ring. Aber so viele Informationen kann man in einem desolaten Zustand nicht verarbeiten. Vielleicht hab ich es einfach nicht verstanden. Das wird aber nicht weg laufen. Erst mal brauche ich die Kraft für anderes.
Wie ist es bei Euch? Was ist mit den Schülern, die einen Verweis bekommen. Passiert außerdem noch etwas, oder erfreuen sie jetzt einfach die Nachbarschule? Müssen Eltern dann noch irgendwohin, z.B. Erziehungsberatung...oder Kinder- unf Jugendpsychiatrischer Dienst oder oder? Oder verschiebt man einfach bis das Ende der Schulpflicht erreicht ist?
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Nur, damit es kein Missverständnis gibt, meine Schulleitung hat sehr viel Courage bewiesen und steht mir zur Seite.
Nein, der Schüler ist nicht mehr bei uns. Allerdings, was löst das? Gut, die Klasse, die völlig eingeschüchtert war und mir, uns hilft das. Aber löst es das Problem? Es gibt eine Schulpflicht! Dann kommt er in die nächste. Und jetzt müssten mich die Berliner korrigieren, wenn ich da falsch liege, aber ein Schüler kann einer Schule zugewiesen werden, dann muss sie ihn nehmen. Also irgendwo taucht er wieder auf. Und diese "verschobenen Problemfälle" werden zumindest Berliner gut kennen. Vielleicht gibt es in anderen Bundesländer bessere Lösungen. Berlin hat ein paar Projekte, wo aber viel zu wenig Plätze sind und ganz ehrlich, so hochaggressive Schüler sind auch dort nicht richtig. Eine andere Antwort auf das Problem kenne ich nicht. Hier in der Region nicht. Erst recht nicht für unter 14jährige.
@Elternschreck:Ja, solche Gedanken habe ich auch manchmal. Stimmt das Bild vom Kind, was wir haben mit der Realität überein? Und soll darüber überhaupt nachgedacht werden? In Berlin gibt es von vielen Seiten die Forderung nach geschlossenen Einrichtungen mit gutem Konzept. Bislang heißt es immer: Es sei kein Bedarf!!! Manchen könnte rechtzeitig geholfen werden, wenn es das gäbe. Und: Wir könnten Opfer vermeiden. Auch Schüler leiden unter solchen Kindern. Wer schützt sie denn?
Und mal ne Frage: Stimmt das wirklich, kann man zivilrechtlich wirklich bei 12jährigen klagen? Er ist doch nicht strafmündig.
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Ja, ich denke auch, dass eine gute Leitung viel ausmacht. Da kenne ich auch Unterschiede. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es mir ginge, wenn meine Leitung nicht so gut reagiert hätte. Ich finde es zB auch wahnsinnig rückenstärkend, wenn man Anzeigen nicht mit der Privatadresse machen muss, sondern es mit der Schuladresse darf. Und ich finde es auch rückenstärkend, wenn über Sicherheit neu nachgedacht wird. Aber das ist halt auch Glücksache. Je nachdem, welche Leitung man hat. Ich hab Glück mit meiner Leitung.
Kollegen erzählten mir aus ihren Schulen halt auch andere Erfahrungen oder manchmal ist es nur die Angst, was sein könnte. Was könnte von mir gedacht werden?
Und ja, das kenne ich. Das dachte ich auch. Schuld ist immer noch ein Begleiter. Warum ist das so? Und da bin ich nun wirklich kein Einzelfall. Warum ist es nicht selbstverständlich, dass ich als Lehrer davon ausgehen darf, dass ich ohne Schuld zur Zielscheibe wurde. Der erste Reflex scheint bei den meisten Schuld zu sein. Und wenn ich die selbst nicht sehe, dann muss ich nur länger drüber nachdenken.
Dabei ist es ja oft leicht nachvollziehbar. Wenn ein nicht gruppenfähiges Kind mangels Alternative zurück in die Grundschule muss...wo der Lehrer eine große inhomogene Gruppe unterrichtet....das ist Überforderung auf beiden Seiten. Aber mal ehrlich, wer verlangt nicht trotzdem von sich, es trotzdem zu schaffen. Und wenn es dann passiert? Impulsdurchbrüche ... Wer stellt sich da nicht zuerst mal selbst infrage? -
Danke, Mikael. Ich hab das von mir vor allem geschrieben, um zu erklären, warum mich die Äußerungen zu dem anderen Fall echt wahnsinnig machen. Mich interessiert viel mehr, dass ich beobachte, wie sehr das tabuisiert wird. Natürlich bin ich zum Glück kein Massenphänomen mit dem, was passiert ist. Mir persönlich hilft das allerdings auch nicht. Ich habe als Lehrer eigentlich nicht damit gerechnet, überhaupt gefährdet zu sein. Das ist aber definitiv falsch. Und das muss man im Hinterkopf haben. Mir geht es auch nicht um Strafen, aber was ich vermisse, sind sinnvolle Maßnahmen mit Tragweite, die auch helfen. Stichworte: Geschlossene Einrichtungen mit vernünftigem Konzept. Wegen des Datenschutzes, kein Witz, werden Schulen nicht informiert, wenn sie Schüler unterrichten, die Intensivtäter sind (oder wie auch immer das bei den unter 14jährigen heißt). Und da ist nicht die Rede von Ladendiebstahl!
Was mich aber wirklich schlimm beschäftigt, ist die Tatsache, dass Kollegen darüber nicht offen reden. Und das wiederum wundert mich fast nicht mehr, wenn man sich die erste Antwort hier anguckt. Sicher ist das regional unterschiedlich. In meinem Wohnumfeld wird das vermutlich kein Thema sein. Bei drei eigenem Schulkindern hätte man davon gehört. Da gibt es eher übergriffe Eltern. Aber dort wo ich arbeite, da ist es anders. Die "kleine" Gewalt ist Alltag. Aber sie passiert hinter verschlossenen Türen. Selbst gestandene Kollegen sprechen nicht offen dazu. Sie fühlen sich in ihrem Lehrersein zutiefst infrage gestellt. Und mich interessiert, wer das noch kennt. Wie offen wird das besprochen? Wie wird mit den Kollegen umgegangen? -
Und mal messerscharf kombiniert: Meine Kollegen können sich ja nur dann zum Thema äußern, wenn ich das auch öffentlich gemacht habe. Im Übrigen mithilfe meiner Schulleitung. Was ich aber von anderen höre, bezieht sich auf die eher kleineren Sachen: absichtliche Rempeleien, Sachen vom Tisch werfen, mit Gegenständen werfen und auf den Lehrer zielen, Bisswunden und Kratzwunden besonders im Grundschulbereich, Tritte mit Füßen...von den vielen Drohungen mal abgesehen. Aber es spricht kaum einer offen darüber. Ich erfahre das im Moment, weil es von mir viele wissen. Diese Tabuisierung macht mich sprachlos.
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An welcher Stelle steht bitte, das dies nicht geschehen ist? Natürlich erfolgte Anzeige. Vielen Dank für Räuberpistole!! Grandios! Anzeige ist sofort erfolgt, aber der Täter ist 12 Jahre. Trotzdem wurde die Anzeige aufgenommen, da ja auch Polizei vor Ort war. Hinterher bei der Zeugenvernehmung Wochen später erfuhr ich, dass ich seine 17. Straftat war. Davon hatte ich keine Ahnung. Die Kommissarin betreut den Jungen schon lange im Zuge eines Projekts für nicht strafmündige Intensivtäter, die dann aber nicht Intensivtäter heißen. Sie hat in die Wege geleitet, dass über Staatsanwaltschaft und Familiengericht das Jungendamt aktiv werden musste. Vorher haben sie es nicht für wichtig befunden, ihr Vorgehen zu überdenken. Übrigens ist das im Amtsdeutsch kein Mordanschlag, sondern eine gefährliche Körperverletzung. Das schließt die Benutzung von Waffen ein.
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Ich habe lange überlegt, ob ich hier etwas schreibe, nachdem ich einige Kommentare zu dem Urteil gegen den Jugendlichen, der seine Lehrerin ermordete las. Mit Verlaub, aber manche verlieren bei aller Pädagogik echt den Realistätssinn. Die Frau ist tot. Welche Kuscheleinheit wäre denn jetzt angemessen?
Warum mich das so aufregt? Ich habe vor wenigen Monaten einen potenziell tötlichen Angriff eines Schülers aus dem Nichts überlebt. Durch Glück. Nicht unverletzt, aber lebendig. Seitdem ist leider nichts mehr wie es war. Nichts. Und mittlerweile macht sich die Angst breit, es vielleicht nie mehr zurück zu schaffen. Ich bin begeisterte Lehrerin. Ich liebe meinen Beruf. Jetzt schaffe ich trotz Therapie nicht mal einen simplen Alltag. Meine Kinder müssen mit unter den Folgen leiden, weil ich mich so verändert habe. Finanziell droht mir eine Katastrophe, wenn ich es nicht zurück schaffe.
Seitdem erreichen mich viele Rückmeldungen von Kollegen bezüglich Gewaltvorfällen. Das wenigste wird gemeldet. Fast nichts. Aus Scham. Es wird als pädagogisches Versagen erlebt, wenn Schüler gegen Lehrer gewaltätig werden. Auch ich musste mein pädagogisches Handeln genauestens erklären, vielleicht hätte ich ja Schuld sein können. Zum Glück war ein Kollege im Raum, dessen Erinnerungen mehr hergeben als meine. Er gibt den Lehrerberuf auf. Was ich mehrfach hörte von Lehrern: Entweder man steht mit dem halben Bein im Gerichtssaal, wenn man sich durchsetzt (hier ist nicht etwa Züchtigung gemeint, sondern das schlichte Verhindern, dass z.B die Tasche einfach weggerissen wird und dazu die Hand des Kindes gestoppt und gehalten wird)...oder du stehst mit dem Rücken an der Wand. Durchsetzung ist nicht gesellschaftskonform und Anforderungen sind nur im Wohlfühlfenster zulässig.
Das ist jetzt natürlich etwas überspitzt und natürlich von Lehrern, die entsprechenden Taten ausgesetzt waren (gemeldet wurde fast nichts), aber leider auch von Beratungslehrern. Gewalt gegen Lehrer soll nicht zum Thema werden. Aber in einigen Regionen ist es ein großes Problem. Welche Erfahrungen habt ihr? Kennt ihr das nachträgliche Bagatellisieren, um die eigene Scham in Schach zu halten?
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