Auch bei mir ist es ähnlich wie bei den Vorschreiberinnen:
Auch ich bin Single und gehöre zu den jüngeren im Kollegium, von denen auch wiederum Männer wie Frauen gleicher Anzahl etwa Single sind.
Wir sind ein kleines Kollegium in ländlicher Region und zumindest die Single-Ladies pendeln entweder weit (+- 1 Std Fahrt) oder sind wie ich aus dem Nachbarbundesland zugezogen. Der Zuzug erschwert ein Kennenlernen, zumal man in den ersten Berufsjahren auch nur am Schreibtisch hing (Wochenende? Sport? Was ist Freizeit?) und wirklich alles selbst einmal vorbereiten musste. Nichtlehrer können sich das nicht vorstellen.
Außerdem sind gerade die Fächer D/E/Geschichte sehr korrekturintensiv und eher bei den Frauen zu finden - dauerhaft weniger private Zeit.
Zudem bestreiten wir unseren Lebensunterhalt vollständig selbst, da Miete/Eigentumsfinanzierung, Bafögrückzahlungen oder das notwendige Auto inbegriffen.
Ich war in einer beginnenden Fernbeziehung am Ende meines Refs, musste das Land wechseln, habe währenddessen auch Jahre infolge trotz Bewerbungen mit Wirtschaft keine Stelle bekommen (Lehrermangel??? Gibt es wohl in Hessen nicht), dann Verbeamtung mit Versetzungssperre, dann 4 Jahre Versetzungsanträge gestellt. Mein ehemaliger Partner ist auch Lehrer, konnte aber nicht verstehen, dass andere Lehrer mit meinen Fächern angestellt+Teilzeit+befristet eingestellt werden, meine Versetzung aber Jahr für Jahr abgelehnt wird. Heiraten+Kinder wollte er in einer Fernbeziehung nicht, wäre die einzige Möglichkeit gewesen, damit die Versetzung durchgeht (das Kind wäre jetzt 9, wenn er sich gleich darauf eingelassen hätte). Ein Kind unterjubeln wollte ich nicht - das macht man einfach nicht. Also hat es nicht geklappt. 🤷🏽♀️
Weggehen ist kaum mehr drin, weil die wenigen Singlekollegen sehr weit verstreut, paar Freunde noch in der alten Heimat sind und die Ortsansässigen kleine Kinder haben und keine weiteren Kontakte benötigen.
Trifft man doch mal auf neue Bekanntschaften, dann ist der Lehrerberuf leider eher ein Abtörner für Nichtlehrer.
Alle meine jungen Single-Kolleginnen wünschen sich Familie und Kinder, doch es fehlt seit Jahren ein Partner. Wir werden auch nicht jünger, nach langer Ausbildung ist die Zeit zur Familiengründung für uns begrenzt.
An zu hohen Ansprüchen liegt’s eher nicht, sondern es gibt tatsächlich keine Möglichkeiten mehr, Männer kennenzulernen (auch Online-Dating ist schwierig, sobald man den Beruf nennt). Schon oft habe ich es bereut, diesen Beruf (obwohl ich darin sehr gut bin) ergriffen zu haben, weil er mein Privatleben zu sehr beeinflusst. Mit einem Bürojob lernt man einfacher Partner kennen.
Finden wir auch in den nächsten 2-4 Jahren niemanden, werden wir wohl den Kinderwunsch ungewollt ad Acta legen müssen.
Das ist die Realität, die viele nicht wahrhaben wollen.
Müsste ich mich nochmal entscheiden, dann würde ich vielleicht trotzdem Lehrer werden, aber nicht um jeden Preis eine ferne Stelle annehmen, sondern lieber paar Jahre den Beruf wechseln und später in die Schule zurückkehren.