Allein die Vorstellung, man könnte einem erwachsenen Arbeitnehmer "verbieten", in seinen Pausen das Betriebsgelände zu verlassen, ist so dermaßen... "teacherish", könnte man so sagen?
Welche Qualität hat eine "Pause" in unserem Beruf eigentlich? Ich glaube auch hier ist unser Beruf am untersten Ende der Skala.
Selbst wenn man mal nicht (und das kann man innerhalb eines Monats an einer Hand abzählen) von KuK mit Arbeit belästigt wird (dazu zähle ich Fragen zu SuS, Biten um Verteilung von Material X in der Klasse und tausend andere Gesprächsanlässe mit beruflichem Inhalt), dann sitzt man in einem lauten, überfüllten Lehrerzimmer an einem mickrigen Tisch. Vor die Tür gehen um mal frische Luft und Ruhe zu haben? Fehlanzeige, da lärmen tausend Jugendliche und Kinder.
Pausen im Lehrerberuf müssten per se als Arbeitszeit gelten! Aber selbst wenn sie das tun, ist dem Dienstherrn doch egal, der alimentiert doch eh nur gegebene Unterrichtsstunden und alles andere "ist im Paket mit drin". Ob die Klassenfahrt mit 24/7 Dienst und Bereitschaft, die Elterngespräche oder eben auch "Pausen", die eigentlich keine sind.
Vor den Ferien waren wir mit einem Kurs zur Unternehmensbesichtigung. Neben den Produktionsanlagen wurden uns auch die Pausenräume der Belegschaft gezeigt.
Die SuS waren begeistert, die hatten Ruhebereiche, Essensbereiche, Gemeinschaftsbereiche (mit Billard-Tischen und Tischfußall, sogar mit Fernseher und irgendwelchen Spielekonsolen, wo die Mitarbeiter am zocken waren).
Mal abgesehen davon, dass ich kein Tischfußball etc. spiele bekam man trotzdem fast Tränen in den Augen, wenn man daran dachte, wie dort Pausen ablaufen und der Erholung dienen, und wie ich jede Pause froh bin überhaupt auf Toilette gehen zu können oder mir verschämt etwas zu Essen reinzudrücken. (Immerhin für meine Figur ist der Lehrerberuf gut, man hat nicht einmal Zeit zu essen).
Eine große Frechheit sind die Arbeitsbedingungen trotzdem! Aber, weil man es nicht anders kennt oder keinen Vergleich hat, nimmt man es hin anscheinend hin.
Das erinnert mich immer an Frauen in toxischen Beziehungen, irgendwann ist es normal wie Dreck behandelt zu werden. Und die Opfer fangen sogar an ihren Partner vor anderen zu verteidigen. So läuft es doch psychologisch mit der Schule auch. Wie viele Leute verteidigen die schlimmen Bedingungen (das muss doch so sein, Aufsichtspflicht blaaaa) anstatt sich zu wehren.
Nur mal ein Beispiel der Unmöglichkeit: Ich habe zwischen zwei Doppelstunden Chemie manchmal Pausenaufsicht. Ich darf die Schüler wegen Corona nicht vorzeitig aus dem Raum lassen (generell wegen Aufsichtspflicht ja heikel), ich darf aber auch nicht den Raum velassen um die Chemikalien wegzuräumen. Gleichzeitig soll ich mit dem Klingeln aus dem Raum springen um bei der Aufsicht zu sein. Etwas Wegräumen oder Hinräumen für die nächste Doppelstunde, rechtzeitig bei der Pausenaufsicht sein, eigentlich nicht möglich.
Tja, ich lasse mir regelmäßig viel Zeit in dieser Pause und gehe erstmal auf Toilette. Sollte etwas während meiner Aufsicht passieren war ich auf dem Klo und hatte Durchfall und konnte niemanden verständigen.
Ich lasse mich aber mit Sicherheit nicht hetzen und nicht wie einen Leibeigenen behandeln. Das sind unmögliche Arbeitsbedingungen.
Eine Pausenaufsicht könnte auch von ein Euro Jobbern geführt werden. Eine Frechheit und eine Unwürdigkeit von Arbeitsbedingungen ist die Praxis an der Schule.