Naja, ganz so absurd ist Claudius' Statement nicht. Wir haben bei uns an der Schule schon Spielraum, wie lange wir für Korrekturen brauchen sollten. Das ist gut, dann kann ich den Kram auch mal in die Ecke schmeissen und mit meinen Jungs einen Nachmittag lang Farrad fahren gehen.
Und mal ehrlich: wer von Euch wird regelmäßig kontrolliert, ob er guten Unterricht macht? Ich wurde das letzte Mal 2011 besucht. Wenn man zumindest den Anschein erweckt, solide zu arbeiten, tendiert die Kontrolle gegen 0, zumindest bei uns.
Klar, wenn Du den Kram mal einen Nachmittag in die Ecke schmeißt, korrigierst Du den eben nachts oder am WE, wo andere, die am Nachmittag gearbeitet haben, frei haben. Dass man die Zeit einteilen kann, kann eine tolle Sache sein. (Es kann aber auch Qual sein, weil so eine ungeregelte Arbeitszeit auch die Gefahr birgt nicht abschalten zu können, Stichwort undeutliche Trennung Arbeit / Freizeit mit dem Resultat der gefühlten Dauerbelastung). Aber durch Verschiebung der Arbeit wird diese doch nicht weniger, verstehe also das Argument nicht in Bezug auf die Arbeitsbelastung.
Was die Kontrolle angeht: Wenn es keine nennenswerten Beschwerden durch SuS oder Eltern gibt, wenn die Klausuren, die man exemplarisch der Schulleitung vorlegt in Ordnung sind, wenn die Termine wahrgenommen werden usw. und so fort, dann läuft ja wohl eben auch alles.
Das ist doch bei meinem Hausarzt auch nicht anders. Ich zumindest habe noch keinen von irgendeinem Amt mit im Gespräch beim Arzt gehabt, der überprüft, ob mein Arzt mich auch richtig diagnostiziert und die Untersuchungen an mir richtig durchführt.
Solange es da nicht zu massiven Kunstfehlern kommt kann ich mir nicht vorstellen, dass der Hausarzt regelmässig jemanden an die Seite gesetzt bekommt, der ihn kontrolliert. Und immerhin kann es in dem Beruf um Leben und Tod gehen und nicht nur darum, ob jemand den Ablativ in Latein richtig beigebracht bekommt.
Ich halte es völlig für ausreichend, wenn Lehrer, die, wie Du schreibst "der Anschein erwecken solide zu arbeiten"... oder eben wirklich einfach solide arbeiten...., auch das Vertrauen ausgesprochen bekommen, dass sie das eben tun.
Dass es fähigere und unfähigere Lehrer gibt, engagiertere und welche, die sich aus welchen Gründen auch immer mit gerade noch ausreichender Arbeitsleistung durch ihr Arbeitsleben schlängeln, das hat man in jedem Beruf. Und wenn angefangen werden soll den leistungsschwächeren Lehrern auf die Füße zu treten, dann kann man aber auch an Boni für engagierte Lehrer nicht sparen.
Im Lehrerberuf fällt Faulenzen im übrigen viel stärker auf und ist schwerer möglich als in anderen Berufen. Ich muss alleine vor der Klasse stehen und was machen, wenn ich da Zeitung lese, spricht sich das aber ganz schnell herum. Ich erinnere mich an meinen Mitbewohner, der Mathematik studiert hat. Der hat nebenher Computerprogramme geschrieben für Firmen. Oftmals hatte er den Algorithmus nach drei Tagen fertig. Selbstredent, dass man nach drei Tagen als Zwischenstand erstmal meldet, dass man sich dem Problem genähert hat und einen vielversprechenden Ansatz verfolgt, anstatt zu sagen "Hey, ich hab das Problem gelöst". So wird man eben auch für eine ganze Woche bezahlt und hat effektiv weniger gearbeitet.
Das mal als mehrfach live erlebtes Beispiel.
Nun spekuliere ich mal, dass manch ein Bauarbeiter an der Baustelle mal Fünfe gerade sein lässt und vom schweren Tragen sich eine etwas längere Pause gönnt, als sein Kollege.
Solange das alles im Rahmen bleibt, gibt es das einfach in jedem Beruf.
Ach ja, mein Ex hat auch Überstunden bezahlt bekommen, wo er im Büro eigentlich zu später Stunde kaum noch produktiv war und mit seinen Kollegen geratscht hat.
Im Lehrerberuf ist Faulenzen nicht stärker möglich als in anderen Berufen und fällt mindestens genauso auf.
Noch ein Nachtrag zu Kontrolle: Ich glaube durch ein Kontrollmartyrium wie Examen (Überprüfung der fachlichen Leistung) + Referendariat (Überprüfung der praktischen Leistung) muss man nicht einmal in Berufen, bei denen weit mehr auf dem Spiel steht, wenn man nicht so geeignet ist. Es gibt wenige Berufe, wo die Anwärter so gestresst und unter Druck gesetzt werden.
Dass nach dieser Tortur dann irgendwann die Kontrollen abnehmen ist doch auch nur einfach sinnvoll. Wie gesagt, mein Hausarzt wird mit Sicherheit auch nicht ständig nochmal Lehrproben äh ich meine Patientengespräche unter Supervision durchführen müssen.