Ich nerve vor einem UB immer alle ganz kräftig, Mentoren, Klassenlehrer/innen meiner Lerngruppe, andere Fachlehrer/innen...
Ich hingegen habe nicht einmal meinen Mentor (hatte einen für beide Fächer) zu UBs im Vorwege gefragt. Mitreferendare hatten in der Regel auch ganz andere Stile, da konnte ich nichts annehmen.
Im Endeffekt wollte ich mein Ding machen, hatte genaue Vorstellungen wie ich den Bildungsplan am besten umsetzen würde und war überzeugt, dass ich das fachlich tiefer mit den SuS bearbeiten könnte als meine langgedienten Kollegen, die sich im Lauf der Jahre dem gesunkenen Niveau ergeben hatten, es konnten oder vllt wollten.
Habe mir dann brav die Rückmeldungen nach so Stunden angehört und dann für mich selbst entschieden, was ich sinnvoll finde und was nicht.
Ja, es stimmt, man sollte sich auch zum Teil an den Wünschen derjenigen orientieren, die einen bewerten. Habe mich für die UBs auch sicher ein wenig "verbogen", vor allem was den Methodenzirkus angeht. Dennoch habe ich trotzdem mein Ding gemacht, meinen Stil entwickelt und weil ich hinter dem stand, was ich gemacht habe, dieses in Nachbesprechungen auch gut vertreten können. Dies kam teilweise sehr gut an, teilweise hätten die lieber anderen Zirkus gesehen, aber gegen eine Stunde auf hohem Niveau mit Schüleraktivierung kann man per se wenig Destruktives sagen. Kann mich insgesamt überhaupt nicht beklagen über die Noten, obwohl ich weiß Gott meine eigenen Ansichten und Konzepte hatte, und kann dem Threadersteller nur raten da ein Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Man muss seine Stunden auch verkaufen können und muss dahinter stehen. Natürlich auch Kritik annehmen können oder zumindest gut darin sein es vorzutäuschen.
Lass Dich bloß nicht verunsichern, wenn Du Deine Fächer inhaltlich drauf hast, dann zieh daraus Selbstbewusstsein.
Ich allein war mir sicher, dass ich mit nahezu an eins grenzender Wahrscheinlichkeit fachwissenschaftlich mehr drauf habe als meine Prüfer, der Schullleiter und auch der Fachleiter. Wenn man allein in der Sachanalyse ordentlich einen raushaut, das Ganze dann didaktisch reduziert, weil man an der Schule ja eh nicht in die Tiefe gehen kann und der Bildungsplan nur oberflächliche Kompetenzen verlangt, dann hat man auch schon einmal eine solide Basis. Fancy Methoden waren auch nicht gerade meine Stärke, aber so what!
Mir haben im Endeffekt einfach folgende Überlegungen bei der UB Planung geholfen:
1. Schritt: Was steht im Bildungsplan an Zielen, was die SuS können sollen. Ein für die Reihe passendes Ziel raussuchen und sich nur noch auf dieses Ziel fokussieren.
2. Schritt: Überlege, wie kann man dieses Ziel möglichst im Unterricht fachlich so tiefgehend bearbeiten, dass man gerade eben noch dem Vorwurf entgeht, dass die Stunde auf Uniniveau und damit über der Schülerrealität gewesen sei. (Meine Devise war, die SuS ordentlich zu fordern und wenn es dann mal Kommentare bezüglich Überforderung gab, einfach auf das gesunkene Niveau des SuS verweisen oder den Anspruch, dass das Gymnasium die allgemeine Hochschulreife vermitteln soll und man dieses Niveau erreichen möchte. Allein der Satz:"Zu ihrer Zeit, Herr "Prüfer XY", war so ein hohes Niveau ja noch Gang und Gäbe, stimmts?" hat in der Nachbesprechung schon einmal Erinnerungen an gute alte Zeiten mobilisiert.
Schritt 1+2 mache ich auch im Alltag noch so bei der Planung einer jeden Stunde.
Wenn man dann also inhaltlich die ambitionierten Stundenziele festgezurrt hat (z.B. Die SuS sollen einen Reaktionsmechanismus in der Chemie auf Beispiele anwenden können), dann kommt der "UB Schritt", für den man im Alltag meist zu wenig Zeit bleibt:
"UB Schritt": Stunde aufblasen. Man kloppt jetzt einen bunten Einstieg an den Anfang, verpackt in Naturwissenschaft das Ganze irgendwie problemorientiert, zeigt hier und da nen ganz kurzen Filmausschnitt zu dem Thema, bringt ein paar Alltagsprodukte mit, bei deren Produktion die Reaktion eine Rolle spielt, denkt sich ein lustiges Spiel zum Überprüfen des Lernziels aus, bastelt irgendwelche Modelle zur Visualisierung der Vorgänge etc.
Gerade wenn man nen Knallerniveau fährt macht es immer was her, wenn man eine abgespeckte Version für schwache SuS anbietet. Dann kann man auch immer sagen "Uniniveau hin oder her, ich habe ja auch die Version für Dummies angeboten...". Binnendifferenzierung macht man (ich zumindest nicht) natürlich nicht, wenn kein Prüfer dabei ist und man ein volles Deputat hat in den ersten Jahren, aber allein das Wort im Entwurf lässt jeden Didaktikfetischisten aufhorchen.
Ich hab das so gemacht, dass die SuS den Reaktionsmechanismus an zwei Beispielen üben konnten, an einem simpel gebauten Molekül und für die Cracks an einem cyclischen Molekül, was einfach räumlich komplizierter gebaut war, und was eben so nicht jeder x-beliebige Lehrer macht.
Beim Ausschmücken der Stunde kann man dann auch die ganzen modernen Dödeleien unterbringen, vom Einsatz des Smartboards über Gruppenarbeit bis hin zum, Gott bewahre, Gallery walk.
Achtung: Ich empfehle aber dringlichst zu allererst das fachliche fest zu machen und danach zu entscheiden, was an Methodenkrams man da irgendwie reinbomben kann so, dass das irgendwie zum Stundenziel passt. Keinesfalls andersherum planen, dieser Methodenzirkus versperrt einem dann nur die Sicht auf das wichtigste, die zu erlernende Kompetenz.