Ich habe neben den beiden Sprachen auch ein naturwissenschaftliches Fach studiert und kann deine Annahme nur bestätigen. Es IST definitiv weniger Arbeit. Weswegen ich mich auch Jahr um Jahr ärgere, dass ich so wenig Bio-Kurse habe und für die Sprachen verheizt werde. Man kann also mit Voraussicht studiert haben und dann kommt es trotzdem anders.Naja, ich versuche nun nächstes Jahr wieder mein Glück und hoffe, dass die Stunden und Kurse gerechter verteilt werden.
Dann unterrichtest Du Biologie mit wenig praktischen Anteilen, oder? Die Bio-Kollegen bei uns, die eine Sprache haben (Englisch z.B.), sagen, dass der Korrekturaufwand in der Sprache etwas höher ist, aber die Stundenvorbereitung deutlich weniger aufwändig. Der Einsatz von Workbook und so weiter ermöglicht vorgefertigte Übungsstunden, die man (im Notfall, wenn mal Zeitnot ist) nicht groß vorbereiten braucht.
Ich selbst könnte spontan ein bessere (obwohl nicht studiert) unvorbereitete (Unterstufen) Englischstunde halten, als ich es bei meinem eigenen studierten Fach (Biologie) könnte. Da würde mir spontan ohne Material, vorbereite Texte und Aufgaben nicht so eine sinnvolle Stunde einfallen.
Auch sagte eine Kollegin: Wenn ich mal absolut keine Zeit habe, dann kann ich mit den SuS einfach Sprechanlässe schaffen (Tell me about your weekend. Or Let's talk about terrorism. What do you know about the recent events?") oder die etwas Kreatives schreiben lassen. Dererlei Konzepte sind in Biologie, generell in Naturwissenschaften, nicht möglich. Ich weiß, dass man auch Englisch Stunden enorm aufwändig vorbereiten kann und gute Kollegen das tun. In Naturwissenschaft kann man nur meines erachtens viel schwerer improvisierte Stunden abhalten. Das macht es im stressigen Arbeitsalltag sehr schwer.
Und wenn man halbwegs oft praktisch arbeitet mit den SuS, dann artet das in enormer Vor- und Nachbereitung aus. So ein Praktikum will hingestellt und zurückgestellt werden, und ja, natürlich werden SuS einbezogen, aber es macht trotzdem total Arbeit. Immer wieder, auch wenn die Abläufe gut ausgearbeitet sind.
Auch ist die Vorbereitung als Berufsanfänger viel aufwändiger als in nicht experimentellen Fächern. Ein Chemiepraktikum, das vllt 30 Min dauert in der Stunde, braucht beim (aller)ersten Mal in der Vorbereiung locker 2 Zeitstunden fürs Ausprobieren (mit Suchen, Putzen, Messen ob Ergebnisse hinkommen etc.). Damit ist aber NUR das Experiment fertig, also die Durchführung. Es fehlt noch der Rest der Doppelstunde, und das Experiment will auch noch konkret didaktisch eingebaut werden. Sprich erwartete Beobachtungen müssen formuliert werden und ein Tafelaufschrieb zur Ergebnissicherung zur Deutung ausgearbeitet werden.
Klar, dafür ist Chemie ein Kurzfach und man hat nicht so viele Klassenstufen vorzubereiten.
Korrekturaufwand von Bio in der Mittelstufe, wirklich sehr gering, akzeptiert. Oberstufenklausuren? Stehen einer Deutschklausur in nichts nach. In Bio wird sich auch ein Wolf geschrieben und in Chemie muss man sich ständig überlegen, wie man jetzt Fehler bewertet. Denn auch dort kann in der Symbolik ein kleiner Unterschied (Zahl vor ein Symbol geschrieben anstatt als Index etc.) ganz andere Dinge bedeuten. Dies dann jeweils als Fehler zu gewichten ist eine Höllenarbeit. Gut, vllt sollte man es sich leicht machen und einfach nur falsch / richtig abhaken, so wie es an der Uni gemacht wird.