Mein Referendariat war für mich persönlich eigentlich ganz okay, ich habe mit Auszeichnung abgeschlossen (1,2) und immer sachliche Kritik und positive Bewertungen bekommen. Den ganzen Pädagogikseminarkram fand ich natürlich total ätzend und großteils puren Blödsinn, das nervt dann natürlich schon.
Ich habe aber links und rechts bei Referendaren gesehen, wie die enorm malträtiert wurden. Und ganz ehrlich, wäre ich eines der Opfer (und ja, Seminarleitungen suchen sich Opfer bzw. machen gezielt Leute zu Opfern), hätte ich das Ganze nicht durchgezogen. Ich
Was mich, trotz guter Noten, enorm angekotzt hat war, dass man zu einem Hungerlohn knechten musste, während andere Diplom-Absolventen schon mit ordentlichen Gehältern einstiegen. Mich stört wie schlecht die Arbeitsbedingungen an den Schulen sind, wie Lehrer unbezahlt Überstunden machen müssen und gezwungen wären krank zu feiern um auf einen angemessenenen Stundenlohn zu kommen. Mich stört, wie ein 1,0 Diplom und ein 1,2 zweites Staatsexamen nicht dazu führt, dass man ein gutes Gehalt oder gute Arbeitsbedingungen bekommt, während man mit solchen Abschlüssen in der Wirtschaft (es sei denn man war so dumm Lehramt zu studieren, weil man vorher nicht geahnt hat, wie sehr man ausgebeutet wird) Karriere machen könnte. Der Lehrerberuf ist ein Job für durchschnittliche Schüler, aber jeder, der ein 1er Abitur und Studium hinlegt ist besser beraten etwas anderes zu machen. Elite ist an der Schule einfach falsch.
Mich stört einfach, dass der Dienstherr hervorragende Arbeitsleistung (und Qualifikation) verlangt und so oft auch bekommt, aber dafür nicht den Geldbeutel aufmachen möchte oder die Arbeitsbelastung (26 Schulstundenstunden pro Woche, ernsthaft?!) senkt. Ich habe eigentlich den Anspruch guten Unterricht zu machen und hänge mich da auch rein, aber immer mit dem Zähneknirschen, dass das in dem Beruf gute Arbeit nicht belohnt wird.
Die Arbeit mit den Schülern an sich ist vollkommen in Ordnung, wäre das nicht so, würde ich tatsächlich hinschmeißen.
Ich arbeite momentan daran von meinem eigenen Perfektionismus abzukommen, mehr Dödelunterricht einzubauen, weniger gut konzipierte Klausuren zu erstellen um der allseits vorhandenen Durschnittlichkeit entgegen zu kommen. Das nagt zwar an mir, weil ich eigentlich immer denke "Man könnte das aber besser so und so machen, eigentlich müsste man noch dies machen, damit das eine logischen Gang geht und den Tafelaufschrieb könnte ich auch optimieren etc.)", aber ich merke, dass man deutlich weniger Arbeitszeit aufbringen muss, wenn man eben nicht so viel Genauigkeit an den Tag legt und immer versucht eine Unterrichtseinheit perfekt auf die Beine zu stellen.
Es ist ein Kampf zwischen eigenem Anspruch an eine logische, saubere Unterrichtsheit und dem Frust zu viel zu arbeiten auf der anderen Seite.
Ich bin jemand, der gerne (deshalb auch im Studium die hervorragenden Noten) sehr genau und perfektionistisch ist, auf der anderen Seite dafür auch Anerkennung und Entlohnung dafür bekommt, wenn das, was gemacht wird, hohe Qualität hat. Im Lehrerberuf ist das aber "Perlen vor die Säue", der Dienstherr und auch der Schulleiter hat da überhaupt kein Interesse dran. Und selbst wenn, dann bekommt man auf die Schulter geklopft und ein paar warme Worte des Dankes, dass man die Projektwoche so toll organisiert hat, dafür stundenlang ein Konzept ausgearbeitet hat, zig Versuche ausprobiert und vorbereitet hat, und die Schüler den Eltern berichtet haben, was sie alles für tolle Experimente gemacht haben. Und ich mir sogar noch einbilde, dass es so durchdacht war, dass sie sogar sehr viel gelernt haben dabei.
Bekomme ich deshalb A14? Nein. Dafür müsste ich Schulverwaltungsaufgaben übernehmen. Was bekommt eigentlich der Kollege vom Religionsprojekt? Die, die den 5. Klässlern als Arbeitsauftrag gegeben haben Szenen aus der Bibel nachzuspielen und die dann stundenlang nur beaufsichtigt haben, während die Schüler ihre Texte umgeschrieben und gelernt haben? (Und ja, das ist kein falscher Eindruck, Reli-Kollege X sagte selber, das sei die entspannteste Woche des Jahres für ihn). Ach, die bekommen das gleiche Gehalt. Aber naja, beim mündlichen Abi muss der besagte Kollege dann auch nicht 20 Prüfungen vorbereiten und abnehmen, fair oder?
Was kann man als Konsequenz ziehen? Ich könnte auch nen Dödelprojekt machen: "Geht mal in den Computerraum, sucht Euch ein Thema aus der Chemie das Euch interessiert und erstellt dazu Plakate. Am Ende der Woche stellt ihr die dann vor in einem gallery walk". Zack, bin ich fertig mit der Vorbereitung und lauf die Woche bisschen durch den Computerraum. Könnte ich sicherlich machen.
Aber da spricht irgdendwie mein eigener Perfektionismus dagegen. Noch. Aber je mehr ich mich ärger, desto eher bin ich glaube ich bereit den über Bord zu werden.
Ihr, die ihr so glücklich seid an der Schule habt, so meine Hypothese, kein 1er Abitur und 1,0 Diplom gemacht. Ihr könnt gar nicht nachvollziehen wie es ist dann in so einem System wie der Schule gefangen zu sein, wo Leistung nach ganz anderen Maßstäben ("Möglichst auf jedem Schulfest rumlaufen, sich überall blicken lassen") gemessen wird. Wo man das Gefühl hat, dass man sein Potential nicht ausschöpfen kann und, wenn man es dann doch könnte, sprich sich auf fachlich guten Unterricht zu konzentrieren, Schüler bei Jugend forscht zu unterstützen etc., Leistungskurse zu führen, dann wird einem eine dödelige Klassenfahrt mit einer 6. Klasse aufgedrückt, dann wird man schief angesehen, wenn man die ARbeitszeit nicht dazu verwenden will um auf dem Schulkonzert rumzuhocken etc.
Das System könnte gut sein, wenn man es denn richtig machen würde. Ich kann nur regelmässig Empfehlungen an meine sehr guten Schüler geben einen Bogen ums Lehramt zu machen. Den fachlich Schwachen hingegen lege ich es nahe, weil ich glaube, dass solche Schüler später in ihrer Durchschnittlichkeit auch als Lehrer an ihrer Arbeitsstelle glücklich würden.