Natürlich ist es ein Samstag, an dem ich zusätzlich da bin, aber ich habe es in positiver Erinnerung, weil es schön ist, zukünftige Schüler mal jenseits von "typischen" Unterrichtsstunden zu erleben und mit Eltern und Schüern ins Gespräch zu kommen. Ich sehe das als Teil meiner Aufgabe.
Im schulischen - egal welche Altersstufe - geht es zuallererst um Menschen. Die Beziehungsebene ist für mich persönlich neben der fachlichen und methodischen Kompetenz eine der wichtigsten Voraussetzungen für gelingenden Unterricht. Darum gehören für mich Termine außerhalb des Stundenplans selbstverständlich dazu, insofern sie genau diesem schulischen Zusammenleben dienen. Eine Einschulungsfeier für Grundschüler und deren Eltern ist meiner Wahrnehmung nach eine ganz wichtige Veranstaltung.
Warum werde ich nie einen Arzt hören der sagt: "Ich operiere gerne auch zusätzlich am Samstag. Immerhin ist die Appendektomie, die ich durchführe enorm wichtig, ich rette Menschen damit das Leben. Ausserdem ist es wichtig für die Beziehung zu den Patienten und für die Außendarstellung unserer Klinik, es erhält unseren Arbeitsplatz, wenn wir das so machen. Da ist es doch selbstverständlich, dass ich am Samstag noch einmal zusätzlich komme, wenn die Klinikleitung das möchte. Mehrarbeit ist das nicht, das gehört doch einfach als Arzt dazu, dass man auch Samstag Leben rettet."
Komischerweise lassen sich Ärzte das bezahlen, wenn die Klinikleitung sie
Die Frage die man als Arbeitnehmer stellt darf also niemals sein "Ist es wichtig für die Beziehung mit den Schülern?" oder "Ist dieser Samstagstermin für die Außendarstellung unserer Schule wichtig?" oder gar "Mag ich es die Schüler mal ausserhalb von Unterrichtsstunden zu erleben?", sondern muss sein "Ist diese Veranstaltung mit der von mir gesetzlich zu leistenden Arbeitszeit gedeckt oder handelt es sich um Mehrarbeit". Alles andere ist total unerheblich.
In diesem Fall fürchte ich übrigens leider auch, dass man das wieder so geschickt formuliert hat, dass man da keine Handhabe gegen hat. Aber den Beitrag von Refi27 finde ich so grauenvoll schlimm
Liebe Schwalbe,
Ich kann nur erahnen, weshalb dieser Einschulungstag am Samstag stattfindet: man möchte ihn in Ruhe durchführen, die Fortführungsklassen sollen keinen Unterrichtsausfall dafür in Kauf nehmen müssen, der Rahmen eines Extra-Tages außerhalb des Schulrhythmus ermöglicht mehr Flexibilität, möglichst viele Eltern /Verwandte, die das möchten, sollen daran teilnehmen können... etc. Und wenn die Kinder morgen in die Schule gehen, dann wissen sie schon, in welche Klasse sie kommen, kennen ihre Lehrer schon, freuen sich aufs Lernen..
Joa ist eine feine Sache, kein Unterrichtsausfall für die armen Kleinen. Und so süß, die wissen dann ja schon in welche Klassen sie kommen und freuen sich aufs Lernen.
Man könnte annehmen, dass andere Berufsstände auch so denken, oder? Ich sag Dir mal, wie das läuft: Der Patient ist Kassenpatient? Okay, dann nehmt ihm mal die Morphium-Pumpe raus und schmeißt ihn nach 2 Tagen mit Schmerzen aus dem Krankenhaus. Wir brauchen das Bett für einen Privatpatienten.
Ich kann nicht nachvollziehen, wie man sein eigenes Geld (denn nichts anderes ist diese Einstellung Unterrichtsausfall durch Opferung des eigenen Wochenendes etc., auch in tausend anderen Beispielen aus dem Schulalltag) zur Verbesserung der Bedingungen ausgibt. Ich möchte den Bäcker sehen, der aus eigener Tasche noch ein paar schöne Gewürze kauft um seinen Kunden noch mehr Geschmack zu bieten. Ich möchte auch den Anwalt sehen, der am Wochenende noch einmal einen Extraberatungstermin anbietet für Menschen, die sich das Beratungshonorar nicht leisten können.
Naja das alles wäre ja noch gar nicht so schlimm, wenn eben jeder Anwalt, jeder Arzt usw. das selber entscheiden könnte. Als Lehrer kann man das aber zum Teil gar nicht selber entscheiden, da wird so etwas angeordnet oder zumindest durch impliziten Druck durch Schulleitung oder eifrige Kollegen aufgedrückt.
Ich unterrichte wirklich gerne, aber ich hasse die ständige Verfügbarkeit, die einfach nach oben hin nicht gedeckelt ist. Die Formulierung der "Dienstpflichten eines Lehrers" ist so offen und eine bodenlose Frechheit. Damit kann man eigentlich jegliche Zusatzarbeit rechtfertigen. Da wünscht man sich wirklich eine stundengenaue Abrechnung. Dann mache ich auch die Stechuhr an, wenn ich bei der Unterrichtsvorbereitung einen wiss. Artikel lese oder im Internet recherchiere. Und lasse mir jede verdammte einzelne Minute gut bezahlen. Und jede Minute, die ich als Teilzeit auf einem Elternsprechtag oder Elternabend sitze klingelt meine Kasse. Dann wäre die Pflichtstundenzahl aber mal ganz schnell unten.