Sind Klassenfahrten tatsächlich so wertvoll, dass die Dutzende und Aberdutzende wertvoller Lererarbeitsstunden, in Planung und Durchführung durch den Lehrerreiseleiter gerechtfertigt sind? Gibt es pädagogische Studien darüber, die über eine rein qualitative Aufzählung von Desideraten und Hoffnungen hinausgehen? Ich kenne keine.
Der Trick ist ja, dass es gar keine Lehrerarbeitsstunden sind. Die tauchen ja nirgendswo auf! Es heißt, es gehört zu den Dienstpflichten....
In diesen Sätzen mogeln sich so eine unsägliche Dinge mit durch.
Ich stimme Dir vollkommen überein, ich wäre durchaus bereit anstelle der Fahrt etwas zu machen, was ich für angemessen halte. Von mir aus auch mal ein Chemie-WE oder so. Aber ich kann mich Null mit den Inhalten der Fahrt identifizieren und hasse Jugendherbergen und zusammengpfercht sein auf so engen Raum. Ausserdem brauche ich auch mal Ruhe. Rückzugsmöglichkeiten? Nahezu Null!
Es ist auch ganz was anderes, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, wo man sozusagen gleichgestellt ist. Als Lehrer ist man aber ständig in einer Funktion da unterwegs, man macht eben nicht als Teil der Gruppe diese Reise sondern leitet sie. Das sind nochmal ganz anderen Anforderungen.
In diesem Zusammenhang ist die Bemerkung oben sehr richtig und wichtig, dass die Reiseleitertätigkeit nicht von wissenschaftlichem Personal, von studierten Lehrern geplant und durchgeführt werden braucht. Schulfahrten können an externe Anbieter outgesourct werden; die Durchführung von Unterricht und Prüfungen nicht. Wenn eine Klassenfahrt als so sinnvoll oder wünschenswert erachtet wird, dass man sie beibehalten will und das ganze finanziell gestaltet werden kann - was spräche dagegen?
Es ist wie überall, der Lehrer ist eine noch günstigere Arbeitskraft als unstudierte Menschen. Würde man die Stunden tatsächlich 1:1 abrechnen und sich nicht hinter irgendeiner "Der Dienstherr alimentiert den Beamten..... bla...." Formulierung verstecken, würde man mit Sicherheit sagen, dass die Lehrerstunden viel zu wertvoll sind. Aber Klassenfahrt schleust man einfach so mit durch, ich kann es nur wiederholen, Dienstpflicht....
In Unternehmen kann man es sich tatsächlich nicht leisten vergleichbare Tätigkeiten auf das hochqualifizierte Personal abzuwälzen. Dort wird nämlich tatsächlich geschaut, dass man hochqualifizierte Leute vornehmlich dafür einsetzt, wo ihre Expertise gebraucht wird. Man kann dort nämlich nicht solche Tätigkeiten unter einer Dienstpflicht verstecken.