Der Fehler liegt nicht im System, sondern in deiner Behauptung, es handele sich hier um Mehrarbeit (oder gar "unbezahlte Mehrarbeit in gigantischen Umfang"). Zu den Aufgaben von Lehrkräften gehört - wie hinreichend bekannt sein dürfte - eben nicht nur der eigentliche Unterricht mit Vor- und Nachbereitung, sondern u.a. auch die Mitwirkung bei der Schulentwicklung. Die Heranziehung zu diesen Aufgaben hat auch nichts mit "Unrecht" oder ähnlichen starken Begriffen, wie von dir verwendet, zu tun.
Dass bei solchen Gelegenheiten einige Kolleginnen und Kollegen von anderen zeitgleichen Aufgaben entbunden werden ("Freisetzung"), steht nicht im Widerspruch dazu und ist immer mal wieder erforderlich. Über das Jahr gemittelt dürfte sich das tatsächlich die Waage halten. Und damit ist nicht gemeint, dass alle mal zu Mehrarbeit herangezogen werden (was wie gesagt sachlich falsch ist), sondern dass die Heranziehung zu weiteren Aufgaben über den Unterricht und dessen Vor- und Nachbereitung bei allen Lehrkräften entsprechend ihrer Teilzeitquote/Vollzeit vergleichbar ist und innerhalb der mittleren vorgegebenen Arbeitszeit zu bewältigen ist.
Andersherum schadet es überhaupt nicht, die eigene Arbeitszeit zu erfassen, um rechtzeitig Häufungen solcher Aufgaben auf unterrichtsfreien Zeiten anzeigen und ins Gespräch gehen zu können, an welcher Stelle dafür andere Arbeiten kürzer ausfallen sollen.
Der Fehler liegt sehr wohl im System!
Angenommen für die Hälfte des Kollegiums (vornehmlich die Vollzeitler) macht man es folgendermaßen:
4 Wochen vor den Sommerferien fällt bei diesen der Unterricht aus, stattdessen machen sie Schulentwicklung in derselben Zeit.
Bei der anderen Hälfte des Kollegiums (vornehmlich Teilzeitler) macht man es so:
4 Wochen der unterrichtsfreien Zeit (kein Urlaub!) in den Sommerferien machen sie Schulentwicklung, die 4 Wochen vor den Ferien unterichten sie stattdessen normal.
Dann würde es vermutlich mehr auffallen, dass da einige Leute gehörig über den Tisch gezogen werden. Dieses Beispiel ist extrem, aber im Kleinen ist es bei SE-Tagen usw. genau so!
Natürlich ist es ein Fehler im System, wenn ein Teil der Kollegen damit ruhig gestellt wird, dass "ja auch Unterricht ausfällt", de facto aber einige KuK unbezahlt mehr arbeiten müssen als andere KuK!
Warum macht man Schulentwicklungstage (Gott bewahre) nicht komplett nach dem Unterricht aller KuK oder in den Ferien?
Richtig, weil dann alle aufwachen würden und sagen würden, dass das zu viel Belastung ist.
Stattdessen macht man es ganz perfide: Man lässt dafür einen Tag Unterricht ausfallen, damit immer ein gewisser Teil des Kollegiums Stunden hat die entfallen. Dann schwingt man das Argument "trifft ja jeden einmal" und vor allem "es fällt ja Unterricht dafür weg" (was allein bei Teilzeitlern nicht der Fall ist, überproportionale Belastung) und schon sind alle Schäfchen beruhigt.
Dasselbe läuft bei uns mit Fachtagen, dafür wird eine Fachschaft am Nachmittag freigestellt vom Unterricht um den Nachmittag wichtige Dinge in der Fachschaft zu machen. Die Hälfte hat vormittags 6 Stunden und muss dann noch den ganzen Nachmittag arbeiten, die andere Hälfte hat morgens wenig und hauptsächlich Nachmittagsunterricht. Trifft jeden mal? Nein, aufgrund des 2. Faches haben manche Kollegen meist nachmittagsunterricht bei uns, die anderen vormittags. Auch hier sind teilzeitler wieder überproportional belastet.
Ich könnt tausend Beispiele nennen.
So und nun einmal zu dem von Schulleitungen (so klingst du auch total) oft genanntem Satz "Na, dann muss man seine frei einteilbare Arbeitszeit eben so enteilen, dass man das kompensiert".
Das Geschrei ist groß, wenn man dann nicht mit auf Klassenfahrt möchte (Dienstpflicht!!!!) oder sagt "Nein, auf den Elternabend gehe ich nicht". Da bleibt doch nur schluderig korrigieren oder nur Filme reinschieben statt "guten Unterricht" vorzubereiten. Und dann streikt die Technik...
Schludering korrigieren und Unterrichten ist das, was wohl noch am ehesten durchgeht (bei der Schulleitung, alles andere ist ja DIENSTPFLICHT!) um Zeit zu sparen.
Darf man da vielleicht aber mal darüber nachdenken, in welche Situation man die KuK dadurch bringt? Um die Arbeitszeit wieder reinzuholen muss also schlampig korrigiert werden, der Unterricht dödelig vorbereitet werden. Wem fällt das denn auf die Füße? Der Lehrkraft selber! Wir alle haben auch ein Gesicht zu wahren vor Schülern, Eltern, uns selbst usw. und es macht unglaublich unangenehmes Gefühl, wenn man in diesen Kernbereichen Zeit sparen muss. Die Schüler halten einen für weniger kompetent ("Die zeigt ja nur Dokus") oder ("Die
macht dauernd Fehler bein Korrigieren") und es kollidiert mit dem eigenen Grundsatz im Lehrerberuf "Ich möchte etwas beibringen", warum viele Lehrer geworden sind.
Ich finde es pervers, dass man als Schulleitung wie Du, Seph, möchte, dass KuK das erleben müssen! Das möchte niemand erleben und ich finde es ein perfides System, das so darauf ausgelegt ist.
Was ist das Resultat? Anstatt dort Zeit zu sparen, wird die eigene Freizeit beschnitten und der Dienstherr und Schulleitung Seph freut sich!
Und dann kommt so jemand wie Du daher, Seph, und tönt da rum und brüstet sich mit "Dann muss man sich die Zeit eben selber einteilen, der Termin ist lange bekannt". Nenn mir mal etwas, wo ich locker die 8 Zeitstunden,
die ich als Teilzeitlerin (die ich zum Glück nicht bin, aber es gibt ja KuK in Teilzeit) zusätzlich habe, wenn der SE-Tag auf meinem unterrichtsfreien Tag liegt, bei der Vollzeit-Kollegin aber 7 Stunden Unterricht + Vorbereitung ausfallen,
wieder reinholen kann, ohne, dass ich mein Gesicht verlieren muss? Gleiches gilt aber für Vollzeit-KuK die an dem Tag ausgerechnet mal wenig Stunden hätten.
Und jetzt auch mal ganz ehrlich: Mit wieviel KuK führst Du nach einem SE-Tag ein Gespräch darüber, wie die einen Ausgleich schaffen könnten?
Darüber darf man einfach mal nachdenken. Das funktioniert nur, weil
1) Im Lehrerberuf seit jeher üblich
2) Keiner richtig darüber nachdenkt und sich das bewusst macht
3) Es mit Veschleierung und (Psycho-)tricks gearbeitet wird ("trifft jeden Mal", "fällt doch auch Unterricht für aus")
4) Man ekelhafterweise darauf baut, dass Lehrer/innen so ein großes Schamgefühl haben schlechten Unterricht / Korrekturen zu machen, dass sie lieber doch ihre Freizeit beschneiden als "Ausgleich" für die Stunden.