Wir haben tatsächlich zweigleisige Konferenzen getestet, also Präsenzkonferenzen und digital zugeschaltete KuK. Das hat erstaunlich gut funktioniert!
Und die paar technischen Probleme (Lautstärke von Personen hinten im Raum, entfernt vom Mikro) ließen sich sicher gut technisch beheben. Das ist modern, das ist digital. Arbeiten von unterwegs, von zuhause....
Bin da völlig bei dir, es gibt auch KuK die zuhause nicht gut arbeiten können. Deshalb ist ja mein Reden, dass man beides ermöglichen muss.
Um aus seiner Belegschaft optimale Leistung herauszukitzeln sollte es so eingerichtet sein, dass jeder nach seinen Stärken und Vorlieben arbeiten kann.
Diese Individualisierung und Flexibilisierung wird im Lehrerberuf sträflich missachtet.
Was spricht gegen Hybridkonferenzen, wenn das technisch gut und modern gelöst ist? (Und es ging bereits jetzt improvisiert bei uns hervorragend)
Ein Teil ist vor Ort, weil sie eh noch in der Schule arbeiten wollten, weil die eigene Frau zuhause zu anstrengend ist, der Mann sein Aggrophase hat, oder das Kind nur jammert, der andere Teil ist zuhause und digital, weil sie von den Schulstühlen Rückenschäden bekommen, weil das Geschnatter und der allgemeine Lärmpegel ihnen das Arbeiten verleidet, oder, weil sie eben nebenher zuhause viel besser einen guten Unterricht vorbereiten können, der wieder den Schülern zugute kommt.
Ich glaube man müsste da viel flexibler werden. Wir sind alles Akademiker und wir werden gegängelt wo es nur geht. Ich würde gerne selber darüber entscheiden, ob ich jedem einzelnen Wort in einer Konferenz lauschen muss, oder, ob es reicht, wenn ich nebenher meinen Test korrigiere und bei den wichtigen Punkte aufhorche oder mich einbringe. Dann mache ich die Kamera an und sag etwas, ansonsten mache ich nebenher was anderes.
Ihr glaubt gar nicht, wieviel Arbeitsmaterial und guten Unterricht ich in dieser Corona-Zeit erstellt habe. Wieviel unproduktive Zeit auf einmal weggefallen ist!
Es gibt nicht nur vereinzelte Schüler, die sich durch den Lockdown auf einmal verbessern, weil ihnen das Arbeiten zuhause liegt, sondern auch Lehrer! Ich bin so eine davon.
Und das ist für mich Individualisierung, das auch in Zukunft so beizubehalten. Wir reden immer von Binnendifferenzierung, warum ermöglichen wir Schülern nicht in Zukunft auch zu wählen, auf welche Weise sie arbeiten wollen? Hybridunterricht, das ist für mich die Zukunft! Und es ist die Arbeitsweise für mich als Lehrkraft. Nicht nur digital und von zuhause aus, es muss auch vor Ort experimentiert werden, manche Dinge müssen auch direkt besprochen werden, ist klar.
Aber dieses gleichgeschaltete Unterrichten von 30 Leuten in einem Raum.... zu ganz knallhart festgelegten Unterrichtszeiten....
Wenn ich mir vorstelle, die SuS könnten flexibler zuhause arbeiten, man könnte dann mal in Kleingruppen experimentieren, weil die anderen SuS zuhause arbeiten...
Klar, es gibt SuS, die haben mit der freien Arbeitsweise Probleme und man müsste auch da Lösungen finden.
Aber machen wir uns doch nichts vor, dieses starre Schulsystem mit den festen Abfolgen von Stunden hintereinander weg, ist doch nicht ideal.
Mir haben so viele SuS auch zurückgemeldet (vor allem die starken, die wirklich gymnasialen), dass sie die freie Zeiteinteilung so sehr schätzen im Lockdown. Die machen dann Pause, wenn sie eine brauchen. Die bearbeiten zum Teil die Fächer in der Reihenfolge, wie es ihnen am sinnvollsten erscheint.
Es wird natürlich deutlich, dass so ein freieres System vor allem für SuS (und KuK) gut ist, die sich sehr gut ohne äußere Zwänge selber struktieren können, die selber abwägen können, was wichtig ist und was nicht.
Ich denke, dass man durch den Lockdown so viel wichtige Erkenntnisse gewinnen kann.
Es zeigt sich finde ich z.B. sowas von deutlich, dass es SuS gibt, die absolut studierfähig sind und welche, die immer nur mitgeschwommen sind und vermutlich auch einfach falsch an der Schulform sind.
Ich glaube aber auch, dass man dadurch so wichtige Kompetenzen schult. Eben gerade diese Selbstständigkeit. Das müsste man viel früher schon machen, SuS dazu anleiten selbstständiger zu sein!