Beiträge von Firelilly

    Ich arbeite an einer Grundschule und selbst da fällt mir das schon auf. Die Kinder erzählen von Sachen oder Gröhlen eher unerkenntliche Wortfetzen, die ich nicht verstehe. Ich muss meine Stunden auch anders strukturieren, es müssen mehr Medien verwendet werden und die reinen Konzentrationsphasen werden verkürzt oder verlagert. Das Arbeiten mit Anton zum Beispiel läuft aber gut, wobei die Kinder dabei auch neigen, wenn sie unbeaufsichtigt sind, eher die Spiele dort zu daddeln, anstatt gewissenhaft die eingestellteb Aufgaben zu bearbeiten.


    Man hat im Ref bei uns erzählt, dass es bei den Kleinen (5. Klasse) viele Methodenwechsel geben müsse, weil die heutzutage Abwechslung bräuchten und sich nicht so lange konzentrieren können. Man sieht das ja auch an Filmen heutzutage, alles hektische, schnelle Schnitte, angepasst an die Kinder (oder die Kinder haben sich an die Filme angepasst).

    Meine Ansicht ist, dass man es genau anders herum machen muss. Anstatt, dass man diese mangelnde Fähigkeit zur Konzentration auch noch fördert, indem man seinen Unterricht anpasst, viele Medien verwendet (am besten noch bunt, Explosion, Action) um die Schüler "zu interessieren" sollte man genau das Gegenteil machen. Entschleunigungsphasen einbauen. Von mir aus auch mit Übungen wie Meditieren, Stillsitzen etc.

    Wie sollen Kinder in dieser aktuellen Medienwelt, die nur schnell, oberflächlich und reizüberflutend ist, lernen sich auf eine Sache einzulassen, bei der Stange zu bleiben, Frustrationstoleranz zu entwickeln, wenn man sich mit dem Unterricht genau daran anpasst?

    Wer solche Einstellung hat und den Unterricht so gestaltet, dass die ganzen mediengeschädigten Kinder das "cool" und "interessant" finden, der sorgt genau für das Problem.

    Kein Wunder, dass Schüler immer weniger leisten und können. Es verlangt ja niemand mehr Konzentration.
    Und nun eine für mich ganz zentrale Erkenntnis:


    Eine der wichtigsten Fähigkeiten im Leben ist es Dinge trotzdem zu machen, wenn sie langweilig, anstrengend, oder öde sind.

    Und genau diese Fähigkeit muss, wenn es die Eltern schon nicht mehr tun, in der Schule richtiggehend forciert werden.


    Das Arbeitsleben ist auch kein Spielplatz, der tägliche Job nicht spannend und so weiter. Wie sollen Kinder später mit all den Anforderungen der weiterführenden Schule, der Ausbildung oder Universität und später dem Arbeitsleben klarkommen, wenn man als Lehrkraft schon früh versucht mit den ganzen Computerspielen, TikTok Videos usw. an Spannung, Interessantheit und Attraktivität zu konkurrieren.

    Kinder müssen wieder lernen sich zu konzentrieren, durchzubeißen und verdammt nochmal Dinge zu tun, die ihnen auch mal keinen Spaß machen.

    Wie fängt das zuhause an? Indem der Junge ganz früh nen ordentlichen Batzen Pflichten bekommt. Darf er von mir aus am Handy Computerspiele daddeln, gehört ja auch zur Kindheit, aber erst, wenn verdammt noch mal der Geschirrspüler ausgeräumt ist, die Hausaufgabenpflichten erfüllt sind und so weiter. Ich kann mir auch tausend bessere Dinge vorstellen als mich täglich mit solchen Kindern abzumühen oder die achtundzwanzigste Profilkursklausur zu korrigieren. Ich mache das mit Sicherheit nicht, weil es interessant ist oder Spaß macht.

    Wenn man alte Beiträge ließt, stellt man fest, dass das Mädchen all dies hatte und dazu noch eine automatische Insulinpumpe. Sie hatte sich aber (wohl aus Frust?) alles rausgerissen.

    Okay, das ist natürlich nun schon schuld der Lehrkraft. Das gebe ich zu. Hätte die Lehrkraft während der Fahrt ein Gespräch geführt mit jedem Schüler und gefragt, wie sie sich fühlen, wäre der Frust aufgefallen und sie hätten das mitbekommen und verhindert.

    Mal wieder Polemik pur. Im Verfahren konnte nachgewiesen werden, dass eine schlichte vorherige Abfrage - noch einmal: absolutes 1x1 - den Tod von Emily mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verhindert hätte.

    Manchmal frage ich mich echt, warum manche so anders denken.


    - hätten die Ärzte dafür plädiert einen Blutzuckersensor am Arm zu implantieren, hätte das den Tod von Emily mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verhindert

    - hätten die Eltern die Lehrer darüber informiert, dass ihre Tochter Typ 1 Diabetes hat, hätte das den Tod von Emily mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verhindert


    Man könnte die Liste sicher noch weiter ausführen. Aber wer wird hier verklagt? Der Lehrer :pfeifen:

    Wenn das Gericht bzw. angesichts der Revision die Gerichte allerdings der Ansicht sind, dass hier schuldhaftes Verhalten vorliegt, dann kann man darauf nicht trotzig reagieren und skandieren, dass man dann eben keine Fahrt mehr macht. Neben diesem Fehler gab es auf der Fahrt ja auch noch weitere Versäumnisse, die ich mir nicht erklären kann, wenn es doch so hochverantwortungsvolle Lehrkräfte gewesen wären.

    Ich sehe das komplett anders. Man könnte auch den Dienstherren, also das Land, verklagen, dass es Lehrer/innen auf Fahrten schickt ohne, dass dort Pausenzeiten eingehalten werden können. Das verursacht dann auch Fehler.

    Es ist nur so typisch, dass der Fehler bei der Lehrkraft gesucht wird, obwohl man den Fehler genausogut bei den Eltern, dem Dienstherrn oder den Ärzten (die versäumt haben einen Sensor zu implantieren).

    Da wird man sagen: Naja, man muss keinen Sensor implantieren, das zu wollen ist Entscheidung der Eltern. Man kann auch ohne Sensor Diabetes bei Kindern behandeln, das Risiko ist dann eben größer. Und schon sind die Ärzte aus jeglicher Haftung raus.


    Bei Lehrern aber ist es anders. Die müssten Diabetes erriechen können, auch, wenn weder Eltern noch das Kind darüber auch nur ein Wort verliert. Da gibt es keinerlei Bringeschuld von Eltern mit schwer kranken Kindern. Nein, wenn das nicht vorher abgefragt wird, dann sind die Lehrer schuld.


    Wenn ich so ein Risiko trage auf einer Klassenfahrt, dann bin ich massiv unterbezahlt. Entweder ich bekomme eine satte Zulage, oder ich mache nichts, was derartig absurde finanzielle Risiken trägt.

    Opferrolle, die


    Klassenfahrten gehören in NRW zu den sonstigen Aufgaben der Lehrkräfte und können nicht strikt verweigert werden. (Und jetzt bitte keine Belehrung, dass dafür auch die Rahmenbedingungen stimmen müssen, Stichwort Reisekostenerstattung, das sollte selbstverständlich sein.)

    Können Lehrkräfte in SH auch nicht. :pfeifen:
    Gerichte haben festgestellt, dass es in Schleswig-Holstein unrechtmäßig war das Weihnachtsgeld der Beamten zu verwenden um den Haushalt zu sanieren. Tja, das Land zahlt es einfach nicht.

    Ich zitiere da gerne meine Oma ("Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es heraus").

    Im Beispiel mit Memets Kollegen S. hat der Rest der Klasse nichts gesagt, S. hat Blödsinn geredet. Wieso bekommt S. dann eine schlechte Chemienote und der Rest, der schweigend wohlwollend dreinblickte, eine gute Note im Fach?


    So ein Quatsch, warum sollten der Rest sich nicht melden und die Lösung sagen? Wenn ein SChüler "zweifach positiv" sagt nehme ich das wahr (sei es im Plenumsgespräch nach einer Meldung, oder in Partnerarbeit "Murmelphase etc.", wenn sie sich austauschen). Wenn da ein Schüler sagt "Hab deine Mudda bei Minecraft gebaut" dann ist es schlicht die falsche fachliche Antwort. Daneben sitzen zwei Leute, die diskutieren "hmm, lag das an den Außenelektronen?" "Ich glaube die haben 2 Minus als Ladung...." "nee, die Elektronen werden doch abgegeben, das muss zweifach positiv sein" dann bekomme ich das mit und bewerte deren Aussagen. Die Aussagen aller Personen sind unterschiedlich nah am Ergebnis, die Aussage mit Minecraft ist halt am Thema vorbei. Das würde ich immer mit ungenügend bewerten.

    Es gibt sooooo unzählige Situationen, wo Schüler Leistung zeigen oder eben nicht.

    WEnn der Auftrag heißt, schreibt die Reaktionsgleichung für die Verbrennung von Ethanol auf und ich gehe herum und ich sehe in den Heften gute Ansätze, richtige Lösungen, dann bewerte ich das. Komme ich bei "Deine Mudda bei Minecraft" vorbei und es steht da nichts Brauchbares (und wie gesagt, ich teile Antimons Ansicht, dass die meisten Störenfriede da nicht auf einmal eine super Lösung stehen haben), dann ist es mangelhaft oder ungenügend.


    Störenfriede leisten im Moment der Störung eine fachliche Fehlleistung!
    Nur ein Bruchteil der Störer kann das kompensieren, indem sie doch noch tolle Leistungen zeigen in anderen Phasen der Stunde.


    Und ja, anders zu sehen sind Genies. Aber die haben die Lösung dann schon richtig und fertig stehen und das kann ja bewertet werden. Die brauchen mehr Herausforderung, das ist aber nur bei 1% der Störer die Baustelle.

    Achso, und übrigens, wenn ein (mögliches) Genie nie seine Leistung zeigt, sondern nur stört. Dann bekommt der auch mangelhaft.

    Nochmal, man bewertet in der Schule keine vermeintlichen Potentiale. Sonst müssten man nur nen IQ Test vorlegen. "Mein Sohn könnte ja...."

    Bewertet wird, was Schüler zeigen. Zeigt ein Schüler Störverhalten (STATT Leistung), dann ist es mangelhaft. In jedem Moment der Unterrichtsphase in der gestört wird, wird keine Leistung gezeigt.

    "Die Lehrerinnen sollen sich vor der von ihnen betreuten mehrtägigen Fahrt nach London nicht schriftlich über die Vorerkrankungen der teilnehmenden 60 bis 70 Schüler erkundigt haben. Denn dann hätten sie gewusst, dass die 13-jährige Emily seit Jahren Diabetikerin war, die regelmäßig Insulin spritzen musste. Auch das Mädchen und ihre Eltern haben den Angaben zufolge nicht auf die Erkrankung hingewiesen."


    Bitte was? Als Eltern informiere ich die Klassenleitung nicht darüber, dass mein Kind Diabetes hat? Und dann auch noch die Lehrer verklagen?


    "Der Zustand des Kindes hatte sich auf der Fahrt stetig verschlechtert, worüber mitreisende Schüler die Lehrerinnen informiert hatten. Bei entsprechender Kenntnis hätten die Pädagoginnen anders auf die Beschwerden reagieren und eine frühzeitige Aufnahme in ein Krankenhaus veranlassen müssen, so die Anklage. Das hätte laut Gutachten den Tod der Schülerin wohl verhindert."


    Und da sagt das Mädchen oder eine Mitschülerin nicht zu den Lehrkräften, dass sie Diabetikerin ist? Ihr geht es schlecht und sie weiß mit 13 Jahren nicht, dass ihr Blutzuckerspiegel vielleicht nicht in Ordnung ist, wenn sie langjährige Diabetikerin ist?


    Wir hatten auch eine Diabetikerin in der 5. Klasse, die war es erst seit einem Jahr. Sofort haben die Eltern uns Klassenlehrkräfte gebriefed, dass sie Diabetes Typ I hat und, worauf wir achten sollen. Weiterhin hatte das Mädchen einen Sensor, der automatisch anschlägt, wenn der Blutzuckerspiegel sinkt und dann bekommen die Eltern sogar zuhause über App die Info.

    Achhhh warum verklagt man die Lehrkräfte in diesem Fall und nicht die Ärzte, die hätten wissen müssen, dass es solche Apps und Sensoren gibt? Hätten sie so etwas eingebaut, wäre das Kind nicht verstorben! Verklagen!

    Eltern, die es nicht mal für nötig halten die Lehrkräfte (und dann noch vor einer Klassenfahrt!!!) zu informieren, was die gesundheitliche Situation der Tochter ist.... nee ganz ehrlich, habe Null Verständnis für irgendein Urteil, das den Lehrkräften den schwarzen Peter (darf man das politsch noch sagen? Ist ja immer ein Minenfeld hier im Forum) zuschiebt.


    Naja mal wieder ein Grund, warum man Klassenfahrten strikt verweigern sollte.

    Ich bin kein Unternehmen, wenn ich eins wäre, würde ich störende Angestellte rauswerfen.

    Unter anderem deshalb funktionieren sehr viele Schüler im Arbeitsalltag später schon, während sie in der Schule (bei manchen KuK) frei drehen. Ich lese zwischen den Zeilen viel zu viel Nachsicht heraus bei respektlosem Verhalten.


    Und wenn einer das Lernziel in 5 min erreicht hat, dann ist das halt sehr gut, auch wenn die Stunde 45 min dauert.

    Wenn man das Lernziel in 5 Minuten erreichen kann, dann fragt mich, was in den anderen 40 Minuten läuft. Das Lernziel steht doch nicht als singuläre Kompetenz in einer Abschlussfrage am Ende der Stunde. Zu den zu erwerbenden Kompetenzen gehört doch eigentlich fast jede Minute etwas.

    Du sprichst es selber an:

    Es sei denn, wie irgendwo weiter oben angesprochen, es geht um Arbeit im Labor oder sowas, da ist das fachliche Lernziel vielleicht genaues Arbeiten während der ganzen Phase.

    Und das gilt doch für jeden Unterricht in jedem Fach? Ich meine ich bin keine Englischlehrerin, aber wenn ich z.B. if-clauses einführen würde als Grammatik und ein Schüler die grammatikalische Struktur sofort versteht, dann ist der Kompetenzerwerb doch noch nicht abgeschlossen. Klar hat er, wenn er es denn zeigt, da für diesen Teil (der Stunde) eine gute Fachnote verdient. Ich nehme an, an so eine Grammatikvermittlungsphase würden auch Partnerarbeiten anschließen, wo die sich gegenseitig so Sätze sagen sollen, um die Kommunikationskompetenz (mit der Grammatik mit anderen Menschen interagieren?) zu schulen. Besagter Schüler hat das Thema von mir aus verstanden, dödelt jetzt aber die ganze Stunde herum und brüllt auf Deutsch irgendwelche Dinge, die überhaupt nichts mit if-clauses zutun haben in der Phase, in der die SuS nun mit der Grammatik kommunizieren sollen. Dann hat der doch in der Phase das Lernziel eben absolut nicht (!) erreicht, völlig unabhängig davon, ob er sachlich die Grammatik verstanden hat. Man kann doch hier nicht argumentieren, der hat es verstanden, der könnte (!) es bestimmt anwenden und ihm deshalb auch in dieser Phase ei ne gute Note geben?

    Es gibt doch in jeder Unterrichtsphase in jedem Fach immer Kompetenzen zu erwerben und anzuwenden. Nur, weil ein Schüler manche Sachverhalte vielleicht schnell begreift, heißt das doch noch längst nicht, dass er alle Anforderungen in den Unterrichtsphasen erfüllt.
    Ich finde die Reduzierung der Mitarbeitsnote auf "hat das Thema sachlich verstanden" oder "hat das Thema sachlich nicht verstanden" extrem gefährlich.

    Und selbst dabei, es geht ja nicht nur ums Verstehen des Inhalts oder das punktuelle Liefern eines richtigen Ergebnisses, sondern auch ums richtige Ausführen. In Mathe bewertet man auch nicht nur ein richtiges Ergebnis was irgendwo kommentarlos hingeschmiert wurde, sondern auch den Rechenweg. Wenn es darum geht, dass der Arbeitsauftrag in Geo lautet, sie sollen ein Wirkungsgefüge gemeinsam aufstellen und auf einem Plakat visualisieren und der Schüler checkt es, aber anstatt es aufzuschreiben und am Plakat zu arbeiten rennt er durch die Klasse, dann ist das eben ein Zurschaustellen fehlender Kompetenz.

    Also ganz ehrlich, wenn in einem Unterricht ein Schüler nur 5 Minuten (!) braucht um all die geforderten Leistungsnachweise die verteilt sind auf alle die unterschiedlichen Unterrichtsphasen (Lösen von Aufgaben, fachlicher Austausch mit den Mitschülern , Visualisieren der Gruppenarbeitsergebnisse, fachliches Diskutieren der Ergebnisse mit einer anderen Gru ppe usw.) zu zeigen, dann ist da irgendwie der Unterricht falsch gestrickt.

    Ich meine ohne Frage, ein Schüler der innerhalb von 5 Minuten zumindest zeigt, dass er grundlegend etwas verstanden hat, ja, der bekommt für die 5 Minuten anerkennend eine gute Note. Aber 5 Minuten im Unterricht zu zeigen, ich habe das Thema sachlich verstanden, macht die 40 Minuten, in denen er z.B. Kommunikationskompetenz usw. zeigen sollte, nicht wett.

    Nochmal, schau in die Fachanforderungen, es werden so viele Kompetenzen geschult und gefordert. Und jede (!) Arbeitsphase, Austauschphase usw. ist eine bewertbare Phase.

    Stille Schüler, die z.B. in der Stillarbeit was Richtiges Aufschreiben, sich aber in der Diskussion später nicht beteiligen, bekommen in ersterer Phase eine gute Note, in zweiter Phase eine schlechte.

    Eine Schülerin, bei der es anders herum ist, bekommt die Noten vielleicht anders herum.

    Ein Schüler, der in beiden Phasen glänzt, bekommt beidesmal eine gute Note.

    Und ja, ein Schüler, der zwar alles checkt und das am Ende der Stunde sagen kann, aber das Plakat verweigert, nicht mit seinem Mitschülern fachlich diskutiert usw. bekommt nunmal keine gute oder gar sehr gute Note, nur, weil er einen Teilbereich eben toll gemacht hat.

    Ich sage es echt gebetsmühlenartig, in jedem Moment, wo ein Schüler Störverhalten zeigt, arbeitet er gerade nicht fachlich. Man kann es als Arbeitsverweigerung sehen oder man kann es als Fehlleistung sehen

    (L: "Nennt bitte die Ionenladung von Erdalkalimetallen!" S:"Alter, Mehmet, bei Minecraft habe ich deine Mudda nachgebaut"

    -> falsche Antwort!).

    Kommt darauf an, was das Ziel ist, würde ich sagen. Rollt der Ball nicht ins eigene Tor und die Spielerin steht im richtigen Moment parat, hat sie alles richtig gemacht.

    Wie realistisch ist das denn? Das klappt einmal in hundert Spielen. Und im Vergleich ist das der Schüler, der hochbegabt ist und mega brillant etwas lösen kann. Ja, wenn das kontinuierlich bei der Spielerin so klappt und sie jedes Mal parat steht und genau dann etwas Hervorragendes macht, okay, mag dann vielleicht nicht mangelhaft sein.

    Das wird aber in 999 von 1000 Spielen nicht der Fall sein ,wenn jemand pöbelnd auf dem Platz steht, sich nicht dafür interessiert wo der Ball (ähh Unterrichtsstoff) gerade ist. In den allermeisten Fällen wird genau dieses Verhalten eine schlechte fachliche Leistung nach sich ziehen und in dem Beispiel dafür sorgen, dass die Spielerin eben keine guten Aktionen für die Mannschaft macht.

    Das schaut sich ein Trainer genau ein Spiel an und dann gibts Konsequenz.

    Es sei denn es ist ein Lehrertrainer, dann ist es natürlich nur ein Verhalten und kein Ding der Leistung.

    Kommt darauf an, was das Ziel ist, würde ich sagen. Rollt der Ball nicht ins eigene Tor und die Spielerin steht im richtigen Moment parat, hat sie alles richtig gemacht. Sie muss nicht aufgeregt hin- und herrennen, um als produktiv wahrgenommen zu werden. Steht sie jedoch nur rum und macht nichts, ist die Leistung ungenügend.


    Ich habe mal einem hochbegabten Jugendlichen zugesehen, der 40 min Blödsinn gemacht hat, um dann das Ergebnis in den letzten 5 Minuten hinzukritzeln. Der Jugendliche hatte allerlei Probleme, die Leistung auf die Aufgabe bezogen war aber nicht schlecht. Er liest halt schnell, erfasst das Problem sofort und hat schlicht und ergreifend Zeit, Blödsinn zu machen, so nervtötend das für die Lehrkräfte auch sein mag.


    Also vielleicht kannst du ja so genau beobachten, dass du weißt, was im Kopf eines Kindes vorgeht, das auf einen Text schaut. Ich muss versuchen den Unterschied zu ermitteln, ob jemand nur nervt, weil er reinblökt oder ob er tatsächlich nicht den Text gelesen hat, den zu lesen die Aufgabe war.

    Joa, solche Fälle gibt es durchaus. Die sind aber statistisch extrem selten. Ein Bruchteil der SuS ist hochbegabt. Ein Bruchteil der Hochbegabten ist Störenfried.

    Aber zu diesem seltenen Fall: Der bekommt halt für 40 Minuten eine schlechte Note, und für 5 Minuten die 1 mit Sternchen.

    Was da am Ende bei herauskommt für die Stunde ist dann eine pädagogische Entscheidung der Gewichtung.

    Ich sage dem klipp und klar, die 5 Minuten waren eine 1+, der Rest war Arbeitsverweigerung.

    Wenn ich das zusammenrechne bekommst Du ein Ausreichend. Viel zu schlecht für das, was Du eigentlich kannst. Ich sehe, dass Du locker eine 1 haben könntest, Du verstehst Chemie richtig gut! Wenn Dir zu langweilig ist, bekommst Du gerne schwierigere Aufgaben, nicht als Bestrafung, sondern, weil Du das alles super verstehst! Ich finde es ja toll, dass Du das so gut lösen kannst, aber 40 Minuten Blödsinn ist keine Option.


    Es ist außerdem nach diesem neuen Kompetenzgedöns (und da ist mal dieser neue Kram auf meiner Seite) völlig falsch nur zu bewerten, ob er das richtige Ergebis hat. Es werden so viele Kompetenzen mehr geschult als die Sachkompetenz und auch die ganzen anderen Kompetenzen zählen in die Mitarbeitsnote.


    Dieser Fall ist ein Fall von Unterforderung und daraus resultierendem Störverhalten. Meiner Meinung nach für unter 1% allen Störverhaltens verantwortlich. Über 99% der Störenfriede sind fachlich keine unterforderten Überflieger.

    Und wie gesagt, ja, wenn ein Schüler viel stört und trotzdem auch Leistung bringt, dann wird das ganze verrechnet. Ist doch völlig logisch?
    Erkläre mir den Unterschied dazwischen einem Schüler in einer Unterrichtsstunde, wo er sehr gut Mitarbeitet und Lösungen bringt, eine 1 zu geben und diesem in einer Unterrichtsstunde, in der er sich komplett verweigert und die Aufgaben nicht macht, nichts im Heft hat, eine 6 zu geben... im Vergleich zu einer Benotung innerhalb einer Unterrichtsstunde, in dem der Schüler in einem Teil der Stunde gar nichts macht, im andereren Teil aktiv arbeitet und sehr gut arbeitet? Das ist doch nur eine Frage des Zeitintervalls?

    Wenn ich meine Noten aus der Ferne, also nicht für jede Stunde, sondern mit Überblick mache, um, wie hier so manche sagen, einen Gesamteindruck zu bewerten, weil ich einen Schüler ja nicht ständig beobachte in jeder Situation, dann macht mein Hirn genau das! Das addiert sämtliche Leistungseindrücke aus dem teilweise unterbewussten Gedächtnisbereich (deshalb, Bauchgefühl bei der Bewertung, das wir alle haben) zusammen.

    Das ist nichts anderes.


    Und um es noch einmal ganz deutlich zu betonen: Der Fall, dass jemand 40 Minuten stört und Mist macht und in 5 Minuten ein mit Note 1 bewertbares Ergebnis vorzeigt ist der absolute Ausnahmefall. Und selbst den werte ich notentechnisch runter (und bespreche das mit ihm), aber natürlich nicht auf ein Mangelhaft.

    Aber all die ganzen Störenfriede, die fachlich nichts anzubieten haben und nur stören, die bekommen eine 5. Das sind pro Klasse meist nicht viele. Aber wenn alle KuK die paar wenigen Kandidaten, die es in den Klassen immer gibt, auch deutlich so benoten würden, dann wäre es nicht mehr so ein Durchgeschleife. Und dann würde auch das Verhalten komplett anders werden. Aber es droht ja für viele SuS keine Gefahr, weil KuK keine 5 geben, weil sie Angst vor den Eltern haben, Angst haben es würde auf ihren eigenen Unterricht zurückfallen, Angst haben ein schlechter Pädagoge zu sein, Angst haben von KuK (wie hier im Forum) angegangen zu werden, weil sie angeblich das Verhalten bewertet hättet anstatt die "fachliche Leistung".

    Zum Glück gibt es ja mittlerweile auch die anderen Kompetenzbereiche. Selbst wenn einer fachlich nicht komplett doof ist, so kann er durch sein Störverhalten in den anderen Kompetenzbereichen (und sei es Kommunikation, denn da geht es um den aktiven Austausch über fachliche Inhalte in Fachsprache) nicht über mangelhaft hinauskommen. Wer die ganze Stunde nicht über Chemie spricht, auch nicht in Partnerarbeitsphasen, wo sie sich über die Aufgabe austauschen sollen, sondern da nur stört und herumalbert, der hat auch diese Kompetenz in der Stunde nicht erreicht.

    Sowas von gut begründbar einem Störenfried eine schlechte Mitarbeitsnote zu geben.

    Hört ihr euch eigentlich selber? Der stört 40 Minuten und soll eine gute "Mitarbeitsnote" bekommen . Ja wo hat denn der Störenfried mitgearbeitet? Ich soll das Verhalten nicht bewerten. Aber die Mitarbeit? Welche Mitarbeit?
    Diese Ansicht man könne Störverhalten nicht als schlechte Mitarbeit bewerten.... ist einfach.. .verrückt. Das kann auch nur von Lehrern kommen.

    Jeder Chef, jeder Ausbilder usw. würde so jemandem ein fucking schlechtes Arbeitszeugnis austellen.

    (Und bevor du damit kommst, ja einer von tausend mag in der Arbeit nur rumdödeln und dann brillant in 5 Minuten was reißen, was das Unternehmen mehr voran bringt, als andere, die 8 Stunden konzentriert mitarbeiten. Aber das ist ein verdammter Ausnahmefall.

    Alle anderen "Störenfriede" br ingen dem Unternehmen nichts. So bringen auch fast alle Störenfriede in der Schule eine hundsmiserable Mitarbeit.
    Wenn sie sehr klug sind, dann verrechnet sich eine gute Klausurnote damit und sie bestehen trotzdem, ja. Aber wenn das eben nur mäßig ist... und tschüss!

    Firelilly hat recht, es ist vollkommen egal, ob man erst die Klassenarbeit erstellt und dann einen passenden Notenschlüssel festlegt, oder ob man einen vorgegebenen Notenschlüssel hat und passende Aufgaben wählt. Man kann in beiden Fällen jedes gewünschte Ergebnis bekommen, wenn man es darauf anlegt.


    Aber selbst, wenn die Parallelklassen die gleichen Arbeiten mit dem gleichen Notenschlüssel schreiben, kann das ungerecht sein, weil der Unterricht abhängig von Lehrer und Klasse sicherlich unterschiedlich abgelaufen ist.

    Das mit dem unterschiedlich abgelaufenen Unterricht ist selbst bei einem selber so.

    Ich kann einen Reaktionsmechanismus abfragen und vorher nur bekannt geben, dass alles zu dem Thema drankommt. Ich kann aber vorher sagen: Lernt auch diesen Reaktionsmechanismus.

    Und ich ich kann zusätzlich diesen auch in der Stunde davor nochmal an der Tafel durchsprechen.


    In der Klausur wird man unterschiedliche gute Schülerleistungen bekommen, je nachdem wie genau man bekannt gibt, dass der für die Klausur wichtig ist und, wie sehr man ihn vorher übt. Danach passe ich sogar meine Bepunktung an. Bei einem Mechanismus, den ich wenig geübt habe, bin ich großzügiger, wenn SuS den richtigen Ansatz haben, aber es im Detail nicht ganz hinbekommen. Habe ich den explizit eingetrichtert, dann wird auch sehr streng bewertet. Vor allem, wenn ich vorher gesagt habe "Achtet hier auf die Polarisierungen der Atome, die müssen unbedingt angegeben werden". Also man hat sogar über das "Wann gebe ich nur einen halben Fehler, wann einen Ganzen" auch noch Steuerungsmöglichkeiten.



    Übrigens gebe ich immer sehr genau bekannt, was dran kommt in der Klausur. Bin da ultra transparent, verlange dafür aber auch viel. Also im Sinne von, ich verlange komplizierte Mechanismen und Rechenwege, gebe aber recht genau an, dass diese drankommen.

    Ist einfach eine Typfrage, es gibt auch KuK die nicht so sehr in die Tiefe abfragen, aber die Angabe was dran kommt, eher vage halten.



    Achso, und natürlich hat man auch, wenn man einen Reaktionsmechanismus abfragt, die Möglichkeit die Anforderungsbereiche zu variieren. Kommt er mit genau dem Molekül von der Übung dran, ist selbst ein komplizierter Reaktionsmechanismus AFB I (reine Reproduktion, von dem, was ander Tafel stand), wenn auch vielleicht ein anspruchsvoller AFB I.

    Verändere ich das Molekül etwas unter Beibehaltung der funktionellen Gruppen wird es (für manche) SuS schwieriger und man könnte von AFB II (Transfer) sprechen, wenn auch, wie ich finde, recht einfachem Transfer. Kannste den Reaktionsmechanismus mit den funktionellen Gruppen, ist es ja fast egal, wie der Rest des Moleküls aussieht.

    Tja, und dann kann man noch AFB III daraus machen, wenn man einen ähnlichen Reaktionsmechanismus entwickeln lässt und sich die SuS anhand des gelernten Reaktionsmechanismus in Kombination mit anderen gelernten Gesetzmäßigkeiten den neuen Reaktionsmechanismus herleiten können.

    Beispielsweise bei einer auswendig gelernten Kondensationsreaktion mit Wasserabspaltung könnten die SuS in der Klausur auch auf die Chlorwasserstoffabspaltung kommen, wenn man Hinweise zu den Produkten gibt (z.B. Universalindikatorlösung färbt sich bei der Reaktion rot). Das wäre für mich AFB III.


    Man hat abseits der prozentualen Verteilung sooooo unendlich viele Möglichkeiten zu steuern und kein Test und keine Klausur wird je objektiv gleichwertig schwer sein. Es geht darum ein eigenes Gefühl zu entwickeln, was man verlangt, dass es für die SuS fair aber anspruchsvoll ist, dass es möglichst viele Kompetenzen abprüft und die Aufgaben so einen gestaffelten SChwierigkeitsgrad über die Anforderungsbereiche haben, dass man möglichst viele Aussagen über Leistungsfähigkeit der SuS bekommt. Das meint vor allem jetzt Klausuren, aber selbst bei einem Test kann man sich extremst viele Gedanken machen, was dieser genau abprüft und wie die Korrelation Vorbereitung im Unterricht / Aufgaben ist.
    Da interessieren irgendwelche Prozentpunktevorgaben wirklich an aller letzter Stelle.

    Bedeutet aber wiederum: Wenn der Schüler (m/w/d) nur für einen Bruchteil der Prüfung stört, kann ich ihm nicht für die gesamte Prüfung eine 6 geben. Analog: Bearbeitet er eine Aufgabe in einer Klausur falsch oder gar nicht, wird nicht direkt die ganze Klausur mit 0 Punkten bewertet.

    Habe ich doch auch nicht geschrieben.

    Natürlich ist eine Stillarbeit oder eine Gruppenarbeit auch eine Leistungserhebung in dem Moment, wo ich den Schüler dabei beobachte. Ich habe schon öfter bei stillen Schülern im Vorbeigehen gesehen, dass die gut arbeiten und sinnvolle Dinge schreiben. Das notiere ich mir (zumindest im Kopf) dann als gute (stille) Mitarbeit. Wenn ich dann an einer Gruppe vorbeigehe, wo XY herumdödelt dann ist das genauso als Leistunserhebung zu sehen.

    Selbstverständlich sind Unterrichtsstörungen in jeder Phase ein Indiz dafür, dass in diesem Moment gerade keine Leistung erbracht wird.

    Und ja, es gibt die SuS, die oft abgelenkt sind und trotzdem sinnvolle Dinge sagen.

    Da verrechnet man im Kopf eben viele gute und viele schlechte Leistungen und kommt dann zu einer passablen Note. Eine 1 ist es aber sich nicht, eine 5 oder 6 auch nicht. Irgendwo dazwischen.


    Es geht wie gesagt nicht darum, dass mal jemand stört oder mal abgelenkt ist. Wenn jemand immer brillante Beiträge bringt und auch öfter mal abgelenkt ist, dann kann der ja sogar eine 1 bekommen, vielleicht eine 1-.

    Es geht um die massiven Störer. Wenn ich bei jemandem mehr Beobachtungen vom Typus "ist abgelenkt" "macht die Aufgabe nicht" "ruft nicht zum Unterricht Passendes zu seinen Freunden" mache als Beobachtungen vom Typus "ist voll bei der Sache" "hat gerade eine gute Idee zum Mitschüler geäußert" "schreibt sinnvolle Dinge ins Heft" oder auch nur "liest das Arbeitsblatt aufmerksam", dann ist die Notenlage eben schlecht.

    Das ist natürlich eine Gratwanderung. Massive, dreiste, penetrante Störer landen da zu 98% bei mangelhaft in der Mitarbeit.

    Es gibt natürlich noch Klausuren (Oberstufe), aber da hat man das Problem meist nicht mehr.

    In der Mittelstufe zählen TEsts zur Mitarbeit und das reißt es dann meist nicht raus.

    Eine ungenügende Leistung muss auch als solche in einer Leistungssituation festgestellt werden. Aus dem einfachen Nutzen eines Handys während der Lernsituation kann nicht auf eine ungenügende Fachleistung rückgeschlossen werden.


    Wenn das Handy erlaubt ist zum Recherchieren und der Schüler recherchiert, dann ist es keine ungenügende Leistung.

    In dem Moment, wo er da Roblox spielt, ist es das. Also ein ungenügend für die paar Minuten, die er es macht. Wenn er danach bei der Aufgabenbesprechung doch noch etwas vorweisen kann, dann hat er anscheinend nicht die ganze Zeit Roblox gespielt. Dann kann man die Note ja noch anpassen.

    In dem Moment, wo er nicht die Aufgabenstellung bearbeitet ist es so wie in Deinem Beispiel, eine Arbeitsverweigerung (ungenügend).


    Ich kann sowas von überhaupt nicht nachvollziehen, wie man das auch noch verteidigen will, dass das keine schlechte Leistung ist.

    Stell mal eine Fußballspielerin aufs Spielfeld, die anstatt mitzuspielen an der Eckfahne herumsteht.

    Und ja, wenn diese dann ab und an zum Strafräum läuft, um mit zu Verteidigen, den Großteil aber an der Eckfahne herumdallert.... welche Leistung würden Trainer, Reporter und Mitspieler dieser Mitspielerin geben?


    Die Beispiele könnte man auch für jegliche Firma nehmen. Die Leistung des Mitarbeiters soll bewertet werden, einen Großteil der Zeit verbringt dieser am Handy. Was sagt der Chef da zur Arbeitsleistung?

    Und wie gesagt, es gibt geniale Leute, die auch ohne Aufpassen noch respektable Ergebnisse produzieren. Das verrechne ich wie gesagt mit den Minderleistungen.

    Ich denke, ein Problem in der Unterhaltung ist hier: Wann erfolgt konkret eine Leistungserhebung? In schriftlichen Prüfungen und Präsentationsprüfungen sind Anfang und Ende ziemlich eindeutig definiert, bei einer mündlichen Abfrage auch, aber wie verhält es sich mit Frontalunterricht, Stillarbeit oder Gruppenarbeit? Sind dies Sozialformen, in denen von der ersten Sekunde an Leistung erhoben wird? Gibt es zwischendurch Phasen, in denen keine Prüfungsbedingungen bestehen und die Schüler ohne Leistungsdruck "ausprobieren" dürfen? Werden die entsprechenden Anforderungen auch immer transparent kommuniziert?

    Wenn wirklich die gesamte Unterrichtsstunde eine durchgehende Prüfung darstellt, dann gilt dasselbe wie wenn in einer schriftlichen Klassenarbeit oder einer Präsentationsprüfung das Handy genutzt wird.

    Natürlich ist eine Stillarbeit oder eine Gruppenarbeit auch eine Leistungserhebung in dem Moment, wo ich den Schüler dabei beobachte. Ich habe schon öfter bei stillen Schülern im Vorbeigehen gesehen, dass die gut arbeiten und sinnvolle Dinge schreiben. Das notiere ich mir (zumindest im Kopf) dann als gute (stille) Mitarbeit. Wenn ich dann an einer Gruppe vorbeigehe, wo XY herumdödelt dann ist das genauso als Leistunserhebung zu sehen.

    Selbstverständlich sind Unterrichtsstörungen in jeder Phase ein Indiz dafür, dass in diesem Moment gerade keine Leistung erbracht wird.

    Und ja, es gibt die SuS, die oft abgelenkt sind und trotzdem sinnvolle Dinge sagen.

    Da verrechnet man im Kopf eben viele gute und viele schlechte Leistungen und kommt dann zu einer passablen Note. Eine 1 ist es aber sich nicht, eine 5 oder 6 auch nicht. Irgendwo dazwischen.


    Ich kann es nicht doll genug unterstreichen, die gesamte Unterrichsstunde ist eine durchgehende Prüfung und ja, es gibt unterschiedliche Sozialformen. Aber in jeder Sozialform kann man eine Leistungsbewertung durch Beobachtung erzielen. Das ist doch gerade ein Sinn dieser Sozialformen!? Dass SuS da in unterschiedlichen Sozialformen ihre Stärken auch einbringen können. Viele stille SuS profitieren sehr davon, dass ich eben auch Leistung bewerte ohne, dass ich sie zu einem mündlichen Beitrag auffordere, sondern sie nur beim Arbeiten (Experimentieren, Austausch mit ihrem Lernpartner, Stillarbeit) beobachte und auch danach bewerte.

    Störenfriede werden ganz genauso bewertet. Gute Beiträge oder wenn ich beobachte, dass sie aktiv am Thema arbeiten, gibt eine positive Bemerkung in meinem Kopf. Beobachte ich sie dabei, dass sie über Roblox reden anstatt den Text über das Teilchenmodell zu lesen, bekommen sie eine negative.

    Am Ende der Stunde hat mein Gehirn sehr viele Eindrücke zu sehr vielen SuS gesammelt. Daraufhin schreibe ich eine Note nieder.


    Fazit: Im Unterricht Stören ist als Leistung bewertbar.

    Wo ist denn da die Vergleichbarkeit gegeben? Das kann doch auch nicht sein...

    Gleiche prozentuale Verteilung von Notenbereichen sagt nichts, aber wirklich gar nichts über Vergleichbarkeit aus.

    Ich halte diese Ansicht für sehr gefährlich!

    Das sind dann auch die KuK die immer noch nicht verstanden haben, dass sie die Mitarbeitsnoten (etc.) nicht miteinander verrechnen dürfen, als wären diese gleichwertig.

    Warum vernünftig? Dann kann ja jede Mathelehrerin in der 3. Klasse andere Notenschlüssel anlegen bei dem selben "Lernstoff". Und bei Frau x bekommt die Clara dann mit der Punktzahl eine 2 und bei Frau y eine 3. Das ist doch schräg ...

    Und Frau x stellt im Test anspruchsvollere Aufgaben als Frau y.
    Bei Frau z mussten im Test 10 Aufgaben in 20 Minuten gerechnet werden, bei Frau p aber nur 6 Stück!

    Herrje, wer denkt, dass man Aufgaben in Anforderung vergleichen kann, der hat gar nichts verstanden.

    Selbst meine eigenen Klausuren schwanken logischerweise im Anspruch.

    Zu behaupten, dass ein einheitlicher Notenschlüssel auch nur das Geringste an Vergleichbarkeit oder Objektivität erzeugt unterliegt dem Dunning-Kruger Effekt.

    Finde es vollkommen egal wie KuK ihre Prozente verteilen. Im Gegenteil, der aktive Umgang damit zeugt eher davon, dass diese Leute ein bisschen mehr Ahnung haben.

    Wenn ich in der Mittelstufe einen Test schreibe, bei dem es rein um Wiederholung geht, dann verwende ich auch einen strengeren Schlüssel, als, wenn ich in den Test schon ein bisschen anderen Anforderungsbereiche einbaue.

    Bei einem anspruchsvolleren Test braucht man bei mir nicht so viele Punkte zu 1 oder 2, wie bei einem Abfragetest, in dem es nur darum geht das Gelernt wiederzugeben.

    Ich bin da inzw. ohne zu zucken bei der 6.

    Ich gebe frei zu, als ich anfing und man mir im Referendariat erzählt hat man würde Leistung unabhängig vom Verhalten bewerten (grauenvolles Pädagogik-Pflichtseminar), da hat das in mir Zweifel ausgelöst und ich habe dann oft bei solchen Kandidaten noch eine 4 gegeben.

    Allein schon aus der (total lächerlichen) Angst, ich würde sonst in die Falle des zu schlecht Bewertens aufgrund des Verhaltens fallen.

    Mittlerweile ist diese ganze Gehirnwäsche aus dem Ref ein bisschen ausgeschwitzt und ich kann wieder klarer denken.

    Natürlich ist die Leistung maximal mangelhaft und in jedem Moment des Störens ist die aktuelle Leistung (denn es gibt im Unterricht ja immer eine Aufgabe) ungenügend. Allein eine größere Anzahl an Störungsmomenten kann ein Schüler dann ja, selbst würde er sich hier und da positiv beteiligen (was Extremfälle, und um die geht es hier im Thread, ja nicht tun), kaum kompensieren können.


    Alles, was ich von einem Schüler höre (z.B. nachdem ich ihn / sie drangenommen habe, oder was ich in deren Partnerarbeit an Äußerungen mitbekomme) bewerte ich ja. Es gibt auch SuS die sich kaum melden, aber mit ihrer Partnerin tolle Ideen austauschen. Bekommt man mit beim Herumgehen und ist dann auch eine bewertbare Form von Mitarbeit.

    Tja, und jede Störung wird ja auch von mir wahrgenommen und ist eine Fehlleistung, weil die falsche Antwort / Bearbeitung der Aufgabe.


    Als mir das bewusst wurde, habe ich endlich gecheckt, dass ich Störenfriede sehr wohl bewerten kann für ihr Verhalten.

    Hatte ich ja bereits mal geschrieben, ich nehme alle Äußerungen, Reinrufe etc. als Antwort auf die Aufgabenstellung und dann ist es alles sachlich falsch.


    Diese Erkenntnisse haben es mir erst ermöglicht meht 5en zu verteilen. Für die 6en im Zeugnis bin ich noch nicht abgebrüht genug.

    Aber eigentlich sollte das Notenspektrum ausgeschöpft werden, ja.

    Mit reicht es, dass ich endlich ordentlich 5en an solche Kandidaten verteile und schaffe, dass immer mehr KuK zu einer deutlichen Notengebung kommen.

    Es ist alles ein Entwicklungsprozess. Leider wird im Ref (und auch hier im Forum) sehr viel Durchschleifmentalität verbreitet. Es ist wichtig, dass angehende Lehrerinnen und Lehrer auch anderes Vorgehen lesen.

    Aber nur, wenn es nachweislich verdient ist. Nicht "weil man es mir eh nicht nachweisen kann".

    Ähh du hast schon mitbekommen, dass es um Schüler geht, die im Unterricht nur stören, am Handy sind, keine Aufgaben erledigen und sich in Gruppenarbeiten nicht konstruktiv einbringen, sondern für Unruhe sorgen?

    Natürlich ist das eine 5, wenn nicht sogar 6, in Mitarbeit. Wir schreiben in Chemie und Biologie keine Klassenarbeiten, da ist die Mitarbeitsnote (in die auch Tests zu kleinem Teil) mit einfließen das Kriterium für die Zeugnisnote.

    Warum sollte ich jemandem, der mitarbeitet eine 5 reindrücken wollen? Jemand, der aber eben nicht mitarbeitet (sogar das Gegenteil macht, nämlich das Vorankommen und das Lernen der Mitschüler/innen) hindert, bekommt halt eine 5.

    Und nein, wir reden nicht von SuS, die mal abgelenkt sind oder mal aus dem Fenster starren. Wir reden in diesem Thread über Schüler, die massiv stören und abgelenkt sind in einem Maß, dass hier KuK verzweifelt nach Lösungsmöglichkeiten suchen.

    Mich stört ja nichtmal der, der unter dem Tisch mal aufs Handy schaut. Herrje, mache ich ja auch. Oder wenn jemand mal nicht 100% bei der Sache ist und anstatt die Aufgabe zu bearbeiten vom Wochenende schnackt.
    Habe ich zig SuS in allen Klassen von sitzen, da reicht dann eine freundliche Ermahnung oder der Hinweis sich nun auch mal an die Aufgabe zu machen.

    Da wird dann auch zumindest etwas gemacht. Das geht respektvoll von beiden Seiten.

    Es geht hier um die wenigen SuS, die absolut renitent sind, respektlos, ständig lauthals stören und sich nicht ermahnen oder hinweisen lassen.

    Die, die es nicht anders merken. Die, die übertreiben.

    Und ja, die bekommen ohne, dass ich mit der Wimper zucken muss, eine 5.

    Oft habe ich von Mitschülerb schon gehört, dass sie sich wundern, dass XY überhaupt noch in der Klasse ist, so wie der stört und keinen Bock hat.

    Ja, wundert mich auch. Ich versuche das zu ändern.

    Und selbst wenn es zur Klage käme und die Schülerin Recht bekäme, gäbe ich halt dann die Vier. Aber dazu muss es ja erst soweit kommen. Kein Grund vorher schon die unverdiente Note zu geben.

    Jepp, ganz genau so sehe ich das auch. Im schlimmsten Fall müsste man von der 5 auf eine 4 abweichen. Habe ich noch nie erlebt, weder bei mir, noch bei uns an der Schule, noch an anderen Schulen aus dem Umkreis. Also überhaupt eine Klage meine ich.
    Deshalb: In Zweifel demjenigen, der am Unterricht nur am Handy daddelt, andere SuS stört und ablenkt, auf keine Ermahnung oder 4 Augengespräch reagiert, einfach mal die 5 geben.

    Letztes Jahr hatten wir ein Klassenkollegium, das nach einem katastrophalen ersten Jahr im zweiten Jahr Nägel mit Köpfen gemacht hat. Ein andere Nebenfachkollege und ich mussten nur einmal vorangehen und die deutliche Notengebung durchziehen.

    Und siehe da, Schrägversetzung und die schlimmsten Kandidaten sind erstmal raus. Die Klassen wurden dann neu zusammengesetzt (Wahl der Fremdsprache) und tadaaa, total gute Lernatmosphäre, weil die übrigens Störenfriede mitbekommen haben, dass Worten auch mal Taten (Noten) folgen.

    Ich hoffe sehr, dass das bei uns ein bisschen "Schule" macht. Leider haben wir sehr viele KuK, die trotzdem noch die 4 geben.

    Die Parallelschule bei uns ist da rigoroser (ja, vielleicht sollte ich mich mal dahin versetzen lassen ;)) und hat der Ruf nicht lange zu fackeln.

    Mit der Konsequenz, dass bei uns die Anmeldezahlen übersprießen, weil man bei uns ja "durchkommt" und es "menschlicher" zugeht.

    Resultat ist aber seit ein paar Jahren, dass auch immer mehr Problemkinder eingeschult werden und sich die Lernatmosphäre vom Gymnasium, zu dem lernwillige und lernfähige SuS kommen sollen, wegentwickelt.

    Umso wichtiger ist es, da klare Kante zu zeigen und Grenzen zu ziehen.

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