Ich arbeite an einer Grundschule und selbst da fällt mir das schon auf. Die Kinder erzählen von Sachen oder Gröhlen eher unerkenntliche Wortfetzen, die ich nicht verstehe. Ich muss meine Stunden auch anders strukturieren, es müssen mehr Medien verwendet werden und die reinen Konzentrationsphasen werden verkürzt oder verlagert. Das Arbeiten mit Anton zum Beispiel läuft aber gut, wobei die Kinder dabei auch neigen, wenn sie unbeaufsichtigt sind, eher die Spiele dort zu daddeln, anstatt gewissenhaft die eingestellteb Aufgaben zu bearbeiten.
Man hat im Ref bei uns erzählt, dass es bei den Kleinen (5. Klasse) viele Methodenwechsel geben müsse, weil die heutzutage Abwechslung bräuchten und sich nicht so lange konzentrieren können. Man sieht das ja auch an Filmen heutzutage, alles hektische, schnelle Schnitte, angepasst an die Kinder (oder die Kinder haben sich an die Filme angepasst).
Meine Ansicht ist, dass man es genau anders herum machen muss. Anstatt, dass man diese mangelnde Fähigkeit zur Konzentration auch noch fördert, indem man seinen Unterricht anpasst, viele Medien verwendet (am besten noch bunt, Explosion, Action) um die Schüler "zu interessieren" sollte man genau das Gegenteil machen. Entschleunigungsphasen einbauen. Von mir aus auch mit Übungen wie Meditieren, Stillsitzen etc.
Wie sollen Kinder in dieser aktuellen Medienwelt, die nur schnell, oberflächlich und reizüberflutend ist, lernen sich auf eine Sache einzulassen, bei der Stange zu bleiben, Frustrationstoleranz zu entwickeln, wenn man sich mit dem Unterricht genau daran anpasst?
Wer solche Einstellung hat und den Unterricht so gestaltet, dass die ganzen mediengeschädigten Kinder das "cool" und "interessant" finden, der sorgt genau für das Problem.
Kein Wunder, dass Schüler immer weniger leisten und können. Es verlangt ja niemand mehr Konzentration.
Und nun eine für mich ganz zentrale Erkenntnis:
Eine der wichtigsten Fähigkeiten im Leben ist es Dinge trotzdem zu machen, wenn sie langweilig, anstrengend, oder öde sind.
Und genau diese Fähigkeit muss, wenn es die Eltern schon nicht mehr tun, in der Schule richtiggehend forciert werden.
Das Arbeitsleben ist auch kein Spielplatz, der tägliche Job nicht spannend und so weiter. Wie sollen Kinder später mit all den Anforderungen der weiterführenden Schule, der Ausbildung oder Universität und später dem Arbeitsleben klarkommen, wenn man als Lehrkraft schon früh versucht mit den ganzen Computerspielen, TikTok Videos usw. an Spannung, Interessantheit und Attraktivität zu konkurrieren.
Kinder müssen wieder lernen sich zu konzentrieren, durchzubeißen und verdammt nochmal Dinge zu tun, die ihnen auch mal keinen Spaß machen.
Wie fängt das zuhause an? Indem der Junge ganz früh nen ordentlichen Batzen Pflichten bekommt. Darf er von mir aus am Handy Computerspiele daddeln, gehört ja auch zur Kindheit, aber erst, wenn verdammt noch mal der Geschirrspüler ausgeräumt ist, die Hausaufgabenpflichten erfüllt sind und so weiter. Ich kann mir auch tausend bessere Dinge vorstellen als mich täglich mit solchen Kindern abzumühen oder die achtundzwanzigste Profilkursklausur zu korrigieren. Ich mache das mit Sicherheit nicht, weil es interessant ist oder Spaß macht.