Kommt darauf an, was das Ziel ist, würde ich sagen. Rollt der Ball nicht ins eigene Tor und die Spielerin steht im richtigen Moment parat, hat sie alles richtig gemacht. Sie muss nicht aufgeregt hin- und herrennen, um als produktiv wahrgenommen zu werden. Steht sie jedoch nur rum und macht nichts, ist die Leistung ungenügend.
Ich habe mal einem hochbegabten Jugendlichen zugesehen, der 40 min Blödsinn gemacht hat, um dann das Ergebnis in den letzten 5 Minuten hinzukritzeln. Der Jugendliche hatte allerlei Probleme, die Leistung auf die Aufgabe bezogen war aber nicht schlecht. Er liest halt schnell, erfasst das Problem sofort und hat schlicht und ergreifend Zeit, Blödsinn zu machen, so nervtötend das für die Lehrkräfte auch sein mag.
Also vielleicht kannst du ja so genau beobachten, dass du weißt, was im Kopf eines Kindes vorgeht, das auf einen Text schaut. Ich muss versuchen den Unterschied zu ermitteln, ob jemand nur nervt, weil er reinblökt oder ob er tatsächlich nicht den Text gelesen hat, den zu lesen die Aufgabe war.
Joa, solche Fälle gibt es durchaus. Die sind aber statistisch extrem selten. Ein Bruchteil der SuS ist hochbegabt. Ein Bruchteil der Hochbegabten ist Störenfried.
Aber zu diesem seltenen Fall: Der bekommt halt für 40 Minuten eine schlechte Note, und für 5 Minuten die 1 mit Sternchen.
Was da am Ende bei herauskommt für die Stunde ist dann eine pädagogische Entscheidung der Gewichtung.
Ich sage dem klipp und klar, die 5 Minuten waren eine 1+, der Rest war Arbeitsverweigerung.
Wenn ich das zusammenrechne bekommst Du ein Ausreichend. Viel zu schlecht für das, was Du eigentlich kannst. Ich sehe, dass Du locker eine 1 haben könntest, Du verstehst Chemie richtig gut! Wenn Dir zu langweilig ist, bekommst Du gerne schwierigere Aufgaben, nicht als Bestrafung, sondern, weil Du das alles super verstehst! Ich finde es ja toll, dass Du das so gut lösen kannst, aber 40 Minuten Blödsinn ist keine Option.
Es ist außerdem nach diesem neuen Kompetenzgedöns (und da ist mal dieser neue Kram auf meiner Seite) völlig falsch nur zu bewerten, ob er das richtige Ergebis hat. Es werden so viele Kompetenzen mehr geschult als die Sachkompetenz und auch die ganzen anderen Kompetenzen zählen in die Mitarbeitsnote.
Dieser Fall ist ein Fall von Unterforderung und daraus resultierendem Störverhalten. Meiner Meinung nach für unter 1% allen Störverhaltens verantwortlich. Über 99% der Störenfriede sind fachlich keine unterforderten Überflieger.
Und wie gesagt, ja, wenn ein Schüler viel stört und trotzdem auch Leistung bringt, dann wird das ganze verrechnet. Ist doch völlig logisch?
Erkläre mir den Unterschied dazwischen einem Schüler in einer Unterrichtsstunde, wo er sehr gut Mitarbeitet und Lösungen bringt, eine 1 zu geben und diesem in einer Unterrichtsstunde, in der er sich komplett verweigert und die Aufgaben nicht macht, nichts im Heft hat, eine 6 zu geben... im Vergleich zu einer Benotung innerhalb einer Unterrichtsstunde, in dem der Schüler in einem Teil der Stunde gar nichts macht, im andereren Teil aktiv arbeitet und sehr gut arbeitet? Das ist doch nur eine Frage des Zeitintervalls?
Wenn ich meine Noten aus der Ferne, also nicht für jede Stunde, sondern mit Überblick mache, um, wie hier so manche sagen, einen Gesamteindruck zu bewerten, weil ich einen Schüler ja nicht ständig beobachte in jeder Situation, dann macht mein Hirn genau das! Das addiert sämtliche Leistungseindrücke aus dem teilweise unterbewussten Gedächtnisbereich (deshalb, Bauchgefühl bei der Bewertung, das wir alle haben) zusammen.
Das ist nichts anderes.
Und um es noch einmal ganz deutlich zu betonen: Der Fall, dass jemand 40 Minuten stört und Mist macht und in 5 Minuten ein mit Note 1 bewertbares Ergebnis vorzeigt ist der absolute Ausnahmefall. Und selbst den werte ich notentechnisch runter (und bespreche das mit ihm), aber natürlich nicht auf ein Mangelhaft.
Aber all die ganzen Störenfriede, die fachlich nichts anzubieten haben und nur stören, die bekommen eine 5. Das sind pro Klasse meist nicht viele. Aber wenn alle KuK die paar wenigen Kandidaten, die es in den Klassen immer gibt, auch deutlich so benoten würden, dann wäre es nicht mehr so ein Durchgeschleife. Und dann würde auch das Verhalten komplett anders werden. Aber es droht ja für viele SuS keine Gefahr, weil KuK keine 5 geben, weil sie Angst vor den Eltern haben, Angst haben es würde auf ihren eigenen Unterricht zurückfallen, Angst haben ein schlechter Pädagoge zu sein, Angst haben von KuK (wie hier im Forum) angegangen zu werden, weil sie angeblich das Verhalten bewertet hättet anstatt die "fachliche Leistung".
Zum Glück gibt es ja mittlerweile auch die anderen Kompetenzbereiche. Selbst wenn einer fachlich nicht komplett doof ist, so kann er durch sein Störverhalten in den anderen Kompetenzbereichen (und sei es Kommunikation, denn da geht es um den aktiven Austausch über fachliche Inhalte in Fachsprache) nicht über mangelhaft hinauskommen. Wer die ganze Stunde nicht über Chemie spricht, auch nicht in Partnerarbeitsphasen, wo sie sich über die Aufgabe austauschen sollen, sondern da nur stört und herumalbert, der hat auch diese Kompetenz in der Stunde nicht erreicht.
Sowas von gut begründbar einem Störenfried eine schlechte Mitarbeitsnote zu geben.
Hört ihr euch eigentlich selber? Der stört 40 Minuten und soll eine gute "Mitarbeitsnote" bekommen . Ja wo hat denn der Störenfried mitgearbeitet? Ich soll das Verhalten nicht bewerten. Aber die Mitarbeit? Welche Mitarbeit?
Diese Ansicht man könne Störverhalten nicht als schlechte Mitarbeit bewerten.... ist einfach.. .verrückt. Das kann auch nur von Lehrern kommen.
Jeder Chef, jeder Ausbilder usw. würde so jemandem ein fucking schlechtes Arbeitszeugnis austellen.
(Und bevor du damit kommst, ja einer von tausend mag in der Arbeit nur rumdödeln und dann brillant in 5 Minuten was reißen, was das Unternehmen mehr voran bringt, als andere, die 8 Stunden konzentriert mitarbeiten. Aber das ist ein verdammter Ausnahmefall.
Alle anderen "Störenfriede" br ingen dem Unternehmen nichts. So bringen auch fast alle Störenfriede in der Schule eine hundsmiserable Mitarbeit.
Wenn sie sehr klug sind, dann verrechnet sich eine gute Klausurnote damit und sie bestehen trotzdem, ja. Aber wenn das eben nur mäßig ist... und tschüss!