Ich unterrichte beide Fächer an einem Gymnasium und kann sehr viele Dinge, die bereits gesagt wurden, sehr gut nachvollziehen.
Dennoch würde ich die Kombi immer wieder wählen, jedoch dann mit einem "Ausgleichsfach" wie DS oder Philosophie/Ethik kombiniert, um eventuell auch mal ein Schuljahr ohne ganz so viele Korrekturen zu haben.
Ach ja, ich unterrichte Vollzeit und bin damit zumindest an meiner Schule absolut einzigartig. Generell schien mir die Kombi an der Uni zwar überlaufen zu sein, doch an den Schulen hält sich der Ansturm der Lehrer*innen mit dieser Kombi offenbar in Grenzen.
Es ist tatsächlich fast unmöglich, dieser Kombi auf Vollzeit gerecht zu werden. Ich persönlich habe für mich den Weg darin gefunden, furchtbar diszipliniert und strukturiert zu sein: Korrekturen werden direkt durchgezogen, damit ich eine Stapelanhäufung vermeide; Reihen werden alle in den Ferien vorbereitet, um unter der Woche korrigieren zu können und keinen Unterricht großartig vor- und nachbereiten zu müssen; außerschulische Aktivitäten werden auf ein Minimum zurückgeschraubt. Gerade die ersten 3-4 Berufsjahre waren echt hart, bis ich für mich den Dreh gefunden hatte.
So kann es passieren, dass Kolleg*innen mit weniger korrekturaufwändigen Kombis einfach an einem bei A14-Bewerbungen vorbeiziehen, weil man sich eben schulisch nicht so engagieren kann, wie der Kollege mit der Kombi Sport/Latein, obwohl man bis zum Umfallen ackert. Das ist unschön, aber damit muss man dann irgendwie fertig werden.
Und trotzdem ist es für mich die perfekte Kombi: In Deutsch kann man sich austoben, muss man aber nicht, denn Schiller und Goethe sind immer aktuell und Englisch ist ein sehr bewegliches Fach, in dem man -jedenfalls in meinem Bundesland - viel ausprobieren darf, da sich fast alles irgendwie mit dem Lehrplan rechtfertigen lässt. (Aber ich verfluche die Abschaffung des Fehlerquotienten und die Anschaffung des Bewertungsbogens, denn seitdem sitze ich quälend lange Stunden an einer Oberstufenklausur und werde einfach nicht fertig...)
Fazit: Unterschätze den Arbeitsaufwand dieser Fächerkombi nicht! Während Deine Kolleg*innen schon feiern, sitzt Du nämlich noch am Schreibtisch. Aber wenn Dein Herz dafür brennt, dann mach es! Hab aber am besten noch ein "Back-Up-Fach".
Um noch ein paar Ergänzungen zu den vorherigen Beiträgen zu geben:
* Ferien habe ich persönlich eigentlich nur im Sommer. Die "kleinen" Ferien gehen drauf für Korrekturen, Vorbereitungen und im Herbst auch für die Erstellung des Abiturs, was wir in RLP immer noch selbst machen müssen.
* Wenn man viel in der Oberstufe eingesetzt wird wie ich, hat man immer Hochkonjunktur, was die Korrekturen anbelangt. Sicherlich sind 5er-Aufsätze rasch korrigiert, doch wenn die jüngste Klassenstufe, die man unterrichtet, eine 10 ist, nützt einem diese Weisheit nur bedingt etwas.
* Ich bin immer im Abitur. Entweder, weil ich es selbst stelle (schriftlich und/oder mündlich) oder weil ich Zweitkorrektor und/oder Prüfungsvorsitzender und/oder Protokollant bin. Es gab bisher kein einziges Berufsjahr, in dem ich nicht im Abi involviert war.
* Noch mal: Zeit für schulisches Engagement ist nicht, denn das schafft man mit unserer Kombi auf VZ nicht. Das mag Dir jetzt noch nicht so schlimm vorkommen, aber wenn man am Schulleben teilhaben und sich für eine Beförderung in Stellung bringen will, hat das erhebliche Nachteile.
* Meine Liste am Elternsprechtag ist immer voll, denn ich habe zwei Hauptfächer, die versetzungs- bzw. abiturrelevant sind.
* Ein Stundenplan, der mehr als zwei Nachmittage bis 17 Uhr bereithält, bringt Dir korrekturlastige Wochenenden, denn unter der Woche sind Korrekturen dann nicht mehr drin. Nein, darauf wird bei der Stundenplangestaltung keine Rücksicht genommen.
* Während es Phasen im Deutschunterricht gibt, in denen man auch mal eine ruhige Kugel schieben kann, muss man in Englisch immer auf dem Laufenden sein - nicht nur, was die Literatur angeht, sondern auch politisch, historisch und vor allem sprachlich. Auch das sollte man nicht unterschätzen.