Mit einem IPad Pro + Pencil kann man schon eine Menge anfangen, zweifellos. Allerdings ist das ein stattliches Budget, das der Schulträger da stemmen muss.
Für unsere Notebookwagen kalkulieren wir etwa 250 € pro Gerät, wir kaufen gebrauchte Businessmodelle (Lenovo Thinkpads T420 zum Beispiel). Da wäre ich bei 100 Geräten für einen Pool also bei 25 000 € plus Infrastruktur, bei den IPads (wenn ich die Preise richtig deute, etwas Bildungsrabatt gibt´s ja auch) bei etwa 70 000 €.
Ich selbst unterrichte vermutlich ähnlich wie Du, aber mit einem Notebook. Ich habe an meinem Notebook ein Grafiktablett angeschlossen (so lange man kein Künstler ist, genügt ein einfaches, etwa dieses hier:
https://www.amazon.de/Genius-EasyPen-i405X-druckempfindlichen-Grafiktablett/dp/B005DPPXPY/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1487674919&sr=8-1&keywords=genius+grafiktablett&tag=lf-21 [Anzeige]
Für die Hausaufgaben der Schüler (und natürlich auch Präsentationen usw., die per Hand erstellt wurden) habe ich früher eine kleine Digitalkamera dabei gehabt, heute mache ich die Fotos mit dem Handy und schicke sie per Bluetooth auf mein Notebook. Ich kann, wenn ich das möchte, mein Notebook auch komplett von meinem Handy aus steuern, aber da sitze ich schon eher vorne, wenn ich z.B. eine Hausaufgabe annotieren möchte. Ohne Zusatzgeräte würde das in der Tat keinen Spaß machen (die üblichen Webcams an Notebooks sind als Dokumentenkamera eher ungeeignet).
Das aber nur am Rande, Lehrerausstattung ist ein individuelles Thema.
IPad Pro + Pencil liegen für uns außerhalb des Finanzierbaren. Ich vergleiche daher eher die Möglichkeiten von
a) Gerät der IPad Air Klasse, wenn ich das richtig verstehe, mit Bildungsrabatt wohl um 400 € erhältlich
b) Moderne Netbooks wie das Acer Travelmate B, in sinnvoller Ausstattung um ca. 250 € erhältlich
Meine Motivation, über Geräte nachzudenken, die die Schüler mit nach Hause nehmen können, ist, dass ich über dier letzten 10 Jahre hinweg beobachtet habe, dass die PC Kenntnisse des durchschnittlichen Schülers immer weniger werden. Das liegt daran, dass die Schüler für ihre Freizeit oft keinen PC mehr benötigen, denn Internet + Spielen findet heute meist am Handy statt.
Wir kommen dann in die Situation, dass beim Schreiben von Praktikumsberichten, Facharbeiten usw. zu Hause oft kein funktionsfähiger PC mehr zur Verfügung steht.
Tablets, insbesondere das IPad, haben klar eine bessere Kamera als billige Notebooks. Sie haben auch von der Auflösung und den Farben ein besseres Display (allerdings ein spiegelndes).
Für das Aufnehmen von Fotos und Videos müsste man also auf die üblicherweise in großer Zahl vorhandenen Handys zurückgreifen. Der eigentliche Filmschnitt gelingt dann am Tablet schnell + intuitiv, hier hat man nach etwas Einarbeitung am Notebook aber letztlich mehr Möglichkeiten.
Das kreative Arbeiten mit dem Medium Film + Ton ist also mit beiden Geräteklassen möglich, bei dem, was man für die Schule braucht, liegen hier Vorteile bei den Tablets.
Digitale Schulbücher (nicht interaktiv): Wenn jeder Schüler ein digitales Endgerät hat, dann sollte er keine Bücher mehr mitschleppen müssen. Digitale Schulbücher sind sowohl als Apps (Tablets) als auch Browserbasiert + als Software (Notebooks) verfügbar.
Das schnelle Blättern + Zoomen gelingt beser am Tablet. Da Schüler aber häufig nicht schnell lesen und man nicht ständig Blättern und Zoomen muss, hat das Notebook wiederum Vorteile wegen des größeren, matten Bildschirms.
Sollte es um interaktive Schulbücher gehen, bei denen man mit einem Pen etwas eintragen muss, haben Tablets natürlich wieder die Nase vorn - aber nur dann, wenn man sehr hochwertige Tablets mit echter Stiftbedienung hat, die wiederum sehr teuer sind.
Digitale Schulbücher lassen sich also auf beiden Medien Nutzen, leichte Vorteile bei den Tablets.
Geht es darum, längere Texte zu schreiben, so liegen die Vorteile klar beim Notebook. Die Möglichkeit, Standard-Office-Software zu verwenden sowie die fest eingebaute Tastatur zusammen mit dem größeren Bildschirm haben hier die bessere Ergonomie. Kauft man zum Tablet eine Tastatur dazu, so kann man damit natürlich auch strukturierte Texte schreiben.
Ein Spezialfall sind hier Facharbeiten im Fach Mathematik. Hier wird gerne die wissenschaftliche Satzsoftware LaTeX verwendet, die für Tablets nicht zur Verfügung steht.
Man wird im Unterricht mit Tablets insgesamt eher seltener Texte "tippen". Das Anstecken externer Tastaturen ist umständlich und birgt zusätzliche Kosten und möglichen Verschleiß. Das Erlernen des 10fingrigen Schreibens ist beim Einsatz von Tablets also eher unwahrscheinlich.
Informatik: Ein sinnvoller Informatikunterricht allein mit Tablets ist nicht möglich. Eine Schule, die flächendeckend Tablets eingeführt hat, bestätigte mir dies. Ferner sind Tablets viel stärker als PCs "Black Boxes", die einfach funktionieren, bei denen man aber keinen Blick hinter die Kulissen werfen kann (und muss). Deswegen werden sie ja auch so geschätzt (funktionieren einfach). Möchte man aber etwas über Technik lernen, so bieten Notebooks mehr Möglichkeiten. Nicht umsonst wird sämtliche Tablet-Software, um ein Beispiel zu nennen, eben NICHT am Tablet entwickelt.
Für ideal würde ich, wie eingangs schon erwähnt, Convertibles halten. Die Bedienung über Touchscreen ist oft sehr intuitiv. Die Stiftbedienung ist ideal für interaktive Arbeitsmaterialien. Die Tastatur ist ideal zum Schreiben längerer Texte.
Mein Ausgangsgedanke war, den Eltern die Anschaffung des teuren Taschenrechners (hier ca. 120 € bei Sammelbestellung) und ggf. des elektronischen Wörterbuches (ca. 150 €, das ist hier aber noch nicht Pflicht, wird von einigen Schulen aber trotzdem von den Eltern verlangt) zu ersparen und statt dessen ein Gerät zu kaufen, was das alles und mehr kann. Aus meiner Sicht lande ich da eher beim Notebook als beim Tablet, aber ich freue mich über weitere Gedanken und Anregungen.