Ich finde, das Thema hat (mindestens) zwei Seiten - vielleicht sogar viele Facetten, um ein besseres Bild zu finden.
Tatsächlich war mein Oberstufenkurs Religion einer meiner besten Kurse überhaupt. Das als Beispiel dafür, dass es natürlich viele tolle Religionslehrer gibt, die sich nicht zum verlängerten Arm der Kirche machen lassen.
Aber ich habe mich schon oft gefragt, auch in anderen Zusammenhängen als Schule, warum die Kirche als Arbeitgeber sich so weitreichend in das Privatleben ihrer Angestellten einmischen darf. Das betrifft ja nicht nur Lehrer.
Ich kenne mehr als einen Menschen, der sein Reli-Lehramtsstudium dann doch geschmissen hat, weil die Forderungen von Missio / Vocatio nicht mehr zur eigenen Lebenswirklichkeit passen.
Den Religionsunterricht meiner Kinder in der Grundschule - für den geworben wurde, ihn doch bitte auch zu besuchen, wenn man nicht Mitglied einer Religionsgemeinschaft wäre, da er eher "allgemein" gehalten sei - erlebe ich durchaus als missionierend und stark auf Gott / Bibel / Jesus focussiert.
Tatsächlich ist Religionsunterricht bei den Lehrern, die sich an die Vorgaben ihrer Kirchen halten, eben Religionsunterricht und nicht Unterricht über Religionen. Dass das in der Praxis oft anders läuft und toller Unterricht dabei herauskommt ändert nichts an der Tatsache, dass ich die starke Verquickung von (christlicher) Kirche und Staat an dieser Stelle kritisch sehe.
Was aber an anderer Stelle in diesem Faden gesagt wurde, ist auch zu bedenken: Verschwindet der Religionsunterricht aus den Schulen, findet er an anderer Stelle statt (bei manchen). Ich würde es sehr begrüßen, wenn es einen Ethikunterricht gäbe, in welchem Religion auch eines der zentralen Themen ist. Über die Jahrtausende war Religion einerseits entscheidend mitverantwortlich für die Entwicklung von Bildung, andererseits die Quelle für Konflikte auf unserer Welt schlechthin. Da ist es sicher hilfreich, sich mit der Thematik ausführlich, aber ohne Voreingenommenheit, auseinanderzusetzen. Ein weiterer Vorteil wäre, dass dieses Fach dann verpflichtend für alle sein könnte (im Gegensatz zum momentan stattfindenden Religionsunterrricht), sodass man sich dem, wenn man über andere Religionen sowie weitere ethische Fragestellungen nichts wissen möchte, nicht mehr entziehen kann.