Deine knappe Frage auf meinen letzten Post scheint anzudeuten, dass du den konfessionellen Religionsunterricht gut und angemessen findest. Wieso?
Ich bin mir da gar nicht immer so sicher, wie es meine knappe Frage in der Tat vermuten ließe. Ich bin mir aber ebensowenig sicher, dass eine Abschaffung eines Religionsunterrichtes, der in Übereinstimmung mit der jeweiligen Religionsgemeinschaft erteilt wird, uneingeschränkt positive Folgen hätte.
Ich habe - als Beamter - selbstredend großes Vertrauen in unseren Staat. Trotzdem erlebe ich immer wieder, dass Inhalte festgelegt, Lehrpläne verändert, Schwerpunkte gesetzt werden, wo mir nicht immer ganz klar ist, woher der Wind weht und wohin er die SchülerInnen treiben soll. Aus der Wirtschaft und nachfolgend aus der Politik gibt es häufig Bestrebungen, Schule vor allem nach der Frage der Nutzbarkeit der SchülerInnen für die Wirtschaft zu gestalten. Häufig wird danach gerufen, den "wichtigen" Fächern (v.a. Naturwissenschaften) mehr Raum zu geben. Im Ergebnis sieht es an meiner Schulart z.B. dann so aus, dass Fächer wie Kunst und Musik in den meisten Jahrgangsstufen nur mehr einstündig unterrichtet werden und teilweise gar nicht mehr.
Der Ethikunterricht wird - steht ja keine große Gemeinschaft mit Druck und grundgesetzlicher Verankerung dahinter - an vielen Schulen ebenso stiefmütterlich behandelt. Den hält halt irgendwer, der Lust drauf hat - Ausbildung? Und wenn keiner da ist, der das machen will, fällt er halt mal aus. Und wenn zu wenig Stunden da sind, wirft man munter verschiedene Jahrgänge zusammen und dann findet das irgendwann am Nachmittag statt.
Die Inhalte im Religionsunterricht sind ja zu geschätzt 80% identisch mit denen des Ethikunterrichts. Der ist stets am Vormittag, jahrgangsübergreifende Gruppen zu bilden ist zumindest für meine Schulart unzulässig und er ist nach wie vor in allen Jahrgängen zweistündig zu finden - auch dank des Daumens, den die Kirchen da drauf haben.
Wenn mir jemand zusichern könnte, dass ein Unterricht wie LER von gut ausgebildeten Lehrkräften gehalten wird, dass er verlässlich stattfindet, dass die Politik den Bestrebungen der Wirtschaft widersteht, die Stunden zugunsten vermeintlich wichtigerer Inhalte zu opfern, dann hätte ich glaub ich wenig Probleme damit, das zu unterstützen. Im echten Leben stehen aber diese Themen und Inhalte, mit denen wir uns in Religion und Ethik beschäftigen, häufig als "weiche Themen" zur Disposition. Und hier finde ich es gar nicht so schlecht, dass den Kirchen gewisse Hebel zur Verfügung stehen, diese m.E. für die Persönlichkeitsbildung elementaren Inhalte, Themen und nachfolgend hoffentlich auch Kompetenzen verlässlich in den Bildungsplänen zu halten.