Beiträge von Scooby

    Angenommen, eine SL nimmt sich unerlaubt Privilegien heraus, die sie den KollegInnen nicht gewähren würde. (blödes Beispiel: nie ins Klassenbuch schreiben.) Hält man besser die Füße still?
    ... wo kann sich wer über mangelnde Aufgabenerfüllung des Chefs beschweren?

    Es ist halt immer ein Spagat: Bei mir stehen in jeder Pause Schülerinnen/Schüler und KollegInnen Schlange, die gerne "nur ganz kurz" was loswerden oder besprechen wollen. Jetzt könnte ich die alle wegschicken oder zur Terminvereinbarung ins Sekretariat verweisen, was angesichts der Tatsache, dass die meisten dieser Anliegen ja wirklich schnell geklärt sind, auch nicht optimal ist. So führt es aber dazu, dass ich in meinen eigenen Unterricht, der an die Pause angrenzt, immer wieder mal nicht pünktlich komme, weil das letzte der "Nur ganz kurz"-Anliegen doch ein paar Minuten mehr gebraucht hat. Nicht optimal und die Kollegin/der Kollege, der/die meiner Klasse schonmal aufsperrt, wird sich bestimmt seinen Teil dazu denken ("Aber bei uns will er immer, dass wir pünktlich da sind!").


    Ein Elterngespräch statt eigenem Unterricht - das würde ich nur im äußersten Notfall machen, da muss schon eine sehr gravierende Situation vorliegen; schließlich hat so ein Schulleiter selten 6 Stunden am Stück und auch dann steht immer noch ein ganzer Nachmittag zur Verfügung...


    Was ich raten würde: Zunächst einmal genau hinschauen, ob wirklich ein Fehlverhalten vorliegt oder ob nicht aus der subjektiven Perspektive des Schulleiters sein Verhalten verständlich wird. Falls nicht, entweder mit ihm reden (wenn das Verhältnis gut ist) oder den Personalrat bitten, das beim nächsten Gespräch zu thematisieren. Freilich könnte man sich auch beim Vorgesetzten des Schulleiters beschwerden; das wird aber vermutlich nichts bringen, wenn kein gravierendes Fehlverhalten vorliegt und noch kein Gespräch an der Schule stattgefunden hat. Die Konsequenz wäre aber dann in jedem Fall ein zerrüttetes Verhältnis zum Chef.

    Mein Mitarbeiter in der Schulleitung (A13Z), der beim Erstellen des Stundenplans hilft und die täglichen Vertretungspläne erstellt (Schule mit ~600 Schülern), erhält aus Ausgleich vier Anrechnungsstunden und einen unterrichtsfreien Tag (an dem er morgens via Homeoffice aber trotzdem noch den Plan erstellt; ab 8 Uhr kann er aber machen, was er will).

    Als Grundschullehrerin bist du doch vermutlich beim BLLV, oder? Dann würde ich in München dort mal anrufen, die haben sehr fitte Dienstrechtsspezialisten, die die Frage bestimmt kompetenter beantworten können als wir hier...

    Hallo zusammen,


    wir verwenden derzeit für E-Mail (jede Lehrkraft hat eine dienstliche Mail, es gibt verschiedene Verteiler für Arbeitsgruppen, alle Lehrkräfte einer Klasse, etc.), Kalender (Schulaufgaben, Schultermine), Aufgabenverwaltung (nur Schulleitung/Sekretariat) und Dokumentenablage eine auf Open Exchange basierende Online-Lösung. Da wir das schon viele Jahre sehr intensiv nutzen, fließt fast alle Information nur auf dem digitalen Weg und wir sind wirklich darauf angewiesen, dass die Dienste hochverfügbar und performant sind. Leider lässt in letzter Zeit die Funktionalität zu wünschen übrig (wobei zeitgleich die Ansprüche steigen): Es gibt keine Synchronisierung mit Outlook; zu Thunderbird funktioniert der Terminsync nicht immer. Die Nutzung der Dienste auf mobilen Endgeräten ist schlecht bis katastrophal. Und zudem hat der Anbieter in letzter Zeit ein echtes Problem mit Verfügbarkeit und Support.


    Wir müssen da also weg und nun bin ich auf der Suche nach Ideen:


    - Ein eigener MS Exchange-Server im Haus kommt eigentlich nicht in Frage: Hohe Anschaffungskosten, unabsehbarer Wartungsaufwand.
    - Hosted Exchange wäre eine Lösung - hat da jemand Erfahrungswerte?
    - Office 365 über den FWU-Rahmenvertrag - da sind wir unsicher, ob das datenschutzrechtlich machbar ist - hat das jemand erfolgreich und v.a. datenschutzrechtlich einwandfrei eingeführt? Es geht mir nicht um die Software-Lizenzen, sondern um die Nutzung von Outlook (auch OWA) und Sharepoint für die Kommunikation unter den Lehrkräften und in der Verwaltung. Eine Lösung wäre evtl. die Nutzung der MS Deutschland Cloud, aber da sind die Konditionen bei weitem unattraktiver und der FWU-Rahmenvertrag 3.0, der die Deutschland-Cloud mit drin hat, geht erst ab 100 Lehrkräften.
    - ein eigener Open Exchange Server (oder owncloud) auf einem dedicated Server (aber wer soll das pflegen)


    Welche Systeme kommen bei euch zum Einsatz, womit gibt es gute Erfahrungen?

    Wie ist die Meinung im Forum? Für einige Kollegen eben doch stete nervliche Anspannung, die nicht sein müsste.

    Die nervliche Anspannung resultiert zumeist ja aus schlechten Erfahrungen, die Lehrkräfte - gehäuft im Referendariat - mit Unterrichtsbesuchen gemacht haben. Wir versuchen, zunehmend auf offene Türen zu setzen und den Unterricht ganz grundsätzlich zu öffnen; für die Klassleitungen, damit die ihre Klassen mal im Unterricht von KollegInnen erleben können, für andere Fachlehrkräfte, die neugierig auf die methodisch-didaktische Umsetzung von Inhalten sind, usw.


    Was Besuche durch die Schulleitung betrifft, erlebe ich es oft so, dass junge Lehrkräfte bei den ersten Besuchen recht nervös sind. Wenn sie dann aber erleben, dass die Besprechung einer Stunde eben nicht ein "durch den Reißwolf drehen" ist, sondern aus einer wertschätzenden, stärkeorientierten Perspektive vorgenommen wird und den Blick auch über die konkrete Stunde öffnet und in ein gemeinsames Nachdenken über die Entwicklung von Unterricht an der Schule mündet, schätzen die Lehrkräfte das Feedback zunehmend und verlieren die Nervosität.


    Trotzdem brauchen wir uns nichts vorzumachen: Wenn der Chef vor der Tür steht, freut sich kaum jemand (kommt manchmal vor - gerade in schwierigen Klassen -, dass sich jemand freut, weil die SuS sich meistens doch deutlich besser benehmen, wenn der Chef hinten drin sitzt). Ich mache es deshalb auch so, dass ich nur einen völlig unangekündigten Besuch im Beurteilungszeitraum mache (dafür aber eine Zeitspanne von ein paar Monaten festlege); die anderen Besuche erfolgen teilweise auf Einladung, teilweise sage ich Bescheid, zu wem ich in welcher Woche kommen möchte. Und ich frage am Anfang der Stunde auch immer, ob es passt und wenn jemand dann nein sagt und mir eine andere Stunde am gleichen oder am nächsten Tag anbietet und ich da Zeit habe, dann ist das m.E. auch ok; manchmal passt es einfach nicht.


    Unterm Strich - jemand hatte das schon gesagt - ist das größere Problem m.E. auch nicht die Tatsache, dass jemand unangekündigt kommt (darf er natürlich jederzeit), sondern die Haltung, die das Kollegium dahinter zu spüren glaubt. Hat der Personalrat mal beim Chef nachgefragt, warum ihm das so wichtig ist? Vielleicht ist es ja auch jemand, der selbst große Angst hat, irgend eine Formalie falsch zu machen und deshalb das "unangekündigt und über den gesamten Beurteilungszeitraum verteilt" etwas zu ernst nimmt?

    Aufgrund der Diskussion im anderen Thread... gibt es hier KollegInnen mit Schulleitungserfahrung, denen Konflikte mit Eltern, Kollegen und Vorgesetzten nichts ausmachen?


    Konfliktscheue Chefs können viele neue Probleme hervorrufen. Andererseits ist ja neben Klarheit auch diplomatisches Vorgehen nötig. Könnt ihr von euch behaupten, dass ihr stressfrei und souverän in Konflikte hineingeht? Ist das Vorrausetzung für eine/n guten ChefIn? Oder ist das doch für die meisten Menschen nie eine leichte Aufgabe?

    Das ist wohl bei fast allen Punkten ein sowohl als auch. Ich bin jetzt seit acht Jahren in der Schulleitung (als Mitarbeiter, Konrektor und Schulleiter) und würde nicht von mir behaupten, dass mir Konflikte "nichts ausmachen". Aber ich weiß, dass sie dort, wo so viele Menschen auf so engem Raum zusammentreffen wie in einer Schule und wo es so viel um Gefühle und bewerten/bewertet werden geht, unvermeidbar sind. Das Problem ist also nicht das Auftreten von Konflikten (das ist ganz normal), sondern immer nur die Frage, wie man damit umgeht. Von daher würde ich auf jeden Fall sagen, dass eine sehr ausgebildete Kommunikationsprofessionalität und Konfliktlösungskompetenz schon zwingende Voraussetzungen dafür sind, ein(e) gute(r) Schulleiter(-in) zu sein.


    Was viel hilft, ist eine gute Ausbildung. Ich habe neben dem Studium als Referent für Orientierungstage und Konfliktseminare mit Schulklassen und Zivis gejobbt und habe dafür vom Bildungsträger eine sehr gute Ausbildung und inhaltlich tolle Weiterbildungen erhalten. Dabei habe ich für meinen heutigen Job weit mehr gelernt, als im Studium oder dem Referendariat. Außerdem habe ich meinen Schulz von Thun mehrfach gelesen und verinnerlicht; auch die Teilnahme an einer kollegialen Fallberatungsgruppe bringt Sicherheit.


    Es macht halt immer einen großen Unterschied, ob man im Konflikt als Moderator auftritt (z.B. im Konflikt zwischen einer Lehrkraft und Eltern); dann bin ich schon eher stressfrei und souverän, weil die Erfahrung mir sagt, dass ich das mit einer guten Wahrscheinlichkeit so moderieren kann, dass es eine für alle Beteiligten annehmbare Lösung geben wird. Diese Gespräche machen mir persönlich dann schon auch Spaß, weil man am Ende des Tages das Gefühl hat, wirklich etwas bewegt zu haben (anders als bei der 1001. amtlichen Statistik). Anders ist es natürlich, wenn man selbst Teil des Konfliktes ist. Dann ist der Stressfaktor natürlich höher und mitunter kann es dann auch sinnvoll sein, jemanden beizuziehen, der moderierend tätig wird.

    Eigentlich könnte man ja meinen, dass die Abteilungsleitung nach 12 Jahren zum größten Teil Routine und das ganze nicht mehr so anstrengend sei. Das trifft auf mich leider nicht zu. Was ich als anstrengend empfinde sind die Konflikte. Etwas organisieren, an etwas arbeiten....das macht mir nicht viel aus, auch wenn es viele Stunden dauert. Aber Spannungen im Kollegium und sonstige Konflikte, die mit Emotionen verbunden sind erzeugen bei mir Stress.

    Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis. Es ist klar, dass die wirklich anstrengenden Konflikte, also nicht nur mit einem Schüler oder einem Elternteil, sondern mit einer Reihe von Eltern und/oder Beschwerden bei dienstvorgesetzten Stellen, etc. mehr oder intensiver werden, je weiter "nach oben" in der schulischen Hierarchie man sich befindet. Für Schulleiter kommen dann noch Auseinandersetzungen mit Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrer Beurteilung nicht einverstanden sind (sowas kann man bei Versetzungen durchaus auch von der abgebenden Schule "erben"), Maßnahmen im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements, bei langzeiterkrankten Lehrkräften auch Korrespondenz mit Amtsärzten, Anwälten und Ministerium mit dazu. Diese Verfahren rechtssicher zu betreiben, kann beträchtlichen Zeitaufwand und viele Nerven kosten.


    Das so zu organisieren, dass trotzdem der Großteil der Arbeitszeit für Beratung in der Schulgemeinschaft, für Schulentwicklung und pädagogisches Handeln zur Verfügung steht, ist bisweilen eine echte Herausforderung.


    Falls jemand einen Tipp hat, wie man die o.g. Themen nicht im Kopf mit nach Hause nimmt, höre ich gern aufmerksam zu ;)

    Konkret haben wir bei uns in der Schule in drei EDV-Räumen extrem alte PCs, die wir irgendwie notdürftig versuchen am Leben zu erhalten.

    Und das ist doch das eigentliche Problem. Steht in der Beschreibung deiner Funktion tatsächlich drin, dass es deine Aufgabe wäre, Computer zu reparieren? Das dürfte vermutlich nicht der Fall sein, denn die Aufgabe des Systembetreuers ist es, den Überblick zu behalten, eine vernünftige Planung vorzulegen, Kleinigkeiten (Kabelbruch, defekte Maus, defekte Tastatur, Druckertreiber spinnt, ...) in Ordnung zu bringen und bei größeren Geschichten die Reparatur über den EDV-Dienstleister zu koordinieren.


    Im konkreten Fall (Hardware-Defekt) würde das heißen, ein Angebot für die Reparatur einzuholen oder gleich das Gerät als irreparabel defekt zu kennzeichnen und den sinnvollen Lösungsweg (Neubeschaffung) aufzuzeigen. Geht der Sachaufwandsträger nicht mit, bleibt die Kiste halt unrepariert. Das macht man dann so lange, bis der Unterricht nicht mehr sinnvoll stattfinden kann - nicht dein Problem. Du zeigst das deinem Schulleiter an, fertig.


    Juristisch spräche übrigens m.E. nichts gegen eine Beschaffung gebrauchter Rechner. Bei 100,- Euro Stückpreis landest du erst bei 200 Rechnern in einem Bereich, der vergaberechtlich Schwierigkeiten macht. Bei den geplanten Stückzahlen reichen drei Angebote (sollte kein Problem sein, Gebraucht-PC-Händler gibt's ja etliche) und dann kann der Sachaufwandsträger freihändig vergeben.

    Ein SL verdient vielleicht so um die 5500 netto (mit Kind und Kegel natürlich mehr) und umgerechnet auf die Arbeitszeit ist das nicht so viel.

    4.972 Euro lt. letztem Gehaltsbescheid, als Dienstvorgesetzter für 50 Lehrkräfte (Sek I) mit Kind und Kegel und Steuerklasse III, also inkl. Familienzuschlag und Kindergeld und da ist noch keine Krankenkasse bezahlt. Davon zahle ich - natürlich aus eigener Tasche - u.a. Kuchen, Obst und Getränke für alle dienstlichen Besprechungen im Haus, die Weihnachtsgeschenke für Lehrkräfte, Sekretärinnen, Mitarbeiter der Ganztagsschule, Hausmeister und Reinigungspersonal, die Begrüßungsgoodies am Schuljahresanfang, die Blumensträuße zur Verabschiedung von KollegInnen, die Essenseinladungen für Dankeschön-Essen beim Abschluss besonderer Projekte und Kaffee, Milch und Süßigkeiten fürs Sekretariat.


    Die Arbeitszeit schwankt, liegt aber seit Schuljahresbeginn recht stabil bei rund 70 Stunden pro Woche, wobei eine der Stellen der Stellvertreter gerade vakant ist, weshalb die Zahlen nur bedingt aussagekräftig sind. Dass ich diese Arbeit mitmache, führt aber leider auch nicht zu einem Bonus; es hat sich auch noch keiner bedankt dafür (wer sollte das auch tun?).


    Unterm Strich ein klarer Draufzahljob - als Stellvertreter hatte ich 100 Euro netto weniger, aber auch erheblich weniger Ausgaben (die ich freilich nicht aufwenden müsste, die aber der Stimmung durchaus dienlich sind)...

    Guter Ansatz. Das mindestens stört mich allerdings. Zu unpräzise. [...]
    Leider von der Realität in der bereits erprobten kollegialen Hospitation ausgehebelt. Kollegen betrachten es als zusätzlichen Stress und nehmen ihre Kumpel mit, die dann sehr positiv formulierte Protokolle abhaken. Verbesserung des Unterrichts. Null. [...] Warum nicht einmal schulinterne Fortbildungen mit „Experten“ bestücken, die sich zum Thema „work-life“ Balance äußern. [...] Wird doch bereits gemacht und gilt als selbstverständlich. [...] Wer kann das heutzutage noch nicht? Das in einer Zielvereinbarung festzuhalten, führt wahrscheinlich zu großem Gelächter. [...]


    Ich bitte zu berücksichtigen, dass ...


    a) ... alle diese Beispiele vor dem Hintergrund einer ganz konkreten, individuellen Situation zu verstehen sind und nur aus dieser heraus für beide Betroffenen als sinnvoll angesehen wurden. Kollegiale Hospitation funktioniert hier teilweise gut, brauchte aber einen kleinen Anstoß. Nicht für alle Lehrkräfte ist es selbstverständlich, in Fortbildungen Erlerntes schulintern weiterzugeben. Die Lehrkraft, mit der ich vereinbart habe, einmal unvorbereitet in den Unterricht zu gehen, hatte genau davor panische Angst und saß dann lieber bis 3 Uhr morgens am Schreibtisch. Ich schätze, dass >90% eines durchschnittlichen Kollegiums nicht mit Videoschnittsoftware umgehen können. etc. etc. Und was hast du gegen das Suchen von Synergien? Es kann doch nicht sinnvoll sein, dass alle Lehrkräfte immer meinen, für jede Lerngruppe das Rad völlig neu erfinden zu müssen...


    b) ... Zielvereinbarungen bei uns ausschließlich als Instrument im Rahmen der Mitarbeitergespräche zur Beratung/Personalentwicklung mit Fokus auf persönl. Interessen/Stärken eingesetzt werden und nicht Teil der dienstlichen Beurteilung sind. Zu diesem Zweck müssen sie dann eben auch nicht den strengen Kriterien z.B. der völlig objektiven Messbarkeit standhalten, sondern können auch einmal eine Richtung beschreiben, in die der Weg gehen soll. Würde man sie als Teil einer leistungsbezogenen Besoldung heranziehen, müssten sie großteils anders formuliert sein, klar.


    Insgesamt drängt sich mir aber ein wenig der Eindruck auf, dass hier viele Lehrkräfte sind, denen Führungshandeln an sich irgendwie suspekt ist. Man will seine Ruhe ("Ich", "meine Klasse", "mein Unterricht") und nur ja keine Vernetzung oder gar Einmischung von außen. Das halte ich persönlich für nicht mehr zeitgemäß. Kooperation (und damit auch die Öffnung des Unterrichts) finde ich ebenso wichtig für eine gelingende Schule wie gute Führung, die über die reine Schulverwaltung weit hinausgeht.


    Das hat jetzt aber mit Lehrerleistung, deren Messung und deren Einfluss auf die Besoldung gar nichts mehr zu tun, deshalb von meiner Seite aus EOD für hier.


    ad 1) Hier mal ein paar (echte) Beispiele:
    a) In mindestens einem Fach findet mindestens ein kollegialer Unterrichtsbesuch statt, der anschließend im Kollegengespräch ausgewertet wird (Hintergrund: Verbesserung der Zusammenarbeit auf Wunsch der Kollegin).
    b) Die Lehrkraft erprobt Wege, Unterricht mit geringerem Aufwand vorzubereiten (Work-Life-Balance) und berichtet darüber. (Hintergrund: Burn-Out-Gefahr bei junger Kollegin, die zum Perfektionismus neigt)
    c) Die Lehrkraft besucht eine Fortbildung zum Thema XYZ und gibt die Inhalte bei einer schulinternen Lehrerfortbildung weiter.
    d) Die Lehrkraft arbeitet sich in eine Videoschnittsoftware ein und erstellt eine Videodokumentation zum Tag der offenen Tür.
    e) Die Lehrkraft geht völlig unvorbereitet in eine Unterrichtsstunde (Hintergrund wie bei b).
    f) Die Lehrkraft erprobt Möglichkeiten zur individuellen Förderung im Fach XY und berichtet über ihre Erfahrungen bei einer Sitzung der Fachschaft.
    g) Die Lehrkraft stellt die Ziele der durchgeführten Exkursionen im Fach XY übersichtlich zusammen, sodass alle FachkollegInnen davon profitieren.
    h) Die Arbeit für die Schule ist so gestaltet, dass ausreichend Zeit für die Pflege des Privatlebens, der Hobbys und die eigene physische und psychische Gesundheit zur Verfügung steht. Indikator ist das persönliche Wohlfühlen mit der Situation
    i) Die Lehrkraft überprüft die Lernbereiche und Kompetenzformulierungen des neuen Lehrplans in den Fächern XYZ auf Gemeinsamkeiten und stellt mögliche Synergiebereiche bei einer gemeinsam Sitzung der Fachschaften vor.
    j) Die Lehrkraft sichtet das Angebot an audiovisuellen Medien des Onlineportals XYZ auf die Nutzbarkeit für das Fach XYZ und stellt die Ergebnisse der Fachschaft in geeigneter Weise zur Verfügung.


    Sind jetzt nur einige Beispiele und sicher nicht alle perfekt; grundsätzlich haben viele unserer Zielvereinbarungen die Richtung, das Einzelkämpfertum aufzubrechen und eine bessere Zusammenarbeit (z.B. durch kollegiale Beratung oder Zurverfügungstellen von Informationen und Erfahrungen) anzubahnen; manche Lehrkräfte sind da manchmal etwas träge, da kann so ein Schubs von außen hilfreich sein.


    ad 2) Hier geht unsere Meinung tatsächlich auseinander. Ich halte Eltern- und Schülerfeedback (die richtige Einordnung und den richtigen Umgang damit vorausgesetzt) für ein durchaus nutzbares Element zur Leistungsmessung. Wie das genau aussehen könnte, müsste man allerdings aufwändig ermitteln; m.W. wird das noch kaum systemisch sauber gemacht.


    Die mittlere Führungsebene ist mir sympathisch, weil es die Führungsspanne verkleinert. Ich sehe, dass ich 50 Mitarbeiter nicht in guter Qualität begleiten kann; alleine der Zeitaufwand für die dafür nötigen Mitarbeitergespräche (50 x 2 Stunden jedes Jahr) ist sehr groß. Als ich noch für 20 KollegInnen verantwortlich war, ging das besser, eine Führungsspanne von 12-15 würde ich als optimal empfinden. Da sehe ich persönlich das große Potential der mittleren Führungsebene; das hat allerdings mit Bewertung und Bezahlung gar nichts zu tun, da geht es nur um Beratung und Begleitung mit einem konsequent stärkenbasierten Fokus.

    Ich bin der Meinung, dass die Qualität einer Schule und des Unterrichts nicht dadurch steigt, dass der Schulleiter ständig "Rankinglisten" seines Kollegiums führt, um Leistungszulagen vergeben zu können. Im Gegenteil. Kollegialität und Zusammenarbeit bringen eine Schule voran. Nicht Konkurrenz und Neidhammel- und Denunziantentum. [...]
    Welcher Lehrer hat verdient, mehr zu verdienen? Der, dessen Klasse vorwiegend aus Kindern mit Hubschraubereltern besteht, denen keine Nachhilfe zu teuer ist und ständig 2-er-Schnitte kassiert, oder derjenige, der Schülern einer Klasse 7 endlich die schriftliche Subtraktion beibringen konnte iund den Schnitt von 4,5 auf 3.9 anhebt?

    Das, was du da beschreibst, wäre ja die Perversion einer (funktionierenden) Leistungskultur - wieso sollte das irgendjemand für erstrebenswert halten? Lehrkräfte, die im Bereich der Zusammenarbeit besondere Leistungen erbringen und so die Schule voranbringen, wären doch die ersten, die von einer Leistungskultur profitieren könnten; den isolierten Einzelkämpfer braucht doch schon lang keiner mehr...


    Und dass Schülerleistungen sowieso nur als Teilbaustein und nur unter Berücksichtigung einer größeren Datenmenge und dann niemals aufgrund individueller Leistungen, sondern nur im Delta der Ergebnisse bei standardisierten Tests Teil der Leistungsbewertung von Lehrkräften sein könnten, hab ich ja jetzt schon vielfach beschrieben - wieso unterstellst du mir hier anderes? Und dass Führung an Schulen ganz sicher nicht über Druck und Controlling funktioniert, wissen wir beide, insofern kannst du dir den persönlichen Angriff auch sparen. Ich find's echt erstaunlich und ein bisschen auch erschreckend, vor allem aber schade, wie sehr sich manche hier angegriffen fühlen, wenn man das Wort "Leistung" mal positiv besetzen möchte :-O

    Ich kann gut verstehen, dass - vielleicht auch aufgrund der knappen Darstellung - einige der Vorschläge Kritik hervorrufen, möchte aber doch dazu einladen, nochmal genau hinzuschauen, was hier eigentlich postuliert wird:


    ad 1) Unterrichtsqualität und -erfolg pauschal als nicht messbar abzustempeln, halte ich für zu kurz gesprungen. Schulleitungen müssen (zumindest in Bayern) permanent den Unterricht von Lehrkräften beurteilen und die einschlägige Literatur dazu füllt Bände. Zudem liegt spätestens mit "Lernen sichtbar machen" auch eine sauber gearbeitete Metastudie dazu vor, was Lehren potentiell erfolgreicher oder eben weniger erfolgreich macht. Auch das Delta im Kompetenzerwerb oder Wissenszuwachs aller unterrichteter Lerngruppen über einen gewissen Zeitraum würde ich schon für aussagekräftig halten; dass da mal intrinsisch motiviertere und weniger motivierte Lerngruppen dabei sind, ist eh klar, aber m.E. mittelt sich das raus. Niemand sagt, dass Unterrichtserfolg einfach zu messen ist. Da es aber das wichtigste ist, was wir in der Schule so machen, halte ich es ein Stück weit für fahrlässig zu postulieren, dass man eh nicht sinnvoll überprüfen kann, was dabei rauskommt und deshalb einfach jeder machen kann, was er will.


    ad 2) Die Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler sind auch unterschiedlich: Manche haben Eltern, die sich kümmern, andere nicht. Manche haben ungestörten Raum zum Lernen andere nicht. Manche haben eine Begabung für den Umgang mit Zahlen, andere nicht. Trotzdem maßen wir uns ständig an, all diese individuellen Fälle nach einheitlichen Kriterien zu bewerten und zu beurteilen, wiewohl diese Beurteilung massive Konsequenzen für das weitere Leben dieser Kinder und Jugendlichen hat. Genauso bringen natürlich auch Lehrkräfte unterschiedliche Begabungen, Rahmenbedingungen (z.B. die Fächerwahl) und Möglichkeiten mit (wie das in jedem anderen Beruf der Welt eben auch ist). Aber wieso sollte das ein Argument dagegen sein, besonders gute Leistungen zu würdigen und zu honorieren? Menschen sind nunmal unterschiedlich und nicht jedem stehen alle Möglichkeiten offen; mir geht es bei dem Punkt aber schon auch um fehlende Leistungsanreize, wo ich das bestehende System bisweilen als sehr träge empfinde.


    ad 3) Schülerinnen, Schülern und Eltern jegliche Fähigkeit zu qualitativ hochwertigem Feedback über Unterricht abzusprechen, halte ich für unfassbar arrogant und geringschätzig. Jeder, der das ernsthaft versucht, wird sehen, dass die Rückmeldungen sehr differenziert und wertvoll sind. Im Übrigen ist es auch so, dass die KollegInnen, die straff führen und bei denen viel gelernt wird, mitnichten bei den SuS unbeliebt sind; viel häufiger schätzen gerade die SuS und natürlich auch deren Eltern diese KollegInnen ganz besonders.


    ad 4) Einsatz in der Lehrplankommission, in der Lehrerfortbildung, als Schulbuchgutachter, in zentralen Arbeitskreisen wird - zumindest in Bayern - nicht separat bezahlt. Die einzige Ausnahme ist die Mitarbeit bei neuen Schulbüchern, aber auch da steht Aufwand/Ertrag selten in einem guten Verhältnis; insofern finde ich schon, dass auch so etwas gewürdigt werden könnte.


    ad 5) Komm mal bissl von deinem gymnasialen Standpunkt runter, wo es für viele Zusatzaufgaben Funktionsstellen gibt; an den meisten Schularten gibt es nahezu keine funktionsbezogenen Beförderungsstellen, da wird eine Fachschaftsleitung und die Systembetreuung teilweise über Jahrzehnte von einer "ganz normalen" Lehrkraft einfach so - im besten Fall mit einer (!) Anrechnungsstunde - nebenher mitgemacht. Und ja, diese KollegInnen leisten hier etwas besonderes und ich finde durchaus, dass sich das auch in Geld niederschlagen sollte.

    Man kann als Schulleiter nicht gleichzeitig erwarten, dass die Kollegen immer mehr draufpacken, weil sie für die Bewertung auffallen wollen, aber auf der anderen Seite darauf aufpassen, dass sie sich nicht überarbeiten.

    Das erwartet doch auch keiner ("immer mehr draufpacken"). Aber es ist auch klar, dass die Vielzahl der Aufgaben, die zunehmend seitens der Gesellschaft auf die Schule übertragen wird, nur dann in ordentlicher Qualität zu bewältigen ist, wenn möglichst viele bereit sind, sich zu engagieren; ggf. auch über das Pflichtprogramm hinaus. Und da kann ich es schon verstehen, wenn leistungsbereite KollegInnen irgendwann die Sinnfrage stellen, wenn sie sehen, dass diejenigen, die den Job sehr freizeitorientiert angehen, am Monatsende genau das Gleiche in der Tasche haben...

    Der öffentliche Dienst ist so gestrickt, dass man bei Beamten vom Guten im Menschen ausgeht und die Beamten ihre Arbeit mit "voller Hingabe" erledigen

    Trifft das deiner Meinung nach auf die Mehrzahl der Lehrkräfte in deinem Wahrnehmungsbereich zu ("mit voller Hingabe")? Und welche Möglichkeiten siehst du - jenseits persönlichen Lobs - Lehrkräfte, die besonders gute Leistungen bringen, zu würdigen? Oder ist das deiner Ansicht nach überhaupt kein erstrebenswertes Ziel?

    Könnte Schulleiter Scooby vielleicht ein Beispiel dafür sein, dass Marx doch recht hatte mit seiner Behauptung "Das Sein bestimmt das Bewusstsein"?

    Abgesehen davon, dass die Bedeutung, die du (vermutlich) intendierst, mit der ursprünglichen Verwendung des (Gesamt-)Zitats nicht viel zu tun hat (s. hier), frage ich mich, wieso du versuchst, die Diskussion weg von der Sachfrage (Ist Lehrerleistung messbar? Wenn ja, wie könnte das geschehen und sollte die individuelle Leistung auch Niederschlag in der Besoldung finden?) auf eine rein persönliche Ebene der (Ab-)Wertung zu ziehen? Oder verstehe ich dein Posting falsch?

    Das was du forderst ist eine Arbeitszeiterhöhung zum Dumping Preis. Geht gar nicht.

    Nein, das was ich schrieb, gehört eigentlich - zumindest in meinem Bundesland - qua Gesetz zu den regulären Aufgaben jeder (!) Lehrkraft. Dass manche meinen, mit dem Abhalten ihres Unterrichts (egal in welcher Qualität) ihre Arbeit erledigt zu haben und für alles andere nicht zuständig zu sein, ändert daran nichts. Dass Belastbarkeit ein höchst subjektives Phänomen ist und vor allen anderen Aufgaben die Fürsorgepflicht für die eigenen Mitarbeiter oberste Aufgabe jedes Schulleiters ist, ist natürlich auch klar. Umso schwieriger ist es natürlich, in diesem trägen System Anreize für Leistung zu schaffen, was ich persönlich schade finde.

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