Auf Grundlage der Argumentation von Silicium gibt es keine Rechtfertigung der Höherbesoldung von Gymnasiallehrern:
1. Argument: höhere Qualifikation der Gymnasiallehrer
Stimmt nicht, sie sind nicht höher qualifiziert, je nach Bundesland noch nicht einmal in den reinen Schulfächern fachwissenschaftlich
2. Argument: Regelstudienzeit
Stimmt nicht in allen Bundesländern
3.Argument: Absolventen sind schwieriger zu finden und deshalb müssen sie besser bezahlt werden.
Zumindest in BW hatten Gymnasiallehrer je nach Fach die schlechtesten Einstellungschancen aller Lehramtsarten, weil es zu viele davon gab. Umgekehrt gibt es sehr seltene Fächerkombinationen z.B. bei Sonderschullehrern, die auch mit diesem Argument nicht höher besoldet werden.
4.Argument: Wer die Elite ausbildet soll auch elitär bezahlt werden.
Das ist natürlich der größte Blödsinn. Mit diesem Argument müssten z.B. Ärzte im Bereich Geriatrie weniger verdienen, weil ihre Patienten für die Volkswirtschaft nutzlos, sogar eher belastend sind.
5.Argument: Gymnasiallehrer haben das schwierigere Studium.
Das bezweifle ich.
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ad 1: Doch, in BY ist das schon der Fall und das nicht nur in den Naturwissenschaften. Kleines Beispiel aus einem meiner Fächer: Der GYM-Religionslehrer muss ein Graecum haben und bekommt im Examen den griechischen Text vorgesetzt, der RS-Relilehrer darf mit der deutschen Ausgabe arbeiten. Meine Mathe-Kollegen bestätigen mir auch, dass das RS-Studium wohl deutlich leichter war (hinten raus) als das der gymnasialen Kollegen.
ad 2: In BY zwei Semester Unterschied.
ad 3: Da bezieht sich Silicium nach meiner Erinnerung auf die MINT-Fachlehrer und die sind wohl in der Tat recht gesucht. In BY durch den Wegfall der 13. Klasse zwar auch nicht mehr so, aber das wird sich schnell einpegeln.
ad 4: Das volkswirtschaftliche Argument ist in der Tat fragwürdig. Andersrum entlasten nämlich fitte Hauptschullehrer das Staatssäckel, falls sie ihre Absolventen in den ersten Arbeitsmarkt hieven können mindestens ebenso wie die elitefördernden Gymnasialen.
ad 5. Siehe 1, für die meisten Fächer gibt es da wohl schon einen merklichen Unterschied, den man auch nicht einfach so auf die Seite wischen darf, wenn man ernst genommen werden will.
Und bevor man mich falsch versteht: Ich finde auch, dass Herr Silicium sich hier bisweilen ganz ordentlich im Ton vergreift und dass einige seiner Argumentation hart an der Grenze zum Trollen verlaufen. Aber das wird ja nicht besser, wenn man die Dinge, die halt Wirklichkeit sind, hartnäckig verleugnet oder mit sachfremden Argumenten wegzuwischen versucht.
Mein - böswilliger - Vorschlag zur Lösung dieser Probleme wäre ja, die Lehramtsstudiengänge in Bezug auf den jeweiligen Anspruch tatsächlich anzugleichen (den pädagogisch/didaktischen Fachanspruch für GS/HS-Leute also aufs gleiche Niveau zu bringen, wo der fachliche heute schon für die gymnasialen Absolventen liegt), anschließend alle in A12 einsteigen zu lassen und je nach Leistung funktionslos bis A14 und funktionsgebunden bis B2 zu befördern. Das Ganze sollte dann auch reversibel sein; wenn also jemand seine Leistung längere Zeit nicht (mehr) bringt, sollte er seinen Platz für leistungsfähigere Kollegen räumen und z.B. wieder für A12(Z) in die Unterstufe zurückdürfen.