Moebius hat vollkommen recht. Prinzipiell ist das einzige Ziel eines Erregers, sich möglichst großflächig zu verbreiten und so sein Überleben und seine Vermehrung zu sichern. Der Virus will niemanden krank machen und erst recht nicht töten. Er will nur möglichst viele Wirtszellen infizieren.
Letztlich gibt es 2 Varianten, wie sich ein Virus entwickelt. Variante 1 ist ein Virus, der seinen Wirt schnell sehr krank macht oder tötet, beispielsweise seien Ebola oder Nipah genannt. Ein solcher Virus hat kaum Chancen, sich pandemisch zu verbreiten, da die Betroffenen so schwer erkranken, dass sie das Bett hüten und kaum andere anstecken können. Ein solcher Virus läuft sich schnell tot, noch ehe Mutationen eine harmlosere Variante hervorbringen, die sich durchsetzt.
Die 2. Variante ist ein Virus, der unter Selektionsdruck ansteckender wird, aber auch harmloser. Wer nur eine Rotznase hat, geht weiterhin zur Arbeit und kann wunderbar andere anstecken. Eine solche Variante wird also über kurz oder lang die Oberhand über gefährlichere Varianten gewinnen und sich durchsetzen.
Vermutlich verhielten sich die 4 verbreiteten Coronaviren anfangs ganz ähnlich wie Covid-19, entwickelten sich aber über die Zeit zu harmlosen Erkältungserregern. Außerdem baute die Bevölkerung eine Grundimmunität auf, was wiederum zur Abschwächung der Symptomatik beitrug. Auch die „Spanische Grippe“ wurde harmloser und zirkulierte nach der Pandemie als gewöhnliche saisonale Influenza.
Ich habe im Frühjahr mal ein Paper gelesen, das die Frage aufwarf, ob es sich bei einer angeblichen Grippepandemie Ende des 19. Jahrhunderts nicht eher um eine Pandemie eines der 4 Coronaviren gehandelt haben könnte. Fand ich ganz interessant und nachvollziehbar.
Allerdings hat Moebius natürlich auch recht damit, dass wir nicht genug Zeit haben, darauf zu warten, dass Covid 19 bei allen Patienten nur einen Schnupfen auslöst.