Hallo Jule,
ich kann Dich gut verstehen. Ich habe einen Sohn mit Asperger Syndrom, der inklusiv beschult wird und das mehr schlecht als recht (und nein, ich gebe hier gewiss NICHT den Lehrkräften die Schuld, sondern dem System!).
Im Moment erhalten er und die anderen beiden I-Kinder in der Klasse KEINE sonderpädagogische Förderung, weil keine Sonderpädagogen zur Verfügung stehen. Noch vor wenigen Jahren gab es diese, nun ist der Markt leer gefegt.
Ich würde meinen Sohn jederzeit gerne an einer Förderschule beschulen lassen, wenn es denn eine passende gäbe - für einen durchschnittlich begabten Autisten ist das aber nicht der Fall. Er hat eine Schulbegleitung, die einiges auffängt, immerhin.
Wir haben aber keine Therapien in der Schule, keine Förderung, keine Nachmittagsbetreuung (weil ihn die Mittagsbetreuung nicht ohne Begleitung nehmen will, der Kostenträger aber für den Nachmittag keine bewilligt). Unser Sohn ist isoliert in der Klasse.
Ich würde ihm von Herzen ein geschützteres Umfeld wünschen, aber die Förderschule will ihn noch nicht mal aufnehmen, dafür ist er kognitiv zu fit.
Wir hangeln uns so durch. Nach Klasse 7 kann er auf eine Förder-Wirtschaftsschule wechseln (beginnt erst mit Jahrgang 8 ).Ich hoffe, dass wir solange im Regelsystem über die Runden kommen.
Deine Misere kenne ich also.
Ich selbst arbeite an einer Förderschule und bin froh drum. Aber auch wir bekommen nun verstärkt Rückläufer und paradoxerweise auch Kinder, die kaum Defizite haben. Oft nehmen die Grundschulen die Kinder nicht auf und argumentieren ähnlich wie die von Dir beschriebene Grundschule: sie haben so viele "schwere" Fälle, dass die Kinder mit leichteren Defiziten durchs Raster rutschen würden.
Wir sind übrigens im Süden der Nation, das Bundesland ändert also nicht viel.
Ich bin nicht grundsätzlich gegen Inklusion, im Gegenteil. Aber ich sehe, dass es so - auf Sparkurs, zu Lasten aller Beteiligten - niemals gelingen kann.
Ich wünsche Euch, dass Ihr eine gute Lösung für Euer Kind findet!