Ich sehe es wie Juditte und Frapper.
Ich bin in meinem Arbeitsfeld (Förderschule KME) regelmäßig mit aggressivem Verhalten konfrontiert.
Wir beschulen Schüler mit geistiger Behinderung, schwerer Mehrfachbehinderung, Autismus und auch immer wieder Schüler mit psychischer Erkrankung oder in akuten Krisensituationen. Viele unserer Schüler können sich nicht oder nicht ausreichend verbal mitteilen.
Bei dieser Schülerschaft ist Aggression letztendlich Ausdrucksmittel und Zeichen von Hilflosigkeit.
Das heißt keineswegs, dass man das „hinnimmt“, aber es gehört tatsächlich zum Job. Natürlich ergreifen wir Maßnahmen, aber eher pädagogischer als disziplinarrechtlicher Natur. Das kann auch im Einzelfall lange dauern. Man muss Auslöser identifizieren, alternative Handlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten anbahnen, Interventionsmöglichkeiten individuell anpassen und vor allem Beziehung aufbauen und Verlässlichkeit bieten. Manchmal ist in Extremfällen auch eine Medikation notwendig und eine intensive Zusammenarbeit mit externen Stellen, behandelnden Ärzten etc.
Natürlich kostet das Zeit, aber in aller Regel kann man durchaus Verbesserungen oder oft auch eine vollständige Abkehr von aggressivem Verhalten erreichen.
Ich persönlich arbeite sogar gerne mit „schwierigen“ Schülern, ich habe mich aber auch auf eigene Initiative in diesem Bereich weitergebildet.
Ich denke schon, dass es eigentlich jedem angehenden Sonderpädagogen bewusst sein sollte, dass Umgang mit aggressivem Verhalten Teil des Berufes ist. Es gibt genug Praktika und Möglichkeiten, neben dem Studium Erfahrungen zu sammeln.
Der Umgang mit aggressivem Verhalten war zumindest bei mir schon Teil des Studiums und erst recht des Referendariats.
Man steht dem auch keineswegs hilflos gegenüber. Wir hatten schon im Ref einen Selbstverteidigungskurs. Auch jetzt bietet meine Schule regelmäßig Deeskalationstrainings und ähnliches an. Fortbildungen und Kurse dieser Art gibt es überall, im Zweifel bei externen Trägern.
Statt nur zu jammern, finde ich schon, dass man da eine gewisse Eigeninitiative erwarten kann.
Und wenn man trotzdem weiterhin merkt, dass man in diesem Bereich nicht zurechtkommt, sollte man sich wohl nach einer beruflichen Veränderung umsehen.
Das gilt wie gesagt speziell für die Förderschule.