Hallo,
die ganze Diskussion um SoStump. und andere Konzepte ist sehr schwierig und komplex. Aber sie MUSS geführt werden, da der Schriftspracherwerb das zentrale Anliegen der Grundschule ist.
Ich versuche mich mal auf einige wenige für mich relevante Schwerpunkte zu konzentrieren.
Vorab: Ich arbeite seit über zwei Jahrzehnten als "ausgebildeter“ Deutschlehrer in der Primarstufe (an insg. 6 Schulen) und habe viele Konzepte „mitgemacht“ und „ge-/ertragen“.
Was mich stört: Die Debatte wird viel zu emotional und oft an der Sache vorbei (sprachwissenschaftliche Grundlagen) in den Kollegien geführt. Im Zentrum muss m.E. die Sachstruktur stehen; das ist in Mathe vermeintlich einfacher als in Bezug auf den Schriftspracherwerb. Daher muss sich die Diskussion daran ausrichten, an welchen sprachlichen Strukturen / an welchem stufenweisen Aufbau sich das jeweilige Konzept ausrichtet, vor allem beim Leseerwerb. Meiner Meinung nach werden bei den Beratungen bezgl. eines Konzeptes viel zu oft sachfremde Erwägungen getätigt. („Tolles“ Material, mit dem sich vermeintlich differenzieren lässt / „tolle“ Aufmachung / Konzept ist „Drill“, nicht „modern“...) Oft sind die vorgegebenen Strukturen in Lehrgängen besser als beim hausgemachten und oft unterschiedlich gehandhabten sog. "Methodenmix". Aber klar: Jedes Lehrwerk hat seine Schwächen und muss gründlich vorab geprüft werden.
Einen systematischen Lese-/Schreibaufbau bilden Fibeln i.R. am besten ab.
Diese sprachlichen Strukturen geben
a) den Kindern (Wo ist der nächste Lernschritt?) &
b) den Kollegen/-innen (Anzahl fachfremd Deutsch unterrichtender Kollegen wird in der GS immer größer, bis hin zu Seiteneinsteigern ...)
einen an der Sache (Sprache) orientierten Rahmen. Dann kommt mit dem Faktor "Können der Lehrkraft" auch noch eine weitere entscheidende Größe hinzu; jedes Konzept kann halt „vergeigt“, aber auch „veredelt“ werden …
Entscheidend ist für mich, dass die Rolle der Anlauttabelle „gestutzt“ wird, da sie aus meiner Sicht den Kindern ein falsches Konstruktionsprinzip der Sprache (vermeintliche Eindeutigkeit der Laut-Buchstaben-Zuordnung) an die Hand gibt. https://books.google.de/books/…en_im_ersten_Schulja.html
SoStu. ist aus meiner Sicht nicht geeignet, da es ursprünglich als Förderkonzept entstanden ist und nicht den Ansprüchen eines „integrativen Deutschunterrichtes“ entspricht. Außerdem wird zu lange mit der Anlauttabelle gearbeitet und zu wenig für den systematischen Leseerwerb getan. Positiv ist, dass er mit seinen Diagnosediktaten damals erstmals eine qualitative Bewertung von Rechtschreibleistungen ermöglicht hat.
Auch wenn der Herr von „grundschulservice.de“ m.E. auch zu viel polemisiert, liegt er in seiner Argumentation (damit meine ich noch nicht mal den Verweis auf die wiss. Untersuchungen) inhaltlich richtig.
Gruß