Hallo!
Ich bin seit 10 Jahren am Gymnasium. Meine Sicht der Dinge ist die:
Korrigieren:
Mit Deutsch und SoWi hast du natürlich den Korrektur-Hauptgewinn gezogen (Na ja, Deutsch und Englisch ist wohl noch schlimmer). Rechne mal pro Wochenstunde eine Klausur/Klassenarbeit pro Schuljahr. Also bei einer vollen Stelle um die 25 Klausuren im Jahr. Wenn du im Schnitt von 28 Schülern pro Lerngruppe ausgehst, musst du also 700 Klausuren/Klassenarbeiten pro Schuljahr korrigieren.
Wie lange man an einer Arbeit korrigiert, hängt von vielen Faktoren ab: Effizienz bei Planung und unterrichtlicher Vorbereitung, Fähigkeiten der Schüler, Qualität des Erwartungshorizonts, Jahrgangsstufe, Thema usw. Wenn du im Schnitt 30 Minuten pro Arbeit annimmst (was schon sehr knapp kalkuliert ist), bist du bei 350 Stunden Korrektur im Schuljahr. Ohne Sommerferien (in denen es nichts zu korrigieren gibt), bleiben dir im Jahr 46 Wochen, also korrigierst du im Schnitt ca. 8 Stunden pro Woche. Da man nachmittags/abends meistens platt ist/sich erholen und/oder Unterricht vorbereiten muss, ist also ein Tag des Wochenendes für die Korrektur reserviert.
Dann hast du aber noch keine Hausaufgabenüberprüfung korrigiert oder auch nur bei einem Schüler kontrolliert, ob er sein Heft ordentlich führt. Die Folgen einer Korrektur sind da auch noch nicht drin: Listen führen, Schnitt ausrechnen, Berichtigungen nachsehen, Elternunterschriften hinterherrennen ...
Vor- und Nachbereitung:
Lässt sich pauschal nicht beantworten. Es gibt Leute, die schnell planen und guten Unterricht machen. Andere mühen sich bis spät nachts ab und es kommt nichts dabei herum. Es gibt Leute, die ziehen alten Stunden aus der Schublade, andere planen jede Stunde neu. Mit der Zeit wird es aber weniger an Aufwand, finde ich.
Fachliches vs. Didaktisches:
Es wäre naiv zu glauben, der Schwerpunkt am Gymnasium liege ausschließlich beim Fachlichen. Didaktisch ist das auch recht anspruchsvoll und vor allem je nach Alter sehr unterschiedlich.
nicht angesprochene Punkte:
Vergiss nicht: Bürokratismus, Konferenzianismus, Elternarbeit, Binnendifferenzierung, extreme Belastungspeaks (Vorweihnachtszeit und Abiturprüfungszeitraum z.B.), Exkursionen, Kurstreffen, Projekte, AGs, Sonderaufgaben usw.
zur Frage überhaupt:
Es ist völlig legitim und vernünftig, nach der Belastung zu fragen. Ich würde das aber nicht zum alleinigen Kriterium machen. Arbeiten musst du in beiden Fällen für dein Geld, und zwar hart. Frage dich lieber, was du inhaltlich/fachlich machen möchtest und mit welchen Menschen du arbeiten willst.
Gruß