Beiträge von Stille Mitleserin

    Vor 25 Jahren war die Hauptschule in BY eine Schule für junge Leute, die auf eine Ausbildung zusteuerten.
    Meine Schwester konnte nach Klasse 9 leidlich Englisch, einen Aufsatz schreiben und beherrschte Prozentrechnen. Eine Resterampe war die Schulart damals ganz und gar nicht, alle ihre Klassenkollegen haben eine Ausbildung gemacht, einige haben weiter die Schule besucht.


    Allerdings war das Niveau der damaligen Hauptschule vergleichbar mit dem Abschluss, den heutige Realschüler in Bawü mitbringen.


    Zu Finnland:(Zitate)


    Im Land selbst schreibt man den Erfolg neben der Gesamtschule vor allem dem Bildungshunger zu. Dieser hängt eng mit der Geschichte des Staates zusammen. Als Finnland 1917 von Russland unabhängig wurde, entstand ein Nationalbewusstsein, das stark durch den Bildungsgedanken getragen war. Außerdem setzte die Industrialisierung im lange landwirtschaftlich geprägten Finnland spät ein. Bildung war entscheidend, um aufzuholen. Heute sind Bibliotheken wichtiger Teil des Lebens und gut gefüllt. Finnen lesen gern – auch Kinder. Das müssen sie auch. Denn ausländische Filme werden nicht synchronisiert, sondern mit Untertiteln gezeigt.



    In Finnland gebe es verglichen mit anderen Ländern weniger Einwanderung und auch eine kleinere soziale Kluft zwischen Arm und Reich als in anderen Ländern. Das führe zu homogeneren Klassen, die das Unterrichten für die Lehrer einfacher machen würden als in Einwanderungsländern mit zahlreichen Ballungsräumen.



    In der Schule gibt es keine Ausländerkinder, die dem Unterricht aus sprachlichen Gründen nicht folgen können, denn sie dürfen gar nicht in eine Regelklasse gesetzt werden, ehe sie das erforderliche Sprachniveau erreicht haben. Die Schule ist verpflichtet, selbst für eine geringe Zahl von Kindern ausländischer Muttersprache Sondergruppen einzurichten, in denen sie sprachlich erst einmal „auf den Stand“ gebracht werden. Und last but not least sind die finnische Gesellschaft und ihr Wertegefüge in weiten Bereichen noch immer sehr homogen. Das wirkt sich auf Disziplinprobleme in der Schule positiv aus.


    Und: Finnische Lehrer verbringen pro Tag nur 4 Stunden im Unterricht, zwei Stunden pro Woche sind für die Weiterbildung reserviert.

    Hallo krabappel,


    eine neue Studie zeigt, dass schwache Schüler in starken Lerngruppen schon früh Ausgrenzungserfahrungen machen und ein schlechteres Selbstbild haben als Kinder und Jugendliche in homogeneren Lerngruppen. Dies spricht gegen Inklusion und auch gegen die Gemeinschaftsschule ab Sek I.


    Andererseits haben es auch die Begabten schwer. Mein Junior bewegt sich in einer Art Nerd-Freundschaftskreis, die allesamt Mobbingerfahrungen in der Grundschule gesammelt haben und nun froh sind, im Gymnasium andere Jungs und Mädels getroffen zu haben, die gerne lesen/Schach spielen/programmieren/Geschichten schreiben etc. Teilweise sind die Erfahrungen wirklich unschön und ich kann mir vostellen, dass sie, fortgesetzt bis Klasse 9 oder 10, diese Kinder hätten traumatiseren können.


    Natürlich haben wir die schöne Vostellung, dass die Starken den Schwachen helfen, die Sportler die Unsportlichen in die Mannschaften holen, Fatme enge Freundschaften mit Martin und Chantal unterhält und der angehende Medizinstudent Ole-Torben mit Sabrina, der Bäckereifachverkäuferinazubine, anbändelt, um mit ihr eine Familie zu gründen, wenn alle Kinder gemeinsam zur Schule gehen.


    Für mich ist das eine Utopie. Das klappt in relativ homogenen Gesellschfaten (DDR, Estland, Finnland etc), aber nicht in unserer breit diversifizierten Gesellschaft.


    Übrigens: Besonders für die schwachen Kinder und die eher unlustigen Lerner ist das Prinzip SOL tödlich, das von den Gemschulen hier in BAWÜ so intensiv umgesetzt wird. Natürlich gibt es Themen, die man sich selbst erarbeiten kann, ich bin aber dankbar, dass das von mir niemand in z.B. den Naturwissenschaften verlangt hat, in Mathe hätte ich mir gar nichts selbst beibringen können (und es hätte mir auch keine Freude gemacht).

    In BW bist du mit Wirtschaft drin. Wir suchen händeringend. Zweitfach egal, du wirst eh fast ausschließlich in WS eingesetzt. Und wenn du dich nicht besonders ungeschickt anstellst und nicht super verkorkst bist, sind auch die Noten im 1. Stex superwurscht.
    Fachfremd unterrichten fast nur noch ältere Kollegen in der Berufsschule Deutsch, das ist auch ganz gut so. Schließlich machen wir seit Neuestem ganz schön viel Grammatik.


    Übrigens bist du in BW höchstwahrscheinlich ach am GY ziemlich willkommen, WS ist neues Pflichtfach und es gibt nicht überall qualifizierte Kollegen. Insofern: Das Zweitfach ist nicht so wichtig.

    Hallo kiggie,


    bei Beamten kann die Schule Regelungen anstreben, die aber nicht eingehalten werden müssen. Der Stundenplan der Schüler hat einfach Vorrang.
    Das Einzige, was hilft, ist eine Überlastungsanzeige. Und evtl. darauf zu pochen, im nächsten Jahr einen besseren Stundenplan zu erhalten.
    Ansonsten stehen wir dem Staat zur Verfügung, wenn er es braucht. Das ist der Deal.

    Hallo Miss Jones,


    manche der beschriebenen Szenen erinnern mich durchaus an Cesar Millan (der Hundetrainer, der noch mit Unterwerfung arbeitet), andere kann ich nachvollziehen.


    Beispielsweise die Mützenszene. Hier geht es um ein Kind, das kurz vor dem Schuleintritt steht. Sie soll joggen, möchte aber nicht. In der Schule wird ja auch erwartet, dass die Kinder beim Sportunterricht mitmachen.
    Und ich hätte von meinen Söhnen um den Schuleintritt herum erwartet, dass sie einen Gegenstand in der Größe einer Mütze suchen, wenn sie ihn verloren haben.


    Auch die Erklärungen zum Thema Essen sind nett - aber was macht man denn, wenn Junior nichts anderes isst als Pommes oder Süßigkeiten? Der Sohn einer Freundin wiegt mit seinen 12 Jahren über 120 Kilo, ich finde laissez-faire da nicht wirklich akzeptabel.

    Ich habe gelesen, es ginge um Kinder in extremis, in Notlagen, die die Gesundheit und auch das Leben der Kinder bedrohen.


    Ich kenne das nicht von Kinderstationen, aber habe als Helferin in der Altenpflege nicht wenige Fälle erlebt, in denen sich die Patienten gegen die Maßnahmen zur Wehr gesetzt haben. Die Familien, die z.B. die Magensonde für Mama haben wollte, hätte diese Momente nicht miterleben dürfen. Die Alternative ist aber verhungern lassen.


    Muss ich mir das so ähnlich vorstellen?


    Übrigens ist der Film noch nicht auf dem Index, er wurde nur in einigen Kinos abgesetzt.

    Hallo zusammen,


    hat jemand von euch den Film "Elternschule" gesehen?
    Leider wurde er abgesetzt, so dass ich mir kein eigenes Bild machen kann (was ich schon mal negativ finde).
    Wie beurteilt ihr die gezeigten Methoden?


    Danke


    Stille Mitleserin

    Bevor du in den Master einsteigst, rate ich dir, noch einmal Praktika zu machen, im Kindergarten, in der Grundschule, evtl auch an Förderschulen, in der Sozialarbeit. Diemal mit selbstgemachtem Unterricht.


    Der Beruf der Erzieherin ist übrigens nicht schlecht bezahlt, die meisten Kräfte arbeiten aber nur in Teilzeit. Daher kommt das schlecht Entgelt. Nach einigen Jahren liegen auch Erzieher bei im Schnitt 3000 Euro brutto, als Leitung verdient man entsprechend mehr. Davon kann man leben, davon kann man auch eine Familie ernähren.


    https://www.academics.de/ratgeber/erzieher-gehalt


    Geld ist schön und gut, aber der Beruf sollte einen zumindest zufrieden machen. Schau dich noch mal um, was es so alles gibt.

    Ich möchte noch darauf aufmerksam machen, dass man als abgeordnete Kraft dann aber auch wirklich nur 30 Tage Urlaub hat.


    Das kann unangenehm werden, wenn man noch jüngere Kinder hat, weil man in den Schulferien eben arbeitet.


    Eine Alternative ist, in den regulären Wochen Zeit reinzuarbeiten, um in den Schulferien freinehmen zu können. Das bedeutet aber Mehrbelastung bei Teilzeit, man unterschätze nicht, wie viel Zeit 10 Wochen zusätzliche Ferien bedeuten. Bei 20 Stunden in der Woche (entspricht in bawü ca 13 Schulstunden, je nach LA) sind das 200 Arbeitsstunden, die übers Jahr reingearbeitet werden müssen, pro Woche sind das ca. 5 Stunden Mehrarbeit. Dann kommt man eben alles andere als pünktlich aus dem Büro, um in den Ferien daheimbleiben zu können.

    Hallo Krabappel,


    ich glaube nicht, dass Elternbeiträge nur in Sachsen vorkommen.


    Ich selbst habe meinem Junior in Klasse 6 eine ppt gestaltet, die für das Referat gefordert worden war. Aus dem ganz einfachen Grund, dass der Knabe in Klasse 6 Power point noch nicht bedienen konnte. Inhaltlich hat er sich das Thema aber selbst erarbeiten müssen.

    Ich habe keinesfalls das Feindbild DINKS aufbauen wollen. War selber mal einer und wir werden wieder welche sein. Aber in den 25 Jahren dazwischen haben wir horrende Kosten, von denen die Gemeinschaft profitiert.


    Die Lösung ist übrigens gar nicht so schwer, ein Familiensplitting würde die Anzahl der Personen im Haushalt berücksichtigen und auch Alleinerziehende wären besser gestellt als jetzt.
    Wer gut erzogene Steuerzahler will, muss den Eltern (finanzielle und gesellschaftliche) Luft zum Atmen lassen und in Bildung investieren.


    Die Diskussion ist aber zumindest ein deutliches Anzeichen für ein Auseinanderdriften der Gesellschaft. Es gibt nicht mehr "den" Lebensentwurf und man fühlt sich für den Mitbürger eben nicht mehr zuständig.
    Kinder? - Privatvergnügen
    Krankheit? - Sicher selbst schuld

    Der Haken an dem Argument, Familie sei Privatvergnügen ist außer der Verfassung auch, dass DINKS sehr gut gestellt sind. Wenn ich bedenke, was wir vor den Kindern verdient und zur Seite gelegt haben...


    Kinder heute gut aufzuziehen ist kein kostenloses Unterfangen. Babys kommen auch mit Muttermilch und Stoffwindeln aus, größere Kinder brauchen aber gesellschaftliche Teilhabe, um sich in der Gesellschaft entwickeln zu können. Und gesellschaftliche Teilhabe kostet. Ganz im Kleinen: Das Fahrticket zur Freundin, ein Geburtstagsgeschenk, Eintritt ins Schwimmbad, der Schwimmkurs, Schulmaterialien nach lehrerlicher Vorgabe ("auf keinen Fall die billigen Dickies"), Sportkleidung- und Schuhe für den Sportunterricht, ein Fahrrad mit Licht und Bremsen, ...


    Ich bin als Kind mit löchrigen/ geflickten Klamotten und einem Altrad ohne Handbremse und Licht rumgerantscht, heute ist das undenkbar. Die Grundschule hat lochfreie Kleidung verlangt (kein Witz) und das Rad muss tiptop sein. Das kostet.


    Klar kann man sagen, dass man das alles nicht braucht. Wer aber kein Geschenk zum Geburtstag bringt oder nie selber einlädt, der wird auch nicht mehr eingeladen. Eltern, die sich kümmern (wie es hier so oft gefordert wird), bedeutet auch, Geld auszugeben. Und das nicht zu knapp. Übrigens kostet auch eine gute und eiweißreiche Ernährung ohne Billigzuckergedöns richtig Geld!


    Wer sich für eine Familie entscheidet, sollte nicht auch noch finanziell bestraft werden, schließlich erzieht man die Steuerzahler und Pflegekräfte von morgen, die auch die DINKS unterstützen werden.

    Vielleicht kommt es auch ein wenig darauf an, welchen Beruf man ausübt....
    Ich liebe meinen Beruf, er bietet mir viele Möglichkeiten der Entwicklung, soziale Kontakte und ein anständiges Gehalt. Auch eine attraktive Versorgung (Krankheit, Alter) ist inbegriffen, insofern: Ich gehe gern arbeiten.


    Würde es mir genauso gehen, wenn ich Metzgereifachverkäuferin oder Fabrikarbeiterin wäre? Es gibt ganz schön miese Jobs. Ich kann mir gut vorstellen, dass man dann unter Umständen lieber Hausfrau ist.


    Hinzu kommt, dass ich wirklich an allen Fronten kämpfe: meine Schüler sollen gut unterrichtet werden, mein Kinder gesund ernährt, gut erzogen und schulisch unterstützt, mein Hund soll Gassi geführt, der Kater befüttert, der Garten geschnitten, der Huashalt gepflegt werden - und mein Mann möchte sich auch ab und an mit mir unterhalten. Und Sport sollte ich auch treiben und meine Schwägerin habe ich schon ewig nicht mehr angerufen...
    Wenn ich morgen früh um 5.30 aufstehe, blicke ich schon neidvoll zum Haus der Nachbarin - sie ist Hausfrau, schickt Sohnemann in die Schule, dann geht sie ins Fitnesstudio, erledigt Haushalt und Kochen, erwartet Sohnemann mittags mit einem veganen Gericht frisch vom Markt, überwacht die Hausaufgaben, erledigt Nachmittags die Wäsche, macht VHS-Kurse und abends kommt der Gatte heim. Da kommt in mir schon Neid auf, mein Tagesablauf sieht deutlich unentspannter aus. Klar, im Alter sind wir voraussichtlich sehr gut versorgt, bei ihr müssen beide von der Rente des Gatten leben.


    Im Übrigen würde ich in einer Zeit, in der jede dritte Ehe geschieden wird, nie meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Partnerschaft hält.

    Die Frage ist ja, wie viel davon im Unterricht ankommt. Die Fortbildungen, die Ausbildung und die vielen Beratungseinheiten sind reformbedürftig, keine Frage. Es ist auch nicht dumm, schulscharf datengestützte Unterrichtsentwicklung zu betreiben.


    Mich besorgt, dass die Aufsicht von der Beratung abgekoppelt wird und dass der einzele Kollege im Unterricht noch stärker unter Druck stehen wird, bestimmte Niveaus zu erzielen (übergreifende und zentral gestellte Arbeiten). Auch eine Entlastung von der Verwaltungsarbeit sehe ich nicht.


    Auch die fehlenden Lehrerressourcen werden das System behindern. Was nützt die datengestützte UE, wenn gar keine Ressource da sind, die man verteilen kann. So wird das Ganze schnell zur Mangelverwaltung. Oder dabei kommt verordnete Mehrarbeit heraus.

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