Referendare sind in der Regel mindestens Mitte 20, wenn sie starten. Sie haben ein Studium hinter sich, sind erwachsen, hatten eventuell bisher wenig mit Schule zu tun und stehen nun wieder als Azubis da.
Unterricht kann an vielen Stellen haken - eben auch an der Lehrerpersönlichkeit, am fehlenden roten Faden, an zu wenig Struktur, schlechter Gesprächsführung, unklaren Aufgaben oder gar an zu wenig Fachwissen (stelle ich in Geschichte öfter fest!). Sich Kritik zu diesen Punkten anhören zu müssen geht meist tief in den persönlichen Bereich hinein, quasi unter die Gürtellinie. Das tut weh, besonders, wenn man dachte, man sei schon ganz toll ausgebildet. Wenn man zur Ich bin o.k. du bist nicht o.k Fraktion gehört,ist dann natürlich der Seminarleiter schuld.
Aber wie soll man diese Themen vermeiden? Sie müssen angesprochen werden. Übrigens gibt es das auch in der freien Wirtschaft - ich erinnere mich noch mit Schrecken an ein Korrekturgespräch mit einem Kollegen, der regelmäßig nach Alkohol und ungewaschenem Körper roch. Kollegen und Kunden hatten sich beklagt. Das ist mir damals nicht leichtgefallen und auch dem Kollegen nicht.
Ich ertappe mich heute dabei, dass ich viele Methoden aus meiner Refzeit benutze, mir aber selten die Mühe mache, mal nachzusehen, was es Neues gibt. Insofern halte ich es für sinnvoll, neue Methoden einzuführen, denn Unterricht hat sich nun einmal verändert. Zu meiner Praktikantenzeit habe ich Dinge wie Advanced organizer & Co nicht kenengelernt, im Ref sehr wohl.
Die geforderten Unterrichtsentwürfe habe auch ich als aufwändig empfunden - aber es war sinnvoll, sich bei jedem Schritt zu überlegen, wie und warum man ihn geht. Die Qualitätsunterschiede erkennt man leider erst nach der Ausbildung, wenn man selbst Unterricht beobachtet. Mit Willkür hat das wenig zu tun.