Ich will mich hier wirklich nicht als Weltverbesserer aufspielen und natürlich habe ich auch Schüler, die ich trotz aller Bemühungen nicht erreiche.
Aber:
Im geschilderten Fall, marie, (solche Klassen habe ich auch)
- hätte ich die Klasse in Absprache mit der Klassenkonferenz zunächst einmal umgesetzt.
- persönliche Gespräche geführt.
- unwillige Personen während der Stunde in den Betrieb geschickt - mit einem netten Begleitanruf.
- hätte schnell ein klärendes Gespräch mit Ausbilder und Azubi geführt.
- hätte zusätzliche machbare Maßnahmen zur Nachhilfe empfohlen - in Form einer zu unterschreibenden Zielvereinbarung, dass bei Nichterfüllung eine Abmahnung des Betriebs nach sich zöge.
Gerade in der BS stehe ich oft in enger Verbindung mit den Betrieben (besonders, wenn ich Klassenlehrerin bin, das mache ich aber auch als Fachlehrerin), das macht zwar Arbeit, aber meine Schüler wissen das und viele (nicht alle) schätzen das. So halten sich eben die Motivationsprobleme in der BS in Grenzen.
Aber hier ging es ja um die Vollzeitschule, da geht der Druck über die Betriebe nicht. Man kann, wie schon vorgeschlagen, das Elternhaus einschalten, wenn es denn kooperiert.
Lieber Chris,
ich sprach von differenziertem Arbeiten, nicht von Aussetzen.
Die, die mitkommen, arbeiten sich in kleinen oder größeren Schritten vor.
In meinen KAs verlange ich eine Menge.
Dazwischen bin ich aber bereit, auch kleine Schritte zu goutieren und mit mutmachenden Noten zu versehen.
Wer das 1x1 nicht beherrscht, bekommt ein Mal die Woche eine 2-minütige Abfrage. Ganz persönlich. Darauf gibt es eine mündliche Note. Nur für ihn.
Die Formeln stehen natürlich in einem separaten Formelheft - natürlich mit Heftnote. Und können da nachgeschlagen werden.
Ich denke, die Probleme haben auch etwas mit Organisation zu tun.
An manchen Stellen könnte es hilfreich sein, eine Fachschaftsentscheidung zu erwirken - zum Beispiel eben, dass jeder Mathekollege ein Formelheft führen lässt, das die schüler auch in den Arbeiten verwenden dürfen. So sind die Formelhefte aus den vorausgehenden Jahren vorhanden - das müsste man natürlich auch an die Schüler kommunizieren. wer das Heft in der Arbeit nicht dabeihat, hat dann Pech.
ich finde gerade diesen Anteil an meiner Arbeit spannend - was kann ich in dieser Klasse tun/verändern, damit es Wirkung zeigt. Darüber hilft auch der Austausch mit den Kollegen - ich finde das bereichernd. Für mich sind solche Klassen besondere herausforderungen, die mir Spaß machen, da werde ich dann wirklich kreativ, ziehe alle Register und nehme ein Erfolgserlebnis mit, wenn ich ein paar erreiche. Bisher wurde ich noch nie enttäuscht.
Ein Schüler hat mir zu Beginn jeder Stunde sein gefülltes Mäppchen zeigen müssen (hat eine Sekunde gedauert, er hat es hochgehalten oder eben nicht, ein Blick meinerseits, 19 Jahre alt, weil er nie Material dabeihatte), bis es ihn genervt hat und er meinte Frau Mitleserin, ich habs kapiert.
na also.
Ich ertappe mich (und auch Kollegen bei Unterrichtsbeobachtungen/ kollegialen besuchen) oft dabei, zu wenig Orientierung zugeben, wo wir sind und was wir gerade machen. Uns ist das klar, wir haben die Stunde im Kopf, aber unseren schülern oft nicht. Das bedeutet zum beispiel, dass man jede Stunde mit einem Überblick beginnt. "Wir sind immer noch in der Weimarer Republik und gerade bei Problem Nummer 7, der Hyperinflation. Kann bitte noch mal jemand erklären, as die Hyperinflation ist. Aha, es wissen nicht alle, ich komme bei Jonas vorbei und erkläre das nochmal, die anderen lesen im Buch bei Deflationspolitik weiter."
Für Mathe würde das bedeuten - wir sind immer noch bei den Flächen, schlagt mal euer Regelheft auf, da müssten jetzt x und y stehen. Ist das bei jedem da? Heute erweitern wir das Problem auf xy, wer kann noch nichts mit dem Rechteck anfangen? ich komme vorbei, die anderen machen weiter mit x".
Da hilft es, die Gebetsmühle immer dabeizuhaben.
Das sind dicke Bretter und man erreicht nie alle, aber es gibt sogar Fortbildungen für so etwas.
Das ist unser Job. Ich mache ihn gern.