Ich versuche mal, meine verwirrten Gedanken etwas zu strukturieren:
1. Dass die Briten noch nie EU-Fans waren ist nichts Neues - darum ja auch das Referendum, das als Erpressung gedacht war.
Der Souverän ist das Volk in einer Demokratie, darum ist das Ergebnis zu respektieren.
Aber wie hat man den Menschen weismachen können, dass alles besser wird ohne EU?
Die zwei Hauptziele werden die Brexit-Befürworter nicht erreichen können:
- Keine Zahlungen mehr an die EU - Norwegen und die Schweiz zahlen dafür, im Binnenmarkt mitzuhandeln. Sie kaufen sich quasi in den Markt ein. Das müsste GB auch.
- Keine polnischen Klempner mehr - Die EU wird bei einem Handelsabkommen Freizügigkeit für seine Mitglieder verlangen - und auch erst dann Freizügigkeoit für die Briten gewähren, die in der EU leben. Also maximal eine Änderung zu Schweizer Verhältnissen, bei denen man eine Arbeit oder Vermögen nachweisen muss, abewr nicht, dass man kein Pole ist.
Im Gegenteil könnten sich die Kosten für GB sogar erhöhen und es besteht die Gefahr, dass Schottland, Nordirland und Gibraltar ihre Unabhängigkeit vorantreiben. Und wenn das nicht funktioniert: die Nordiren haben wohl noch immer den Bau dir deine Bombe-Baukasten im Keller liegen...
Hat das niemand den Menschen gesagt?
Und jetzt, unter eben diesen Vorzeichen, lese ich Statistiken, bei denen sogar in den Nehmerländern ein Referendum knapp ausgehen könnte - in Polen leben noch die größten EU-Befürworter mit gerade mal 68 %....
Und in Deutschland könnte das Ergebnis ähnlich wie in GB aussehen. Mich schockiert das. Merken die Menschen nicht, dass es uns verdammt gut geht? So ziemlich als Einzige?
Dass wir eine relativ geringe Jugendarbeitslosenquote haben, genug Arbeit (für Qualifizierte) und auf sehr hohem Niveau jammern?
Wo ist der Konsens geblieben, dass nur reiche Nachbarn unseren Reichtum halten werden, dass Friede und Demokratie ein hohes Gut sind?
Die EU hat Fehler gemacht und sich im Kleinklein verloren - mit der (schon sehr alten) Gurkenkrümmung.
Aber viele neue Vorschriften begrüße ich - Kennzeichnung von Lebensmitteln - oder wollt ihr nicht wissen, woher euer Futter kommt und wie alt es ist?
Oder man kauft ein technisches Produkt und es ist nicht kompatibel mit den inländischen Produkten (wo wir wieder beim Klempner in GB wären, wo kontinentale Waren mal begehrt waren - und Fallrohre, die nicht außen am Haus entlangführen und beim Platzen hässliche Flecken hinterlassen), von Werkzeug und Maschinenteilen rede ich mal gar nicht.
Das ist wichtig für den Außenhandel, nur mit Normen funktioniert das. Ich wüsste nicht, was daran falsch sein soll.
Natürlich nervt mich auch, wenn mir von Maltesern erklärt wird, wir wüssten nicht wie Inklusion funktioniert - klar, auf Malta hat jedes behinderte Kind eine eigene Hilfskraft für die komplette Stundenzahl und es gibt auch einfache Hilfsjobs für einfache Menschen, z.B bei der Müllabfuhr, die jeden Tag vor allen Häusern der Insel den Müll (in kleine Plastiktüten gepackt) abholt. Das braucht viele Mitarbeiter. Klar werde ich da neidisch, wenn ich weiß, dass das nur mit EU-Geldern funktioniert.
Aber war Europa nicht so gedacht? Auch wir könnten uns das leisten, jetzt bei den Flüchtlingen ist ja auch Geld für viele Lehrer da. Alles eine Frage der Prioritäten.