Liebe/r Indigo,
du hast ganz recht mit deinen Ausführungen, ein Schließen und Bewachen der Grenzen kommt teuer und ist nicht produktiv.
Grundsätzlich brauchen wir Zuwanderung- ganz dringend sogar. Ich frage mich aber mittlerweile, ob es zukunftstechnisch clever ist, ganz auf die Einwanderung der Ärmsten zu setzen. Als hochindustrialisiertes Land haben wir keine einfachen Jobs mehr zu vergeben und brauchen in den nächsten Jahren diese einfachen Jobs, wenn wir mit der Inklusion ernst machen wollen. Ich hatte auch gehofft, dass qualifizierte junge Flüchtlinge zu uns kommen, und es sind auch qualifizierte Personen dabei, die sich mit wenig Aufwand zu braven deutschen Steuerzahlern machen lassen (wollen).
Aber ein großer Teil ist auch ungebildet, in meiner Klasse sind mehrere Analphabeten, die aber große Träume vom leichten Geldverdienen träumen. Jeder zweite will Arzt, Anwalt oder Ingenieur werden. Eine Ausbildung als Altenpflger, in der Gastronomie oder in einem der einfacheren Berufe,in denen man auch nicht ganz so gut verdient, wird bisher noch schockiert abgelehnt.
In der Berufsschule fällt es (auch statistisch!) auf, dass insbesondere die jungen Männer mit Migrationshintergund große Probleme haben, sich in der Lehre einzugewöhnen. Viele lassen sich ungern Dinge sagen, werden schnell mal ruppig und nehmen es mit Pünktlichkeit und Einsatzbereitschaft nicht immer so genau. Diese Probleme haben zwar auch deutsche Jugendliche, die Zahl unter den Migranten ist aber höher. Hier reden wir von einer Personengruppe, die in der Regel schon in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland lebt.
Wenn du das auf die Flüchtlinge beziehst, redest du von wirklich dicken Brettern.
Vielleicht wäre es klüger, Hochleistungskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren und so gleichzeitig ein bestimmtes Kontingent an Flüchtlingen betreuen zu können? So machen es klassische Einwanderungsländer auch.
In anderen threads war zu lesen, dass Asyl ein Grundrecht ist - damit bin ich einverstanden.
Mir schwebte auch zu keinem Zeitpunkt vor, die Grenzen zu schließen und niemanden hereinzulassen.
Was mir vorschwebt:
- niemand darf ohne Papiere ins Land, die Personen werden sofort erkennungsdienstlich aufgenommen und erhalten eine Art Asylpass, mit dem Sie sich (so älter als 16 Jahre) auszuweisen haben. Wenn sich Flüchtlinge nicht ausweisen können, werden sie festgehalten, bis die Identität festgestellt ist.
- Es werden Personen aufgenommen, die die Voraussetzungen für das Asylverfahren nach GG, den Flüchtlingsschutz nach den Genfer Konventionen oder subsidiären Schutz in Frage kommen (laut EU derzeit ca. 40% der flüchtenden Personen) - 60 % sind Wirtschaftsflüchtlinge. Der Großteil dieser Personen wird nicht ins Land kommen, wenn sie keine Chance auf staatliche Hilfe haben, ergo brauchen wir gar keinen massiven Grenzschutz. An den Grenzübergängen werden Wirtschaftsflüchtlinge abgewiesen.
- die Zahl der aufzunehmenden Personen wird gedeckelt, so dass ausreichend Plätze und Ressourcen für die aufgenommenen Personen vorhanden sind. Es werden bei der Aufnahme Prioritäten eingeräumt - Familien, Kinder, Frauen und alte Menschen haben den Vortritt.
- Ein Familiennachzug kann erst dann erfolgen, wenn der hier lebenden Flüchtling den Bedarf der Familie durch eigenen Verdienst decken kann.
- Die aktive Aufnahme von Flüchtlingen wird verstärkt (siehe Sonderkontingent in BAWÜ)- insbesondere traumatisierte Frauen, Kinder, Kranke und Behinderte werden aktiv aus den Flüchtlingslagern der Nachbarländer Syriens ausgewählt und nach Deutschland gebracht, um hier zu gesunden.
- Man sucht ernsthaft nach Lösungen, wie man Straftäter abschieben kann. Gewaltauffällige Personen werden bis zu einer Verurteilung festgesetzt und müssen nach Verurteilung so lange in Haft bleiben, bis sie abgeschoben werden können. Ansonsten bleiben sie in Haft.
- Die Infos werden auch in den nichteuropäischen Medien gestreut, damit Deutschland als Fluchtland unattraktiver wird. (Das hat Malta recht "geschickt" gemacht - erzkatholische und sozialistische (!) Malteser sind stolz darauf, dass die Flüchtlinge auf der Insel erst mal alle in den Knast gehen - ohne Ausnahme. Das Ziel ist, dass die Flüchtlinge per mobile nach Hause berichten, wie furchtbar es ist.)
Das wäre so auf die Schnelle mein Paket, um der Verantwortung der Gesellschaft gerecht zu werden, das Ganze bezahlbar zu halten, Integrationschancen anbieten zu können und eine Sicherheit für die Bevölkerung und die Flüchtlinge herzustellen. Eine gesamteuropäische Lösung wäre mir zwar lieber, die wird aber noch schwieriger und langwieriger zu finden sein.
Über Entwicklungshilfe und Aufbauhilfen in den entsprechenden Ländern müssen wir hier nicht sprechen, auch in der Entwicklungshilfe gilt schon lange das Montessori-Prinzip: Hilf mir, es selbst zu tun.
Auch über das militärische Vorgehen gegen des IS brauchen wir hier nicht zu streiten - der IS wäre zwar bei einer miltärischen Intervention mit gut ausgebildeten Bodentruppen nach 14 Tagen Geschichte, aber die Gefahr, dass dadurch neuer Hass entsteht, ist natürlich groß.