Upps, ich wollte das jetzt gar nicht so negativ verstanden wissen. Sorry.
Ich würde die Belastung gern aufteilen -
das eine ist der normale Unterricht. 25 Stunden zu unterrichten ist machbar, aber anstrengend. Das geht ganz gut, wenn man gut vorbereiteten Unterricht in Petto hat und auch (nach Jahren) in der Lage ist, einfach nur mit einer Kurzgeschichte in der Hand eine Unterrichtsstunde zu gestalten, ohne diese vorher minutiös vorbereitet zu haben. Dieses Jahr ist für mich heftig, weil ich zwei neue Fächer unterrichte (zwar mit viel tollem Material der Kollegen, aber ich muss es ja vorher trotzdem durcharbeiten) und zwei Klassenleitungen habe. Auch in den angestammten Fächern und Schularten gibt es neue Bildungspläne, ich musste also fast alles neu machen, konnte aber ein paar gut laufende Standardstunden übernehmen. Zeitaufwand ca. 40 h pro Woche für mich inklusive Korrekturen.
Für dich als Neuling bedeutet das normale Unterrichten also schon eine Belastung von ca. 40 Stunden. Das kommt auch auf die Schule an, bei uns werden Direkteinsteiger auch Klassenlehrer, das bedeutet zusätzlichen Verwaltungsaufwand.
Dann kommt der Seminartag auf dich zu, an dem du nichts für die Schule tun kannst. Dafür musst du aber auch lernen/vorbereiten, das kommt also auf die Seminarleiter an. Aber ich würde mit mindestens 4 Stunden Zusatzaufwand pro Woche rechnen.
Dann kommt der Teil der eigentlichen Ausbildung - Gespräche mit Mentoren, Unterrichtsbesuche, Zulassungsarbeit planen und schreiben. Das würde ich auch noch mal mit 4-5 Zeitstunden pro Woche verbuchen, das ist aber konservativ gerechnet. Vor einem Besuch hängt man schon mal ein Wochenende in die Vorbereitung.
Insofern bin ich bei über 50 Zeitstunden im Schnitt in der Woche.
Zum Thema Schülerverhalten: In den Kursen im BTG wirst du sicher viel Freude haben, aber du unterrichtest auch in anderen Schularten. Und da muss man mit Verhaltenskreativität rechnen. Beispiel bei meiner Referendarin: Schülerin spielt im Unterricht auf dem Handy, Ref fordert sie auf, das Handy auszuschalten. Schülerin reagiert nicht. Erneute Aufforderung, Schülerin meint, sie könne nicht mittendrin ihr Spiel beenden, das müsse sie jetzt fertigspielen. Erneute Aufforderung, Schülerin wendet sich der hinter ihr sitzenden Gruppe zu, die inzwischen quatscht und redet mit, ignoriert Lehrkraft vollständig.
Jetzt zu reagieren (viel zu spät, aber das passiert Anfängern) kostet einfach Kraft, auch den ganzen Aufwand mit §90 muss man in Bewegung setzen, das kostet Zeit. Getoppt wird das u.U. noch, wenn der Klassenlehrer erklärt, dass es so etwas bei ihm nicht gäbe. Eventuell kommen auch noch die Eltern dazu, die der festen Überzeugung sind, ihr kleines Mädchen sei eine Prinzessin, die kein Wässerlein trüben könne und sich bei der SL über dich beschweren. Wenn du dir das nun zu Herzen nimmst, dann leidet auch noch die Seele. Dir muss klar sein - als Lehrer bist du sehr fremdbestimmt.
Ich bleibe dabei: mach ein Praktikum in einer Schule und schau dir den Laden aus Lehrersicht an.
Übrigens: Ich liebe meinen Beruf sehr, aber er ist anstrengender als jede Tätigkeit, die ich vorher in der freien Wirtschaft ausgeübt habe.