Beiträge von HerrKoch

    Herzlichen Dank für eure offenen Antworten.


    Ich habe es immer so gehalten, dass ich nicht in Selbstzweifel versinke, aber eine gewisse Offenheit für andere Berufe und ein gewisses Nachdenken über sich selbst wichtig ist. Leute, die sich schon jetzt zu 100% sicher sind und nicht über sich selbst nachdenken und nach links und rechts schauen, sind mir sehr suspekt. Ich denke, ich war etwas in Panik - warum auch immer. Den Selbsteinschätzungstest habe ich jetzt zum x-ten Mal gemacht, außerdem noch mit vielen Freunden gesprochen und nochmal genau überlegt, was von meinen Befürchtungen real geworden sind. Zum Winter werde ich das Masterstudium aufnehmen. Danach kann ich mir immer noch selbst sagen: Hey, mach lieber was anderes. Aber bisher gibt es wenig Anzeichen dafür, dass es nicht der richtige Beruf ist.


    Nochmals vielen Dank. Genießt - soweit möglich - den letzten Osterfeiertag. Viele Grüße

    Liebe Forumsnutzer,


    ich bin schon seit einer ganzen Weile im Forum unterwegs und
    lese vieles gespannt mit. Nun bräuchte ich euren Rat. Leider sind die
    Beratungsmöglichkeiten an Uni und im Freundes-/Bekanntenkreis eher selten. Ich
    hoffe, dass ich von einigen Antwort bekomme.


    Zu mir: Ich bin 22 Jahre alt und stehe mit dem Studium nun kurz
    vor dem Bachelor-Abschluss und damit vor der wichtigen Entscheidung, ob ich
    einen Master of Education oder einen fachwissenschaftlichen Master anstrebe. Ich
    habe in den letzten Monaten immer wieder Zweifel daran. Ich habe mir nach dem
    Abitur und zum Beginn des Studiums eines geschworen: Du wirst nur Lehrer, wenn
    du ein wirklich guter Lehrer wirst. Ansonsten ist deine Energie anderenorts
    besser aufgehoben.



    Wie viel kann man dazu lernen?
    Die Praxisphasen sind – nennen wir es
    vorsichtig – bescheiden. Deshalb habe ich direkt nach dem Abitur mein 1.
    Praktikum gemacht, im Studium dann ein kurzes, zweites (Pflicht)Praktikum sowie
    an einem Projekt teilgenommen, bei dem ich einmal in der Woche in einer
    Schulklasse mit einer Kommilitonin war. Das Feedback fiel bisher immer recht
    gut aus: Ich habe eine ruhige, nette, angenehme Art, wurde mir gesagt. Und mir
    hat all das auch immer Spaß bereitet. Schon jetzt im Studium kann ich irrsinnig
    viel Zeit damit verbringen, Dinge zu recherchieren, aufzubereiten, zu sammeln
    und zu lernen, die sehr konkret wichtig sind für das Lehrerleben (leider völlig
    abweichend von dem Stoff, den die Uni abverlangt). Ich hatte allerdings noch
    nie das Gefühl, ehrliches Feedback zu bekommen. Was mich besonders bewegt: Wie
    viel kann man dazu lernen, und was muss einfach da sein, um ein guter Lehrer zu
    sein?



    2. Wie stark beeinflussen körperliche … „Einschränkungen“?
    Ich kann mich noch sehr gut an meine resp.
    unsere Referendare erinnern. Jede(r) musste so einiges mit uns mitmachen,
    besonders Referendare werden sehr genau unter die Lupe genommen und bis zum
    Äußersten getrieben (heute erkenn ich das, als Fünftklässler war einem das so
    nicht bewusst). Wir hatten bspw. eine Referendarin, deren einer Finger zu kurz
    war (Unfall oder dergleichen) – das wurde Mittelpunkt von Witzen, die sie
    teilweise wohl auch mitbekam.



    Ich selbst habe ein ähnliches Problem: Ich
    schiele seit meiner Kindheit und trotz etlicher Operationen mit einem Auge. Ich
    versuche zwar, es weiterhin operieren zu lassen, aber ich glaube, dass die
    Chancen auf völlige Richtigstellung gering sind. Wie hoch ist die
    Wahrscheinlichkeit, dass das zum Witz aller Klassen wird? Ich habe bisher immer
    nur gute Erfahrungen gemacht – Fünftklässler fragten, warum das so sei, und ich
    antwortete. Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei dem Thema auch sehr empfindlich
    bin, weil es mich sehr stört und ich es eben nicht ändern kann. In einer BBS
    Klasse in diesem Jahr kam es zu der Situation, dass zwei Schülerinnen
    wiederholt so laut gequatscht haben, dass sie alle störten und das über mehrere
    Stunden hinweg. Daraufhin habe ich – damit schließe ich an Punkt 1 an: Kann man
    lernen, mit Störungen adäquat umzugehen? – aus einer impulsiven Handlung
    heraus, beide, nicht zur Schnecke gemacht, aber mehr als deutlich auf das
    Fehlverhalten hingewiesen, was zur Folge hatte, dass die beiden – zum 1. Mal –
    Witze machten, u. a. eben über mein Schielen.



    Das macht mir deshalb so Sorge, weil ich wirklich
    glaube Spaß an dem Beruf haben zu können, aber dieser Punkt alles „vermiesen“
    könnte. Kurz gefasst: Wie gehen Schüler jeglichen Alters mit
    so etwas um? Kann es soweit kommen, dass man dauerhaft zum Witz in der Klasse
    oder sogar in den Klassen wird?


    Das sind die zwei Punkte, die mir am wichtigsten sind. Dass
    ich ein Problem habe, Dinge umzusetzen, die andere (namentlich: Seminarleiter
    und Prüfer) mir aufzwängen, hinter denen ich aber nicht stehe und, dass ich
    Rollenspiele und sonstige, meines Erachtens unnötige Arbeitsformen etc nicht
    mag (Ref!), könnte ich wohl 1,5 Jahre überstehen. Auch die große Angst, mit
    meiner Fächkombo in die Arbeitslosigkeit verabschiedet zu werden, kann ich
    ertragen, wenn ich mir sonst sicher bin.


    Puh, das war eine Menge. Ich hoffe, dass ihr einige
    Erfahrungsberichte habt, die mir bei der Entscheidung helfen. Ich weiß, dass
    das eine Menge verlangt ist – ich verlange nichts Endgültiges oder Eindeutiges,
    aber vielleicht die ein oder andere Erfahrung hilft vielleicht schon weiter.


    Schon jetzt ein Danke für's Lesen!


    Viele Grüße

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