Bei nicht streng Gläubigen, aber gläubigen jungen Frauen in Deutschland hat die Konfession übrigens keinen Einluss, siehe die umfassende Studie hier - außer das junge Katholikinnen häufiger abtreiben, wofür die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die mangelnde Akzeptanz zu Hause und damit den Wunsch geheim zu halten verantwortlich macht.
Also da muss man schon eine Differenzierung vornehmen. Es gibt sehr viele "Taufscheinchristen". Als Religionslehrer kenne ich das sehr gut. Das sind Jugendliche, die auf dem Papier "Katholiken" sind, weil sie als Baby getauft wurden. Irgendwann waren sie dann nochmal zur Erstkommunion und Firmung in der Kirche, weil es dafür Geld und Geschenke von der Verwandschaft gibt. Im Elternhaus findet aber überhaupt keine religiöse Erziehung statt, die Jugendlichen haben häufig noch nie gebetet, haben von "ihrer" Religion so gut wie keine Ahnung und Religion spielt in ihrem Leben auch keine Rolle. Manche glauben "halt irgendwie schon, dass es einen Gott gibt", das war es dann aber auch. Und diese Gruppe der "Taufscheinkatholiken" ist ziemlich gross. Es wundert mich nicht, wenn Abtreibung und Teenagerschwangerschaften bei diesen Jugendlichen mindestens genauso häufig vorkommen wie bei gleichaltrigen "Atheisten".
Es gibt aber auch Jugendliche, die sehr religiös sind, die aus sehr religiösen Elternhäusern kommen, die sehr religiös erzogen wurden, die jeden Sonntag zur Kirche gehen täglich beten, regelmäßig beichten und so weiter. Wenn man herausfinden möchte, inwiefern sich eine wirklich religiöse Erziehung und eine starker religiöser Glaube sich auf das Sexualverhalten und Aspekte wie Abtreibung und Teenagerschwangerschaften auswirken, müsste man auch die wirklich religiösen Milieus untersuchen und das Ergebnis dann mit areligiösen Milieus vergleichen.
"Teenager" ist man übrigens von 13 bis einschliesslich 19. Also auch Volljährige gelten noch als "Teenager". Mich würde mal eine Statistik zu Teenagerschwangerschaften interessieren, die genau nach Alter der Schwangeren von 13 bis 19 aufgeschlüsselt ist. Und dazu noch weitere Aufschlüsselungen nach Familienstand der Schwangeren (ledig/verlobt/verheiratet), Umstände der Schwangerschaft (Verhütungspanne/ungewollte Schwangerschaft/Wunschkind), Religion und Art der Aufklärung (Schule/Elternhaus/Zeitschriften/Internet etc.)
In sehr religiösen Milieus ist es nicht unüblich, dass man ziemlich jung heiratet und auch ziemlich jung Mutter wird. Daher würde sich eine recht hohe Anzahl von Teenagerschwangerschaften auch damit erklären lassen, dass viele religiöse Jugendliche schon mit 17/18/19 heiraten und dann direkt eine Familie gründen.