Beiträge von Claudius

    Ach, komm doch nicht vom Thema ab! Es geht um Eltern und Ärzte, die Entschuldigungen dafür ausstellen, weil man früher in den Urlaub möchte.


    Wennn wie als Lehrer in der letzten Woche vor den Ferien krank werden, dann könnte man uns ja genauso unterstellen, wir würden "blau" machen und unser Hausarzt hätte uns nur ein Gefälligkeitsattest ausgestellt, damit wir früher in den Urlaub fliegen können. Würdest Du es gut finden, wenn Dein Schulleiter Dir sowas unterstellen würde? Ich fände sowas anmaßend und würde mir das nicht bieten lassen.

    Ja, da kann man nichts machen außer weiterhin duckmäuserisch gegenüber diesen Ärzten und den Eltern aufzutreten. Ist ja auch bequemer als Konflikte auszuhalten.


    Wieso duckmäuserisch? Wenn die Eltern das Kind ordentlich in der Schule krankmelden und der Arzt ein Attest ausstellt, ist doch alles in Ordnung. Was ist das duckmäuserisch?


    Wie hälst Du es eigentlich, wenn Du selbst krank bist, zum Beispiel in der Woche vor den Ferien? Unterstellt dein Schulleiter Dir dann auch, dass du eigentlich "blau" machst und das Attest vom Hausarzt gefälscht ist oder ähnliche Dinge?

    Es gibt auch Menschen, die bei Rot über die Ampel fahren oder im absoluten Halteverbot parken. Die bekommen dann halt ein Knöllchen und ein paar Pünktchen und bezahlen das dann einfach. Trotzdem ist es nicht erlaubt, deswegen wird ja kontrolliert.
    À+

    Ja, nur kann man da eben nichts machen. Man kann nur ein Attest verlangen, aber das bekommt man ja ganz leicht. Daher lässt sich sowas nicht verhindern, dass manche Familien einfach früher in die Ferien starten.

    Es gibt aber inzwischen auch Internet-Cafes o.ä. und ein Handy reicht ja in der Regel.

    Meines Wissens existiert keine gesetzliche Pflicht zum Besitz eines Handys oder zum Besuch eines Internet-Cafes.


    Atteste werden an meiner Schule entweder von den Eltern persönlich im Sekretariat abgegeben oder per Post geschickt. Per Post ist das Attest in der Regel am nächsten Tag schon da. Und sollte es dann unverschuldet doch einmal einen Tag später eingehen, wird hier auch niemandem der Kopf abgerissen.


    Die Eltern, die mit ihren Kindern verfrüht in die Ferien starten wollen, machen das doch sowieso ganz simpel. Die gehen einfach zum Arzt und bekommen ein Attest für eine Woche. Das schicken die dann sofort per Post an die Schule und dann gehts ab in den Urlaub. Sowas gibts immer wieder. Da kann man wohl nichts machen.



    Zitat von Susannea

    Wenn das so lachhaft wäre, wie du tust, dann wundert mich aber, dass es Bundesländer gibt, wo dich die Grenzkontrollen nicht mal ohne Bescheinigung der Schule am Flughafen ausreisen lassen vor den Ferien.


    Wo gibt es denn sowas? Ohne Schulbescheinigung wird den Menschen die Ausreise aus Deutschland verweigert? Erinnert mich irgendwie an dunkelste Zeiten der deutschen Geschichte.

    Nein, rechtzeitig informiert wäre das in Berlin und Brandenburg nicht, da hat das Attest bis zum letzten Schultag dann vorzuliegen (man hätte ja auch ein Foto per Mail oder ähnliches schicken können, muss ja kein Fax sein).

    Nicht alle Menschen verfügen über PC, Internet, Digitalkamera etc. Zumindest kann man das nicht als selbstverständlich und verpflichtend voraussetzen.


    Man kann von den Eltern höchstens verlangen, das Attest per Post umgehend an die Schule zu schicken, wobei das relativ wenig bringt, wenn das Kind am Freitag vor Ferienbeginn krank ist und es dann mitten in den Ferien in der Schule ankommt.

    ich hatte um ein fax mit dem Attest gebeten - das ist aber nicht gekommen, telefonisch nicht erreichbar ...


    Vielleicht haben die kein Fax? Vielleicht ist auch das Internet ausgefallen oder die Mutter hat Deine Antwort noch gar nicht gelesen? Und permanente telefonische Erreichbarkeit kann man wohl auch nicht verlangen.


    Wie auch immer, die Mutter hat dich rechtzeitig über das Fehlen ihres Kindes informiert und sie hat auch ein ärztliches Attest darüber, dass das Kind krankheitsbedingt nicht am Unterricht teilnehmen konnte. Damit hat sich die Sache doch erledigt. Ob sie das Attest nun heute per Post an die Schule schickt, wo es am Montag sowieso niemand ansehen wird, oder ob das Kind das Attest nach den Ferien persönlich abgibt, ist doch letztlich vollkommen egal. Es ändert nicht am Faktum, dass das Kind krankheitsbedingt gefehlt hat und das auch ordnungsgemäß nachgewiesen werden kann.

    Ganz abgesehen davon, wer Lernerfolg daran misst, dass "der Stoff" inhaltlich beherrscht wird, hat sowieso nicht so wirklich verstanden, was Bildung ist...

    Woran bemisst Du denn den Lernerfolg?


    Ich habe in jeder Klasse auch immer einige Kandidaten, die sich im Zwei-Minuten-Takt melden und Diskussionen führen ohne Ende. Letztlich haben die den Stoff dann aber oft überhaupt nicht kapiert, wie ich dann immer wieder feststelle.


    Da ist es mir lieber, jemand sitzt ruhig auf seinem Platz, folgt aufmerksam dem Unterricht und versteht und beherrscht dann am Ende der Unterrichtseinheit des ganzen Stoff und kann damit auch wirklich etwas anfangen.

    Ich kenne die gängigen Methoden, die man in der Ausbildung, der Praxis und der Weiterbildung lernt. Die wirken keine Wunder, aber die wirken. Ist halt Arbeit.

    Dann frage ich mich, warum eine Schülerin nach 11 Jahren Schullaufbahn immer noch genauso introvertiert und still ist wie in der 1. Klasse. Entweder wirken die von Dir nicht näher benannten Methoden doch nicht so universell und sicher wie Du behauptest, oder aber sie sind weitgehend unbekannt bzw. zumindest nicht realitätsnah in der Praxis umsetztbar. Immerhin dürfte diese Schülerin vor mir schon weit mehr als ein Dutzend verschiedene Lehrer gehabt haben, die es offensichtlich in all den Jahren nicht geschafft haben der Schülerin ihre introvertierte Persönlichkeit "auszutreiben".


    Ich kenne auch viele introvertierte Erwachsene, die ein glückliches Leben führen. Die haben alle einiges auf dem Kasten, können sich eben nur nicht so toll vor anderen präsentieren, was sie aber auch gar nicht wollen. Erfolg im Privaten wie im Beruf haben sie trotzdem.

    Man verbiegt doch niemandem seinen Charakter, wenn man ihm hilft, seine Hemmungen zu überwinden, was soll denn diese Theatralik?

    Wenn die Schülerin mit sich selbst im Reinen ist und sich so mag, wie sie nunmal ist, sehe ich keinen Grund zur Veränderung. Wenn eine Veränderung nur auf Druck von außen hin geschehen soll, sehe ich das schon als eine zwanghafte Verbiegung des Charakters der Schülerin.


    Im Übrigen ist das ja auch kein neues "Problem" bei dieser Schülerin. Ich habe das ja beim Elternsprechtag angesprochen. Die Eltern und auch die Schülerin haben mir berichtet, dass dieses "Problem" schon die gesamte Schullaufbahn existiert. Also in 11 Schuljahren haben es scheinbar dutzende Lehrer nicht geschafft zu bewirken, dass die Schülerin sich "ändert". Und die Eltern hören seit 11 Schuljahren bei jedem Elternsprechtag genau dasselbe über ihre Tochter.


    Und nein, ich kenne keine "Wundermethode", die realitätsnah im Unterricht umgesetzt werden kann und dann zu einer plötzlichen Veränderung einer introvertierten Persönlichkeit führt.

    Bist du jetzt eigentlich in Hessen, oder nicht?


    Nein.



    Zitat von Meike

    Und klar hätte man da was machen können. Wenn man das Problem nicht jetzt angeht, wann dann? Dann steht das arme Mädel auch nach der Schule mit der Redehemmung da. Das schränkt nicht nur Jobchancen erheblich ein.Ich hatte auch schon einige solche Fälle und musste niemandem eine 5 oder 6 geben (das schaffen eigentlich nur die Totalarbeitsverweigerer). Man muss ihnen Arbeits- und Ausdruckformen anbieten, die sie ins soziale Sprechen reinwachsen lassen.


    Kannst Du mal konkrete Beispiele für "Arbeits- und Ausdruckformen anbieten, die sie ins soziale Sprechen reinwachsen lassen" nennen?


    Für mich stellt sich da auch immer die Frage, inwiefern man den Charakter von Schülern zwanghaft verbiegen sollte. Zumal diese Schülerin auch nicht darunter leidet, abgesehen von der mangelnden Akzeptanz ihres Charakters durch einige Kollegen.

    Ich gebe euch ein konkretes Beispiel aus dem letzten Schuljahr.


    Schülerin im Deutschkurs Klasse 11. In allen drei Klausuren eine glatte 1 geschrieben. Hausaufgaben sind immer sorgfältig gemacht. Im Unterricht ist sie immer aufmerksam bei der Sache und schreibt alles mit.
    Einziges Problem: Sie beteiligt sich nicht mündlich am Unterricht.


    Ich habe ihr mehrfach unter die Klausuren geschrieben, dass sie sich bei den tollen Leistungen doch ruhig auch mal mündlich am Unterricht beteiligen könne. Ihrerseits kam keine Reaktion. Wenn ich sie mal drangenommen habe, ist sie sofort errötet und fing unsicher an zu stammeln. Dass sie sich äusserst unwohl fühlte war ihr anzusehen.


    Beim Elternsprechtag habe ich das Thema dann angesprochen. Schülerin und Eltern berichteten mir, dass dieses "Problem" schon die ganze Schullaufbahn bestehe. Sie sei eben nunmal eine sehr ruhige, in sich gekehrte und schüchterne Persönlichkeit und könne dies auch nicht auf Kommando ablegen.


    Ich hätte ihr nun einfach mündlich eine 5 oder 6 geben können. Im Zeugnis hätte sie dann gerade so noch eine 3 gehabt. Und das obwohl sie vom Können und Wissen her eindeutig die Klassenbeste ist.


    Ich bin aber nicht Lehrer geworden um Paragraphen zu reiten.

    Ein Schüler, der durch seine Beiträge den Unterricht bereichert, der Fragen stellt, der den Unterricht voran bringt, ist im Mündlichen auf jeden Fall ein besserer Schüler als dein stummer Kandidat mit säuberlicher Heftführung.


    Warum ist das ein "besserer" Schüler? Inwiefern kann man da von "besser" sprechen?


    Schüler sind eben Menschen mit verschiedenen Charaktären. Der eine ist extrovertiert und mitteilungsbedürftig, der braucht das einfach sich im Unterricht "einzumischen", sich zu Wort zu melden, sich selbst zu präsentieren und zu diskutieren. Der andere ist sehr introvertiert und möchte einfach in Ruhe für sich dem Unterricht folgen und den Stoff innerlich nachvollziehen und verstehen. Das ist eine Frage des Charakters. Warum sollte es dann "besser" sein extrovertiert im Unterricht zu agieren als introvertiert dem Unterricht zu folgen?


    Was für mich alleine zählt ist, ob die Schüler den Stoff verstanden haben und ihn beherrschen. Das ist für mich entscheidend und das bewerte ich auch. Und wenn ein Schüler mir in den Klassenarbeiten oder Tests mehrfach beweist, dass er den im Unterricht behandelten Stoff absolut verstanden hat und sehr gut beherrscht, dann bekommt er dafür von mir auch im Zeugnis die entsprechende Note. Ob er im Unterricht sich tausend mal gemeldet oder oder nie ist mir da doch vollkommen egal.

    In meinen Augen ist das allerdings kein Kriterium für einen guten oder schlechten Schüler.

    Warum ist dann die mündliche Beteiligung in Deinen Augen ein Kriterium für einen guten oder schlechten Schüler?


    Wenn der introvertierte Schüler A einfach schweigend auf seinem Platz sitzt, aufmerksam zuhört und sich feinsäuberlich alles in sein Heft schreibt, um es dann später zuhause nochmal nachbereiten zu können, wieso ist er dann ein schlechterer Schüler als der extrovertierte Schüler B, der sich alle 2 Minuten meldet und nichts mitschreibt?

    Die Frage, warum sich jemand gut beteiligen soll, wenn er in Tests etc. gut abschneidet, bleibt offen.
    Bin ich in den Tests gut, bekomme ich eine 2 auf dem Zeugnis. Egal, ob ich mich z.B. an Diskussionen beteilige oder nicht.


    Ich habe in jeder Klasse ein paar solche Schüler. Perfekte Heftführung, sehr fleißig, Hausaufgaben immer sorgfältigst gemacht, Tests immer gut bis sehr gut, immer aufmerksam im Unterricht. Ich weiss genau, dass das super Schüler sind, die wirklich den Stoff verstanden haben.


    Warum sollte ich denen die Zeugnisnote versauen, nur weil sie vom Charakter einfach sehr introvertiert sind und sich deshalb nicht an Diskussionen beteiligen?

    Wie gehst du in folgendem Fall vor: Schüler schneiden in den von dir genannten Bereichen gut ab. Einer von beiden sagt im Unterricht keinen Ton. Der andere Schüler beteiligt sich regelmäßig und gut im Unterricht. Letzterer fühlt sich möglicherweise ungerecht behandelt, weil beide gut bewertet werden. Und er hat Recht. Was sagst du dem? Waren seine mündlichen Beiträge egal?

    Nein, ich belohne eine gute Mitarbeit, aber ich bestrafe keine Stille.


    Beispiel:


    Ein Schüler steht schriftlich auf 2+. Seine mündliche Mitarbeit ist qualitativ sehr gut. Ich belohne seine sehr gute Mitarbeit und gebe ihm im Zeugnis dann auch eine 1.


    Ein anderer Schüler steht schriftlich auch auf 2+. Er beteiligt sich aber nie am Unterricht. Also bleibt es für mich bei einer 2 im Zeugnis. Die schriftliche Leistung ist dann für mich maßgeblich.

    Gröööhl :rofl: :rofl: :rofl:
    you made my day

    Wie machst Du das denn?


    Ich habe in jeder Klasse einige Schüler, die sehr still und introvertiert sind. Die melden sich nie von allein. Und wenn ich sie dran nehme, werden sie rot und stammeln. Es ist ihnen offensichtlich sehr unangenehm. Ich weiss aber, dass es sehr fleissige und gute Schüler sind.


    In einem Fach wie Religion gibt es aber auch genügend Möglichkeiten schriftliche Leistungen einzufordern. Ich lasse angekündigte Tests schreiben, sammle schriftliche Hausaufgaben ein, bewerte die Heftführung und biete den Schülern ausserdem an kleine Hausarbeit zu einem vorher mit mir besprochenen Thema anzufertigen, die ich dann benote.


    Für die stillen Schüler mache ich diese schriftlichen Leistungen schliesslich auch zur Endnote im Zeugnis.

    Ein leeres Blatt vorzuzeigen mit der Begründung "Das war zu schwer, ich habs nicht gekonnt" ist keine gemachte HA-


    Wobei die Frage schon berechtigt ist, was der Schüler denn machen soll, wenn er die Aufgabe nunmal wirklich nicht kann, weil sie ihm zu schwer war, weil er nicht weiss wie es geht oder weil er schon die Fragestellung nicht versteht. Was soll er dann aufschreiben?

    Habe ich irgendwo geschrieben, dass ich sie "plötzlich" oder "unerwartet" dran nehme? Ich denke nicht...
    Laut NV ist eine mdl Note zu erteilen. Wenn ich von einem Schüler nie was höre, kann ich das nicht tun. Also muss ich Mittel und Wege finden, dem Schüler zumindest einen mündlichen Beitrag "abzuringen" und wenn es etwas vorlesen ist...

    Ich mache es dann immer so, dass ich die "Stillen" in Ruhe lasse und die mündliche Note später einfach den schriftlichen Noten angleiche.

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