Es kann vorkommen, dass wir eine Stunde lang über die Farbe unseres Lehrersofas diskutieren.
Ich habe so eine Diskussion über Garderobenhaken erlebt.
Bei uns wird sehr viel evaluiert. Sei es über Fragebögen, sei es in diversen Sitzungen der AGs, Jahrgangsstufenteams, etc. Sei es über neu eingeführte Regelungen, die Projektwoche oder den Methodentag, etc. Dies läuft dann so ab, dass jede/r Kolleg/in seinen/ihren Senf dazu gibt. Es entstehen massive Senfberge. Immer mehr habe ich bemerkt, dass bestimmte Tagesordnungspunkte bei mir körperliches Unwohlsein auslösen. Es geht nicht nur um Evaluation. Auch u.a. darum, was als Neues eingeführt werden könnte - welches Projekt, welche Exkursion, etc.. Ich habe mich bemüht, mich mit den Senfbergen anzufreunden, indem ich beispielsweise das Protokoll schreibe. Ich habe auch versucht, eine Höhle zu graben, um im Mittleren des Senfbergs zur zentralen Aussage zu kommen; leider wäre ich beim zusammenkrachenden Senfberg fast erstickt. Irgendwie habe ich auch Mitleid mit den Senfbergen - sie schlummern in den Protokollen vor sich hin (der Methodentag, etc. wird im kommenden Jahr genau wieder wie im vorherigen Jahr durchgeführt). Ich zweifelte an meiner Senfkompetenz. Es gab dann in der Schule das Bemühen, eine weitere Steuerungsgruppe ins Leben zu rufen, die zur Aufgabe hatte, die Senfberge dazu zu bringen, miteinander zu kommunizieren - fast schon ein kühnes Vorhaben.
Mit der Zeit habe ich auch festgestellt, dass ich Senf eigentlich mag. Knackiger, würziger Senf mit einer gewissen Schärfe, der ins System eingeführt wird und sofort zu einem Ergebnis führt. Immerhin galt Senf auch mal als Heilmittel.
P.S. Ab dem neuen Schuljahr werde ich meine Tätigkeit in einer anderen Schule fortführen. Und hoffe auf knackigen, würzigen Senf. Es kann eigentlich nur noch besser werden.