Beiträge von Midnatsol

    Für mich gilt:

    • Für alles, was ich voraussichtlich noch mehrfach wiederverwenden kann, bin ich bereit, Zeit aufzuwenden.

    -> eine Unterrichtsreihe zu einem Thema, das mehr oder weniger konstant im Lehrplan drin ist, plane ich gründlich. Hier erstelle ich mir eine Planungsdatei mit einer Übersicht über das vorhandene Material, (alternativen) Arbeitsaufträgen, knappen Hinweisen zu Lösungen und Skizzen von Tafelbildern (wenn ich sie nicht vorher geplant habe fotografiere ich sie nach dem Unterricht ab und füge das Bild ein), sodass ich in den nächsten Jahren idealerweise mit einem Aufwand von einer Minute und einem gedanklichen Aufwand von etwa 0 die Reihe halten kann. So habe ich langfristig viel mehr Freiraum, muss dann nur noch minimal anpassen, wenn ein Kurs etwas mal nicht ausreichend verstanden hat oder so.
    -> Es bedeutet auch: Für Klausuren nehme ich nicht die neueste Rede des amerikanischen Präsidenten, auch wenn die noch so aktuell ist und ins Thema passt, sondern eher eine alte Rede von Bush oder so, in der zentrale Elemente des American Dream enthalten sind. Aktualitätsbezug ist hier nicht mehr wirklich gegeben, ja. Aber inhaltlich ist drin, was ich brauche und ich kann die Klausur in ein paar Jahren nochmal stellen, auch ohne dann vorher das Tagesgeschäft der Politik Trumps besprochen zu haben.


    • Umkehrschluss: Wenn ich etwas voraussichtlich nur ein einziges Mal verwenden kann, dann mache ich es nur, wenn ich selbst aktuell Spaß daran habe oder wenn ich es eben muss - dann aber nur auf Niveau "Dienst nach Vorschrift".

    -> Nochmal Beispiel der Rede: Im Unterricht nehme ich durchaus mal eine aktuelle Rede durch, die ich voraussichtlich nicht wieder verwenden kann; da mache ich mir dann aber maximal kurz Notizen zu dem, was die Schüler rauskriegen sollen. Eine "Musterlösung" würde ich für so einen Text z.B. nie schreiben. Viel zu aufwändig dafür, dass ich es nur ein einziges Mal nutzen werde.


    • Ich beute mich nicht selbst aus.

    -> Die Schulleitung will, dass wir kollegiale Hospitationen durchführen undzwar bevorzugt in unseren Freistunden. Nö. Die Person, mit der ich die Hospitation durchführen möchte hat leider in meinen Freistunden keinen Unterricht in der Klasse, die ich sehen will. Entweder eine Stunde von mir fällt aus dafür, oder ich mache es nicht.
    -> Analog zu sehen ist das bei der Durchführung mündlicher Prüfungen (ggf. als Co-Prüfer), Exkursionen zum Arbeitsamt mit meiner Klasse in Zuge des Berufsberatungsprogramms, etc.: Die liegen, so ich es in der Hand habe, an dem Tag, an dem ich sowieso 6 oder mehr Stunden habe, nicht an dem Tag an dem nur 3 Unterrichtsstunden liegen.
    ->Ich habe eine Vertretung, der Kollege aber kein Material hinterlegt? Nein, ich verbringe diePause nicht damit, irgendein Material aufzutreiben, das die Schüler bearbeiten können. Ich frage am Anfang der Stunde, ob die Schüler Hausaufgaben haben, die sie bearbeiten können, und habe ansonsten ein Spiel dabei.


    • Kleinvieh macht auch Mist!

    Ich habe eine fast diebische Freude daran, regelmäßige Arbeitsabläufe immer effizienter zu gestalten. Das lasse ich gegenüber Kollegen so nicht raushängen, die würden mich bei so mancher "Maßnahme" als Freak abstempeln. Aber mich freut es!
    -> Elternbriefe oder Mails,die ich wegen einer Funktion an der Schule jährlich schicken muss, speichere ich mir systematisch ab. Da kommt dann immer exakt derselbe Text, nur das Datum wird aktualisiert. Da findet sich dann eben keine heitere Anspielung auf aktuelle innerschulische Vorgänge im Text, sondern nur die präzise die Informationen, die ich ausgeben muss/möchte. Isso.
    -> Ich schreibe keine handschriftlichen Kommentare unter Klassenarbeiten. Wenn etwas nicht aus dem EWH deutlich wird (ich z.B. das Gefühl habe, dass ich einem Schüler einen Fehlerschwerpunkt explizit benennen muss, damit er daran arbeiten kann), dann tippe ich das unter den EWH - den ich am Computer ausfülle und ausdrucke. Das einzige, was handschriftlich erfolgt, ist meine Unterschrift - die inzwischen nicht mehr aus meinem vollen Nachnamen, sondern nur noch meinem 3-Buchstaben-Kürzel besteht. Geht so einfach schneller.


    • Und der wohl wichtigste Grundsatz: Ich spare niemals (!) an Schlaf.

    Nein, aus folgenden Gründen:
    - Ich vermute mal, dass die Klausurpläne der Oberstufe in fast allen Schulen zentral erstellt werden. Und wenn man hier Einblick hat, wird man auch wissen, dass Verschiebungen hier oft sehr schwer oder sogar garnicht möglich sind.
    - Auch weren viele Fächer nur 3stündig unterrichtet, wenn dann die Doppelstunde am Freitag liegt, wird selbstverständlich auch in dieser die Klausur geschrieben. Oberstufenklausuren dauern nun einmal 90+ Minuten, die kann ich nicht in der Einzelstunde schreiben lassen.
    - Selbst in der Unterstufe nutze ich für Klassenarbeiten immer die Doppelstunde. In den ganz seltenen Fällen, wo dies mal nicht möglich ist, schreien die Kids selbst Zeter und Mordio, weil der Zeitdruck natürlich enorm ist (da hat man nicht 45 Minuten reine Arbeitszeit, sondern muss in dieser Zeit auch noch die Tische umstellen, die Hefte austeilen, die Aufgaben lesen und (in kleineren Klassen) durchsprechen. Das erzeugt einen ziemlichen Druck.


    Fazit: Selbst da wo ich die Termine selbst festlege gilt: Wenn ich die Doppelstunde freitags habe habe, werde ich auch in diesem Schuljahr die Klassenarbeiten freitags schreiben - nicht als Maßnahme gegen die Schüler und ihre Proteste (die ich persönlich unterstütze!), sondern im Sinne der Schüler.

    So eine rein pantomimische Stunde ist sicher ein gutes Training für diese Woche kurz vor Weihnachten, die jeden irgendwann mal treffen könnte, in der ihr eure Stimme verloren habt, aber unbedingt zur Arbeit kommen müsst, weil unubedingt noch die zwei anstehenden Klassenarbeiten geschrieben und das Klassenfest organisiert werden muss. :flieh:

    Wir haben tatsächlich Anweisung von oben, keine Beurlaubungen für die Demos auszustellen, auch wenn für gewöhnlich Freistellungen, bei denen es um einen Tag geht, im Ermessen der KL liegen. :|


    Bei mir kam das Thema nur in den 11er- und 12er-Kursen auf. Als meine Schüler mich gefragt haben, was ich von den Demos halte (da liefen sie schon eine Weile und ich habe mich sehr gefreut, dass sie da endlich mal drauf kamen!) habe ich ihnen meine zwei Persönlichkeiten vorgestellt: Die brave Beamte (die vor der Tafel stand) hat sie an ihre Schulpflicht erinnert und ermahnt, dieser erst nachzukommen und nach Schulschluss auf eine Demo zu gehen. Die Privatpersion (die dann beinebaumelnd auf der Fensterbank saß) hat ihnen Beifall geklatscht, sich gefreut, dass sie erkannt haben, dass es wichtige Ziele gibt, für die es sich zu engagieren lohnt, und dass auch sie - gemeinsam - eine politische Stimme haben und dringend nötige Prozesse in Gang bringen könn(t)en. Dann haben wir eine komplette Schulstunde über die Demos diskutiert, es gab da ein ganz deutlichen Redebedarf und man merkte, dass vielen Schülern das Thema (die Demo selbst sowie ihr Zweck) sehr wichtig war. Zugleich haben sie all die hier im Thread vorgebrachten Contra-Argumente erwogen und diskutiert, ob Alternativtermine außerhalb der Schulzeit zweckdienlicher wären oder nicht.
    Interessant fand ich, dass sie auf eine Antwort auf die Frage bestanden, ob ich ihnen das Fehlen entschuldigen würde, wenn sie gingen. Meine Antwort ("Ich habe euch freitags überhaupt nicht, von daher stellt sich die Frage doch garnicht!") reichte ihnen nicht, sie wollten unbedingt meine (rein hypothetische) Entscheidung wissen. Dabei fand ich es toll, als ein paar Schüler sagten, dass zwei Lehrer gesagt hätten, sie würden ihnen das unterschreiben; sie (die Schüler) würden aber natürlich jetzt nicht weitererzählen, welche Lehrer das waren. Toll, wie überlegt und solidarisch sie da waren um die KollegInnen vor eventuellen negativen Konsequenzen zu schützen! Sollte ich irgendwann mal eine Widerstandsbewegung im Untergrund gründen, weiß ich jetzt, welche meiner Schüler ich als Mitverschwörer ins Boot hole :thumbup:
    Ende vom Lied: ich habe fast die ganze Stunde auf der Fensterbank gesessen und meine Schüler mal wieder aus einer ganz neuen Perspektive (höhö) kennengelernt!


    2. Ich persönlich finde die Diskussion bei den FFF Demos paradox. Die Grundprämisse bei der ganzen Veranstaltung ist, dass man gegen Regeln verstößt um aufzufallen. Gleichzeitig möchte man aber die Erlaubnis dafür haben.
    Selbst wenn es für unentschuldigtes Fehlen ein ungenügend gibt und man fünf mal pro Halbjahr am Freitag fehlt, hat das bei den meisten Schülern im schlimmsten Fall die Konsequenz, dass aus einer schwachen zwei im Zeugnis mal eine drei wird. (Und bei uns sind gerade die Eltern aus dem bildungsbürgerlichen Milieu mit den Zweierschülern die, die sich am meisten beschweren, wenn die Schule die eigenmächtige Freistellung durch die Eltern nicht akzeptiert).
    Wir wollen rebellieren, aber nur mit Erlaubnis und bitte ohne irgendwelche Opfer bringen zu müssen.

    Ist was dran. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch ein erlaubter/geduldeter Regelverstoß ein Regelverstoß und damit eine Abweichung von der Norm bleibt, die deutlich aufmerksamkeitswirksamer ist als regelkonformes Verhalten.

    Würde eigentlich irgendjemand hier seinem Kind untersagen, dort hinzugehen?

    Hypothetisch (wenn ich Kinder hätte): Nein, würde ich nicht. Ich würde meinem Kind auch Entschuldigungen mit möglichst vager Begründung schreiben ("XY konnte nicht am Unterricht teilnehmen" oder so), würde mein Kind aber auch darauf aufmerksam machen, dass ich nicht lügen werde, sollten z.B. Nachfragen zu dieser Begründung kommen, und dass es ggf. die Konsequenzen (unentschuldigte Fehlstunden) tragen müsse, wenn die Schule die Begründung dann nicht anerkennt. Die Bedeutung von unentschuldigten Fehlstunden würde ich dann mit meinem Kind klären und dann sollte es selbst nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden.

    Eine Bekannte von mir aus den USA hat auch im letzten Jahr gestreikt, zusammen mit allen ihren Kollegen. Da es bei ihnen keine Beamten gibt, fiel der gesamte Unterricht aus. Die Schüler, die trozdem zur Schule kamen, haben einfach mitgestreikt. Nix Betreuung oder so. So einfach kann das gehen.

    Ich muss mich hier auch der Mehrheitsmeinung anschließen. Die Ergebnisse sind absolut vorhersehbar.


    Das kann man natürlich auch positiv sehen: VERA bestätigt unsere Diagnosekompetenz. :victory:
    Vielleicht bestätigt VERA diese Diagnosekompetenz nicht nur im Sinne von "sagt nochmal genau dasselbe", sondern bestätigt sie auch derart, dass ernst(er) genommen wird, was wir so sagen. Ich denke da konkret an unsere Schule, die in jedem Jahrgang 3 verschiedene Klassenprofile führt. Was unter unseren Lehrern schon lange als Binsenweisheit galt (Profil A ist immer die leistungsstärkste, Profil C die leistungsschwächste Klasse) bestätigt sich (mit absolut seltenen Ausnahmen, wenn A und B mal mit knappen Ergebnissen die Plätze tauschen) mit VERA Jahr für Jahr. Dass das mal jenseits der Lehrer-Binsenweisheit bestätigt wird, finde ich durchaus positiv, da es tatsächlich zu einer Ursachenforschung führt/führen kann. Unsere Schulleitung war tatsächlich eine Weile lang überrascht, dass die Ergebnisse so klar anhand der Profile vorherzusagen sind - die ist halt nicht mehr im Tagesgeschäft aktiv und nahm uns da leider lange nicht für voll. Inzwischen gilt unsere Binsenweisheit (natürlich nur intern) als Tatsache. So weit so gut.


    Problem 1: Über die Ursachen dieser deutlichen Leistungsverteilung auf die Profile sagt VERA nichts. Ursachenforschung heißt also böse gesagt: Spekulation.
    Problem 2: Wir glauben uns über die Ursachen durchaus im Klaren zu sein, können an diesen aber absolut nichts ändern. Ja, wir versuchen Profil C zu fördern, aber es bringt ja offensichtlich nichts. Ohne zusätzliche Ressourcen ist mehr nicht mehr machbar. Die bietet das KuMi aber nicht; jenseits der bürokratischen Verwertung führt VERA da zu keinen Veränderungen.
    Problem 3: Wegen der Tatsachen aus "Problem 2" ist der Punkt "VERA8" in den Fachschaftskonferenzen eine einzige Farce und Lachnummer. Die Ergebnisse werden kurz angeworfen, die Elternvertreter finden das interessant während die Lehrkräfte sich nochmal eben einen Kaffee nachschenken (überspitzt gesagt), die Lehrkräfte aus Profil A machen einen kurzen Witz darüber, dass die Klasse nuneinmal hochqualitativen Unterricht von einem klasse Lehrer erhalten hat (und im nächsten Jahr schweigen dieselben Lehrkräfte, wenn sie dann in Profil C unterrichten), wir lallen jährlich dieselben 5 Sätze herunter, und setzen ins Protokoll dieselben Diskussionsergebnisse wie im Jahr zuvor. Kurz: Zeitverschwendung, reine Bürokratie.
    Problem 4: Den Profilklassenvergleich könnte man natürlich über stufeninterne Vergleichsarbeiten weitaus passgenauer und ressourcenschonender erreichen.


    Mein Fazit: Konzeptuell nicht absoluter Blödsinn - aber da (abseits des bürokratischen Aufwandes folgenlos) faktisch doch ziemlicher Blödsinn.
    Immerhin: Die Korrektur geht schneller als die einer regulären Klassenarbeit :top:

    Als ich während des Studiums an einer Schule in den USA war, gab es 1x im Jahr den "teacher appreciation day". Da haben Schüler und Eltern den Lehrern kleine Geschenke (z.B. ein paar selbstgebackene Kekse, ein schönes Buch, ein paar frische Blumen in einer hübschen Vase, einen Entspannungstee, ein von den kleinen Kindern selbstgemaltes Bild, ein paar "Lesesocken", von ein paar Eltern zusammengelegt eine Monatskarte für die Sauna und immer dazu: eine Karte mit einem persönlichen Dank und Gruß) als Zeichen ihrer Anerkennung mitgebracht. Natürlich freiwillig in dem Sinne, dass nicht abgehakt wurde, wer was mitbringt, aber doch institutionalisiert insofern als alle Eltern wussten, wann dieser Tag ist. Ich erinnere mich immer noch ganz lebhaft daran, wie überwältigt ich davon war, an diesem einen Tag einmal gebündelt gezeigt zu bekommen, wie viel Anerkennung und Dankbarkeit meiner (unserer, aber ich rede nun speziell von meinem Erlebnis) entgegengebracht wurde, die ich im Alltag in dieser Form einfach nicht (bewusst/ direkt) zu sehen oder spüren bekam. Solch einen Tag würde ich mir auch in Deutschland wünschen, um uns Kollegen einfach mal bewusst zu machen, dass unsere Leistung durchaus auch gesehen wird.


    Leider wird es sowas bei uns nie geben, weil a) irgendwelche Deppen meinen würden, das wäre Bestechung und nicht akzeptabel für Lehrkräfte, und b) er nicht von uns Lehrern aufoktroyiert werden sollte und ich es der Gesellschaft, die uns lieber als Prügelknaben denn als wertvollen Bestandteil der Gesellschaft wahrnimmt, nicht zutraue, selbst auf einen solchen Gedanken zu kommen.

    Mich erstaunt immer wieder was unsere Sek1-Kollegen so erwarten. Dabei ist seit Jahren bekannt, dass die Rahmenpläne von Gs und Sek1 einfach nicht nahtlos ineinander übergehen.

    Aus meiner Sicht ist dieser Lehrplan, der Rechtschreibung (und Grammatik) explizit ausklammert, genau das Problem. Da lernt ein Kind 4 Jahre lang (!!) eine Sprache, "Wortschatz" aufzubauen ist (laut Lehrplan) eines der Kernziele, aber die Rechtschreibung dieser erlernten Worte wird nicht gelehrt. Logischerweise wendet das Kind (im Kopf oder bei tatsächlichen Verschriftlichungen) dann die deutschen Rechtschreibregeln an - nur dass die eben nicht gelten! Aber statt dann den Kindern die richtige Rechtschreibung zu vermitteln beruft man sich auf eine Binsenweisheit wie "Lieber fehlerhaft sprechen als fehlerfrei schweigen." So verfestigen sich da 4 Jahre lang Fehlkonstrukte im Kopf des Kindes, dessen es sich überhaupt nicht bewusst ist.
    Dann kommt es zu uns, schreibt (wie oben bereits erzählt) super stolz "cät" und "maser" an die Tafel, nur um dann zu erfahren, dass das falsch ist. DAS ist unglaublich frustrierend für viele Kinder. Weil sie nicht wussten, dass da was falsch ist, weil es ihnen niemand bisher gesagt hat, weil sie nach einer gewissen Zeit merken, dass sie bei nahezu jedem Wort Fehler machen, ständig korrigiert werden, und bereits (scheinbar) Gelerntes umlernen müssen. Umlernen ist aber viel schwieriger als neu lernen. Das meine ich, wenn ich sage, ich würde lieber bei null als bei minus 5 anfangen. Das Umlernen ist unglaublich mühsam (und zeitraubend) für alle Beteiligten, und frustrierend für die Kinder. Erinnert mich übrigens stark an die Diskussionen ums "Schreiben nach Gehör" im Deutschen.......
    Und wenn ich dann noch den letzten Absatz zur Fehlerkorrektur lese wird mir schlecht. Natürlich ist eine positive Fehlerkultur (ein konstruktiver Umgang mit Fehlern, kein "Niedermachen" der kleinen Englischlerner) wichtig, nicht nur in der Grundschule, sondern auch später bei uns. Aber wenn dann da steht es soll zur Selbstkorrektur oder Peer-Korrektur angeleitet werden, kann ich mir nur hysterisch die Haare raufen: Wie sollen die denn ihre Fehler selbst oder gegenseitig korrigieren, wenn sie keine Kriterien (die richtige Rechtschreibung/Grammatikregeln/...) an der Hand haben um zu wissen, wo Fehler sind?!
    Wie gesagt: Solange Englischunterricht an der Grundschule so läuft ist er einfach kontraproduktiv und ich bitte um Abschaffung. SOLLTE jemand mal einen sinnvollen Englischunterricht durchführen, bin ich absolut dafür!


    Das Prinzip "message before accuracy" gilt übrigens natürlich auch bei uns! Aber man muss es sinnvoll anwenden - abwägen, wann es wichtiger ist, den Mut zu loben, etwas in der Fremdsprache auszudrücken und Fehler einfach mal hinzunehmen, und wann sich Fehler einschleifen, die man daher besser thematisieren sollte.


    Liebe Grundschullehrkräfte, wenn euer Lehrplan genauso dämlich ist wie der aus Hamburg, dann setzt euch darüber bitte hinweg. Vermittelt Wortschatz, vermittelt Hör-/Hörsehverstehen, aber trainiert bitte auch von Tag 1 an die Rechtschreibung mit an. Alles andere führt nämlich über den 4 Jahre später erfolgenden Schock, unglaublich viele Fehler zu machen, dazu, dass einige Kids dann lieber fehlerhaft schweigen als sich ebenso fehlerhaft zu beteiligen. Weniger pathetisch: Manche Kids schaffen es mit viel Anstrengung, umzulernen - andere nicht mehr.

    Wenn SuS in Deutsch bestimmte Dinge können, profitiere ich auch am Gymnasium im Fach Englisch davon. Wenn sie diese Dinge nicht können ... und auch in Englisch eigentlich nicht wirklich etwas mitbringen, liegt für mich schon die Frage nahe, ob es nicht sinnvoller wäre, die Zeit in Deutsch zu investieren.

    Anekdote hierzu: Vor wenigen Wochen unterhielt ich mich nach Stundenende noch ein wenig mit ein paar Schülern, es ging um eine Englisch-Förder-AG. Eine Schülerin sagt: "Seit wir Englisch lernen, weiß ich was der Unterschied zwischen einem Subjekt und einem Objekt ist. Das hab ich früher nie kapiert." Drei weitere anwesende SchülerInnen nicken heftig mit dem Kopf.
    Ich habe mir meinen Teil gedacht... ja, das ist etwas, was ich eigentlich gerne als von der Grundschule her bekannt voraussetzen würde. Geht aber nicht, weil viele Schüler die Unterscheidung nicht beherrschen.
    Mir ist klar, dass das in bestimmt vielen Grundschulklassen behandelt wurden. Aber es zeigt sich, dass selbst Gymnasialschüler da weiterhin Probleme mit haben. Daher würde ich, wie gesagt, die Englischstunden an der Grundschule gern als weitere Übungsstunden für Deutsch zur Verfügung stellen, damit die in Klasse 5 dann schon mehr Verständnis für Sprachstrukturen im Allgemeinen (Subjekt, Prädikat, Objekt, Adjektiv, Adverb, etc.) mitbringen. Das erleichtert mir dann die Arbeit - plus ich muss, wie gesagt, keine Fehlvorstellungen über die englische Sprache aus den Köpfen austreiben (was oft nur mäßig gelingt).

    Ist mir völlig klar, @plattyplus. Nichts anderes sagte ich in meinem letzten Satz. Trotzdem sind die Kinder schulpflichtig und haben sich halt genauso an die Ferienzeiten zu halten wie wir Lehrer. Wenn sie sich darüber hinwegsetzen, müssen sie halt die (verschmerzbaren) Konsequenzen tragen, aber deswegen muss doch die Schule die Regeln nicht aufheben. Schule ist kein Wunschkonzert. Ich bin da mit meiner SL inzwischen wie gesagt völlig d'accord.


    Den Vorschlag der 1-2 "freinehmbaren" Tage fände ich übrigens auch gut - und bitte auch für Lehrer.

    Direkt vor Ferien oder langen Wochenenden gibt es bei uns Beurlaubungen nur durch die Schulleitung persönlich, wir (Klassen-) Lehrer sind da aus dem Schneider. Hier meine Prognose zu seinen Bescheiden (wobei es dieses "Hotel-/Restaurant-/...-Problem bei uns in der Gegend so nicht gibt):

    - Wir betreiben [ein Restaurant | ein Hotel | ein Geschäft] und können deshalb während der Ferien nicht mit der Familie verreisen. Nun wollen wir wenigstens einmal ein verlängertes Wochenende wegfahren.

    Es gibt durch bewegliche Ferientage verlängerte Wochenenden für jeden. An diesen kann man fahren. Kein Grund für eine Ausnahme.

    Zitat von Scooby

    - In einer Familie feiert ein Großvater seinen Geburtstag grundsätzlich am Freitag vor den Pfingstferien auf einer griechischen Insel, die kurioserweise auch nur am Freitag mit einem Direktflug vom nächstgelegenen Flughafen aus erreichbar ist. Die Enkel sollen bei der Feier dabei sein.

    Das ist offensichtlich nicht der reguläre Geburtstag (der läge ja nicht immer am Freitag), da hat der geehrte Herr Großpapa die Wahl: Entweder er feiert am Samstag (und die Familie reist halt mit Zwischenstopp an), oder er feiert ohne seine Enkel. Kein Grund für eine Beurlaubung, erst recht nicht jährlich!! Einmal, zum 80. oder so, ginge das l

    Zitat von Scooby

    - Wir sehen unsere Familie im Heimatland nur einmal im Jahr und brauchen mehr Zeit, um alle Verwandten besuchen zu können. In den Sommerferien können wir aber nicht weg, weil wir im Hotel arbeiten und da Hauptsaison und Urlaubssperre ist.

    Dann muss man sich eben überlegen, welche Verwandten man in welchen Ferien besuchen möchte. An den 1-2 Tagen, die man da theoretisch früher hinfahren könnte, schafft man doch eh nur 1-2 Familien mehr - dann sollen diese Familien sich halt mal treffen und man handelt sie gleich zusammen ab. Alles eine Sache der Organisation, aber doch nicht Aufgabe der Schule! Kein Grund für eine Beurlaubung.

    Zitat von Scooby

    - Unser Kind nimmt an einem (Golf/Segel/Reit/Ski/...) Trainingslager teil. Das dauert bis Sonntagabend und die Heimreise kann dann erst am Montag erfolgen.

    Könnte je nach Größenordnung des Trainingslagers und in Abhängigkeit von der Frage, ob sowas bei dem betreffenden Kind schon öfter vorkam, MAL als AUSNAHME durchgehen (natürlich nur nach Vorlage einer entsprechenden Bescheinigung. Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass der Antrag sofort abgelehnt wird, wenn die Beurlaubungsanfrage NACH der Buchung gestellt wird - also keine Anfrage mehr ist sondern eine Anweisung im Sinne von "wir haben gebucht, also stellt das Kind frei!" Auf letzteres reagiert unsere SL sehr empfindlich, da gibts dann ein Schreiben mit der Ablehnung der Beurlaubung und dem Hinweis, dass im Krankheitsfall ein Attest des Amtsarztes vorzulegen sei, um das Kind am Tag nach den Ferien zu entschuldigen. Ich durfte dieses Schreiben schonmal an einen Schüler meiner Klasse weiterleiten..

    Zitat von Scooby


    Wie handhabt ihr solche Fälle? Und vor allem: Seid ihr damit zufrieden?

    Wie gesagt, die SL entscheidet, ggf. nach kurzer Abstimmung mit dem jeweiligen Klassenlehrer und/oder einem Blick in die Schülerakte. Grundsätzlich lautet die Antwort erstmal "nein", wenn es keine gaaaaanz besonderen Begründungen gibt.
    Ja, ich bin damit zufrieden. Am Anfang fand ich es etwas hart und habe den Sinn in mancher Ablehnung nicht gesehen, aber inzwischen sehe ich das anders: Fängt man einmal damit an, das (zu) locker handzuhaben, führt es wohl schnell zu einer Kettenreaktion, immer mehr Leute wollen beurlaubt werden und am Ende sitzt man mit 10-12 Schülern dar. Dann kann man jede inhaltliche Arbeit vergessen und sollte lieber gleich den Laden dicht machen. Ich kann ja auch nicht sagen "mein Flug nach Neuseeland ist am Donnerstag 1200€ günstiger, ich komme nicht mehr" - sich an Regeln zu halten, auch wenn's bitter ist, gehört halt auch dazu.

    Dead Poet hat die Situation meiner Ansicht nach prima beschrieben.


    Solange Englischunterricht an den Grundschulen so läuft wie bislang, bin ich dafür ihn abzuschaffen. Er ist nicht nur wenig effektiv, in vielen Fällen ist er sogar kontraproduktiv, und das sogar doppelt: Die Kinder lernen die Sprache nicht vernünftig, sodass wir in Klasse 5 die Fehlkonstrukte in den Köpfen der Kinder zu korrigieren, und es geht Zeit für anderen, sinnvollen Fachunterricht verloren.
    Zentraler Kritipunkt ist für mich:

    Ich weiß nicht, wie es in anderen Bundesländern aussieht, aber in BaWü sieht der Englischunterricht nichts Schriftliches vor.

    Scheint in NRW nicht anders zu sein, oder wird ansonsten zumindest genau so praktiziert. Da kommen Schüler und meinen sie können schon ganz viel, dann sammelt man mal - die Kiddos sind begeistert und stolz - und schreiben "jelo", "kät" und "maser" als bekannte Wörter auf. Da schüttelst du dann nur noch den Kopf, raufst dir die Haare und fängst nicht bei null, sondern bei minus 5 an, weil du was sich falsch eingeprägt hat auch noch ausbügeln darfst.


    Allerdings finde ich den Ertrag, den die je 2 Wochenstunden in der 3. und 4. Klasse bringen, sehr gering. Ich achte schon auf Rechtschreibung, schreibe regelmäßig Tests, in denen auch richtig geschrieben werden muss. Außerdem versuche ich einfachste Grammatikregeln zu vermitteln und es nicht nur bei einer Handvoll auswendig gelernter Floskeln zu belassen. Ich denke jedoch, die zwei Stunden wären besser in Deutsch und Mathe investiert, um hier mehr Zeit zum Üben zu haben. Denn da fehlen die Grundlagen z. T. erheblich und auf Englisch können die Kinder trotzdem nicht viel mehr als "Good Morning" und "Thank you".

    Sehe ich auch so. Was selbst die guten Kiddos mitbringen ist lächerlich, nach einem Monat, maximal zweien, haben auch die, die halbwegs vernünftigen Englischunterricht in der Grundschule hatten, keinen Vorsprung mehr vor denen von den (zahlreichen) Katastrophenschulen.
    Ganz vereinzelt gibt es Kinder, bei denen ich sagen würde, dass sie vllt. wirklich schon ein gewisses Feeling für den Rythmus der Sprache entwickelt haben und bei der Aussprache Kompetenz zeigen, die es ohne den Unterricht so wohl noch nicht gegeben hätte. Aber wenn ich diese gegen den Großteil der 5er rechne, bei denen der Grundschulunterricht einfach katastrophale Vorstellungen von der Sprache erweckt, dann kann ich nicht anders, als der aktuellen NRW-Landesregierung zuzujubeln, wenn sie überlegt, den Englischunterricht zugunsten zusätzlicher Deutsch-/Mathestunden abzuschaffen.


    Also: Lieber garnicht als so wie bisher. Lieber (deutlich) besser als bisher als garnicht.

    Auch in NRW musst du bei der Bewerbung für das Referendariat ein erweitertes Führungszeugnis einreichen und irgendwann (ich bin nicht mehr sicher ob zur Einstellung ins Ref oder dann später in den Schuldienst) musste ich auch unterschreiben, dass ich nie wegen einer Straftat verurteilt wurde.


    Mich würde übrigens mal eure Einschätzung zu dieser Regelung interessieren. Ich bin nämlich unentschlossen, was ich davon halten soll, dass jede Verurteilung (mit hoher Wahrscheinlichkeit - lieber TE, ich bin hier nicht rechtssicher) das Aus für die Lehramtslaufbahn bedeutet.
    Außer Frage steht für mich natürlich, dass Straftaten im Bereich (Kindes-) Missbrauch ein K.O.-Kriterium für Lehrer sein müssen. Ich kann gut verstehen, dass man einer Person, die einmal erwiesenermaßen eine solche Straftat begangen hat, (seine) Kinder nicht anvertrauen möchte.
    Bei Fällen wie dem des TE hingegen bin ich mir nicht so sicher... dass der Staat jemanden mit einer solchen Vorstrafe nicht zum Beamten beruft - okay. Hier hat jemand den Staat betrogen/ zu betrügen versucht, dann kann man kaum erwarten, dass der Staat einen in dieses besondere Vertrauensverhältnis "erhebt". Aber kann jemand, der einmal gegen irgenein (beliebiges) Gesetz verstoßen hat kein guter Lehrer werden - wissend, dass "Lehrer sein" auch "Vorbild sein" bedeutet (bedeuten sollte)?
    Denke ich an mein Kollegium, fallen mir sofort diverse Kollegen ein, die aktuelle Serien und Filme im Internet streamen (grauzone bis illegal) oder definitiv nicht gekaufte digitale Kopien von ebensolchen oder von Unterrichtsmedien untereinander austauschen (illegal), die ganze Lektüren im Klassensatz kopieren (illegal), die beim Bau ihres Hauses die ein oder andere Arbeit unter der Hand erledigen lassen (illegal), usw. Das ist, was mehr oder weniger offen im LZ kommuniziert wird - ob beim ein oder anderen noch andere "Leichen im Keller liegen", weiß ich nicht. Alle diese Kollegen sind aber trotdzem gute Lehrer. Vermutlich haben sie einige dieser Straftaten auch schon begangen, bevor sie Lehrer wurden - sie und ihre heutigen Schüler hatten das Glück, dass die Kollegen-to-be nicht erwischt wurden.


    P.S: Da fange ich gerade an zu überlegen - wenn ein Kollege nun wegen einer dieser Straftaten aufflöge, würde er dann eigentlich aus dem Dienst entlassen? ?( Habe von so einem Fall noch nie gehört, aber konsequenterweise müsste es ja so gehandhabt werden. Wer wegen so einer Straftat nicht eingestellt würde, dürfte ja eigentlich dann auch nicht weiterbeschäftigt werden, oder?


    Außerdem gibt es tolle Privatschulen mit besseren Arbeitsbedingungen aber weniger Gehalt, die Kollegen, die so eine Schule vorziehen, kann man an einer Hand abzählen.

    Hier geht es ja aber nicht um weniger Gehalt für gute Arbeitsbedingungen ("Na super, ich soll mir also mit meinem Gehalt erträgliche Arbeitsbedingungen kaufen; das ist Aufgabe des Staates, nicht von MIR!" *grummel*, *Unzufriedenheit*, *Jobwechsel bei nächster Gelegenheit*), sondern um gleiches Geld (wie es alle anderen auch bekommen) bei einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen (um eben die bisher schlechteren Arbeitsbedingungen an die durchschnittlicher Schulen anzugleichen).

    Ich persönlich wäre vorsichtig, da direkt Bossing zu unterstellen, da dies eine gewisse absichtliche gegen die TE gerichtete Niedertracht auf Seiten der SL impliziert. Ich finde Connis Beitrag Nr.13 prima, denn er zeigt sehr gut, dass ein Gros des Handelns der SL (insb. Entzug der Klassen + der Klassenleitung nach/während der zweiten Krankheitsphase) durchaus sachlich erklärbar ist, ohne da gezielte Aktionen gegen die TE zu unterstellen. Mehr Kommunikation auf beiden Seiten (!) wäre sicherlich hilfreich gewesen, um die Situation zu entschärfen, aber auf der Basis der (wenigen) der SL bekannten Informationen kann ich die Entscheidung (mindestens im Sinne der Schüler) durchaus nachvollziehen, ohne da Böswilligkeit unterstellen zu müssen.
    Was mir durchaus seltsam vorkommt, ist, dass die SL offen sagt, die wahren Gründe (ich glaube es war für den Entzug der Klassenleitung?) würde sie nur im 4-Augen-Gespräch offenlegen. Das ist ein sehr intransparentes Vorgehen und impliziert irgendwie, dass da doch etwas nicht koscher war.


    Du schriebst ja, dass du zum ersten Mal mit so einer (Mobbing-) Situation konfrontiert warst. Mir ging das in diesem Schuljahr ebenso, und ich finde es daher völlig verständlich, dass du irgendwo auch Fehler im Umgang mit derselben gemacht hast. Habe ich nämlich auch, und mir tun die Fehler nun auch Leid, aber niemand ist allwissend geboren und oft braucht es eben Erfahrung, aus der man lernen kann, bevor man super souverän mit solchen sich schnell entwickelnden Eskalationen umgehen kann. Glücklicherweise ging es bei mir aber friedlich(er) und ohne Schulleitungsbeteiligung aus. Nichtsdestotrotz hat es mir ein paar unruhige Nächte beschert.


    Was ich kritisch sehe bzw. zu welchem Vorgehen ich in künftigen Fällen raten würde: Die Sache mit dem Video, der du besser hättest nachgehen sollen, wurde ja schon angesprochen. Aber auch sonst hättest du wenigstens eines tun sollen: Meiner Erfahrung nach hättest du, sobald gehäuft Vorfälle rund um das eine Kind auftraten und somit klar war, dass irgendetwas im Argen lag, alle diese dokumentieren lassen sollen. Konkret also: Die sich beschwerenden Kinder sollen die Vorfälle möglichst exakt aus ihrer Sicht schildern und die Schilderung unterschreiben. Das hätte ich dann auch rückwirkend nochmal bezüglich der ersten ein, zwei Beschwerden gefordert.
    - Vorteil 1: Wer etwas schriftlich abgibt, überlegt sich ggf. doppelt, was genau er schreibt, Lügen (auch Unwahrheiten durch "Unterlassung von Informationen") und Übertreibungen fallen schwerer, wenn man sich hinterher nicht mit einem "das hab ich so nicht gesagt/gemeint" herausreden kann.
    - Vorteil 2: Solltest du jemanden mit ins Boot holen (Co-KL, Eltern, Beratungslehrer, Sozialarbeiter, Stufenleiter, SL, ...) seid ihr beide nicht auf dein Gedächtnis angewiesen, sondern habt die Vorwürfe schwarz auf weiß vorliegen.
    - Vorteil 3: Das andere Kind kann sich (ebenfalls mit schriftlicher Dokumentation) konkret zu den Vorwürfen äußern. Dann hättest du schonmal alle Perspektiven auf dem Tisch und man könnte versuchen sich auf Faktenlage (nicht nur auf "Gefühl") basierend ein Bild des Großen Ganzen zu machen (wer ist Urheber des Problems: Das "Schlägerkind" oder eine Gruppe anderer Kinder, die dieses aktiv ausgrenzen und provozieren? Oder liegt ein Missverständnis vor, oder oder oder.) und auf dessen Basis das weitere Vorgehen überlegen.
    - Vorteil 4: Sollte dieses weitere Vorgehen eventuell Ordnungsmaßnahmen beinhalten, ist die Dokumentation der Vorfälle als Grundlage derselben bereits vorhanden.
    (- Vorteil 4 1/2: Sollten die Kinder später nochmal in ähnliche Vorwürfe verstrickt sein, könnte man so mit einem Blick in die Schülerakten feststellen, wer sich schonmal in irgendeiner Weise falsch/richtig verhalten hat und schauen, ob da Muster erkennbar sind)
    - Vorteil 5: Es wird deutlich, dass du die Vorwürfe, aber auch die Perspektive aller Seiten ernst nimmst und nicht vorschnell etwas abtust bzw. naiv jemandem Glauben schenkst.
    - Vorteil 6: Auch für zunächst Unbeteiligte (die SL) ist im Nachhinein nachvollziehbar, dass und wie du planvoll handelst/ gehandelt hast.


    Natürlich ist es damit noch nicht getan, der Eindruck, dass du das abheftest und dann ist gut sollte natürlich nicht aufkommen. Auf der Basis der dokumentierten Vorfälle, solltest du dann auch Gespräche suchen:
    a) Mit dem Beschuldigten (vgl. "Vorteil 3"),
    b) dann ggf. nochmal mit denen, die anschuldigen (sich neu ergebende Fragen mit denen klären; evtl. hätte sich dann schon ergeben, dass eine Provokation ihrerseits zum Verhalten des Beschuldigten führte und man hätte auf Basis der Einsicht, dass alle Beteiligten Fehler gemacht haben, einen Frieden schließen können),
    c) je nach Schwere der Vorwürfe aber auch mit "höheren" Kollegen (Stufenleiter, Beratungslehrer, Sozialarbeiter, ggf. SL) und
    d) den Eltern der Betroffenen, damit diese einerseits informiert sind (stell dir vor, du bist Elternteil des "Schlägerkindes" und erfährst erst Wochen später, was da alles aufgekommen ist an Vorwürfen, dass dein Kind andere verprügelt und Rippen prellt, etc., ohne dass du irgendeine Ahnung hattest, dass überhaupt was los ist 8| =O ) und andererseits merken, dass du dich kümmerst (sollte die Tochter wirklich durch Prügel von dem Kind eine geprellte Rippe davongetragen haben, und das Kind dann erzählen, dass du nur sagtest da sei doch nichts, kann ich verstehen, dass die Mutter stinksauer ist).
    Das hast du aber ja zumindest teilweise auch gemacht (Weitergabe von Infos an die Sozialarbeiter, an mehr erinnere ich mich gerade nicht mehr). Ich schreibe es nur nochmal hin, weil eventuell noch ein paar mehr Gespräche angebracht gewesen wären und ich andererseits einfach meine Erfahrungen schildern möchte, als Hilfe für dich und eventuell andere, die hier mitlesen und wie du und ich evtl. erstmal überrumpelt sind von der sich plötzlich ergebenden Dimension eines Problems und aus mangelnder Erfahrung und Hilflosigkeit erstmal zu passiv sind.


    Schlussendlich mein Rat zum Umgang mit dem Geschehenen und deiner Situation jetzt:
    - Überlege, welche Handlungsweisen der SL wirklich Kritik an deinem Lehrerhandeln sind, und welche evtl. anders sachlich begründet sind (vgl. Connis Beitrag).
    - Wo wirklich Kritik an deinem Handeln vorliegt: Überlege, welche Kritik davon du annehmen kannst/willst und sieh zu, dass du es nicht persönlich nimmst: Wie gesagt, niemand ist allwissend und oft sieht man eben erst im Nachhinein, wann man anders hätte handeln sollen. Hast du nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, sei zufrieden mit dir (und lerne ggf. für die Zukunft trotzdem daraus).
    - Genieß die deutlich reduzierte Arbeit.

    Auch mir fiele kein einziges Beispiel eines solchen kulturellen Missverständnisses ein.


    Mich erinnert der Thread an mich selbst, nachdem ich aus der Uni raus war. Woher rührte diese Nervosität? Aus der Uni: Es gab genau EIN Seminar, das ohne Wahlmöglichlichkeit für alle Lehramts-Philosophiestudenten vorgeschrieben war. In diesem sollte uns der Prof auf den Lehreralltag vorbereiten: Was muss man tun und beachten, wenn man Philosophie unterrichtet? Es wurden zwei Kernbotschaften vermittelt:
    1) Man muss die Texte vereinfachen und den Lebensweltbezug für die SchülerInnen herausarbeiten.
    2) Das Fach PPL ist aufgrund seiner Stellung als Ersatzfach für Religion ein Sammelbecken für muslimische SuS, woran sich unbedingt Planung, Durchführung und Reflexion des Unterrichts ausrichten müssen.


    Zu 2: Immer wieder wurde das Konfliktpotential herausgestellt, dass sich insbesondere aus dem religiösen Hintergrund eines Großteils der SchülerInnen ergeben würde - erstens gegenüber uns Lehrkräften (und besonders Lehrerinnen), zweitens aber auch untereinander (Aleviten vs. Sunniten etc.) und drittens gegenüber dem Lehrplan (z.B. Theodizeeproblem als höchst problematisches Thema, aber auch andere Themen wurden als "gefährlich" benannt).
    Ich erinnere mich heute noch an einen Text, welcher ein Beispiel für so ein kulturelles Missverständnis skizzieren sollte. Darin lief es ungefähr so: Muslimischer Schüler A wird aufgeforert, seine Cappie im Unterricht abzusetzen und reagiert störrisch, weil er sich benachteiligt gegenüber Schülerin B fühlt, die ihr Kopftuch nicht absetzen muss. Die Lehrkraft besteht aber darauf, weil das ja etwas anderes sei, die Schüler fangen an sich auf türkisch/arabisch/wasweißich Sachen zuzurufen. Die Lehrkraft versteht nichts, hört aber aus dem Tonfall und schließlich der Gestik heraus, dass da gerade ein handfester Konflikt ausgetragen wird. Sie versteht das Problem überhaupt nicht, das immer weiter eskaliert. Was war geschehen? Schüler As Cappie war rot (oder so), was die Farbe der Sunniten ist (oder so; sry, erinnere mich an die genaue Verknüpfung nicht mehr). Für ihn war das Tragen der Cappie Ausdruck seiner Religion. Dass Schülerin B, Alevitin (oder so), ihr Kopftuch tragen durfte, er aber sein Cappie nicht, fand er ungerecht und dachte, die Lehrkraft wolle seine Religion gegenüber der von B abwerten - was B dann auf Sprache X auch tatsächlich tat, weshalb die Situation immer weiter eskalierte. Die Moral von der Geschicht: Selbst harmlose, alltägliche Aufforderungen wie die, eine Cappie im Unterricht abzusetzen, können wegen des unterschiedlichen Hintergrundes von Lehrkraft und SchülerInnen schnell eskalieren.


    Dass sowohl der Text als auch Kernbotschaft 2 des Seminars sich meiner Erfahrung nach als völlig haltlose Panikmache herausstellten, brauche ich nach diesem Thread, in dem sich alle User so einig zu sein scheinen wie sonst selten, wohl kaum noch weiter auszuführen. Dass ich dieses Seminar daher als die schlechteste Didaktikveranstaltung aus meinem Studium ansehe, hoffentlich auch nicht.

    Also auf die Qualität des Umgangs kommt's an, nicht auf die Quantität.

    wahre Worte! Gilt im Privaten wie in der Schule. Deswegen halte ich den Vertretungswahnsinn, der betrieben wird, damit bloß keine Unterrichtsstunde ausfällt, auch für absolut verfehlt. Mein Vertretungsunterricht, den ich heute für eine Spanisch-Kollegin gab, war für die Schüler weniger wertvoll als eine Stunde Schlaf oder ruhige Arbeit zu Hause, weil ich das (immerhin vorhandene) Material mangels Sprachkenntnissen selbst nicht verstanden habe, geschweige denn dass ich die Schüler, die es auch nicht verstanden, hätte unterstützen können. Hätte man besser ausfallen lassen sollen...


    Ähnlich zu Hause: Wenn die Eltern die vorhandene Zeit sinnvoll nutzen, mit dem Kind Bücher lesen, wertvolle Erinnerungen produzieren, indem sie ihm die Welt zeigen, dann ist viel Zeit mit ihnen toll. Wenn sie das Kind aber nur vor dem TV oder der Playsi parken und selbst am Smartphone hängen, sind sie in meiner Spanischstunde vllt. doch besser aufgehoben...


    Hier wie da: Auf die Qualität kommt's vorrangig an.

    Wenn eine Frau nicht daheim bleiben und Kinder erziehen will, dann muss sie das eben kommunizieren und die Umsetzung planen.

    Und warum muss sie das extra kommunizieren, statt dass wenn ein Kind Thema wird, einfach ergebnisoffen die Frage angegangen wird? Weil es gesellschaftlich als Norm angenommen wird, dass die Frau das Kind erzieht. Wenn sie sich an diesen Standard nicht halten will, muss sie das kommunizieren. DASS eine Frau mit der Standardrollenverteilung brechen kann, bestreite ich garnicht. Aber dass es den Standard (verbunden mit entsprechenden Erwartungen) gibt, halte ich für evident. Das ist sexistisches Gedankengut, das unsere Gesellschaft noch immer sehr stark durchzieht.

    Diskriminierend wäre es, wenn die Begründung für Gehaltsunterschiede wirklich darin läge, dass hauptsächlich Frauen den Beruf ausüben. Wenn es hingegen nur so ist, dass man in dem Beruf weniger verdient (Fakt 1) und man in ihm weniger verdient als in anderen (Fakt 2) ist es nicht diskriminierend. Offiziell gibt es zwischen Fakt 1 und 2 sicher keinen Zusammenhang, ob es dennoch ein Faktor ist, lässt sich nur mutmaßen.

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