Beiträge von Midnatsol

    Bei uns läuft es genau wie bei panthasan. Es ist zum Mäusemelken. Niemand geht in Quarantäne, und zugleich nehmen die Corona-Fälle in der Stadt und an der Schule immer weiter zu. 7-Tages-Inzidenz lag als ich zuletzt schaute bei über 280, ein absoluter Hotspot. Aber Kontaktnachverfolgungen oder gar Quarantänen sind offener an Schulen nicht vorgesehen.:angst:

    Lehrer = Freiwild halte ich für eine absolut übertriebene Polemik. Allerdings finde ich schon, dass der Dienstherr sehr (!) wenig zu unserem Schutz tut. Das einzige Instrumentarium, das er bei uns erlassen hat, ist die Maskenpflicht im Unterricht. Außerdem hat er gesagt "kümmert Euch um ein Hygienekonzept" - nein, sorry, Fürsorgepflicht ist anders: Das ist, wenn sich Experten um die Erstellung und Umsetzung eines Hygienekonzepts kümmern, nicht LuL.


    Vom Dienstherrn kam nichts, was uns wirksam schützen würde. Wir haben pro Person zwei Baumwollmasken erhalten, die aber ja bekanntlich andere, nicht einen selbst schützen. Wenn ich eine Maske tragen möchte, die mich schützt (FFP2 oder FFP3), muss ich sie selbst kaufen. Geräte um die Luft in Klassenzimmern von Aerosolen zu säubern gibt's nicht, stattdessen sollen wir alle 20 Minuten 5 Minuten lüften (allerdings geht leider Stoßlüften nur sehr begrenzt: Durchzug geht gar nicht, da Fenster nur an einer Klassenraumseite, und nur 30% davon kann man richtig öffnen, also nicht nur kippen. In anderen Schulen geht das offenbar noch viel schlechter, wie man den Medien entnehmen kann). Desinfektionsmittel kann sich der Schulträger nicht leisten, das mischen unsere Chemiekollegen zusammen. Reduzierte Gruppen gibt es auch nicht (im Gegensatz zu jeder Behörde, wo eine Höchstanzahl von Personen entsprechend der Raumgröße vorgeschrieben wird). Und wenn ich in den Distanzunterricht gehen muss, dann mache ich das mit meinem Privatgerät (mal schauen, wann es sich ändert und ob die Geräte dann auch tauglich sind um damit zu arbeiten).


    Also: "Freiwild?" Nein. Aber ich fühle mich vom Dienstherrn allein gelassen mit den durch die Pandemie aufkommenden Problemen in der Schule.

    1) Wie ist bei euch geplant bei Wechselunterricht zu verfahren?

    Geplant ist weiterhin Präsenzunterricht, in weitere Planungen ist das Kollegium nicht eingebunden, das macht die Schulleitungsrunde. Wir sollen aber übernächste Woche auf der LK darüber unterrichtet werden.


    2) Welche Form haltet ihr für besser und warum?

    Ich persönlich präferiere eine dritte Alternative: Stundenweiser Wechsel, also: Bei einem regulären Schultag von 6 Stunden kommt Teil A der Klasse in den Stunden 1-3, Teil B in den Stunden 4-6. In beiden Blöcken findet derselben Unterricht statt, also z.B. 1. Std. Mathe, 2. Stunde Englisch, 3. Stunde Bio (= für Teil A). Desinfektionspause. 4. Std. Mathe, 5.Std. Englisch, 6. Std. Bio (= für Teil B). Wenn es für die Stundenplanung leichter sein sollte, könnte man natürlich die Verteilung innerhalb eines Blocks auch ändern.

    Vorteile, die ich gegenüber beiden anderen Konzepten sehe:

    - Alle SuS sind jeden Tag in der Schule, niemand wird komplett abgehängt/ aus den Augen verloren.

    - Da alle SuS jeden Tag in der Schule sind, verringert sich für unsere Altersgruppe und Klientel die Betreuungsproblematik der Eltern: Ich halte es für nicht toll, aber zumutbar, dass auch Fünft- und Sechstklässler als "Schlüsselkinder" ein paar Stunden allein zu Hause bleiben und Arbeitsaufträge bearbeiten. Den kompletten Arbeitstag von Vollzeitarbeitenden fände ich da sehr, sehr hart bis unzumutbar, aber wenn man zwischendurch ca.3,5h in der Schule war, finde ich das okay - so haben sie zumindest jeden Tag ein paar soziale Kontakte und vereinsamen nicht komplett.

    - Da ich als Lehrkraft die komplette Klasse an einem Tag sehe, kann ich gut dafür sorgen, dass alle auf einem Stand bleiben und auch meinen Unterricht / die umfangreichen "Hausaufgaben" gut planen. Da Teil A nicht "eine Woche voraus ist", können SuS aus Teil A und Teil B sich jederzeit (telefonisch) über die Unterrichtsinhalte austauschen.

    - Für meine Planung finde ich es auch einfacher, Aufgaben für einen kürzeren Zeitraum zu stellen und im Anschluss wieder zu korrigieren, als wenn ich Aufgaben für eine komplette Woche aufgebe (Gefahr von zu vielen / zu wenigen Aufgaben) und kontrollieren muss (kaum sinnvoll möglich; Selbstkorrektur mittels Musterlösungen ist aber in meinen Fächern nur begrenzt möglich).


    Wenn es nur die Wahl zwischen Tage- und Wochenweisem Wechsel gäbe, dann würde ich auch ähnlichen Gründen den tageweisen Wechsel bevorzugen.


    3) Zusatzfrage: Was haltet ihr vom Mitstreamen des Unterrichts? (Das muss man sich als Option für einen wochenweisen Wechsel überlegen.)

    Nichts. Es hat gute Gründe, dass Unterricht regulär nicht einfach besucht und beobachtet werden darf. Unterricht ist immer auch Beziehungsarbeit. Diese leiste ich mit meinen SuS, nicht aber mit deren Eltern oder anderen Personen, die womöglich zusehen. Alle am Unterricht Beteiligten (SuS und LuL, ich betone mal explizit, dass das auch womöglich noch unsichere Reffis einschließt) sollen sich im Unterricht sicher fühlen und nicht Gefahr laufen, dass Fehler oder Fehlverhalten von x unbekannten Personen beobachtet, bewertet, womöglich aufgezeichnet werden. Das ist mein Hauptgrund, hinzu kommen praktische bzw. technische Probleme, die weiter oben schon oft aufgeführt wurden.

    Ich finde es schade, dass Akademiker es nicht schaffen, sich mal sachlich mit einem konstruktiv vorgetragenen Vorschlag auseinanderzusetzen, nur weil er offenbar nicht den eigenen Befindlichkeiten entspricht. Da wird völlig sinnentleert ironisiert und übertrieben, ins Lächerliche gezogen, eine sachliche Argumentation findet sich geschätzt in 10% der Beiträge. Ehrlich gesagt finde ich das als Reaktion auf das Eingansgposting ziemlich respektlos.


    Ich persönlich bin hinsichtlich des Genderns hin- und hergerissen. Anfänglich habe ich mich dem total verwehrt, weil ich es auch übertrieben fand: Das generische Maskulinum ist ein grammatikalisches Phänomen, und das grammatische Geschlecht eines Wortes hat in der deutschen Sprache nun einmal wenig bis nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun (die Steckdose?). Mit einer hinsichtlich das Gender-Themas ziemlich unreflektierten Sprache aufgewachsen hielt ich daher die Leute, die diese Problematik aufzeigten, erst einmal nur für zu blöd, den Unterschied zwischen grammatikalischem und biologischem Geschlecht zu verstehen. Nervig, dass die die Sprache so kompliziert machen wollen, wo man sie doch so schön unreflektiert nutzen könnte.


    Ich finde aber inzwischen, dass an einigen Argumenten einfach etwas dran ist: Wenn ich den Satz lese "Die Ärzte als Götter in weiß haben gerade mal wieder eine Besprechung", dann sehe ich intuitiv tatsächlich ersteinmal Männer vor meinem geistigen Auge. Das kann an blöden Rollenbildern liegen, die mir ansozialisiert wurden. Die Sprache tut aber nichts, um diese aufzubrechen. Wenn hingegen von "Den Ärzten und Ärztinnen" die Rede ist, ändert sich das Bild abrupt und ich sehe vor meinem geistigen Auge das, was ich rational natürlich weiß: Dass Frauen ebenfalls diesen Beruf ergreifen können. Sprache hat durchaus Einfluss auf das Denken, insbesondere unbewusst. Und warum sollte ich mich dieses Werkzeuges verwehren in dem Bestreben, Rollenmuster abzustreifen, die sicherlich der größte Teil der Gesellschaft inzwischen ablehnt - aber leider trotzdem noch kennen gelernt hat?


    Dass diese Erkenntnis "von oben" kommt, finde ich unproblematisch. Wozu sind Intellektuelle denn da, wenn nicht, um auf implizite Vorgänge/ Wirkmechanismen, ... hinzuweisen, die zu hinterfragen und erkennen der größte Teil der Bevölkerung wenig Zeit hat oder gar Anlass sieht? Die Vorschläge, wie über die Sprache Gleichbehandlung der Geschlechter zu fördern wäre, sind heutzutage mannigfaltig und wurden hier im Thread ausführlich verhöhnt. Längst sind sie aber so gut wie allen Menschen im Land bekannt und werden von manchen befürwortet, von anderen abgelehnt. Vieles hat bei vielen Menschen Einzug in die Alltagssprache gefunden. Es sind nicht mehr nur die "abgehobenen Eliten", die eine bewusstere oder angepasste Sprache verwenden. Sprachwandel findet von unten, nicht von oben statt? Mag ja sein, inzwischen ist er aber unten auch angekommen und wächst von dort aus wieder hoch - so meine Beobachtung.


    Ich gendere nicht immer und nicht alles. Aber manches habe ich doch auch inzwischen übernommen, was ich anfangs lächerlich fand. Ich nutze Worte wie "Lehrkräfte" oder im Schriftlichen auch Kurzausdrücke wie "SuS"/"KuK"/"LuL". Das ist inzwischen genauso normal geworden, wie die Alternativen, die ich vorher genutzt habe. Anders, aber doch nicht schlimmer. Wenn Kinder aufwachsen und von vornherein eine stärker gegenderte Sprache kennenlernen, dann ist diese für sie auch nicht kompliziert, sondern einfach normal. Und wenn sich dadurch das geistige Bild verändert und Geschlechterunterschiede minimiert werden, dann finde ich das begrüßenswert.


    Noch nie habe ich gesehen, dass sich jemand für diese total übertriebenen Beispiele aus diesem Thread ausgesprochen hätte. Natürlich würde auch ich sie ablehnen - Sprache soll ein pointiertes Werkzeug bleiben. Aber genauso halte ich eine Komplettverweigerung für unangebracht. "Lehrkraft" statt "Lehrer/ Lehrerin" zu sagen ist doch nun wirklich nicht kompliziert. Und wenn das Geschlecht eine Rolle spielt, habe ich diese Begriffe ja immer noch. Mir wird nichts weggenommen, nur ein weiteres Mittel an die Hand gegeben, pointiert auszudrücken, wen oder was ich (nicht) meine. Ich wüsste nicht, was an diesem Wandel schlecht sein soll. Wie immer gilt es eben, eine goldene Mitte zu finden: Schüler*innen*lots*innen*ausbilder*innen ist sicherlich übertrieben. Jegliche Anpassung der Sprache zu verweigern aber auch.

    Söder hat für Bayern wohl angekündigt, dass Lehrer, die jetzt schon digital unterrichten eine Prämie bekommen sollen...


    ... ich würde ja gerne digitaler unterrichten, meine Schule ist aber total mies ausgestattet... :autsch:

    :autsch: was soll das denn heißen, "digital unterrichten"? Als ob digitale Spielereien an sich einen Mehrwert hätten. Digitalisierung muss sinnvoll eingesetzt werden, es darf nicht darum gehen, dass jetzt alle KuK auf Deubel komm raus irgendwas Digitales einbauen, um dann die Prämie zu kassieren.


    Anekdote dazu: Ich war vor zwei Jahren mehrere Wochen am Stück krank. Meine eigene achte Klasse übernahm in Englisch ein sehr digitalaffiner Kollege. Ich selbst bin noch jung und nutze durchaus mal das ein oder andere Tool im Unterricht (Botschaft: Bin kein Feind der digitalen Medien), grundsätzlich könnte ich aber auch ohne auskommen. Ich gebe zu, als ich hörte, dass der Kollege mich vertritt, habe ich etwas geschluckt und gedacht: "Oha, da werden Forderungen auf mich zukommen, auch so 'modernen' Unterricht zu machen." Als ich zurückkam wurde ich im O-Ton begrüßt mit: "Eeeeendlich sind Sie wieder da!" Ich fragte, wie es in den letzten Wochen gelaufen sei. Rückmeldung unisono: Am Anfang war es voll cool mit dem Vertretungskollegen, er hat fast jede Stunde Kahoot mit ihnen gespielt, zum Beispiel zu der aktuellen Grammatik. Aber als die Klassenarbeit näher rückte, war die Begeisterung schnell aus. Grund: "Man versteht dabei halt gar nichts, weil man ja nur so schnell wie möglich die richtige Farbe wählen muss. Da hat man garkeine Zeit nachzudenken, warum was jetzt (nicht) richtig ist und erst Recht keine Möglichkeit den Lehrer zu fragen. Deswegen macht das zwar Spaß, aber das bringt einem ja mal gar nichts." Sie freuten sich darauf, endlich mal wieder mit Arbeitsblättern zu arbeiten. Ich muss sagen, ich fand das erstaunlich - erstaunlich reflektiert. Und es bringt meine Kritik an solchen Ankündigungen wie der vom Söder auf den Punkt: Digitalisierung ist kein Gut an sich. Vernünftig eingesetzt kann sie eine Bereicherung des Unterrichts darstellen. Aber der Einsatz digitaler Medien auch kontraproduktiv sein. Auf das Wie, nicht auf das Das kommt es an.


    Dass darüber hinaus für das Das Rahmenbedingungen geboten werden müssen (digitale Ausstattung der Klassenzimmer, KuK und SuS), bevor es von Lehrkräften erwartet wird, sei unbedingt auch angemerkt.


    Naja, das war jetzt nichts zu Corona, aber musste raus.

    Aber bei euch herrscht Abstand oder Maskenpflicht, oder? Bei uns ist das ja in Hort und Unterricht nicht so, da stehen die sich ja teilweise direkt gegenüber und pusten sich ins Gesicht, obwohl sie sonst am anderen Ende vom Klassenraum sitzen.


    Aber bei euch herrscht Abstand oder Maskenpflicht, oder? Bei uns ist das ja in Hort und Unterricht nicht so, da stehen die sich ja teilweise direkt gegenüber und pusten sich ins Gesicht, obwohl sie sonst am anderen Ende vom Klassenraum sitzen.

    Nein, keine Maskenpflicht im Unterricht (und 1,5m erst Recht nicht), nur auf den Fluren und dem Schulhof. 80% der Sus tragen sie aber freiwillig

    Das wäre auch wirklich lächerlich, wenn der Kontakt 3h+ andauert. Aerosole verteilen sich nicht nur innerhalb von 1,5m Radius. Wenn wirklich nur dieser Radius erfasst wird und 10 Minuten das Mindestmaß für eine Risikobegegnung sind, könnte ich die App wirklich deinstallieren. Seit Monaten war ich nicht mehr für so lange Zeit so nah an jemandem abgesehen von meiner Kernfamilie und meinen direkten Sitznachbarn im Kollegium. Und wenn davon jemand positiv getestet wird, erfahre ich da schneller von als über die App.

    Meine App sagt auch ich hätte bisher keine Risiko-Begegnungen gehabt. Stimmt aber nicht, wir hatten 3 Stunden lang Lehrerkonferenz und einen Tag später wurde ein Kollege positiv getestet, der ca. 3 Meter von mir entfernt sitzt. Sowohl er als auch ich hatten unsere Handys dabei, die App installiert und Bluetooth die ganze Zeit aktiviert, und natürlich hat er das Ergebnis gemeldet. Trotzdem hatte ich "keine Risikobegegnungen". Ich überlege nun, die App zu deinstallieren. Wenn ich mich nur überwachen lasse, aber nicht gewarnt werde, sehe ich kaum noch Sinn darin. Andererseits kommt jetzt der Winter, die Zahlen steigen, und Vorsicht ist besser als Nachsicht. Tja, was tun? :sterne:

    Ich bin nun 3x getestet worden und werde auch den letzten Test vor den Herbstferien noch machen lassen.


    Dienstag dieser Woche wurden 3 Schüler unserer Schule positiv getestet. Zwei davon hatte ich zuletzt am Dienstag davor im Unterricht. Montag (einen Tag vor der Nachricht, dass diese beiden positiv sind) wurde ich routinemäßig getestet. Mich beruhigt das sehr: Hätte ich mich letzten Dienstag angesteckt, hätte mein Test Montag positiv ausfallen müssen. Ist er nicht, ich kann also wohl trotzdem heute zu meiner Mutter fahren. Allein für solche Fälle bin ich dankbar, mich testen lassen zu dürfen.

    Wat?? Ich habe in NRW noch keine staatliche Schule in öffentlicher Trägerschaft mit Kreuzen im Klassenraum gesehen. Dat wär ja man noch schöner. Die würd ich aber auch sowas von flott abnehmen. Und sollte ich mal eines übersehen bin ich mir sicher, dass einige Schüler meiner Schule es ohne lange zu fackeln in die eigene Hand nehmen würden, die Dinger falsch rum aufzuhängen.

    Schulgottesdienste gibt es zu ein paar größeren Feiertagen (3-4x im Jahr), aber die Teilnahme ist selbstredend freiwillig. Ist für einen größeren Teil der Schüler eine willkommene Einladung, 1h später aufzustehen ("Ich war beim Gottesdienst, ganz ehrlich!"). Verübeln kann ich es ihnen nicht, bekräftigen tue ich sie aber natürlich auch nicht.

    Ich wollte vor allem Philosophie studieren, und bei möglichen Berufsperspektiven steht da "Lehramt" natürlich ganz oben. Aber ich war mir sehr unsicher, ob ich als Lehrerin arbeiten wollen würde. Deswegen habe ich mich explizit gegen das klassische Lehramtsstudium und für das (damals noch recht neue) System "Bachelor of Arts -> Master of Education" entschieden. Zumindest für die Zeit des Bachelors war ich so noch nicht festgelegt und ich habe mir damals vorgenommen, die gewonnene Zeit zu nutzen, um zu überprüfen, ob ich mir diesen Beruf vorstellen kann. Niemals hätte ich ihn als Verlegenheitslösung machen wollen. Entsprechend habe ich im Bachelor ein längeres Schulpraktikum gemacht und bin zwischen Bachelor und Master an eine Schule im Ausland gegangen (Kombination Auslandsaufenthalt + Schulerfahrung). Außerdem habe ich viel in mich hineingehorcht und habe überprüft, wie es mir geht, wenn ich Gespräche mit Fremden führen, Präsentationen halten, etc. muss. Nach dieser Zeit habe ich mich dann bewusst für den Master of Education und gegen den Master of Arts entschieden. Und für mich war es die richtige Entscheidung, obwohl ich als Introvertierter Mensch bei diesen "Bist du als Lehrer geeignet"-Tests oft Warnungen erhielt.

    Ich weiß von einer Schule, an der es einen Corona-Fall unter den SchülerInnen gab, an der niemand in Quarantäne geht oder getestet wird. Das Gesundheitsamt hat die Schule auch nicht informiert, die Information sickerte über MitschülerInnen durch. Ich finde das unglaublich und wäre als Kollege, der diese/n Jugendliche/n unterrichtet hat, stinksauer, dass ich von offizieller Seite aus noch nicht einmal informiert werde.

    Begründung das Gesundheitsamtes übrigens: Man gehe davon aus, dass die Hygieneregeln eingehalten worden seien, was Tests und Quarantäne nicht erforderlich mache. Und ich dachte es wäre deren Job nachzuverfolgen und alle möglichen Kontakte zu testen, um eine Ausbreitung möglichst zu vermeiden. Aber man kann auch von schönen Szenarien "ausgehen" und sich die Arbeit etwas erleichtern. Wenn trotzdem jemand erkrankt, ist er/sie wohl selbst Schuld.

    Ich habe mich nun schon mehrfach gefragt, was für ein Verständnis von "Zuverlässigkeit" manche User hier haben.

    Warum wird der schwangeren Kollegin unterstellt, sie sei unzuverlässig und daher für die Stelle nicht geeignet?


    Es ist klar geregelt, welche Arbeiten eine Lehrkraft zu erledigen hat, wenn sie eine Stelle inne hat. Wer diese Arbeiten erfüllt (ohne dass man ständig daran erinnert werden muss, o.ä.) ist zuverlässig. Wer es nicht tut, ist es nicht. In bestimmten Situationen gibt es für bestimmte Stelleninhaber - z.B. Schwangere bzw. Mütter in einer bestimmten Frist nach der Geburt - gesonderte gesetzliche Regelungen, was zu tun ist und was nicht. Wenn eine Schwangere bzw. Mutter diese erfüllt, ist sie zuverlässig. Wenn nicht, dann nicht. Was für einen Indikator gibt es, dass diese junge Kollegin nicht zuverlässig ist?

    Zitat

    Ich zitiere mich mal selbst, denn die Frage wurde noch nicht beantwortet: Mr Jules (und alle anderen, die das Verschweigen höchst unmoralisch finden): wie lautet deine / eure Antwort???

    Im Grunde genommen hast du hier die Antwort schon bevor deine Frage kam:

    Langfristig wird sich so ein Verhalten auch eher nachteilig auf die Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt auswirken. Irgendwann wird sich jeder Chef, Direktor etc. denken "Vielleicht ist sie schwanger und sagt nix; nehme ich lieber den Mann.".

    Wenn schon die reine Möglichkeit einer bestehenden Schwangerschaf für MrJules schon dazu führt, dass man lieber den Mann einstellt, dann ist wohl klar, was das Faktum einer bestehenden Schwangerschaft bedeutet.

    Gegenfragen: Die Mutter darf nicht arbeiten, also bringt sie eine ausreichende Arbeitsleistung? Ob die potentiellen LK-Schüler das auch so sehen?`

    Natürlich tut sie das. Es ist gesetzlich geregelt, was für eine Arbeitsleistung LehrerInnen zu erbringen haben. Für schwangere Lehrerinnen (wie für viele andere Gruppen auch, z.B. solche die lange krank waren, die in Teilzeit arbeiten, die schwerbehindert sind, usw.) gibt es besondere gesetzliche Regelungen, was sie (nicht) zu leisten haben. Ich bin mir sicher, die schwangere Kollegin hat vor, entsprechend dieser Vorgaben einen guten Job zu machen bzw. eine mindestens ausreichende Arbeitsleistung zu erbringen. Was dagegen spricht, vermag ich nicht zu erkennen.


    Zitat

    zurück zum Thema: Transparenz ist ein Merkmal von Zuverlässigkeit. Es wird nichts bewusst vorgetäuscht und man steht zu seinem Wort.


    Die Kollegin täuscht genau gar nichts vor. Sie hat Interesse an der Stelle und wird diese gemäß der gesetzlichen Vorgaben ausfüllen. Das und nicht mehr kann der Schulleiter von ihr erwarten. Es ist eine Errungenschaft, dass Arbeitnehmer keine Leibeigenen sind, und dass das Privatleben nicht nach dem Willfähr eines Schulleiters ausgerichtet wird, ist nicht moralisch verwerflich.

    Was ich bei der Überlegung, an eine Schule auf dem Land zu ziehen auch wichtig finde, ist, die demographische Entwicklung im Blick zu behalten: Wenn man sich an eine Schule auf dem Land versetzen lässt und sich dort ggf. auch ein Häusle kauft (was ja aufgrund geringerer Preise als in den Großstädten erschwinglich sein und locken könnte), hat man mitunter ein Problem, wenn die Schülerzahlen rückläufig sind und die Schule 5 Jahre später geschlossen wird. Dann sitzt man in einem Haus, das an Wert verliert und kann entweder deutlich weitere Strecken zur nächsten Schule fahren (für mich persönlich nicht akzeptabel) oder das Haus voraussichtlich mit Verlust wieder zu verkaufen.

    Macht meine Schule im Ruhrgebiet zu (unwahrscheinlich, aber ja theoretisch denkbar), habe ich noch 8 andere Schulen in meinem 25 Min.-Fahrtzeit-Umkreis, an denen ich arbeiten könnte.


    Wir überlegen auch gerade, wie wir in Zukunft leben möchten, und wären beide etwas ländlicheren Gegenden (Kleinstadt; nicht Dorf) nicht abgeneigt. Aber wir landen immer wieder bei dieser Überlegung und daher doch immer wieder im Ruhrgebiet.

    Richtig. Aber man kann schlecht argumentieren: Ich habe jetzt 8 Wochen lang von meinem privaten Computer aus E-mails geschickt und Dokumente auf unsere Lernplattform hochgeladen und jetzt plötzlich kann ich das nicht mehr. Kommt irgendwie unglaubwürdig.

    "Meine kleine Tochter hat gestern, als ich mal kurz den Raum verlassen habe (auch im HO hat der Mensch gewisse zwingende Bedürfnisse) meinen Laptop mit Acrylfarbe übergrossen. Leider ist er kaputt gegangen."

    Geht schon.

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