Ich hatte auch mal solch ein Elternpaar. Das Kind war extrem verhaltensauffällig, ich Klassenlehrerin. Das Kind erzählte zu Hause ganz andere Versionen der Geschehnisse, und die Eltern glaubten diesen Darstellungen und unterstellten den KuK, Mitschüler*innen und mir, die Situation in Schilderungen zu verfremden, teilweise gar Vorfälle zu erfinden. Da half es auch nichts, wenn das Kind von KuK, die meine Klasse und das Kind gar nicht kannten, bei problematischem Verhalten ertappt und von diesen Erziehungsmaßnahmen verhängt wurden, auch deren Schilderungen wurden als Teil der Verschwörung abgetan und kritisiert.
Ich habe schlussendlich jede Kleinigkeit, die vorfiel, und die erfolgte Konsequenz dokumentiert. Die Eltern wurden bei größeren Vorfällen schriftlich informiert (dann häufig auch eine Auflistung der anderen Kleinigkeiten, die sich kürzlich zugetragen hatten, damit sie im Bilde bleiben). Bei jedem Schriftverkehr war die Stufenleitung (Sek.1!) im CC, damit ich sicher sein konnte, dass ich ggf. deren Rückendeckung habe. Wir haben irgendwann den schulpsychologischen Dienst eingeschaltet und dieser hat in der Schule Gespräche mit mir, vereinzelten Mitschüler*innen (die unter dem Kind besonders litten) und schließlich dem Kind selbst geführt. Das Gespräch war für das Kind natürlich freiwillig. Anschließend hat die Schulpsychologin mit den Eltern einen Termin ausgemacht und ihnen den Kontakt zu einer Erziehungshilfe empfohlen. Das scheint einen gewissen Eindruck gemacht zu haben, jedenfalls wurde mir danach nie wieder vorgeworfen, mir etwas auszudenken. Die Situation hat sich gebessert, aber sich nie gänzlich gelegt, wie mir KuK berichteten. Ich war irgendwann nicht mehr so involviert, weil ich die Klasse turnusgemäß abgab.
Was ich aus dem Gespräch mit der Schulpsychologin noch als hilfreich mitgenommen habe: Wenn Eltern solch eine Sicht auf die Situation haben, hat man so gut wie keine Chance sie zu überzeugen. Daher riet sie uns, dieses Ziel aufzugeben und stattdessen nach dem gemeinsamen Interesse von Eltern und Schule zu suchen: Dem Kind zu helfen. Man solle schildern, wie das Kind auf andere Kinder und Lehrkräfte wirke (nicht: Was es tut/getan hat), mit den Eltern überlegen, was das wohl für Folgen für das Kind haben könnte (insbesondere soziale Probleme mit anderen Kindern, ständige emotionale Aufgewühltheit nach Konflikten, etc.), seine Sorge um das Kind ausdrücken, und überlegen, wie man diese Wirkung des Kindes auf andere verändern könne. So hätte man das Kind nicht beschuldigt, sich falsch zu verhalten, geriete also nicht in die "Nein, das hat X nicht getan!"-Diskussion, und könne vielleicht mit den Eltern statt gegen sie arbeiten.