Ich fühle sowohl mit dir als auch mit deinem Referendar. Du kannst (und darfst) nicht leisten, was dein Referendar scheinbar erhofft, nämlich dass du für ihn eine Stunde entwirfst, die er dann feinschleift - es sollte natürlich andersherum laufen.
Andererseits erinnere ich mich lebhaft an meine Zeit vor der UPP, welche noch nicht allzu lange her ist, und muss gestehen, dass es mir in einem Fach genau wie deinem Referndar erging. Bis zur Zeit vor der UPP habe ich immer alles alleine gemacht. Ich habe meine Ausbildungslehrer nie meine Entwürfe lesen lassen, ich habe ihnen grob gesagt was ich machen will (z.B: "Grammtik XY einführen anhand eines Textes/Spieles/wasauchimmer, anschließend erst eine geschlossene Übung in EA und dann eine offenere in Partnerarbeit"). Wurde das so abgenickt, bekamen sie (wie im normalen Ausbildungsunterricht auch) einen Verlaufsplan, mal am Wochenende, mal auch erst am Tag vorher. Verbesserungsvorschläge habe ich nie erwartet, es waren ja meine Prüfungsstunden und ich wollte da sogar komplett mein eigenes Ding durchziehen. So ging es bis zur UPP. Zu dem Zeitpunkt war ich in einem meiner Fächer ebenfalls so verunsichert, dass ich überhaupt nichts mehr konnte. Jegliche Kreativität, die ich anfangs hatte (und auch im anderen Fach noch hatte) war einfach weg, ersetzt von einer lähmenden Furcht und wirren Gedanken. Da habe ich zum ersten Mal in meiner Ausbildung meine Ausbildungslehrerin gebraucht, und gottseidank war sie (selbst recht frisch aus dem Referendariat kommend) an meiner Seite. Ich habe ihr gesagt, was ich in der Stunde machen will, habe ihr erklärt was ich mir schon alles überlegt und wieder verworfen habe, dass ich einfach nicht mehr weiß, was richtig und falsch, gut und schlecht ist. Und sie hat mir schließlich gesagt, welche meiner Ideen ich beibehalten soll und welche nicht, und worüber ich mir als nächstes Gedanken machen muss (das sah etwa so aus: "So. du hast jetzt dein Ziel formuliert, eine Methode zur Erarbeitung gewählt. Jetzt brauchst du einen Einstieg. Er muss so aussehen, dass die Schüler die Fragestellung daran erschließen und erste eigene Ideen in den Raum stellen können. Die sammelst du als Hypothesen und kommst am Ende der Stunde darauf zurück. Jetzt überleg dir, wie dieser Einstieg aussehen könnte. Wenn du das hast, dann kannst du eine Methode für die Sicherung+den Transfer entwickeln."). 3 Tage später war ich wieder da, mit 3 verschiedenen Möglichkeiten für den Einstieg, dasselbe Spiel ging von vorne los. Ich habe sie unglaublich viel in Anspruch genommen und mich dabei total schlecht gefühlt, weil ich wusste, dass ich all diese Entscheidungen und Gedanken hätte entwickeln müssen. Aber ich war so entmutigt, dass ich einfach nicht mehr konnte. Ich werde ihr nie vergessen, wie sehr sie mir geholfen hat, obwohl sie selbst (als Berufsanfängerin) total überarbeitet und überfordert war.
Wenn dein Reffi also jemals gezeigt hat, dass er eigentlich das Zeug zum Unterrichten hat, würde ich an dich appellieren, dass du ihn unterstützt, wie du es eben schaffst. Es ist eine Ausnahmesituation und ich kann von meinem Beispiel ausgehend sagen, dass ich nie wieder so gelähmt war, auch nicht als plötzlich 25,5 Unterrichtsstunden auf mich einprasselten.