Beiträge von Midnatsol

    O.Meiers letzte Kommentare waren sarkastisch. Und das durchaus gelungen, weil genau solche Gedankengänge tatsächlich (häufig?) hinter der geforderten telefonischen Krankmeldung stecken. Ich weiß jedenfalls, dass an meiner Schule erhoben wird, wer an welchem Datum um wieviel Uhr für wieviele Tage mit welcher Begründung von wem (ruft man selbst an, oder der Partner?) krankgemeldet wird. Woher ich das weiß? Weil ich einmal bei einem Gespräch anwesend war, bei dem sich die Stundenplaner und eine Sekretärin auf Basis der Daten dieser Liste über ein paar Kollegen, die sich "verdächtig" (immer von ihren Partnern, nur für 1-2 Tage) krankmelden, das Maul zerrissen haben.


    Und wie man sich glaubhaft krankmeldet? Weiß ich nicht. Nur nicht so wie oben beschrieben scheinbar. Seit ich von dieser Datenerhebung weiß, nenne ich den Grund meines Fehlens nicht mehr - "Ich muss mich für heute krank melden" ist alles, was man von mir zu hören bekommt.

    Dass man sich mit dem Ausbildungslehrer abspricht, ist durchaus Usus. Manche tun das genauer, manche nur grob. Wenn der Ausbildungslehrer dann so einen Thread hier startet, kann der Reffi da wenig für. Von daher ist es vllt. nicht optimal, aber bei nicht ganz depperten Fachleitern wohl auch kein Weltuntergang.


    Ich finde auch, dass das - wenn es zu einem brauchbaren Ergebnis führt - eine coole Stunde für alle Beteiligten werden KÖNNTE, eben weil es von der Norm abweicht und daher sicher die Behaltensleistung fördern könnte. Natürlich muss da ein greifbares Lernziel am Ende der Stunde stehen und die Stunde dann auch echt gut durchorganisiert sein. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
    Spontan sehe ich dreiProbleme an der Methode selbst:
    a) Wo soll das stattfinden? Also: Ist die Räumlichkeit groß genug für ca.60 SuS, ohne dass es nur gedrängel und Chaos gibt?
    b) hat die Sek1-Klasse denn in der UB-Stunde Zeit? Da müsste man vermutlich Stunden tauschen, um so ein Projekt ohne Unterrichtsausfall zu provozieren zu ermöglichen. Dass es das wert ist, müsste man natürlich mit dem tollen Lernziel rechtfertigen (was aber vermutlich gehen könnte)
    c) Wenn beide Klassen ein Lernziel haben für die Stunde, wie will der Reffi zeigen, dass sie es beide erreicht haben? Er kann doch nur mit einer Klasse gleichzeitig arbeiten. Wäre es für den Fachleiter okay, wenn die eine Klasse kurz für den Galeriegang da wäre, dann aber mit Lehrer xyz verschwindet? Meine Fachleiter hätten mich dafür einen Kopf kleiner gemacht, weil ich ja zeigen muss, dass das Lernziel erreicht wurde.

    Wow, ich lese den Text und alles in mir schreit: "Umbridge!":

    • Will in kompletter Eigenregie Kollegen bewerten ("mag es aber nicht, wenn jemand meint, mich bevormunden zu müssen, und ich sehe es schon als Eingriff an, in Zukunft keinerlei Mitspracherecht mehr bei der Entscheidung über Beförderungen innerhalb des mir unterstellten Lehrerteams zu haben.")
    • und über ihre Karriere entscheiden ("auch wenn ich als direkte Vorgesetzte eine weitere Beförderung des Mannes, der nur als Fachlehrer arbeitet, bislang aufhalten konnte ...... dort gab es aber aufgrund der bereits erreichten Endstufe keinen Interventionsbedarf für mich. So weit, so gut.").
    • Besteht darauf, dass die von ihr selbst aufgestellten Bewertungen bindend sein sollen und dass ihr Vorgehen das einzig Richtige ist ("warnte ich den Schulleiter unserer Realschule davor, den Antrag zu unterschreiben, da ich auf meine bisher nicht wirklich positiven Bewertungen für den Kollegen verwies." - wenn das mal keine direkte Parallele zur Berufsberatung in Band 5 ist. Professor McGonagalls größter Moment!).
    • und will nicht akzeptieren, wenn andere Menschen Personen bzw. deren Leistung und Eignung für eine Stelle anders bewerten ("dort sagte man mir, die Dienststelle hätte angeblich die fachliche Eignung ausführlich geprüft und die bestmögliche Entscheidung getroffen ( )").
    • Kritik an ihr sieht sie als nicht angebracht ("da sie noch als Lehrkraft mehrfach Entscheidungen von mir öffentlich kritisiert hat, denke ich, dass diese [ihre Eingriffe in das Schulleben] kontraproduktiv sein werden...").
    • Von anderer Stelle gefällte Entscheidungen, die ihr nicht in den Kram passen (*hust: Firenze*) kann sie nicht akzeptieren und will sie über den Dienstweg/ irgendwelche rechtlichen Paragraphen ungeschehen machen ("ob es irgendeine Handhabe gibt, sie zu stoppen, da ich befürchte, dass sie immer mehr schwachsinnige Regelungen einführt und meinen persönlichen Entscheidungsbereich immer weiter einengt. ...gibt es vielleicht sogar die Möglichkeit, die Beförderung mit Verweis auf die unterschiedlichen Kompetenzstufen der Bewerber (ich A14, sie vorher A13) anzufechten?")
    • um ihre eigene Machtposition beizubehalten ("die bisherige Fachdirektorin machte so gut wie überhaupt keine Vorgaben und ließ alles in der Hand der Fachberater/innen an den Schulen, und gerade bei uns ist es von besonderer Wichtigkeit, weil wir eine musische Realschule sind, wo über 400 Schüler nur auf dem musischen Zweig sind, den ich bisher weitestgehend autonom leiten und nach meinen Vorstellungen ausgestalten konnte .... [was ich] in Gefahr sehe, wenn meine Autonomie weiter eingeschränkt wird .... ob ich da einfach so zusehen soll, wie mir möglicherweise mehr und mehr Kompetenzen unwiederbringlich entrissen werden")
    • oder gar (zum High Inquisitor) auszubauen ("Ich habe mich auf die Stelle beworben, da ich einer solchen A16-Stelle durchaus nicht abgeneigt wäre.")
    • Wenn jemand sie mit ihren eigenen Waffen schlägt (Stichwort "Dienstweg", Paragraphen, ...) kann sie das nicht akzeptieren ("ließ einen Juristen im Kultusministerium ein Briefchen mit 1001 Rechtsklauseln aufsetzen, die sagen sollen, dass das alles seine Ordnung hat.")


    Nur von diesem Text hier ausgehend ist glaube ich bei der Besetzung der Stelle einiges richtig gelaufen. Problematisch finde ich nur tatsächlich, wenn es in extremer Vetternwirtschaft endet. Aber falls mein Riecher hier (und andere hier scheinen ja einen dem meinen sehr ähnlichen Eindruck von der TE gewonnen zu haben) nicht total daneben liegt, könnte es auch sein, dass die Dame einfach auf einem nicht so schönen Weg für ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt hat, indem sie dem Mann (ihrem Mann) die womöglich schon lange ausstehende Beförderung gewährt hat.



    Zitat von Fachrezipientin

    "Leider bekam ich nicht mit, dass sich besagte Kollegin ebenfalls auf die Stelle beworben hatte."

    Was hättest du denn getan, wenn du es mitbekommen hättest?

    Bei uns wird 1x pro Woche gewischt, der Müll wird jeden Tag geleert.
    Offiziell fegen die Reinigungskräfte außerdem täglich, aber nur, wenn der Ordnungsdienst der Klasse den Raum besenrein verlässt ... ... ... clever, was?
    Grundreinigung inkl. Putzen der Fenster 1x pro Jahr.
    Wie es mit den Toiletten aussieht, weiß ich nicht.
    Der Schulhof wird von den Schülern selbst entmüllt, ebenso die Treppenhäuser. Dazu gibt es klassenübergreifend Ordnungsdienste.
    Vor den Elternsprechtagen gibt es außerdem immer einen Tag der sauberen Schule, ähnlich wie Zirkuskind ihn beschreibt. Nur dass bei uns keine Putzmittel gestellt werden. Die sollen wir Lehrkräfte besorgen - aber keine zu stark ätzenden Reinigungsmittel (steht immer extra in der Mail!). Auch weiteres benötigtes Material wie Lappen, Leitern oder ggf. Teleskopstangen zum Wischen in größeren Höhen sollen wir selbstständig besorgen. Aber ich lasse doch keine Schüler auf Leitern klettern, solange es ihnen aus Sicherheitsgründen sogar verboten ist, sich auf die Fensterbänke zu setzen. Nene, meine Leiter bleibt zu Hause. Und Teleskopstangen zum Wischen besitze ich leider nicht, kann ich also nicht mitbringen. Ich bin jedes Mal wieder stolz darauf, wie ich kein Putzzeug mitbringe und wie wir daher die dafür geplante Schulstunde damit verbringen, verantwortungsbewusst über die uns zugeteilten Flächen auf dem Schulgelände zu wandern und festzustellen, was wir in Ermangelung der nötigen Ausrüstung leider alles nicht putzen können. Andere Kollegen ignorieren die Anweisungen einfach komplett und machen halt ihren Unterricht - aber nö, ich nutze die Zeit um das zu tun, was eben geht - häufig: nichts. So macht (nicht) putzen Spaß.

    Ich habe einmal im Ref was ähnliches, aber noch deutlich unpassenderes, gebracht: Ich habe einer (BdU-) Klasse eine Gardinenpredigt gehalten, als sie sich gerade mal total daneben benamen, und ihnen gesagt: "Manchmal seid ihr super drauf, dann kommen wir hier richtig gut voran und ich denke mir 'die Klasse hat echt Potential!', und dann gibt es Stunden wie heute, wo ihr euch wie die letzten Arschlöcher verhaltet." Tja, das A-Wort habe ich aus der Situation heraus benutzt, und es auch lange bereut. Wenn wieder mal Ermahnungen nötig wurden, hat die Klasse das auch immer nochmal geechot ("Sind wir gerade wieder Arschlöcher?"). Das war mir wirklich unangenehm!! Aber was soll man machen, ist halt passiert, lässt sich nicht rückgängig machen, man muss drüber hinweg kommen. Ich habe daraus gelernt, inzwischen halte ich keine zornigen Reden mehr, bzw. wenn dann immer hinter einer professionellen Maske und mit professioneller Wortwahl.

    Innerer Monolog (Dialog?):


    "Lass es!"
    - "Ich muss es sagen."
    - "Nein, lass es."
    - "Aber guck doch mal!"
    - "Nein. Keiner mag Besserwisser."
    - "Ich bin kein Besserwisser, aber immerhin Lehrer."
    - "Nicht abends auf der Couch."
    - "Okeee, ich bin schon still......... omg, nein, ich kann es nicht, ich muss es einfach sagen: Es muss heißen:

    Hat man einen Anspruch auf ein volles Deputat?

    ufff, jetzt geht's mir besser."
    - angeekelt: "Elender Besserwisser."

    Ernsthafte Verständnisfrage: Was soll denn heißen "deiner Klasse die Hölle heiß machen"? Was hat denn deine Klasse damit zu tun, was erwartet sie also von deinen Schülern? Und wie soll denn das "einer ganzen Klasse die Hölle heiß machen" aussehen? Unter dieser Ankündigung (Drohung) kann ich mir so üüüüüberhaupt nichts vorstellen.

    Vor allem: Was will sie denn zum Teufel dem Schulamt schreiben? "Ich habe Herrn Kapa in einer Mail an seine Privatadresse am Samstag per Dienstanweisung aufgefordert, Brief xyz zu unterzeichnen und mir unverzüglich zu antworten. Dies ist bis heute (Montag, 7:59 Uhr) nicht geschehen. Bitte entlassen Sie ihn aus dem Dienst." Oder was?


    Also ganz ehrlich: Ich würde an deiner Stelle Montag mal relativ spät zur Schule fahren und ohne Umweg übers Lehrerzimmer direkt in deinen UNterricht gehen - also eben ihre Frist ("vor der ersten Stunde") auslaufen lassen. Dann mal sehen, ob sie ihre Mail rausschickt, oder ob das nur heiße Luft war.
    Und falls sie wirklich eine Mail rausschickt, dann würde ich das ebenfalls tun und deine Sicht auf die Dinge schildern (eben: Wochenende, private Mailadresse und Handynummer, unverhältnismäßig kurze Frist plus "Drohung", daher offensichtlich keine Bereitschaft zur Klärung bzw. Deeskalation ihrerseits), vllt. in einem Nebensatz erwähnen, dass du nicht bereit warst, den Austausch auf dem Privataccount weiterzuführen, da du dich ansonsten (so wie Frau xy) der fahrlässigen Missachtung der Datenschutzverordnung schuldig machen würdest.


    Die scheint sich da ja wirklich so reinzusteigern (vllt. aus dem von Caro angesprochenen Grund?), dass sie sich vermutlich immer mehr schadet, je länger du sie machen lässt.

    Schön, dass sie an deine private Mailadresse und dein privates Handy schreibt, schließlich bist du keineswegs verpflichtet, diese am Wochenende auf etwaige unverschämte Nachrichten deiner stellvertretenden Chefin zu überprüfen. Das kannst du ihr ja am Montag dann ganz freundlich und sachlich mitteilen. Und wenn dir danach ist könntest du ihr im selben Atemzug lächelnd anbieten, aber genau dieser Whatsapp-Bitte widersprechend diese Mail zu ignorieren, da du ansonsten ja hättest bemerken müssen, dass sie Schülerdaten entgegen der Datenschutzverordnung unverschlüsselt an deine Mailadresse gesandt hat.
    Das trägt dann aber natürlich zu einer Eskalation bei (aber eben sie in die Schranken weisend), ob du das möchtest ist die Frage.


    Edit: Wahnsinn, Kapa, Wahnsinn! :autsch:

    Bin ich froh, dass du aus einem anderen Bundesland bist und die Gefahr, dass diese Dame irgendwann mal meine Schulleiterin sein könnte, somit extrem gering ist. So eine Frau darf keine Schulleiterin werden! Wer schon ohne diese Position so viel Unfrieden stiftet und Vorschriften sträflich missachtet, darf nicht das Sagen über eine Schule erhalten. Von daher hoffe ich sehr, dass sie dir doch noch eine Kopie ihres "Konferenzprotokolls" gibt, die du dann weiterleiten könntest, Kapa. Bleib(t) dran!

    bei uns ist man auch mit Nebenfächern KL (was ich persönlich fair finde ;) )

    Darf ich mal fragen, wie das bei euch funktioniert?
    Ich finde es nämlich eigentlich ziemlich unfair, dass die Hauptfachkollegen bei uns immer dran sind, die Nebenfachkollegen hingegen (die ja sowieso schon eine deutlich geringere Arbeitsbelastung haben, weil bei ihnen keine Klausuren in der Sek1 geschrieben werden) so gut wie nie. Aber ich sehe auch ein, dass es ein Problem mit "Nebenfach-Klassenlehrern" gibt: Nebenfächer werden ja häufig nicht durchgängig unterrichtet, also z.B. nur in der 6. und dann wieder in der 8. Klasse. Daher müssten die Klassenleitungen dann meist jährlich wechseln, was natürlich den Beziehungsaufbau deutlich erschwert. Daher würde mich euer System interessieren.

    Diesen Punkt im Abschnitt "Ergebnis" finde ich durchaus interessant:


    [Der Schulträger]schuldet lediglich eine am allgemeinen Stand der Technik und Informationstechnologie „orientierte“ Sachausstattung. Allerdings gibt esfaktisch nur zwei Möglichkeiten: Der Schulträger kann entsprechend ausgestattete Arbeitsplätze für die Lehrkräfte in genügender Anzahl im Schulgebäude vorhalten. Stattdessen kann er die Lehrkräfte auch mit (Dienst-) Computern ausstatten, welche diese (auch) zu Hause nutzen können. Wird keine der genannten Optionen umgesetzt,so verstößt der Schulträger gegen seine Verpflichtung aus § 79 SchulG NRW.

    Ich bin gespannt, ob das Gutachten irgendetwas bewegt.

    Ich habe noch eine Idee für dich:


    Ich habe mir vor einigen Wochen mal eine App auf mein Handy gezogen, die Dezibel misst*. Wie exakt die Zahlen sind, kann ich nicht beurteilen, mich hatte einfach mal ein ungefährer Wert interessiert. Die Ergebnisse fand ich wirklich spannend, insbesondere weil sich eine klare Korrelation zwischen der jeweiligen Lautstärke und meiner Wahrnehmung, in welchen Klassen (eigentlich: welcher Klasse) ich das Unterrichten besonders anstrengend finde zeigte. Auch zeigte sich, in welcher Sozialform sie besonders laut sind (nämlich: Gruppenarbeitsphasen) und wo sie "nur" lauter als meine anderen Klassen sind.
    Es hat meine Wahrnehmung einfach etwas objektiviert und ich habe daraufhin für mich den Schluss gezogen, dort erstmal keine Gruppenarbeiten mehr durchzuführen, bzw. wenn dann wirklich die App anzuschalten und ab einem selbst gezogenen Grenzwert klipp und klar die Arbeitsphase abzubrechen.


    Vllt. könnte dir so eine objektive Anzeige auch helfen, im Blick zu behalten, wann Klassen zu laut sind. Ich habe meinen Klassen nicht verraten, dass ich gerade die Lautstärke messe, aber eventuell wäre es sogar für die Klasse eine Herausforderung, nicht über Wert xyz zu kommen (ggf. gekoppelt mit einer Belohnung: weniger HA bei Einhalten des Grenzwerts oder so).


    Natürlich ist das nun keine Lösung für dich, aber vielleicht ja nochmal ein Denkanstoß aus einer anderen als den bislang genannten Richtungen :)


    * und, für mich als Laien wichtig: Die Zahlen dann mit Inhalten verknüpft - 20db entsprechen z.B. "leaves fall", 40db "quiet library", 70db "busy street", 90db "factory" etc.

    Ich bin auch so eine eher liebe Lehrerin, wenngleich ich mich in den knapp 3 Jahren Festanstellung schon etwas weiterentwickelt habe und inzwischen auch etwas tougher auftreten kann, wenn es nötig ist. Ich hoffe, dass du das auch lernen wirst, denn manchmal ist es sowohl für dich selbst, als auch für die Schüler angenehmer, wenn man mal gewisse Grundregeln tough durchsetzt, als wenn man nett daran erinnert, diese doch bitte einzuhalten.


    Für die momentane Situation und dich, wie ich dich eben als Lehrertyp einschätze, waren wie ich finde schon viele gute Ansätze dabei, nur würde ich manche eben etwas abwandeln, damit sie zu dir als netter Person passen.
    Sehr brauchbar finde ich z.B. den ersten, (bislang) 22 mal gelikten Beitrag von Krabappel. Wenn du das wörtlich so sagst, passt es überhaupt nicht zu dir, aber das Vorgehen finde ich gut: Besonders den Spin, dass du ja dem Wunsch der Schülerschaft selbst folgst und sie bei der eigenen Verhaltenskontrolle unterstützt, passt gut zu uns Schafen :teufel: Ich würde übrigens auch noch erläutern, was genau Einzelarbeit (als die erste Sozialform, die ihr nun gezielt einüben werdet) bedeutet: Einzelarbeit heißt, dass es keinen Grund gibt, mit dem Nachbarn zu sprechen. Wer Fragen hat, meldet sicht und du wirst ihm dann weiterhelfen. Das gilt auch für Plenumsphasen, also Unterrichtgespräche: Es redet immer genau eine Person: Du, oder der Schüler, den du drangenommen hast. Wer Fragen/Kommentare hat: Melden. Sobald du dir sicher bist, dass diese Einzelarbeit durchgängig funktioniert, wirst du mal eine Partnerarbeitsphase einbauen. Gibt es hierzu noch Fragen? Gut, dann beginnen wir jetzt mit ...


    Damit das jetzt funktioniert, ist es fundamental wichtig, dass du jetzt wirklich bei jeder Störung reagierst. Unverzüglich.
    Was das Problem angeht, dass du den Anfang der Unterrichtsstörungen nicht bemerkst (weil sie unter deiner Toleranzschwelle liegen, oder deine Konzentration gerade auf etwas völlig anderes gerichtet ist): Versuch natürlich immer mal einen Blick für die Klasse übrig zu haben, aber wenn du das noch nicht hinbekommst (mit steigender Unterrichtserfahrung wirst du da mehr Kapazitäten entwickeln): Sobald dir dann was auffällt, reagieren. Nicht denken "oh mist, da quatschen ja schon wieder 5 Leute! Aber ich bin mitten in einem wichtigen Satz, den muss ich jetzt noch eben zu Ende führen/ Aber Jannes liest ja gerade den Text, das müssen wir jetzt fertig machen. Und wer hat denn da jetzt angefangen, wen sollte ich ermahnen?" - Nein, du stellst deine Konzentration sofort auf die Unterrichtsstörung um, suchst dir eine Person raus, deren Lippen sich gerade in dem Moment bewegen, und unterbrichst Jannes, je nach Situation z.B. so:
    a) "Jannes, I'm really sorry to interrupt you, but Selma has obviously got a problem that she needs to share with the class; she's talking and I can't concentrate on you doing your job until her problem is solved. Selma, what's the problem?" "Niiiix." "Well, then stop talking now, please. Jannes is doing a great job here and I want to listen to him. So should you. Thank you. Jannes, can you please start again at the beginning of the paragraph?"
    b) "Selma. It's Jannes' turn. Please stop talking and listen to him."
    c) "Selma!"
    Damit unterbrichst du den Unterrichtsflow natürlich total. Normalerweise würde ich sagen, dass nonverbale Signale unter Weiterlaufen des Unterrichts zunächst zu bevorzugen sind, aber um überhaupt erstmal ein Problembewusstsein zu schaffen, finde ich das in deiner Situation sogar gut. Ggf. auch mal drauf hinweisen: "Ich habe dich jetzt 3x ermahnen müssen, Peter. Das kostet die gesamte Klasse jedes Mal Unterrichtszeit und zerstört jedes Mal die Konzentration aller anderen, die sich am Riemen reißen und sich an die Klassenregeln halten!"


    Wenn deine Schüler zu Diskussionen neigen (Selma: "Ich hab doch garnix gesahaagt." / Selma: "Boah, der Dorian redet die ganze Zeit und ich werd hier ermahnt!") würde ich auch darüber mal ein Meta-Gespräch mit der Klasse führen (ggf. proaktiv im Zuge des Metagesprächs von weiter oben zur Sozialformeinübung): "Ihr seid eine sehr unruhige Klasse. Häufig reden ganze Grüppchen. Ich werde euch das ab jetzt sehr deutlich spiegeln. Dabei ist es mir vollkommen egal, wer mit dem Gespräch angefangen hat, ob es darum geht sich ein Radiergummi zu leihen und wer am meisten redet. Wenn ich sehe, dass Leon redet, dann werde ich Leon ermahnen, und er braucht mir nicht ankommen mit "Ronja hat angefangen" oder "Lisa quatscht doch auch!". Das ändert nämlich rein gar nichts an der Tatsache, dass Leon in dem Moment, in dem ich zu ihm hingeschaut habe, gequatscht hat. Und dafür, dass Leon quatscht, ist einzig und allein eine Person verantwortlich: Nämlich du, Leon." - "Aber wenn einen einer was fragt, dann muss man doch antworten!" - "nein, das muss man nicht. Wenn Lisa Leon was fragt, kann er ihr nonverbal signalisieren, dass er nicht bereit ist jetzt ein Gespräch zu beginnen, sondern dass er dem Unterricht folgen will. Das erwarte ich von euch. Lasst ihr euch auf ein Gespräch ein, seid ihr selbst für die Unterrichtsstörung durch euch verantwortlich. Und daher lasse ich mich auf keinerlei Diskussion ein und verbitte mir weitere Unterrichtsstörungen durch unnütze Diskussionsversuche. Verstanden?"


    Und wenn absehbar ist, dass einzelne (mehrere) Schüler sich auch bei dem Vorgehen, erstmal nur Einzelarbeit/Stillarbeit zu machen, nicht werden am Riemen reißen können, könntest du auch direkt noch ein System zum Umgang mit aufkommenden Störungen einführen: Störende Schüler erhalten eine Ermahnung als Warnschuss, bei der zweiten Ermahnung (oder meinetwegen dritten) bekommen sie einen Zettel mit nach Hause, auf welchem steht, dass Schüler xyz den Unterricht mehrfach gestört hat und die Eltern ihre Kenntnisnahme per Unterschrift belegen müssen. Du sammelst diese zu Beginn der nächsten Stunde wieder ein. Wer den fünften Zettel erhalten hat, muss (z.B.) ein Kurzreferat zu einem von dir gestellten, an den Unterricht angebundenen Thema halten, um gegenüber der Klasse die durch ihn verlorene Lerngelegenheit wieder gutzumachen. Wenn die sich gerne vor die Klasse stellen und was referieren/ da eine Show draus machen, müssen sie halt einen Text von mindestens 250 Wörtern mit Hintergrundinformationen zu einem an den Unterricht angebundenen Thema verfassen, den du dann korrigierst, bewertest und bei guter Qualität an die Klasse austeilst oder so. Dazu musst du dann immer (!) entsprechende Zettel (vllt. als Warnfarbe auf rotes Papier gedruckt) dabei und vor dir auf dem Tisch liegen haben, auf denen du nur noch den Namen des Schülers und das Datum eintragen musst, und ggf. ankreuzt, ob "einfach nur" der Unterricht gestört wurde, oder ob der Unterricht gestört wurde und der Schüler aufgrund der wiederholten Vorfälle zur nächsten Stunde eine Arbeit zum Thema (Lücke) einreichen muss.
    Liste anlegen, wer wie viele dieser roten Zettel bekommen hat und bei x roten Zetteln eben den unteren Teil mit ausfüllen. Wenn es so schlimm ist wie von dir geschildert, hast du so auch direkt ein neues Ritual zu Stundenbeginn ;) .


    Noch ein Gedanke: Du sprichst mehrfach selbst deine eher gebückte Körperhaltung an. Die ist natürlich wirklich nicht ideal. Es ist aber auch echt schwer, daran zu arbeiten, weil du dich natürlich 28 Jahre lang daran gewöhnt hast, so zu stehen. Du nimmst es also selbst erstmal garnicht wahr. Wie wäre es, wenn du dir irgendwas unauffälliges in dein Mäppchen legst (nen Würfel, ein rotes Radiergummi, ...), das als Erinnerungsstütze dient: Wenn du es anschaust, soll es dich an eine aufrechte Körperhaltung erinnern. Das legst du dann neben dein Mäppchen aufs Pult und immer wenn dein Blick drauf fällt, richtest du dich auf (fest auf zwei Beinen stehen, Rücken gerade, Schultern nach hinten, Kopf hoch). Vllt. habitualisierst du das dann mit der Zeit.

    Nein, eine Weihnachtsfeier mache ich nicht. In der letzten Schulstunde, die ich in meiner Klasse habe (und auch noch in einer anderen Klasse, weil ich die so gerne mag) machen wir einfach etwas nettes; in meiner Klasse werden wir bei etwas Weihnachtsmusik (ich weigere mich "weihnachtliche Musik" zu schreiben, denn damit haben diese Weihnachtspoplieder, die die Kiddos gern hören mMn nichts zu tun) frühstücken und dann wichteln, in der anderen Klasse liegt die letzte Stunde mach Nachmittag, vermutlich werde ich da einen Plätzchenbasar eröffnen lassen und wir gucken dann einen englischen Weihnachtsfilm oder so (gute Vorschläge, anyone?).

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