Beiträge von Hiz

    Ich tue im Rahmen meiner Möglichkeiten natürlich ebenfalls etwas dafür, dass dieser Schüler das Abitur erreicht. Ich erstelle aber nicht mehrere, differenzierte Arbeiten/Klausuren und ich schreibe auch keine Förderpläne oder übernehme in anderer Form die Arbeit von Sonderpädagogen.

    Da ist ein recht großer Unterschied zwischen uns: Kinder in meinem Klassen (H/R/G und Förderschule) habe ich in immer angenommen und nie erwartet, dass jemand in meinen Unterricht kommt und sie „inkludierbar“ macht. Das ist meine Arbeit und nicht die einer anderen Person.


    Mein ursprünglicher Einwurf richtete sich an die Pädagogik. Am Gymnasium scheitern so viele kognitiv abiturbefähigte Schülerinnen und Schüler an nichtfachlichen Kriterien. Hier kann eine Kompetenzerweiterung der Lehrkräfte dazu führen, dass alle das Abitur erreichen, die das verdienen. Du hast dies leider anders verstanden oder dich nicht in dieser Weise angesprochen gefühlt.


    Hinsichtlich der Handlungsfähigkeit: natürlich bist du durch die Ablehnung dieser Aufgabe handlungsfähig, allerdings in einer inklusionsbezüglich negativen Konnotation. Von oben herab ist das keineswegs gemeint. Falls es so ankam, möchte ich mich entschuldigen.


    Ich weiß aus der persönlichen Erfahrung, dass eine Schule für alle (gymnasialgeeigneten) Kinder und Jugendlichen mit dem entsprechenden Haltungswechsel möglich ist.


    VG


    Hiz

    Ein Kind, das das Abitur nicht erreichen kann, gehört nicht am Gymnasium beschult. Das ist keine gelungene, sondern falsch verstandene Inklusion.

    Es ist nicht immer Aufgabe von Lehrern, immer mehr Arbeit freudig anzunehmen und sich zu Lehrkräften von Schulformen weiterzubilden, gegen die sie sich bewusst entschieden haben.

    Es gibt in Hessen genug Kinder mit Anspruch auf sonderpädagogische Förderung, die an Gymnasien lernzielgleich beschult werden. Und bei diesen ist Inklusion am Gymnasium ein Thema. Bei euch nicht?


    Zu deiner Sorge: Zeige mir bitte das Bundesland, dass Kindern bspw. im Förderschwerpunkt gE das Abitur vergeben möchte? Mir wäre keines bekannt und auch keine derart verstandene Inklusion. Die positiven Effekte der Inklusion auf das Sozialverhalten von gymnasialen Sek. 1 Klassen in Kooperationsklassen stünden hier auch noch zu Buche.


    Viele Lehrkräfte haben sich bei der Wahl der Schulform an einem selbst imaginierten Ideal des Gymnasiums orientiert. Auch wenn man sich „dafür“ entschieden hat, so ist dieses in der aktuellen Bildungsrealität zumindest im großstädtischen Einzugsgebiet kaum noch zu finden. Somit bleibt tatsächlich kaum etwas anderes übrig, als sich weiter zu professionalisieren.

    Dich dagegen zur Wehr zu setzen, ist dein gutes Recht.

    Aber die KFZ-Mechaniker, die sich bewusst für den Job in einem Zeitalter ohne Elektronik entschieden haben, mussten auch nochmal nachlegen. Egal, wie die Situation zu Zeiten der Berufswahl aussah.


    Und aus meiner Erfahrung: sich in einer Schule gemeinsam auf den Weg zu machen und Handlungsfähigkeit als Kollegium wieder zu erlangen ist richtig erfüllend, für das Kollegium wie für die Kinder.


    VG


    Hiz

    Gleichzeitig bist du herzlich willkommen fachliche Kompetenz in diese Diskussion einfließend zu lassen. Bisher bist du mir allgemein nur mit Forderungen und dem Aufdecken möglicher Widersprüchlichkeiten aufgefallen.

    und genau darum wird es gehen: Herausforderungen identifizieren und handlungsfähig werden.


    Alle Lehrkräfte müssen ihre Kompetenzen erweitern, die Lehrkräfte der allgemeinen Schule so viel von den FöL übernehmen, lernen, anpassen, wie es möglich ist.

    Das mag im ersten Moment wie eine unfassbare Überforderung anmuten, aber nur so ist Inklusion möglich Schritt für Schritt.


    Dass die Beispiele des Föl- Handelns aus diesem Thread den Ansprüchen nicht genügen, ist natürlich auch klar. Auch hier ist ein anderes Professionalitätsverständnis notwendig.


    VG

    Hiz

    Dann kann man sich schulformspezifische Ausbildungen direkt sparen, alle Lehrkräfte nach einer generalisierten Grundausbildung in einen Verteilertopf stecken und bedarfsgemäß halt irgendwo hinschieben.


    Dienstrechtlich mag das alles legitimierbar sein, mir fällt aber wirklich schwer, diese Praxis auch nur ansatzweise als okay zu empfinden. Insbesondere, nachdem der ganze Ausbildungs- und Einstellungsprozess konsequent schulformspezifisch läuft.

    Meines Wissens nach wird niemand in solche Programme gezwungen, zumindest nicht in Hessen.

    Man bewirbt sich dort entweder, weil man

    A) die andere und neue Schulform interessant und spannend findet oder

    B) weil man bereit ist das Wagnis für die Sicherheit einer Planstelle einzugehen.


    Wenn man gegen seinen Willen versetzt oder abgeordnet wird, sollte man schleunigst mit dem Gesamtpersonalrat Kontakt aufnehmen.


    VG


    Hiz

    Warum "leider"? Und bestand die Beratung, außer ihr die immensen Nachteile des Ausstiegs vor Augen zu halten, noch aus anderen Aspekten? Es würde mich ehrlich interessieren, warum die Kollegin schlussendlich keinen anderen Ausweg gesehen hat.

    „Leider“ bezog sich auf die Tatsache, dass sie eine tolle Lehrerin ist.


    Die Beratung ging in die Richtung, ihre Wünsche auch im Schulalltag mit Projekten umzusetzen. Über die finanziellen Aspekte haben wir natürlich auch gesprochen.


    Am Ende des Tages hat es mit ihr und den Strukturen nicht gepasst. Und als ich in die Beratung einstieg, war ihre Entscheidung im Prinzip bereits gefasst.

    Sie ist ein künstlerischer Freigeist und wollte dies täglich mit aller Flexibilität ausleben. Nun ist sie freischaffende Künstlerin.

    Wenn die Schülerin mit dir solche Themen bespricht muss klar sein, dass du nicht alles für dich behalten kannst und darfst. Dies sollte man mit den Schülerinnen und Schülern gleich zu Beginn klar ziehen. Wenn es bei dieser Schülerin nun zu spät dafür ist, dann für den nächsten Fall beherzigen, dieser kommt bestimmt.


    Die Gemeinschaft eines Geheimnisses zwischen Lehrkraft und Schülerin wird auf die lange Sicht sonst sehr problematisch, spätestens wenn wirklich etwas passiert.


    Gemeinsam mit allen Beteiligten in einem Raum des Vertrauens die Thematik zu besprechen wäre eine 1 mit Sternchen Lösung, in der Vorbereitung kann eventuell Schulleitung, Schulpsychologie oder Schulsozialarbeit sowie die zuständige Förderschullehrkraft helfen.


    VG


    Hiz

    Ob es sich lohnt: na sicher.


    Es gilt wie oft im Leben, man muss sich auf die Dinge konzentrieren, die man in der Hand hat. Und diese sind beispielsweise Engagement und qualitativ hochwertiger Unterricht (u.v.m.).


    Dass es sich für dich anfühlt, als wären Lehrkräfte mit Kindern bevorzugt ist natürlich unschön. Nur zur Einordnung:

    Dein Beispiel mit den 2k€ und den drei Kindern: Diese Lehrkräfte

    - geben geben langfristig deutlich mehr für ihre Kinder aus, als die Familienzuschläge. Das ist keine Brutto für Netto Gehaltserhöhung.

    - setzen Kinder in die Welt ohne die die zukünftige Gesellschaft nicht existieren kann.

    - haben in beruflichen Dingen deutlich weniger Flexibilität als Alleinerziehende (ohne andere Verpflichtungen z.B. Pflege).

    - können aufgrund der Kinder ihren Dienstort nicht so einfach wechseln, wie eine kinderlose Lehrkraft. Wer Glück hat einen Kitaplatz ab 7 Uhr zu haben, der kann auch um 7:45 Uhr in der Schule starten. Wenn sich der Dienstort nur um 20km verändert, wird so etwas unmöglich.


    Jeder entscheidet sich in seinen Lebensentwürfen unfassbar oft für die eine oder andere Lösung. Alles ist mit Vor- und Nachteilen verbunden, so auch die Entscheidung für oder gegen Kinder.


    Und für alle A13 unmotivierten Kolleginnen und Kollegen: schaut mal, was man als angestellte Lehrkraft oder in der freien Wirtschaft an Brutto haben muss, um unser Netto zu erhalten. Allein das sollte motivieren.


    Und wer das Beamtenverhältnis verlassen möchte: auch das ist möglich. Dieses hat leider vor den Sommerferien auch eine Kollegin an meiner Schule trotz intensiver Beratung beendet.


    VG


    Hiz

    Der Fachkräftemangel wird sich weiter zuspitzen und das wird auf Kosten der Inklusion gehen. Wer als Förderschullehrer die Wahl zwischen Förderschule und Inklusion hat, wird wohl eher an die Förderschule gehen. Die Stellen in der Inklusion werden leerlaufen. Das sehe ich doch jetzt schon bei einer Pilotschule, die sich eigentlich ihr eigenes Personal suchen müsste. Das finden sie aber nicht, weshalb dann das Förderschulpersonal vom BFZ abgeordnet wird. Ohne das wären sie am Ar...! An einer anderen Pilotschule ist das Bild ähnlich. Dabei sind wir in einer Großstadt und die Schulen sind personell gut aufgestellt, zumindest besser als auf dem Land.

    Beobachtung aus meiner beruflichen Realität:


    An Gesamtschulen, an denen Schule aus dem 19. Jahrhundert gemacht wird (Lehrkraft steht vor der Klasse, alle im „Gleichschritt“, starke Sanktionen, motivierte, aber ausbrennende Lehrkräfte, Selektion H/R/G), an denen die Förderschullehrkräfte zur Stabilisierung des Systems eingesetzt werden, damit der Unterricht so bleiben kann, wie er ist, trifft das zu. („Nimm mal Paul und Henry mit raus, damit ich in Ruhe unterrichten kann.“)


    An Schulen, bei denen es ums Lernen geht, Unterricht anders gedacht wird, an Schulen, die sich auf den Weg zu neuem Lernen und die Inklusion zum Markenzeichen machen, stelle ich das nicht fest.


    VG


    Hiz

    Das mag ja grundsätzlich stimmen, aber für mich habe ich schon gesagt: Ich mache so viele Dinge, die die Schule voranbringen, irgendwann möchte ich das auch mal auf meinem Konto sehen. Ich werde ansonsten meine Bemühungen einstellen, wenn sie an dieser Stelle nicht gewürdigt werden. Klar, es interessiert mich zuallererst die Sache, aber davon kann ich mir nix kaufen.

    Meines Erachtens ein großes Problem, denn abseits der Gym- und Berufsschulberförderungsstellen haben hier alle anderen Lehrämter außerhalb von Schulleitung in der Schule keine Optionen.


    VG


    Hiz

    Und wenn man es dann schafft, hierfür diejenigen, die diese Kompetenz besitzen, souverän zu führen - und das heißt hier, dass man ihre Kompetenz anerkennt und die Leute erst einmal machen lässt - dann nennt sich das gute Schulleitung.

    So sieht es aus. Wenn man jemand Ressourcen, Wertschätzung und Freiraum zur Verfügung stellt, entsteht meiner Erfahrung nach in 99% der Fälle etwas sehr gutes für die Schülerinnen und Schüler.


    VG


    Hiz

    Also man ist zu 90% Politiker und 10% fachkompetent.

    Wie kommst du denn zu dieser Aufteilung?


    Fakt ist: wenn du eine Funktionsstelle anstrebst solltest du fachlich immer auf der Höhe sein.

    Wenn man Schulleiter oder Schulleiterin werden möchtest, ist ein solides Level in allen Bereichen von großem Vorteil. Obwohl es als Schulleiter / in nicht deine Aufgabe ist, in allen Bereichen der Schule der / die Fachkompetenteste zu sein.


    VG


    Hiz

    Die sehen das ähnlich. Gibt mehrere, die da dringend weg wollen. Nicht wegen dem Kollegium, sondern wegen den Schülern. Wir haben Sozialindex 5 bzw. die Schule aus der unsere erwachsen ist hatte Sozialindex 6. Der Zahl nach nicht so absolute spitze aber dennoch problematisch.


    Im Leo schaue ich regelmäßig, finde aber nicht angemessenes - wegen Kind und Frau kann ich auch nicht weg und die derzeit 50 Km (ein Weg) Pendelstrecke sind auch das Limit, was ich machen würde.

    Wenn es viele so sehen, dann ist das schon einmal hilfreich. Zur Flucht gäbe es noch die Alternative, die Schule noch einmal ganz anders zu denken und das ganze konzeptionell auf den Kopf zu stellen.


    Gemeinsam an anderen Schulen hospitieren, sich Ideen holen und an die Arbeit gehen (Allemannenschule, IGS Kassel Waldau, IGS Erich Kästner in Darmstadt - es gibt noch viele weitere Beispiele).


    Dort sieht man, dass auch mit Standardressourcen einiges möglich ist.


    Ist viel Arbeit, aber meist sinnstiftend und langfristig lohnenswert - aber nur als Gesamtkollegium, bzw. Schulgemeinde.


    VG


    Hiz

    In Hessen gibt es die Verpflichtung, dass die rBFZ gemeinsam mit jeder allgemeinen Schule eine Kooperationsvereinbarung schließen. In dieser sollten die jeweiligen Aufträge klar herausgearbeitet werden.


    Die FöL sollten die Stundenpläne gemeinsam mit der SL der allgemeinen Schule besprechen, an den Konferenzen teilnehmen und regelmäßig Fallbesprechungen organisieren oder zumindest daran teil nehmen.


    Die BFZ Lehrkräfte bei uns haben einen festen Stundenplan ab der ersten Woche, klar definierte Aufgaben, was Differenzierungsmaterial anbelangt etc.


    Der Weg geht meines Erachtens nach über deine SL an die SL des rBFZ.


    VG


    Hiz

    Die persönlichen Konsequenzen sind natürlich das eine.


    Wie sieht es das Kollegium, bzw. die Schulgemeinde die Situation? Teilen auch andere deine Wahrnehmung der Schule und des Unterrichts?

    In der Rückschau ist es faszinierend zu sehen, dass ich mir vor sechs Jahren und insbesondere in der Zeit davor eigentlich gar keine großen Gedanken über Karriere oder ähnliches hätte machen müssen. Es hat sich alles irgendwie gefügt. Ohne Druck. Einfach so. Und meine Biographie ist voll davon, dass sich Dinge einfach irgendwie zum Guten fügen. Leider sieht man das nicht immer, wenn man sich im "Transformationsprozess" befindet.

    Das kann ich genau so unterstreichen. Auch bei mir (Schulleiter) kamen die interessanten Stellen und Optionen immer dann, als ich dachte „Hier ist es schön, hier kann ich ein paar Jahre bleiben.“


    Meines Erachtens ist es wichtig, dass man seine Aufgaben gerne erledigt, sich in seinen Bereichen konsequent auf dem neuesten fachlichen Stand hält und sichtbar ist, sei es über eine Abordnung in die Bildungsverwaltung, regionale Öffentlichkeitsarbeit oder fachliche Netzwerke.


    Wer eine Beförderung anstrebt, sollte sich immer an der Sache orientieren und nicht nan der Besoldung, denn letzteres macht auf die Dauer nur unglücklich.


    Viele Grüße


    Hiz

    In Hessen ist die Einstellungssituation HR meiner Einschätzung nach düster. Ausnahmen mag es geben, z.B Physik oder Arbeitslehre. Als VSS oder als Zeitvertrag ist sicher immer etwas möglich, z.B. an Förderschulen. Aber das entspricht sicherlich nicht deine Vorstellung eines Angestelltenverhältnisses.


    Sehr gute Chancen in (Süd)Hessen sicherlich mit L5, aber das trifft vermutlich auf jedes Bundesland zu.

    Hallo liebe Community,


    zu meiner Person: Ich bin 38 Jahre alt und seit vier Jahren Hauptschulzweigleiter an einer Gesamtschule und das mit Spaß und Überzeugung. Lehramt FöS und HR. Ich spiele nun mit dem Gedanken mich innerhalb der nächsten fünf Jahre um eine Schulleiterstelle an einer anderen Gesamtschule zu bewerben. Da ich dann immernoch relativ jung bin, und das Alter bei der Auswahl meines Wissens nach eine gewichtige Rolle spielt, stellt sich für mich noch die Frage nach Zusatzqualifikationen für mich.


    Was haltet ihr von:
    Masterstudien Schul- oder Bildungsmanagement
    Promotion
    Abordnung in die Bildungsverwaltung


    um die Erfolgsaussichten eventueller Bewerbungen zu erhöhen?


    besten Dank für eure Meinungen!

    Weil man jeden Tag aufs Neue kreativ sein kann. Weil man bei (vielen) SuS etwas bewegen kann. Weil man jeden Tag einen Roman schreiben könnte. Weil es immer neue Lerngelegenheiten gibt.

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