Beiträge von bluebutterfly

    Übrigens halte ich mich auch absolut nicht für unersetzbar. Vielleicht reden wir aneinander vorbei. Es geht mir nur darum, dass ich nicht mal eben meine schon fertigen Notizen zur Unterrichtsvorbereitung jemand anderem als geeignetes Unterrichtsmaterial geben kann, wenn ich spontan ausfalle, weil es eben meine ganz persönliche Vorbereitung mit entsprechenden Lücken, Schwammigkeiten und gezielt offen gelassenen Punkten ist.


    Wer jede Stunde idiotensicher umsetzbar dokumentiert hat: Klasse, gerne her damit. Vielleicht kann ich's ja gut umsetzen. Ich finde nur nicht, dass man das von Lehrern auch noch erwarten kann.

    Bei euch scheint es da extra Vorgaben zu geben. Mir hat noch kein Mensch gesagt, ich müsse meine Unterrichtsvorbereitung so vorhalten, dass andere sie entziffern können müssen. Freiwillig für die wenigen Tage im Jahr, die ich fehle, finde ich den entstehenden Mehraufwand auch tatsächlich zur Zeit nicht gerechtfertigt. Vielleicht dann, wenn ich nach zwei/drei Unterrichtsgängen beurteilen kann, ob ich die Stunde wirklich so für die Zukunft konservieren will. Dann mache ich das aber immer noch primär für mich und nicht für einen anderen Vertretungslehrer.

    Auch in dem Fall können die Unterlagen selbsterklärend sein. Bei uns ist es an vielen Gymnasien mittlerweile Usus, dass es Phasen gibt, in denen die SuS komplett ohne Lehrer arbeiten, dann *müssen* die Unterlagen selbsterklärend sein. Bei uns nennt sich das Konzept "Selbstlernsemester" und betrifft die Fächer Deutsch, Mathe, Englisch, Französisch und das Schwerpunktfach. In mindestens diesen Fächern müssen also alle Kollegen ihr Material so vorbereiten, dass sie als Lehrperson jederzeit vertretbar sind bzw. eben für die eigentlichen Unterrichtsstunden sogar überflüssig werden.

    Ich habe auch nicht gesagt, dass es generell nicht geht. Bei mir ginge es halt zur Zeit nicht. Ich unterrichte seit einem Schuljahr und habe noch keinen großen Fundus fertiger Materialien, die von vorne bis hinten durchdacht und dann auch noch universell vom fachfremden bis fachkundigen Lehrer umsetzbar wären.


    Phasen, in denen Schüler bei uns (selbstverständlich) weitestgehend ohne Lehrer arbeiten, gibt es bei uns bzw. bei mir natürlich auch in großem Umfang. Aber danach kommt eigentlich IMMER eine Phase der Plateaubildung oder Sicherung, in der die Schüler ihre Ergebnisse zusammentragen, wir Fragen klären und ein Tafelbild erstellen. Danach gibt es dann ein/zwei kleine Übungsaufgaben dazu, um zu überprüfen, ob jeder den Kern der Sache begriffen hat. Während der Erarbeitungsphase gehe ich schon vorher rum und schaue, welche Lösungen ergiebig aussehen (auch gezielt fehlerbehaftete oder komplizierte) und lasse die dann möglichst so vorstellen, dass sich mein erhofftes, aber nicht vorformuliertes Tafelbild aus den Schülerbeiträgen heraus entwickeln lässt. Mir persönlich verlangt das im Unterricht viel Konzentration und auch im Vorfeld ein klares Bild davon ab, was ich erreichen will.


    Werden die Aufgaben den Kindern vorgelegt, anschließend mit der Musterlösungen abgeglichen und wird dann eine vorgefertigte Definition an die Tafel geklatscht, dann ist der Effekt ein ganz anderer. Außerdem ist das Abgleichen (meiner) Aufgaben in der Regel gar nicht so leicht, weil ich häufig in Erarbeitungen offen lasse, ob Lösungen zeichnerisch, rechnerisch, durch Schätzung oder sonstwie entwickelt werden. Oder wenn eine konkrete Lösungsstrategie verwendet werden soll, dürfen die Schüler eigene Aufgaben dazu entwickeln und sie anwenden und vergleichen.


    Wenn ich im Krankheitsfall Vertretungsstunden vorbereite, dann suche ich in der Regel andere Aufgaben raus - nämlich "mechanisches Üben" oder Erarbeitungen am Text. In meinem eigenen Unterricht finde ich die Zeit dafür aber zu schade. Lesen oder mechanisch üben können die Kinder auch zu Hause im eigenen Tempo.


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    Und dass du schreibst, es könne nicht sein, dass selbst Fachkollegen meine Unterrichtsvorbereitung nicht einfach so umsetzen könnten, finde ich absurd. Du kennst doch meine Vorbereitung überhaupt nicht. Natürlich kann ich sagen: "Die können jetzt grob xy, mach mal yz mit denen" oder "Üb' mal zx.". Darum ging es doch aber nicht. Es ging um konkretes Unterrichtsmaterial oder nicht?


    "Mathe ist Mathe" ist auch ein eigenartiger Spruch. Wenn ich den Satz des Pythagoras unterrichte, dann kann ich das auf etlichen Ebenen verfolgen. Hinter dem Inhalt steckt noch so viel mehr. Das nennt sich bei uns "prozessbezogene Kompetenzen".


    Die Intention einer Stunde zum Satz des Pythagoras kann total unterschiedlich sein:
    * Experimentelles Entdecken des Satzes und Hypothesen bilden, Begriffsbildung
    * Entdecken und Begründen/Argumentieren (schwer zu unterrichten, besonders wenn das Vorwissen der Schüler nicht bekannt ist oder was genau in letzten Unterrichtsstunden stattgefunden hat)
    * Verständnis der Definition herausbilden, indem Beispiele und Gegenbeispiele zur Anwendbarkeit von Pythagoras gebildet und diskutiert werden
    * Nach "Schema F" Anwenden des Satzes (einfach zu vertreten)
    * ...


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    Eigenartig finde ich auch, dass du kritisierst, dass ich einen kritisch-hinterfragenden Beitrag zu vorgefertigten Arbeitsblättern like, die man nicht weiter kommentieren muss. Es gibt Stunden, in denen Arbeitsblätter sehr wertvoll sind. Es gibt Konzepte wie bei uns die sogenannten "Studienzeiten", die ausschließlich darauf basieren (Umfang: 1,5h die Woche). Aber das heißt noch lange nicht, dass ich 100% meines Unterrichts so gestalte. Das würde ich unbefriedigend finden - vor allem für die Schüler. Einige können sich hervorragend selbst organisieren und arbeiten toll an Arbeitsblättern. Andere bringen sich aktiv in Unterrichtsgesprächen oder Vorstellungen ein, aber Konzentration allein - Fehlanzeige. Ich will alle irgendwann mal bedienen. Nur mit Arbeitsblättern und Texte lesen werde ich das nicht erreichen. Für Vertretungsstunden sind das aber sehr geeignete Methoden, denke ich.


    "Meine Arbeit habe ich dabei ja schon lange vorher erledigt, indem ich die Versuche geplant und die Unterlagen so ausgearbeitet habe, dass die SuS exakt nach Anleitung erfolgreich zum Ziel kommen. Ich fördere und fordere ganz gezielt wann immer es möglich ist die selbständige Arbeit meiner SuS. Ich als Person bin dabei nur im Hintergrund wichtig."


    Für Experimente in Chemie ist das sicher auch schon aus Sicherheitsgründen total sinnvoll. Meine Schüler sollen in Mathe aber möglichst häufig eigene Wege finden. Das fördere ich immer und immer wieder, wo ich kann. Sie sollen die Inhalte ja begreifen und nicht einfach die Lösungswege herunterbeten.

    Ich habe zwar nicht auf Lehramt studiert (Quereinsteiger mit Ref), aber hatte auch Wartezeit. Ich habe in der Zeit ein bis zweimal pro Woche ehrenamtlich ein paar Stunden im Tierheim gearbeitet und zweimal pro Woche Flüchtlingskinder bei ihren Hausaufgaben betreut. Ansonsten habe ich die freie Zeit genossen und wenige Bücher zur Unterrichtsplanung und den Aufgaben als Lehrer zu Gemüte geführt ^^ Ich hatte ja bis zum Beginn des Refs 0 Unterrichtserfahrung.

    Würde man Ergebnisse mit denselben Werten unterschlagen, hätte der Zentralwert/Median keine sinnvolle Aussagekraft mehr. Stell dir vor, in einer Klasse kommt wirklich jede Note 1 bis 6 mindestens einmal vor, aber nicht gleichverteilt. Dann würde dennoch immer der Zentralwert/Median 3,5 herauskommen, obwohl es vielleicht in einem Fall 20 1en und jeweils einmal 2-5 gibt und im anderen Fall 20 6en und jeweils einmal 1-5 ;)

    Unsere Schule hat ein tragfähiges Konzept, finde ich. Zunächst befinden sich in meinem Stundenplan zwei 45-Minuten-Stunden (75%-Stelle), an denen ich Vertretungsbereitschaft habe. Das habe ich bei ca. 1000 Schülern und etwa 70-80 Kollegen in meinem Slot mit drei weiteren Kollegen zusammen. Vertretung (fachfremd) ist also erstmal i. d. R. ausreichend abgedeckt und auch nicht mit Frust verbunden.


    Zusätzlich schicken viele Kollegen freiwillig Material. Wenn das mal nicht der Fall ist, dann sind Klasse 7-9 trotzdem gut versorgt, da es bei uns sogenannte "Studienzeiten" für diese Jahrgänge gibt. Für diese Studienzeit befinden sich im Raum zahlreiche Ordner mit sehr aufwendig aufbereitetem Material - sowohl zum Erarbeiten, Übung und Vertiefen in den Kernfächern und einigen Nebenfächern. Die Schüler arbeiten dann selbständig an selbstgewählten Aufgaben weiter und dokumentieren das auch in ihren Studienzeitenheften (die auch mit im Klassenschrank stehen). Voraussetzung in den Jahrgängen ist also nur, dass der Unterricht im Klassenraum vertreten wird.


    Klasse 5/6 kann man häufig auch spontan irgendwie sinnvoll beschäftigen, wenn man fachfremd ist. Im Zweifelsfall rede ich mit Klassen auch gern mal außer der Reihe über "Sicherheit im Internet" oder wir spielen Mathe- oder Vokabelspiele. Die brauchen eh viel spielerische Übung.


    Die Oberstufe ist meistens auch völlig unproblematisch. Wenn ich da mal fachfremd ohne Material vertreten muss (selten), dann frage ich häufig, ob Übungsmaterial im Buch oder auf ABs vorhanden ist und sie organisieren sich dann selbst. Ich achte nur darauf, dass sie dabei bleiben und möglichst nicht daddeln.


    Natürlich meckern die Eltern trotzdem über Ausfallstunden (obwohl es bei uns sehr selten Ausfall gibt, es sei denn, es handelt sich um eine 1. Stunde morgens. Dann wird ab der zweiten vertreten) und über verlorene Vertretungsstunden. Tatsächlich habe ich nur ein einziges Mal unter etlichen Vertretungen einen Film geguckt, weil der Fachlehrer schrieb, die Schüler hätten sich nach den letzten sehr arbeitsintensiven Wochen einen Film ihrer Wahl verdient.


    Wie hoch unser Krankenstand ist und der Anteil der Vertretungsstunden, weiß ich nicht. Ich empfinde es nicht als viel.

    Was heisst denn "mit Mühe und Not den Pflichtunterricht abdecken"? Ich plane keine einzelnen Stunden sondern ganze Unterrichtsreihen, also bin ich immer mind 2 Wochen im voraus. So lange kann ich theoretisch krank sein und meine Schüler füllen einfach weiter Aufgabenblätter aus und lesen Text. Muss nur einer daneben stehen und aufpassen dass sie das auch tun.

    Ich unterrichte Mathe und meine Stundenvorbereitung enthält in der Regel irgendetwas Neues, das die Schüler sich erarbeiten sollen und Übungsgelegenheiten, die häufig im neuen Thema angewandt stattfinden. Arbeitsblätter zum Herunterarbeiten bekannter Prozesse nutze ich als Hausaufgaben oder mal als freiwilliges Übungsmaterial. Selbst wenn ich mein komplettes Schuljahr so schon fertig vorbereitet hätte, würde ich das einem fachfremden Kollegen nie sinnvoll geben können. Wie soll er die Schülerergebnisse sinnvoll für ein passendes Tafelbild, das von den Schülern maßgeblich beeinflusst wird, bündeln? Wie soll er Fragen beantworten? Selbst Fachkollegen, die die konkreten Voraussetzungen der Klasse und meine Intention nicht im Detail kennen, könnten Probleme haben,meine Vorbereitung vernünftig zu nutzen.

    Bin überrascht. Wenn ich krank bin oder auf Klassenfahrt schicke ich immer Materialien an die Schule, ist ja auch kein Problem, man arbeitet ja etwas vor. Ist das an anderen Schulformen nicht üblich :grimmig: ?

    Klar ist das auch anderswo von einigen, aber vermutlich nicht allen Kollegen, üblich. Ich mache das auch so wie du. Aber wenn ich eine Woche krank bin, dann habe ich auch nicht die ganze Woche vorbereitet und manchmal bin ich auch einfach zu krank, um noch zusätzliche Stunden vorzubereiten. Ich finde es total daneben von der Frau, den Eindruck zu vermitteln, an Berufsschulen wären die Lehrer so wahnsinnig aufopferungsvoll, denn da wehe ja ein anderer Wind und an den Gymnasien könnten die Lehrer jawohl echt mal kollegialer und verantwortungsbewusster sein.


    Überhaupt zu fordern, dass man krank Unterrichtsmaterialien verschicken solle, ist absurd, denn krank ist krank und auch Lehrer haben ein Recht auf Erholung. Auf freiwilliger Basis prima, aber wie sollte man sich dazu verpflichten? Und wie soll - wenn das Land kein Geld für entsprechende Stellenbesetzungen ausgibt - lehrplankonform Mathe vom Spanischlehrer unterrichtet werden, wenn der Mathelehrer ausfällt und keiner einspringen kann? Das kann doch nicht auf dem Rücken von kranken Lehrern ausgetragen werden, weder in der Berufsschule noch am Gymnasium noch an anderen Schulformen.

    Ich weiß nicht so recht, inwiefern ich da zustimmen soll oder nicht - sie berichtet davon, wie es an der Schule ihrer Kinder gelaufen ist. Da ich da nicht war, kann ich ja nicht wissen, ob das stimmt oder nicht.


    An der Schule, wo ich unterrichte, ist der Vertretungsunterricht meist besser organisiert. An der Schule meiner ältesten Tochter hingegen schlechter als bei meiner, aber vielleicht noch etwas besser als bei der Frau Alber.


    Ich bin aber auch der Meinung, dass es fest angestellte Lehrer für Vertretungen geben sollte.

    Das sehe ich anders. Sie antwortet ja schon sehr generalisierend:


    Das sind alles Aussagen, die sie nicht auf eine einzige Schule bezieht - jedenfalls fragt ZON ja offensichtlich nach Gymnasien im Allgemeinen und nicht nach dem einen ihrer Kinder.

    Leider muss ich sagen, dass ich die Beobachtungen zur Professionalisierungsbedürftigkeit des Vertretungsunterrichts bzw. der Vertretungskonzepte oft teile.



    Das ist reine Akademikerarroganz und stimmt meiner Beobachtung nach nicht.
    Ich denke sie hat allerdings damit Recht, dass Versäumnisse der Schule/Ausfallstunden bei Kindern aus bildungsfernen Elternhäuser stärker durchschlagen. Das liegt aber eher daran, dass diese Elternhäuser in der Regel nicht die Ressourcen haben, um Versäumnisse der Schule mit den privat Kindern aufzuarbeiten. ... und das darf eigentlich auch nicht nötig sein.

    Ja, das ist auch meine Erfahrung. Ich sehe das Problem aber genauso bei Hausaufgaben - generell bei allen Verpflichtungen, die direkt oder indirekt ins Elternhaus verlagert werden.


    Zum Thema "Professionalisierung von Vertretungsstunden" - dafür bin ich uneingeschränkt auch. Die Gelder dafür werden aber nicht locker gemacht. Anscheinend auch an Berufsschulen nicht, aber Berufsschullehrer scheinen im Gegensatz zu Gymnasiallehrern die aufopferungsvolleren Lehrer zu sein, denn "da weht ein anderer Wind" ... ich warte noch ein bisschen, bevor ich mich dazu noch intensiver auslasse. Vielleicht stößt das auch nur mir bitter auf.

    Zitat von melina123

    Danke für deine Antwort.
    So drastisch habe ich es nicht formuliert. Mir wurde davon abgeraten, da dies als Erpressungsversuch aufgefasst werden könnte. Leider ist es aber in erster Linie eine Tatsache.

    Was hast du zu verlieren? Im ungünstigsten Fall fasst er es wirklich als Erpressungsversuch auf und lehnt ab. Dann bist du genauso weit wie jetzt. Aber vielleicht reagiert er ja auch anders.

    Bei mir sind 2 Vertretungsstunden im Stundenplan fest vorgesehen. Da habe ich Vertretungsbereitschaft und muss immer zu dieser Zeit verfügbar sein - egal ob eine Vertretung ansteht oder nicht. Das ist dann höchstwahrscheinlich keine Mehrarbeit, richtig?


    Wie ist das mit Zweitkorrekturen im Abitur? Oder Wandertagen? Die gehören ja eigentlich auch in ein normales Arbeitspensum. Ebenso wie Elternabende. Mir ist nicht ganz klar, wie ich erkennen kann, was unter "Mehrarbeit" fällt.

    Hallo,


    ich bin in der 10. Woche schwanger und habe letzte Woche Dienstag meinem Schulleiter die Schwangerschaft offiziell bekannt gegeben. Wisst ihr, was jetzt folgt? Bekomme ich Post, in der ich über meine Rechte und Pflichten aufgeklärt werde und über sowas wie Gefahrensbeurteilung o. Ä. (muss das nicht jeder Arbeitgeber bei einer Schwangeren machen?)? Bisher weiß ich sowas wie "keine Aufsichten mehr" nur vom Hörensagen und meinem Schulleiter. Bin ich verpflichtet, mich da jetzt selbst (per Google und co) zu informieren?


    Herzliche Grüße
    blue

    Vielleicht könnte die letzte Klausur eine über das gesamte Jahr sein? Sozusagen eine Jahrgangsabschlussklausur. Darauf könnten sich die Schüler auch in Vertretungsstunden relativ selbständig vorbereiten, indem sie die älteren Themen wiederholen.

    Du hattest nach Meinungen gefragt, bevor du den Schulleiter fragst. Und ich fürchte, dein Schulleiter wird dich fragen, ob du das Ernst meinst. Achtklässler fragen, ob sie gerne in der Pausenhalle arbeiten wollen, als Begründung dafür, sie dauerhaft allein arbeiten zu lassen. Die andere Hälfte benimmt sich unterirdisch. Pass auf, dass du dir damit nicht ein Eigentor schießt.


    Nee, stopp. Das habe ich vielleicht falsch ausgedrückt. Ich möchte nicht dauerhaft die Hälfte der Klasse rausschicken und nur eine Hälfte unterrichten. Ich würde das aber gern ab und an tun und auch einigen Schülern häufiger erlauben, die Aufgabenbearbeitung woanders als im Klassenraum zu machen. Ich habe die Klasse erst seit 2 Wochen und dass sie im letzten Jahr unterirdisch in Mathe waren, weiß der stellv. Schulleiter.



    Zitat von Schantalle

    Sorry, ich weiß nur zu gut, wie anstrengend Klassen sein können, das ist kein Angriff! Aber ganze Klassen zu disziplinieren gehört halt zum Beruf dazu und ich würde meinem Schulleiter derartige Details über absurdes Verhalten nicht unbedingt stecken. Um Hilfe fragen, ja, aber erzählen, dass kein Unterricht möglich ist: schwierig

    Hm, ich bin absolute Berufseinsteigerin und bin erst seit 2 Wochen dabei. Meine anderen Klassen arbeiten super. Nur diese eine nicht. Und naja.. auch auf die Gefahr hin, mich als Lehrerin zu outen, die gerade die Klasse nicht im Griff hat: Das ist vielleicht besser als wenn es dann mit der ersten Klassenarbeit oder am Schuljahresende mit den Zeugnisnoten sichtbar wird. Ich will da eigentlich schon offen sein, um die Situation verbessern zu können.

    "Die Eltern der Kinder, die immer draußen arbeiten sollen werden sich fragen, warum ihr Kind keinen Unterricht erhält"
    - Kein Kind wird rausgeschickt, ohne dass es möchte. Das würde auf jeden Fall auf Freiwilligkeit basieren. Ich glaube aber, dass die meisten das dankend in Anspruch nehmen würden. Die Eltern der Kinder, die oft und gern rausgehen, könnten sich das natürlich trotzdem fragen.


    "du hast permanentes Gerenne und rein und raus, wenn du an 10 Schüler "Greencards" verteilst"
    - Hm.. dem könnte ich vielleicht entgegenwirken, indem ich dann doch nur zu bestimmten Zeiten das Rausgehen erlaube (und dann alle auf einmal raus)


    "die Kollegen werden nach Gleichberechtigung fragen"
    - Du meinst, dass Kollegen die Klassen dann auch teilen wollen?


    Differenzierungsmaterial biete ich schon an, nur kaspern dann eine handvoll Leute immer noch rum. Ich habe das Gefühl, sobald ich einen "Brand" gelöscht habe, sind schon zwei neue im Gange. Mit weniger Schülern hätte ich da mehr Einfluss und könnte auch besser sehen, wer jetzt wirklich Schnipsel geworfen, Stifte vom anderen geklaut, irgendwelche Tiergeräusche gemacht oder mit einem Smartphone rumgebimmelt hat.
    Den Förderunterricht besuchen schon einige, aber die halbe Klasse zu schicken.. puh. Und sie einmal hinzuschicken, wird nicht viel bringen, befürchte ich.

    Ich habe eine 8. Klasse in Mathe (Gym), in der die Hälfte der Schüler schwach oder im Arbeitsverhalten auffällig ist, während die andere Hälfte gut mitkommt und (anscheinend) selbständig arbeiten kann. Nun kommen wir wegen 4 bis 5 Schülern, die die weniger selbständige Hälfte stark ablenkt, immer weniger voran und habe das Gefühl, immer weniger Schülern gerecht werden zu können. Auch das Abgucken beim Nachbarn ist sehr verbreitet. Nun habe ich überlegt, ob es möglich ist, die 11 von 24 Schülern, denen ich selbständiges Arbeiten zutraue, in zwei Vierergruppen und einer Dreiergruppe an verschiedene Orte innerhalb der Schule zu schicken (Pausenhalle, Innenhof, Tische auf Fluren), an denen sie ihre Aufgaben in Ruhe bearbeiten können, während ich mit den anderen 13 Schülern Aufgabenbearbeitung mit enger Führung mache, also z. B. Teil a) alle gemeinsam, danach alle b),c) jeder allein usw. So können auch gezielt Probleme der Schwächeren diskutiert werden.


    Längerfristig würde ich gern eine Art "offene Tür" für die Schüler, die bei mir eine Art "Green Card" haben, einführen. Dann könnten die entsprechenden SuS jederzeit bei Aufgabenbearbeitungen rausgehen für eine von mir begrenzte Zeit, um dort zu arbeiten. Danach würde ich mir die Lösungen anschauen und einige, die draußen waren, auch vor anderen erklären lassen, was sie gemacht haben.


    Darf ich das? Sie sind ja in der Phase unbeaufsichtigt, aber ich wähle ja auch gezielt aus, wem ich das zutraue. Und: Darf ich das ganze Schuljahr über dem Schüler X verwehren rauszugehen, während Y jederzeit draußen arbeiten darf, wenn ich X für nicht vertrauenswürdig halte, Y aber schon? Habt ihr insgesamt dazu Bedenken oder Erfahrungen?


    Ich würde das auch mit dem stellv. Schulleiter absprechen, aber wollte hier vorher mal nach Meinungen fragen.

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