Beiträge von Nettmensch

    Geschichte-Sek.II ist gemessen am Bedarf DAS überlaufene Lehramtsfach überhaupt - praktisch das Anti-Physik.


    Das Fach mit in die Kombination hinein zu nehmen ist sehr riskant (Sozialkunde ist ebenso riskant, da gerne fachfremd erteilt), da es dir auch auf dem Regelarbeitsmarkt praktisch nichts bringt. Warum sich trotz der seit Jahren bekannten geringen Chancen noch immer so viele Personen für Geschichte einschreiben ist mir ein Rätsel (ich finde Geschichte als Hobby auch interessant und hatte dort immer 13-15 Punkte - aber eine sehr oberflächliche Google-Suche sollte doch klar stellen, dass man anderen Interessen folgen sollte).



    Falls es eines der Fächer sein muss dann kombiniere Sport mit Französisch. Noch besser ist es, auf Sekundarstufe I umzusatteln. Auf dem Land oder in gutbürgerlichen Stadtteilen sind dort die Schüler auch umgänglich.

    Laut KMK-Prognose und auch entsprechend der Verlautbarungen aus den großen Ländern NRW/Bayern/Baden-Würtemberg:



    ein Lehramtsstudium kann durchaus vielversprechende sein. Das gilt generell. Das gilt aber speziell nicht für das Lehramt Gymnasium. Sofern du da nicht auf MINT/Musik/Kunst(vielleicht Religion) setzt, ist die Konkurrenz teils erdrückend.


    Laut KMK-Prognose gibt es nach 2020 ca. 3-fach so viele Absolventen für das Gymnasiallehramt wie prinzipiell Stellen vorhanden sind. Und diese Absolventen konzentrieren sich traditionell im Bereich Sprachen/Geschichte/Erdkunde/Politik/Sozialkunde. Falls du damit leben kannst, dass du zu den 20% besten gehören musst und räumlich sehr mobil bist - und das bedeutet ostdeutsche Provinz - kannst du es versuchen.


    Andernfalls sind die Chancen im Bereich Sekundarstufe I oder bestimmten berufliche Fächer ungleich besser.

    Um es kurz zu fassen: falls du es dir trotzdem INHALTLICH einigermaßen gut vorstellen kannst und genügend Studienleistungen hast - nimm Physik, nicht Bio



    Langfassung:


    Ich bin selbst seit einigen Monaten Quereinsteiger und habe das ganze in Gesprächen mit Kollegen, Schulleitungen, Pressereportage verfolgt. Physik ist das Mangelfach überhaupt in Berlin. Selbst Mathe zieht da im Vergleich nicht. Ja, der Quereinstieg wurde in allen Fächern geöffnet, DE FACTO werden aber fast nur Physik/Info/Chemie/Mathe/Musik/berufliche Fächer genommen UND Grundschullehrer. Keine Scherz. Die Hälfte der zu besetzenden Stellen entfallen auf die 6-jährige Grundschule, so dass man dort auch Quereinsteiger nimmt (halte ich für absurd und hoffe, dass man hier darauf achtet, das die Person Umgang mit Kleinkindern hatte).


    Es kann sein, dass man dich wegen Chemie auch mit Chemie/Bio an einer weiterführenden Schule nimmt - deine Verhandlungsmacht ist mit Chemie/Physik aber deutlich größer. Bist du bereit an eine Sekundarschule ohne Gymnasiale Oberstufe im Märkischen Viertel/Wedding/Neukölln zu gehen? Dann kann die Bio-Schiene durchaus klappen. Möchtest du dagegen an eine der "besseren" Berufsschulen, Sekundarschule mit Oberstufe im bürgerlichen Viertel oder mit Glück auch Gymnasium - dann nimm Physik.


    An Grundschulen kannst du vorr. in beiden Fällen (und die werden deine Bereitschaft in jedem Fall abfragen).



    Es ist ggf. auch möglich, dass du mit einer Berufsschule deiner Wahl einen Deal aushandelst, dass sie für dich eine Schulscharfe Stelle ausschreiben, statt dem zentralen Verfahren. Du kannst da mal per eMail vorfühlen und anbieten dich vorzustellen (sende deinen CV mit). Verbessert die Chance an einer deiner favorisierten Schulen (OSZ für Naturwissenschaft? OSZ Lebensmitteltechnologie?) zu landen. Aber auch hier gilt - Physik ist gesuchter als Chemie und Biolehrer gibt es wie größere Steine am Meer (Physik sind dann richtig große Felsbrocken); du kannst ja alles 3 anbieten.

    Ein paar Gedanken:



    du sitzt in Nordhessen fest; falls du ernsthaft in Betracht ziehst Lehrer zu werden ist heutzutage - sofern du nicht gerade Elektrotechnik/Physik/Informatik/Sonderpädagogik kombinierst - räumliche Mobilität eine entscheidende Kernkompetenz um ein Planstelle zu erhalten. Kläre das mit dir und deinem Partner BEVOR du deinen aktuellen festen Job kündigst. Es kann gut sein, dass du ein Angebot aus Niedersachsen oder Berlin annehmen musst.



    du hast im Augenblick einen sicheren Job der deine Rechnungen bezahlt; offenbar verdient dein Partner genug um die Zeit des Nachstudiums zu überbrücken. Wie schätzt du die Chancen ein, wieder als Jurist eine Stelle zu finden, falls es nicht mit einer Planstelle im Lehramt klappen sollte? Insbesondere falls ihr nicht räumlich mobil seid?



    Siehst du keinen anderen Weg um einen tieferen Eindruck des Unterrichtens zu bekommen? Ermöglicht dir dein Arbeitgeber Teilzeit, z.B. 2 freie Tage die Woche, in denen du z.B. an örtlichen Schulen vertreten könntest? Oder kannst du deinem Unterrichtstrieb nicht mit nebenberuflichen Schulungen und Volkshochschulkursen genügen?



    Was du für einen Lehramts-Abschluß nachstudieren musst kann dir hier keiner konkret sagen - das hängt vom System (Staatsexamen/Bachelor-Master) und sogar individuellen Regeln an einzelnen Unis ab. Frag also einfach mal bei der entsprechenden Fakultät an.



    Bitte und Gute Nacht.

    Mit Maschinenbau kannst du glaube ich auch in der Fachrichtung Metalltechnik offiziell quereinsteigen... Physik ist dann denke ich deine Nebenfach. Vielleicht bei der Ausschreibung im Oktober mal auf die schulspezifischen Stellenausschreibungen achten.


    Falls dir eine Schule besonders gut gefällt kannst du dich auch direkt vorstellen und anfragen, ob sie Bedarf haben - falls dem so ist können sie de facto die Stelle für das berufsbegleitende Ref. auch auf dich zugeschnitten ausschreiben.

    Hast du Physik studiert (Diplom/Master)? Oder mindestens das 1. Staatsexamen mit dem Fach? In dem Fall hättest du dir auch in der gerade abgelaufenen Einstellungsrunde eine Planstelle in Teilzeit holen können.


    Ansonsten einfach in BeoV mit deinen Präferenzen eintragen, die Physikliste ist praktisch immer leer, da die Schulen jeden Kandidaten der dort erscheint sofort abgreifen.

    Über einen Kollegen bin ich auf folgende Meldung gekommen:


    http://www.volksstimme.de/nach…esst-Lehrer-stoehnen.html


    offenbar hat man den Schülern ähnliche Aufgaben gestellt, die man in Sachsen und Bayern lösen muss - was den Punkteschnitt deutlich reduzierte.



    Ich möchte hier auch keine Diskussion über die Senkung von Leistungsanforderungen starten und Berlin ist hier sicher alles andere als ein Vorbild, aber folgendes Zitat und die dahinter liegende Einstellung gibt mir zu denken:


    "Ohne Nennung des Namens werden viele Pädagogen noch deutlicher. "Bei mir
    sind Schüler heulend aus der Prüfung gelaufen", berichtet die Lehrerin
    eines angesehenen Magdeburger Gymnasiums. Mancher habe von den 15
    möglichen Notenpunkten mit Mühe einen erreicht. "Viele Kollegen fragen
    sich, was das soll. Es geht doch um die allgemeine Hochschulreife, nicht
    jeder will Mathematiker werden", schimpft sie."



    hmm... und ich dachte bislang, dass die allgemeine Hochschulreife auch die Befähigung zum Studium mathelastiger Studiengänge bescheinigen soll - entgegen offenbar weit verbreiteter Annahmen in Sachsen-Anhalt zählt dazu nicht nur Mathematik, sondern auch alle Arten von Ingenieurswissenschaften, Physik und Informatik. Also Studiengänge, die nicht nur auf dem Lehrerarbeitsmarkt relativ gute Jobchancen bieten.

    Ich kann nur für die Situation in Berlin reden, wo es im deutschen Sprachraum gerade den größten Lehrermangel gibt:


    Erdkunde ist eine ganz schlechte Idee. Auch Geschichte und Sozialkunde.


    Man hat alle Lehrämter und Fächer prinzipiell für Quereinsteiger geöffnet, bis auf diese 3 Fächer, da man selbst in Zeiten größter Not einen klaren Überschuß in diesem Bereich hat. Zudem wird gerade Erkunde/Sozialkunde gern fachfremd erteilt - bei uns an der Schule (nur Sekundarstufe II) macht das praktische jeder fachfremd, vom Chemielehrer über Deutschlehrer bis zur Kunstlehrerin.


    Erdkunde solltest du also ganz aus der Fächerkombination streichen, fast niemand stellt dich dafür ein - das kostet nur Zeit, die du zum Bestehen von Informatik benötigst. Zumal du erst in einigen Jahren auf dem Markt bist und der aktuelle Mangel im Osten dann nicht mehr dermaßen prävalent ist.

    Prinzipiell kannst du dich beurlauben lassen, sofern deine Schule das mitmacht (ich gehe mal davon aus, dass du an einer staatlichen Schule bist). Die Schule kann bei der aktuellen Notlage in Berlin zwar eine Beurlaubung mit dem Verweis auf dienstliche Belange verwehren, du kannst aber angeben, dass du ersatzweise um eine Vertragsauflösung bittest - das dürfte zu einem Umdenken führen.


    Und ja, du kannst in der Zeit dann natürlich studieren oder als Angestellte auch in einem anderen Beruf theoretisch bis zu Vollzeit arbeiten (als Beamtin könntest du max. 8 Stunden arbeiten), nachdem du dies als Nebentätigkeit anzeigst. Da hast du als Angestellte einen Rechtsanspruch drauf und das geht die Personalstelle nach der vorherigen Anzeige auc gar nichts mehr an. Die Planstelle bleibt dir bei Beurlaubung erhalten.


    Es kann aber je nach neuer Tätigkeit steuerliche Komplikationen geben, die man vorher klären sollte.

    Nebentätigkeiten sind einer der wenigen Punkte, an denen man als Angestellter etwas mehr Freiraum hat - wobei der Unterschied in der Praxis denke ich nicht sonderlich groß ist.


    Bei Beamten müssen kommerzielle Nebentätigkeiten explizit genehmigt werden, wobei eine Genehmigung zu erteilen ist (Rechtsanspruch), sofern dem keine dienstlichen Belange entgegen stehen.


    Bei Angestellten müssen Nebentätigkeiten "nur" angezeigt werden (sie bedürfen keiner Genehmigung), und die Schule/KM muss Widerspruch einlegen, falls dienstliche Belange berührt sind. Läuft also auf das selbe hinaus.



    Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied - ein Beamter darf eine Nebentätigkeit auch bei Teilzeitarbeit und Beurlaubung nur in einem Umfang ausüben, als ob er/sie vollzeitbeschäftigt wäre (also max. ca. 8 Stunden), während ein Angestellter bei halben Deputat auch entsprechend mehr Stunden als Nebentätigkeit ausüben kann.




    Marie:
    Klassenfahrten zählen bei euch als Pflichtaufgabe? Bekommt ihr da zumindest die vollen Kosten erstattet, inklusive Kinderbetreuung bei Alleinerziehenden?

    Kein Mensch kann die konkrete Situation für Berlin in 4-5 Jahren vorhersagen. Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:


    gesucht werden auch in relevantem Umfang Englisch, Deutsch, Geschichte etc. - rein quantitativ auch mehr als Informatik oder Physik. Das Problem ist, dass es in diesen Fächern i.d.R. drastisch mehr Absolventen als mögliche Stellen gibt.


    Ansonsten hat man mit Lehramt Berufsschulen Wirtschaft/Englisch sicher klar bessere Chancen als mit Lehramt Gymnasium Deutsch/Geschichte, es ist aber keine Planstellengarantie wie eine Physik+X Kombination. Berlin an sich dürfte dabei noch das Bundesland sein, in dem man am ehesten eine Stelle findet, da hier die Pensionsierungswelle noch ein paar Jahre andauert und das Land nicht verbeamtet.

    Du kannst im Grunde innerhalb von 30 minuten die Regeln für die dich interessierenden Bundesländer ergooglen. Kurzfassung von ein paar wesentlichen Punkten:


    - das Diplom(FH) wird dir am meisten Probleme bereiten, je nach Land brauchst du in der Regel ein Uni-Diplom oder einen neuen Master (FH) - Diplom (FH) sind nicht gleich gestellt


    - es gibt 2 Arten des Quereinstiegs - Einstieg in das grundständige Referendariat mit recht verhaltener Bezahlung und das berufsbegleitende Referendariat, mit einer Bezahlung mit der man auch seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, falls man ein paar Ausgabenposten hat


    - mit Hessen wird es im Augenblick schwer - denk realistisch eher an Niedersachsen, Brandenburg, Berlin (hier aber ohne Verbeamtung)

    Mal ganz gemein ausgedrückt:



    Die Sommerferien beginnen - was hat das mit Urlaub zu tun? Du bist im System Schule und hast der Theorie nach eine 39-41 Stundenwoche und der Theorie nach ca. 30 Urlaubstage.


    Die Rolle der Ferien ist richterlich nicht geklärt (Home-Office für die Schule? Ausgleich von de-facto Mehrarbeit?), ebenso sind die Arbeitszeiten von Lehrern nicht explizit geklärt (nur die Deputate sind quantifiziert). Du musst aber deine 30 Urlaubstage innerhalb der 60-65 Ferientage nehmen.



    Mein Vorschlag: warte bis deine Erkrankung geheilt ist und gehe dann in den Urlaub - es sei denn, du hattest vor deinen Jahresurlaub in den Sommerferien abzufeiern und dafür die anderen Ferien durchzuarbeiten. Aber auch dann wird man dir nahelegen, den entgangen Urlaub in den Herbstferien abzufeiern.

    Hey, die Streiks in Berlin waren überaus gut besucht - bis zu 3.000 Lehrer, was für ein kleines Land wie Berlin eine Menge ist und nicht nur GEW-Mitglieder. Da gab und gibt es auch Aktionen an den Schulen. Beim nächsten Streik wäre ich auch sicher dabei.


    Was mich persönliche bislang von einem Eintritt abgehalten hat, ist aber die blauäugige Forderung nach Ganztagsschulen (Inklusion trifft meine Schule zum Glück nicht direkt).


    Und ja, auch andere Gewerkschaften haben allgemeinpolitische Forderungen - das Problem bei Bildungspolitischen Forderungen von Bildungsverbänden ist aber, dass sie unmittelbar in das Arbeitsumfeld der Lehrer eingreifen.



    Verdi z.B. geht es bei Statements zu Gesundheitsreformen eben darum, dass sich die Arbeitsbedingungen des Krankenhauspersonals nicht verschlechtern, statt darum die Rundum-Versorgung der Patienten zu verbessern. Eigenständige Forderungen das Patientenwohl zu verbessern sucht man da mit der Lupe. Auch von der Bahngewerkschaft ist mir nicht bekannt, dass diese sich für Reformen bei der Passagierpolitik einsetzen ("Lieber Bahnvorstand, wäre es nicht schön, falls man den Reisenden die Koffer ins Abteil trägt?").

    meike:



    ich denke niemand kritisiert gewerkschafliche Aktivitäten, sofern sie sich um die Kernaufgaben drehen - d.h. Vertretung der unmittelbaren Arbeiterinteressen in Bezug auf Lohnpolitik und Arbeitszeit gegenüber dem Arbeitgeber. Gerade in Berlin tut sich die GEW hier sehr positiv hervor, indem sie die Streiks der angestellten Lehrer organisiert und sich vehement gegen die Schlechterstellung im Vergleich zu Beamten stellt.



    Problematisch bei GEW und VBE ist dagegen, dass sie auch rein bildungspolitische Ziele verfolgen, die geeignet sind den eigenen Mitgliedern in Bezug auf Arbeitszeit und Gehalt zu schaden - das sollte eigentlich ein absolutes No-Go für eine Gewerkschaft sein. Und das ist bei den beiden Verbänden auch kein kleines Nebengeschäft sondern ein wesentliches Element von deren öffentlicher Wahrnehmung. Man kann natürlich anregen, dass es schön wäre bestimmte politische Dinge zu tun (gegen Krieg etc.) - sofern es aber direkte Auswirkungen auf die Arbeit der eigenen Klientel hat, muss von Anfang an ganz zentral sicher stellen, dass keine Verschlechterung der Situation durch die eigenen Forderungen eintritt. Andernfalls muss man von diesen Forderungen Abstand nehmen.



    Und ja, es gibt sicher sehr viele Lehrer, die lieber keine Ganztagsschule oder Inklusion hätten ("Stillstand", falls man so möchte), als eine, welche sie mit ihren eigenen Stundenlöhnen bezahlen müssen.


    Es gibt natürlich auch jene, bei denen man mit "Denkt doch an die lieben Kinder!" und "Wenn die Kleinen am Ende der Woche auch nur einmal Lächeln, ist das bereits Lohn genug." alle Bedenken wegwischen kann. Das sind dann aber Kollegen, die man vor der eigenen Selbstausbeutung und Burnout schützen muss.

    Es gibt hier noch eine andere Ebene:



    (gebundene) Ganztagsschulen kosten dem Staat mehr Geld - sei es durch Räumlichkeiten oder zusätzliche Betreuung. Sofern eine einzelne zusätzliche Schule hinzukommt, dürfte der Einfluß auf den Landeshaushalt vernachlässigbar sein.


    Je mehr Schulen sich dafür entscheiden - oder falls es gar eine Pflicht gibt alle Schulen in den Ganztag einzubinden - desto größer ist aber am Ende der Druck auf den Landeshaushalt. Und da es am Ende nicht mehr Geld geben wird, muss man an anderer Stelle sparen. Und wo könnte das sein... :gruebel:


    ...*in-meiner-Erinnerung-rumkram*...


    ... :idee: Ah, ich habs gefunden...


    man wird bei den Lehrern sparen. Sei es - verdeckt oder offen - mehr Arbeitszeit, Nullrunden bei den Gehältern, Streichung von Altersmäßigungen etc. ...



    Und jetzt schreibt bitte niemand "Aber Nein! Die Politiker würden so etwas niemals machen! Die wollen doch auch die Ganztagsschule!"

    Laut KMK-Statistik:


    http://www.kmk.org/fileadmin/p…/Dok_201_LEB_LEA_2013.pdf


    sieht es die nächsten Jahr an der Grundschule noch ganz gut aus, insbesondere falls man bereit ist in den Osten (inklusive Berlin) zu gehen.



    Richtig miserabel sieht es dagegen auf dem Markt für Sek.II/Gymnasium aus, wo rein rechnerisch bereits heute ca. die Hälfte der Absolventen prinzipiell keine Stelle finden kann und in Zukunft trifft es dann die große Mehrheit.


    Ernsthaft - sofern sich das Studienverhalten nicht ändert, werden zukünftig ca. 2/3 der Gymnasial-Referendare nie eine feste Stelle im Schuldienst bekommen können.

    Ich denke am Ende läuft es auf die einfache Entscheidung hinaus:


    Pro Inklusion, auch wenn sie ganz klar deutlich unter ausgestattet ist - oder in dem Fall lieber gar keine Inklusion?


    (ausgenommen Rollstuhlfahrer u.ä., die dem Unterricht folgen können und nicht "stören")



    Falls man lieber keine Inklusion gehabt hätte, als eine schlechte, hätte man das von Anfang an genau so kommunizieren müssen:


    "Wir wollen die Inklusion und sie WIRD viel kosten! Liebe Bildungsminister, wir werden euch hier nicht davon kommen lassen. Wir fordern die Inklusion und wir fordern bereits jetzt (2009/2010) Zusagen, dass die Länder die Ressourcen äquivalent zu den bereits existierenden erfolgreichen Schulversuchen bereit stellen."



    So liest es sich eher, dass man auch lieber eine schlecht ausgestattete als keine Inklusion wollte (zumindest die Traumtänzer in den Verbandsvorständen).


    Und die hat man jetzt.



    Also war es entweder Vorsatz - billigende Inkaufnahme der jetzigen Lage - oder Unfähigkeit. In beiden Fällen haben die Funktionäre nichts auf ihren Posten verloren.



    Ich bin im übrigen, falls das nicht klar sein sollte, ein Fan der gewerkschaftlichen Idee. Nur sollen die sich aber gerade auch auf der Führungsebene zu förderst mit Verstand für die Belange der Arbeiter einsetzen. Die Aufrechterhaltung der Arbeitskraft und Gewährleistung von Arbeitsbedingungen die einen erfolgreichen Arbeitseinsatz ermöglichen hat hier klare Priorität vor anderweitigen politischen Interessen (insbesondere sofern letztere geeignet sind diesen beiden Punkten direkt zu Schaden).

    meike:


    da du gerade von selbst :whistling: die GEW ansprichst - ja, diese ist mittlerweile aufgewacht. In deinen Links klingt es ja z.T. auch bereits so, als ob die Inklusion den Lehrern gegen den Willen der Verbände aufgedrückt wurde.



    Ich erinnere aber z.B. an den offiziellen Beschluß des Gewerkschaftstages 2009 in Nürnberg (da geht es auch nicht um Einzelmeinungen von Zeitungsredakteuren, sondern die durch die Funktionäre propagierte offizielle Position der GEW - auch wenn die Basis das anders sieht):


    http://www.gew.de/Binaries/Bin…W_Beschluss_BRK_FLyer.pdf



    Ohne große Not hat die GEW (zur Fairnis - auch andere Lehrerorganisationen) unter dem Titel "Die GEW fordert die Umsetzung der UN-Konvention für die Rechte behinderter Menschen in allen Bildungseinrichtungen." offensiv Druck auf die Politik ausgeübt, um möglichst schnell die Inklusion einzuführen. Und nein, das man in Unterpunkt 3 auch mal ganz allgemein die Ressourcen anspricht ist kein Ausdruck von Opposition oder einer skeptischen Position gegenüber der Umsetzung gegenüber der Politik.


    Ich kritisiere nicht das Ziel der Inklusion, so es gut umgesetzt ist.


    Ich kritisiere aber die Naivität und Gottvertrauen vieler LehrerInnen gegenüber der Politik, die offenbar herrschte als man letztere unter Druck setzte die Inklusion schnell einzuführen - gerade in den Verbandsspitzen (das im Bedarfsfall praktisch jeder Sozialkunde/politische Weltkunde fachfremd unterrichten darf ist da fast erschreckend). Entweder das, oder die Verbandsspitzen haben billigend auch eine klar unter ausgestattete Inklusion akzeptiert, um das heere ideologische Ziel umzusetzen - zu Lasten der eigenen Mitglieder, bei denen jetzt das große Erwachen erfolgt.


    Auch die Lernfähigkeit scheint ausgerechnet bei Lehrern nicht gerade ausgeprägt zu sein, da sich gerade das alles bei der Ganztagsschule wiederholt ("Ach, die werden doch nicht einfach Deputate erhöhen/Lohnanpassungen aussetzen um die pädagogisch wertvolle Ganztagsschule umzusetzen. Und so schlimm kann es doch gar nicht sein".) . Und am Ende haben wir dänische Verhältnisse. X(

    Es lebe der real existierende Sozialismus Inklusion!



    Unglaublich, dass einige Lehrerverbände - die Arbeitnehmervertretung der Lehrer - die Einführung der Inklusion jahrelang aktiv und energisch voran getrieben haben.

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