Der Großteil unserer sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Errungenschaften wurden nur durch Streiks - und ihre politischen Folgen - erkämpft. Nicht nur hier, sondern fast überall auf der Welt, selbst in den USA.
Die 5-Tage-40-Stunden-Woche wurde in den 60/70er Jahren erstreikt, respektive mit der Drohung von Streiks in den Tarifverhandlungen.
Ein Großteil der Gehaltserhöhungen in der BRD seit 1949 sind oft nur durch tatsächliche Streiks erreicht worden.
Und auch Bismarcks Sozialgesetzgebung erfolgte nicht aus Nächstenliebe, sondern um den Arbeiterunruhen Heer zu werden.
Diese Ergebnisse nenne ich im Vergleich zum Mitteleinsatz ziemlich effektiv. Sofern man sich stumm und unsichtbar alles gefallen lässt macht der (oberste) Boß was ihm gefällt. Das sieht man besten an den desolaten Arbeitsbedingungen in den Branchen mit geringem gewerkschaftlichen Organisationsgrad. Nur wenn man sich offen hörbar macht und der Boß Widerstand spürt, bewegt er sich. Jeder der anderer Ansicht ist und auf Lohnerhöhung aus "Anstand" des Boß hofft zeigt einen sehr kurzsichtigen geistigen historischen Horizont und belügt sich selbst - gerade in der heutigen Zeit.
P.S.
falls der Druck der Lehrer so gering wäre, hätte der Berliner Finanzsenator vor 1-2 Jahren sicher nicht versucht (erfolglos) die Streiks gerichtlich verbieten zu lassen
P.P.S.
das Streikrecht und die Rolle von Gewerkschaften als Tarifpartner war eine der zentralen Ziele der Revolution 1919; wer dies gering schätzt hat später keinen, aber auch überaupt keinen, Grund sich über Willkür der Arbeitgeber und Verschlechterung von Sozialstandards - hin zur schlechten alten Zeit - zu beklagen
P.P.P.S.
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie es den relativ ungebildeteren "Arbeitern" heute und früher leichter fällt, für ihre Rechte zu kämpfen und dem Boß die Stirn zu bieten, als dem studierten Personal - dass sich heute i.d.R. auch nur im selben Abhängigkeitsverhältnis befindet, aber zur Selbstausbeutung tendiert (da nimmt man dem Boß gleich noch die Arbeit ab)