Also, meine Einschätzung nach fast einem Jahr als Berliner Quereinsteiger mit voller Stelle:
das Referendariat - also die Lehrproben, Modulprüfungen und Seminar - sehe ich nicht als die große Belastung an, als die man es darstellt. Sofern man psychisch gefestigt ist und Kritik rein auf Sachebene annimmt ist der Stressfaktor eher sekundär. Zeitlich sind die 7 Stunden Ermäßigung nicht ganz ausreichend, da gerade die Vorbereitung von Lehrproben Zeit verschlingen kann. Dafür muss man i.d.R. für die Seminare selbst nicht viel Vorbereiten, so dass man die Stunden 1:1 verrechnen kann. Sofern man beachtet, dass man alternativ zusätzlicher Unterricht vorbereitet werden müsste, Konferenzen abgehalten und Klausuren korrigiert werden müssten, spare ich bzgl. der reinen Seminarzeiten m.E. sogar Aufwand. Zudem haben Quereinsteiger ihre Stelle selbst dann sicher, sofern sie erst im 2. Anlauf mit 4 bestehen. Das sollte selbstverständlich kein Punktziel sein, nimmt aber gehörig Druck von den Schultern.
Die eigentlichen Knackpunkte sind die Schulform/Klassen und insbesondere die Unterrichtsvorbereitung. In Vollzeit muss deine Schwester sofort und unter Umständen ohne Vorlauf 19 Stunden eigenständigen Unterricht ohne Anleitung und mit wenig Betreuung halten. Und lernen sollen die Schüler dabei auch noch etwas. Das ist eine erhebliche Belastung, die ich nur Dank einer Reihe von Parallelklassen einigermaßen bewältigen kann. Gerade die Vorbereitung nimmt eine erhebliche Zeit in Anspruch - oft mehr als die eigentliche Stunde. Da wird sie im Vgl. zur FH zwangsläufig weniger perfektionistisch vorgehen müssen (gerade was Dinge wie Formatierung etc. angeht kann man ja unendlich Zeit für Kleinigkeiten investieren). Je nach Alter der Kinder sollte Sie entsprechend sofort auf Teilzeit gehen (was ich zum anstehenden Prüfungshalbjahr tue) und auch die Zuteilung vieler Parallelklassen aktiv einfordern. Selbst mit Parallelklassen reduziert sich die Vorbereitung ja selten auf Null beim 2. oder 3. mal.
Sofern sie tatsächlich ein Angebot eines Gymnasiums hat - Ok. Die Einstellung muss dann in der Regel aber über das zentrale Verfahren laufen. Je nach Angebot und Nachfrage ist eine Einstellung dort also nicht sicher und es besteht die Gefahr auf einer Sekundarschule zu landen. Sofern sie einigermaßen hemdsärmlig und mit "Hands-On"-Mentalität auftreten kann mag sie das als nicht so schlimm empfinden. Andernfalls können Disziplinlosigkeit und resultierende Lernschwäche der SuS sehr belastend sein.
Sie könnte auch versuchen eine attraktive Berufsschule anzuschreiben (parallel). Diese dürfen ihre Lehrerstellen direkt ausschreiben und gezielt aussuchen. Je nach dem Auftreten deiner Schwester und Ausrichtung des OSZ können die älteren Berufsschüler auch deutlich pflegeleichter sein.