Hallo!
Ich fänd es ganz hilfreich (für mich und vielleicht ja auch für die anderen Teilnehmer des Forums) zusammenzustellen, welche Sanktionen ihr bei Störungen verhängt. Dies gehört ja eigentlich zu unserem Handwerk. Nur: Vorbereitet wurde man darauf nicht. Ich zumindest nicht, ihr vielleicht, keine Ahnung...
Meine Vorbereitung im Referendariat in Sachen pädagogischen Nahkampf bestand aus einer Veranstaltung zum Thema „Umgang mit Störungen“ im Rahmen der einführenden pädagogischen Woche. Dort lernten wir 2 ½ Stunden lang das Senden von Ich-Botschaften. Konsequent angewandt, so der Leiter unseres Studienseminars, hat man keine Probleme mit Störungen mehr. Die anderen Tipps durch die Seminarleiter waren auch nicht besonders hilfreich für die Praxis: Natürlich provoziert schlecht vorbereiteter Unterricht Störungen (es sei denn, man ist ein Naturtalent), aber: Was hilft mir dieser Ratschlag im konkreten Fall?
Auch die Reaktion meiner Kollegen wirken auf mich oft unprofessionell: Unberechenbare Wutanfälle mit harten Strafen, schnell angesetzte Überraschungstests (ich kündige Tests lieber an und nutze sie als „Anreiz“ zur Wiederholung und als Feedback über Wissensstand und Unterricht), Rauswerfen, ...
GANZ SICHER BRAUCHBAR sind die Tipps in der pädagogischen Literatur, wo man lesen kann:
„Machen Sie sich bewußt, dass Sie als Lehrer immer einem Anteil an Störungen haben. Sie sind weniger Angriff als vielmehr Signale über guten bzw. weniger guten Unterricht. (aus: M. Böhmann und Kirsten Hoffmann: Kursbuch Berufeinstieg).
Habe ich kurz angelesen und sofort bei Amazon zum Verkauf eingestellt, da unbrauchbar, wie der meiste von Uni-Pädagogen ausgedachte SCHROTT.
Wesentlich brauchbarer fand ich vor kurzem den Rat in diesem Forum (ich glaube von Heike), wenn die Klasse kollektiv stört, auf sturen Frontalunterricht umzustellen und den Schülern klar zu machen: Ihr habt einen Anteil, welche Art Unterricht möglich ist. Ich denke, das ist ein sehr guter Tipp! Wird sofort ausprobiert.
Ich hab natürlich auch ein System, das mehr oder weniger gut funktioniert: Toleranz bei kleineren Störungen und solange es möglich ist: Deeskalation. Bei nicht zu tolerierenden Störungen einzelner Schüler gibt es zunächst eine Warnung (lasse ich in zu schweren Fällen weg), dann eine Aufgabe+Eintrag (ich führe eine Störungsliste). Bei drei Einträgen sezte ich mich mit den Eltern in Verbindung. Geht mir dagegen die ganze Klasse auf den Geist, habe ich folgendens etabliert: Ich gehe stumm an die Seitentafel, male eine Uhr und schaue auf meine Armbanduhr. Die SuS wissen dann: Jetzt stoppt er die Zeit bis es ruhig ist und lässt sie uns später nacharbeiten (ich sammele diese Zeit). Der Vorteil dieser Methode: Ich muss nicht erst rot anlaufen und mir Gehör verschaffen: Das Ganze ist ritualisiert und verläuft ohne große Aufregung, daher stressfreier für mich. Habe bisher ganz gute Erfahrungen damit gemacht, aber: Ich bin erst im Februar fertig geworden, also Anfänger, und unterrichte zur Zeit nur ein paar Stunden die Woche.
Da ich also die Zeit habe, mir Gedanken zu machen, wäre ich wirklich dankbar für euere Vorschläge zum Thema Störungen. Wie reagiert ihr auf welche Störungen? Was kann man noch machen? Womit habt ihr gute, womit schlechte Erfahrungen? Vielleicht können wir uns ja austauschen...
Danke für alle Vorschläge, brauchbare PRAXIS-Tipps,
Ralf<br>