Beiträge von Jule13

    Das halte ich für sehr fragwürdig! Zum einen haben wir auch am Gymnasium immer eine ganze Reihe Schüler, die nach der Mittelstufe die Schule mit Mittlerer Reife verlassen oder z.B. auf ein berufliches Gymnasium wechseln. Zum anderen ist es eine falsche Vorstellung, man könnte deutliche Defizite aus der Mittelstufe in der Oberstufe problemlos aufholen. Die Oberstufe setzt gerade das Wissen der Mittelstufe voraus und meiner Erfahrung nach ist es spätestens nach der E-Phase sehr schwer, parallel zur Masse an Lernstoff auch noch Altlasten aus der Mittelstufe aufzuarbeiten. Gerade in Zeiten des Landesabiturs stehen die Oberstufenkurse unter einem großen Druck, den Stoff "zu schaffen". Und nach dem Motto vorzugehen "Dann holen wir eben wieder auf, wenn die Inklusionsphase beendet ist." halte ich für unverantwortlich und nicht im Sinne der Kinder - und nebenbei eigentlich auch nicht im Sinne einer gelingenden Inklusion! Außerdem ist die intellektuelle Kluft zwischen dem, was die "Regelkinder" und die Inklusionskinder bearbeiten können und sollen am erheblichsten. Und ob es nicht auf Dauer massiv am Selbstbild eines Kindes nagt, wenn alle anderen z.B. einen Text intensiv interpretieren, während es selbst vll. nur ein Bild malen kann, das sich ansatzweise mit dem Thema befasst, oder einen Lückentext ausfüllt, ist auch dahingestellt.


    Als Lehrerin an einer inklusiven Gesamtschule, an der deutlich mehr als die Hälfte aller Schüler in die gymnasiale Oberstufe wechselt, kann ich Euch guten Gewissens beruhigen. Die Inklusionskinder bremsen die Regelkinder nicht aus. Im Gegenteil: Der Anteil an Regelschülern, die die Qualifikation für die Oberstufe erlangen, ist in den Inklusionsklassen tatsächlich meist höher als in den Regelklassen ohne I-Kinder. Die Voraussetzung ist natürlich eine entsprechende personelle Ausstattung.

    Eltern, die versuchen, ihr behindertes Kind mit der Brechstange an einer bestimmten Schule anzumelden, die sich dagegen wehrt, sollten bedenken, dass gelingende Inklusion ein Konzept braucht. Ein gut umgesetztes Konzept setzt die Akzeptanz und die Einsatzbereitschaft mindestens eines Teils der Lehrer-, Schüler- und Elternschaft voraus. Die Schüler, die mit dem behinderten Kind in eine Klasse gehen, müssen lernen, mit der Situation angemessen umzugehen. Dazu braucht es (Unterrichts-)Zeit, Fachpersonal und Eltern, die dieses soziale Ziel unterstützen.
    Wenn all das nicht gegeben ist, wird es dem behinderten Jungen an diesem Gymnasium auf Dauer nicht gut gehen.
    Den Versuch, hier einen Präzedenzfall zu schaffen, in allen Ehren, aber dieses Kind wird ganz klar das Opfer sein. Das würde ich meinem Kind nicht antun wollen.

    Unglaublich, was man sich in manchen Ministerien so vorstellt, zu was man als einzelner Lehrer mitten im Unterricht fähig sein soll. Aber wehe, man verletzt seine Aufsichtspflicht ...
    Wir haben in solchen Fällen Schulbegleiter, die sich umfassend um die Kinder kümmern, die alleine im Schulbetrieb nicht zurechtkommen.
    Das führt tatsächlich dazu, dass wir zum Teil zu vier Erwachsenen in einem Klassenraum sind. Und jeder hat alle Hände voll zu tun.

    Da wird Dir jeder, der halbwegs bei Verstand ist, zustimmen. Ohne Doppelbesetzung in wenigstens 80% der Unterrichtszeit bricht das System in sich zusammen. Wir kriegen das noch so gerade hin. Aber wir haben auch durchschnittlich 6 Förderkinder in einer Klasse.


    Sollen die Inklusionskinder - also insbesondere mit Lern- und Verhaltensförderbedarf - die gesamte Gymnasiallaufbahn bis zur 12./13. Klasse durchlaufen?


    Bei uns bleiben die Förderkinder, die keine Qualifikation für die Oberstufe bekommen, bis einschließlich Klasse 10. Unsere Förderlehrer kümmern sich ab ca. Anfang Klasse 8 um dem Kind entsprechende Anschlussmöglichkeiten (Ausbildung, Werkstatt, Wohngruppe usw.) und Planen den Übergang sehr sorgfältig.


    Persönliche Betroffenheit erhöht nicht den Überblick.


    Aber die Empathiefähigkeit.

    Zitat

    Systemischer Anreiz - warum sollten sie es nicht tun?


    Weil die meisten Eltern nicht so dumm sind, dass sie die Problematik nicht erkennen können.
    Den systemischen Anreiz sehe ich momentan auch noch nicht. Die Gymnasien, die ich kenne, wehren sich gerade mit Händen und Füßen gegen die Inklusion. Wer gibt schon gerne sein Kind in eine Schule, in der es so offensichtlich nicht erwünscht ist?


    Zitat

    Merkwürdigerweise reagieren sowohl Eltern aus auch manche Lehrkräfte stark irrational, wenn man sie dann befragt, ob sie persönlich:
    - von einem ehemaligen E/S-Schüler ärtzlich behandelt oder im Alter gepflegt werden wollen
    - von einem ehmaligen lernbehinderten SuS als Kfz-Meister (bzw. unter dessen Aufsicht) die Bremsen an ihrem Auto gewechselt bekommen wollen
    - von einem ehemals in den Sinnen eingeschränktem SuS als Busfahrer im Bus transportiert werden wollen
    Ausser Zynismus, Sarkasmus oder dem Versuch, auf soziale Sanktionen zurückzugreifen kommt dann nicht mehr viel.


    Das kommt auf den betreffenden Menschen und seine individuellen Fähigkeiten an. Ich bin mir sehr sicher, dass sich niemand von mir ein Haus bauen lassen sollte, wenn ihm sein Leben lieb ist.
    Wie kommst Du auf die Idee, ich meinte, alle Menschen könnten alles?
    Ich sagte nur, dass ich Eltern verstehen kann, die für ihr Kind die besten Zukunftchancen wollen.
    Dass das dazu führt, dass wir mehr I-Kinder bekommen als gut für unsere Schule ist, weil sich Eltern erfolgreich einklagen, kann ich den Eltern nicht vorwerfen. Ich würde als Mutter genauso handeln, wenn ich wüsste, dass die betreffende Schule meinem Kind bessere Bedingungen bieten kann als alle anderen.

    Zitat

    ... ihr Kind ort unterzubringen wo sie sich rein egoistisch für ihr Kind die besten Zukunftschancen versprechen ...


    Man sollte als Lehrer dazu in der Lage sein, sich in die Lage der Eltern hineinversetzen zu können. (Am besten gelingt das übrigens, wenn man selbst Kinder hat. ;) )
    Dass Eltern "ihr Kind dort unterbringen, wo sie sich ... für ihr Kind die besten Zukunftschancen versprechen" erscheint mir nicht egoistisch, sondern völlig natürlich. Sie sind als Eltern ihrem Kind gegenüber sogar dazu verpflichtet. Sie haben dagegen keine Verpflichtung dem System gegenüber.


    Was ich mir aber kaum vorstellen kann, ist, dass Eltern nun scharenweise ihre LB- oder ESE-Kinder am Gymnasium anmelden. Die Hoffnung der Eltern ist doch die, dass ihre Kinder aller Prognosen zum Trotz einen regulären Schulabschluss machen können. Weil Förderschulen in dem Ruf stehen, diese Chance eher zu verbauen als zu eröffnen (unabhängig davon, ob das tatsächlich stimmt), versuchen viele Eltern es eher mit Inklusion. Dass dieses Ziel an einem Gymnasium eher nicht zu erreichen ist, dürfte den meisten Eltern bewusst sein.


    Also packt den Untergang des Abendlandes mal wieder ein.

    Meine Schüler haben sich heute wortreich darüber beklagt, dass die Rückgabe einer Klassenarbeit bei Kollegen z.T. sehr lange dauert. Sie meinten, das müsse doch nicht so lange dauern, weil ich selbst die Klassenarbeiten meist noch in derselben Woche zurückgebe.
    Tja, leider vergleichen die Schüler da Äpfel mit Birnen. Ich habe nur 50% Korrekturklassen und durchaus nicht immer einen Stapel auf dem Schreibtisch liegen, die E/D-Kollegen z.B. aber schon, deren Korrekturaufwand natürlich oft die zeitliche Kapazität übersteigen muss. (Zumal diese Kombination ja auch gerne und oft als Klassenlehrer verwendet wird.) Der Mensch muss ja auch mal schlafen, ggf. Eltern sich um ihre Kinder kümmern usw.
    Also Vorsicht mit irgendwelchen Unterstellungen!

    Ja, aber das ist doch bescheuert. Inklusion muss nicht scheitern. Die Modellschulen zeigen seit Jahrzehnten wie es geht.
    Aber solange die Angehörigen der Landesregierungen lieber ihrer Legoleidenschaft in Natura frönen, wird für gute Inklusion kein geld übrig sein.
    (*Steht vom Stammtisch auf und geht.*)

    Was in kaum einem Artikel oder einer Dokumentation erwähnt wird, ist die Tatsache, dass die Kinder mit motorischen Einschränkungen gar nicht das Problem sind. Das sind oft sogar sehr engagierte, fleißige Schüler, die sich gut integrieren. Richtig schwierig und anstrengend wird es, wenn man Kinder mit ESE in großen Regelklassen hat. Die können mit ihrem Verhalten nämlich sowohl das Klassenklima ruinieren als auch den Unterricht dauerhaft zum Erliegen bringen. Weder dem Kind selbst (das ja ohne permanente Hilfe unter seinen Möglichkeiten bleibt, weil es sich selbst im Weg steht) noch allen anderen Beteiligten ist damit geholfen, dass für 3 bis 5 Stündchen ein Sonderpädagoge zum Coachen vorbeikommt. Ich erlebe auch, dass Schulbegleiter, die ja oft Bufdis oder FSJler sind, mit diesen Kindern nicht fertig werden. Hier muss ein Profi ran und zwar in möglichst vielen Unterrichtsstunden. Wir kommen an der regelmäßigen Doppelbesetzung Fachlehrer/Sonderpädagoge nicht vorbei. Alles andere MUSS scheitern.

    Aus meiner Erfahrung mit Jugend-Fahrrad-Freizeiten kann ich empfehlen: Kinder vorher genau einweisen: Hintereinander fahren, nicht den vorweg fahrenden Lehrer überholen, die Anweisungen genau befolgen usw.


    Und: Man sollte mindestens drei ortskundige Betreuungspersonen mitnehmen, von denen mindestens einer professionell und zügig Fahrräder reparieren kann, denn Pannen passieren auf jeden Fall. Einige Eltern werden das 2000 Euro-Hightech-Rad des Sprösslings nach Jahren aus der Garage ziehen und höchstens kurz gucken, ob das Licht funktioniert. Sattel zu niedrig, Kette nicht geölt, Bremsen nicht eingestellt, Lenker verzogen, Schaltung hakelig, Kind weiß auch gar nicht damit umzugehen und macht nach zwei km schlapp, weil es sonst immer chauffiert wird.


    Fazit: Kann Spaß machen, man sollte aber auf ALLES gefasst sein. ;)


    Wenn Gymnasial-Lehrer Inklusionskinder mt unterrichten sollen, warum sollen Sonderpädagogen dann nicht auch Nicht-Inklusionskinder mit unterrichten? Warum soll der eine nicht können, was der andere (per Dekret) können soll? Bezahlt werden sie schließlich gleich.


    Genau das haben sich meine Kollegen vor vielen, vielen Jahren auch gedacht und genauso wird es immer noch erfolgreich praktiziert. Beide Lehrer sind für alle Schüler da. Der Förderschullehrer ist auch immer Klassenlehrer, so dass niemand auf die Idee käme, ihn als "Hilfslehrer" zu betrachten. Wenn das Team gut funktioniert, ergänzen sich die Lehrkräfte.


    Aber weil wir in den I-Klassen fast immer mit zwei Lehrern und meist auch mit einem oder zwei Schulbegleitern unterwegs sind, ist das Konzept recht personalintensiv. Zahlt sich aber aus.

    Was mich an der ganzen Sache ärgert, ist, dass es ja Schulen gibt, die seit über 30 Jahren als Schulversuche zeigen, wie es geht. Sie haben ausgereifte, sehr gut funktionierende Konzepte, für die sie auch Preise bekommen haben. Und nun wird deren Expertise völlig ignoriert, weil die Konzepte eben Geld kosten, und im Schnellverfahren ein billiges, zum Scheitern verurteiltes "Konzept" flächendeckend eingeführt, das allen Beteiligten mehr schaden als nutzen wird. Und am Ende wird es von Seiten der Kritiker heißen: "Seht ihr, haben wir ja gleich gesagt, dass Inklusion nicht funktionieren kann".


    Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich deshalb ko**** möchte.

    Ilse2
    Genau so sehe ich das auch.


    Wobei ich Inklusion sehr befürworte – wenn sie denn richtig umgesetzt wird.
    Ein gutes Inklusionskonzept gibt es nicht zum Nulltarif. Frau Löhrmanns Aussage wird nicht wahrer, je öfter sie sie wiederholt.

    Inklusion und selektives Schulsystem passt nicht zusammen. Inklusion von Kindern mit LB ider GB an Gymnasien scheitert schon allein an deren Selbstverständnis.
    Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass Inklusion an Gymnasien auf kalten Wege schon stattfindet: Ich hatte an einem Gymnasium schon Kinder mit Wahrnehmungsstörungen, ESE u.ä. in den Klassen. Kinder, die an meiner Schule einen Schulbegleiter zu Seite gestellt bekämen. Aber weil nicht sein kann, was nicht sein darf, hat man das dort einfach ignoriert.

    Ich hatte letztes Jahr ein Exemplar mit Softcover und fand es zu teuer für die billige Bauart. Der Rücken hat die Seiten nicht lange gehalten. Der Druck der Seiten sah aus, als kämen sie aus meinem Heimdrucker. Und das für fast 20 EUR. Da bietet der herkömmliche FVLG-Standard-Kalender mehr fürs wenige Geld.

    Unser Lehrerzimmer hat 40 Plätze – für 130 Kollegen. Das geht. Man hat halt keinen festen Sitzplatz. Ich habe noch nicht erlebt, dass nicht alle einen Sitzplatz bekommen hätten, die da waren.


    In NDS wechseln sich die Themen immer so ab, dass das Thema der Q2 immer das Thema der Q1 ist.


    Das verstehe ich nicht.

    Zitat


    Ich stelle es mir nicht sooo super kompliziert vor, nachdem man einfach die Themenreihenfolge festgelegt hat (damit es eben für mögliche Sitzenbleiber eine Lösung gibt).


    Wie nun eben eine solche Lösung aussehen soll, kann ich mir gerade nicht vorstellen. Und auch nicht, wie man mit Themenänderungen für das Zentralabitur umgeht.

    Hat jemand von Euch mal einen jahrgangsübergreifenden Kurs Q1 und Q2 gegeben? Wie kann und muss ich mir das vorstellen? Darf ich die Jahrgangsthemen einfach abwechseln? (1 Jahr Curriculum Q1, 1 Jahr Q2, so dass alle Schüler in 2 Jahren alle Themen durchlaufen?)

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