Beiträge von Jule13

    Kommt auf das Fach an. Lass mal eine Physik- oder Technikfrau ausfallen. Vor einiger Zeit war auch Latein ein großes Problem. Inzwischen dürfte der Markt in NRW allerdings derartig gesättigt sein, dass man vermutlich für jedes Fach eine geeignete Vertretung findet, außer vielleicht für Informatik, was ja aber (Klischeealarm!) eher weniger Frauen unterrichten.

    Als Schulleiter schießt man sich ja immer irgendwie ins Knie, wenn man eine junge Frau einstellt, weil sie mit einiger Wahrscheinlichkeit nach der Verbeamtung über den richtigen Zeitpunkt einer Schwangerschaft nachdenkt. Und die Elternzeit nimmt ja doch noch immer größtenteils die Frau und nicht der Mann. Daher würde ich nicht davon ausgehen, dass eine Sekundarstufen-Schule unbedingt eine Frau einstellen möchte, wenn auch ein geeigneter männlicher Bewerber im Rennen ist. Wobei man beachten sollte, dass die Gleichstellungsbeauftragte der Schule da genau hinsehen wird.


    Wenn Du aber sicher gehen möchtest, dass Du mit offenen Armen empfangen wirst, bewirb Dich an einer Grundschule oder in einer Kita. Dort sind Männer wirklich Mangelware und werden ausdrücklich gewünscht.
    An den Gymnasien und Gesamtschulen würde ich schätzen, dass die Quoten halbwegs ausgeglichen sind.


    Insgesamt kannst Du davon ausgehen, dass Du auf dieser Welt nicht unterdrückt wirst. ;)

    Mir erscheint die Regelung tatsächlich weniger übel, als wir das erwartet haben. Aber 50% Doppelbesetzung bei nur 2 Förderkindern? Utopisch. 100% haben wir auch bei 6 Förderkindern in der I-Klasse nicht.
    Der genannte Stellenschlüssel ist sehr schwammig ausgedrückt und unsere zuständigen Stellen drücken sich um konkrete Aussagen, so dass die Doppelbesetzung die eigentliche Wundertüte in dem Konzept ist und wir de facto nicht wissen, was für Bedingungen im nächsten Schuljahr auf uns zukommen.

    Im Grunde genau das, was wir schon seit langem machen. Die alles bestimmende Stellschraube ist der Personalschlüssel. Mit annähernd kompletter Doppelbesetzung in den I-Klassen ist das mit guten Konzepten sehr gut machbar.
    Bloß frage ich mich, wie die Gymnasien verfahren wollen. Die können doch nicht ernsthaft auf ihrer Auslese bestehen und sich fünf ESE-Kinder in einer Klasse antun wollen. :staun:

    Tja, die einzige logische Konsequenz: Wenn die Inklusion flächendeckend umgesetzt werden soll und die Förderschulen geschlossen werden, spricht das gleichzeitig für die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems. Die Aussagen der Mutter bei Stern-TV kann man so interpretieren. Gymnasien, die nicht inkludieren (weil sie Differenzierung "nicht gewohnt" sind), haben keine Daseinsberechtigung mehr...


    Meine Rede. Aber ich bezweifle auch, dass wir das je erleben werden.

    Hier geht es zum Beitrag
    (ab min 10 bis ca min 32)


    Wenn ich das aber nun richtig verstanden habe, vergleichen sie in dem Beitrag Äpfel mit Birnen. Weil Inklusion an einer Sekundarschule funktioniert, muss sie auch an einem Gymnasium funktionieren. Das sind aber zwei Systeme, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sekundarschulen wie auch Gesamtschulen selektieren ja eben gar nicht. Alle Schulabschlüsse sind möglich, alle Niveaus sind in einer Klasse vereint und jeder arbeitet auf seinem Niveau. Am Gymnasium ist Differenzierung sehr viel weniger ausgeprägt. Die Lehrkräfte sind Differenzierung in diesem Umfang nicht gewohnt und die Klassen auch nicht. Da steht der geistig behinderte Schüler viel stärker am Rande. Zumal ja zur Inklusion auch - ich wiederhole mich vermutlich jetzt - ein KONZEPT braucht. Auch die Mitschüler brauchen eine Schulung und ständiges Coaching, um mit der Situation umzugehen. Hinter den interviewten Schülern in Thüringen verbirgt sich jahrelange pädagogische Arbeit. So selbstverständlich wie im Film gezeigt arbeiten sie nicht von selbst mit einem behinderten Mitschüler zusammen.
    Ich wiederhole mich noch einmal: Der arme Junge! Wenn die Eltern es schaffen, ihn am Wunschgymnasium unterzubringen, und er dort auf Lehrer trifft, die damit nicht umgehen können und wollen, und auf Mitschüler, denen niemand (weder Lehrer, die es nicht können, noch Eltern, die es vielleicht nicht wollen) beibringt, sich dem beeinträchtigten Mitschüler gegenüber angemessen zu verhalten, wird er untergehen.


    Hier ein schönes Beispiel: http://halbtagsblog.de/2013/09…lltagsprobleme/#more-5119

    Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt verbale Prügel beziehe: Den Artikel "Wo hat Marie nur ihre Socken" finde ich schon ziemlich grenzwertig. Da hat der junge Kollge den Lehrerberuf mit reiner Wissensvermittlung verwechselt und ist nun aufgewacht.

    Es kommt auf viele Faktoren an. Schulform, Ganz- oder Halbtag, Fächerkombination, Kollegium, Organisation der Schule, Klassenlehrer oder nicht, Eltern, Pensum an außerunterrichtlichen Tätigkeiten, eigene Organisationsfähigkeit, Berufsanfänger oder alter Hase usw.


    Insgesamt wird sich hier über mangelnde zeitliche und psychische Herausforderung niemand beklagen können.

    Zitat

    Deswegen meine Frage - ich kann mir das aber eigentlich nicht so richtig vorstellen, denn die Sache spielt für mich in einem ähnlichen Spielfeld wie die Unterscheidung zwischen "scheinbar" und "anscheinend".


    Den Unterschied beachtet doch anscheinend generell niemand mehr. (Oder doch nur scheinbar? :P )

    Zitat

    Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Stunde Klassenarbeit-Korrektur mit nem leckerem Tee auf dem Sofa nicht wirklich als volle Arbeitsstunde empfunden wird.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass Du Dich auf einen Shitstorm einstellen solltest ... ;)


    Chemie ist ein Mangelfach. Biologie nicht.
    Welches Lehramt schwebt Dir vor? Sek II oder Sek I? In manchen Bundesländern werden in der Sek I in einigen Schulformen Chemie, Physik und Biologie integriert als "Naturwissenschaften" unterrichtet. Da hättest Du dann wenig Chancen mit quasi nur einem Fach.


    Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Schule ist gewaltig. Du unterrichtest hier Schüler, nicht Fächer. Die wichtigste Frage, die Du Dir beantworten solltest, ist die nach Deiner Beziehung zu Kindern und Jugendlichen. An der Uni unterrichtest Du am Fach interessierte Stundenten. In der Schule unterrichtest Du Schüler, die an allem Möglichen interessiert sind, nur nicht an Schule. Und Du unterrichtest nicht nur, Du erziehst auch in hohem Maße.
    Wenn Du irgendwie kannst, mache ein Praktikum in einer Schule.


    Die Arbeitsbelastung ist vor allem in den ersten Jahren sehr, sehr hoch, weil man alles zum ersten Mal macht. Aber auch später bleibt sie hoch. Die Ferien bringen etwas Entspannung, aber meine sind bisher nie einfach nur Urlaub gewesen. Und ernsthaft: Korrekturen sind NICHT entspannend. In einer Zeitstunde korrigiere ich 2-3 Oberstufenklausuren, wenn ich mich sehr beeile. Bei zwei bis drei Kursen von durchschnittlich 25 Schülern und 4 Klausuren pro Schuljahr kannst Du den Korrekturaufwand mal hochrechnen. Dazu kämen mit Deinen Fächern noch Tests in den Sek I-Klassen.


    Verbeamtet bist Du eigentlich nicht mobil. Eine Versetzung ist nicht unter allen Umständen möglich und dauert möglicherweise Jahre.

    Geschenkt. Aber wie gesagt, wenn der ganz überwiegende Teil der weiterführenden Schulen einer Stadt oder eines Kreises Gymnasien sind, gleichzeitig aber alle Förderkinder ein Recht auf inklusive Beschulung haben, dann funktioniert es nicht. Dafür muss man nicht einmal Mathematiker sein, um das zu berechnen.


    (Im übrigen könnte auch mancher Gymnasiast mal Hauswirtschaft als Fach gebrauchen. Fahr mal mit 9. Klassen in ein Selbstversorgerhaus ... :rofl: )

    Mit Informatik wirst Du eher nicht arbeitslos sein. Damit könntest Du bei uns sofort nach den Ferien anfangen.
    Schüler machen Witze über Lehrer. Über die allermeisten. Irgendetwas finden sie. Logisch: Wenn sie sich in frontalen Phasen langweilen, gucken sie die Person, die da vortanzt, sehr genau an.
    Wer damit nicht leben oder mit einem geistreichen Spruch kontern kann, wird es sehr, sehr schwer haben.


    Was dasein muss:
    Ein Draht zu Jugendlichen. Überzeugung, das Richtige zu tun. Ein dickes Fell. Selbstbewusstsein. Durchsetzungsvermögen. Fachwissen. Den Rest kann man lernen.


    Eugenia : ich denke bei vielen intellektuell beeinträchtigen Kindern ist die Kluft zum Regelschulstoff so groß, dass es praktisch keinen Unterschied macht, ob man sie am Gymnasium oder der Realschule salopp formuliert "nebenbei Bilder ausmalen" oder den Zahlenraum bis erkunden 100 lässt- man korrigiere mich bitte, falls ich mich irre.


    Stimmt schon. Aber an einer Gesamtschule ist es normal, dass es im Unterricht Material in mehreren Schwierigkeitsstufen gibt, so dass die Förderkinder sich nicht anders behandelt fühlen als die übrigen Schüler. Außerdem gibt es an Gymnasien keine eher praktisch orientierten Fächer, die dazu da sind, Alltagskompetenzen zu vermitteln. Unsere Förderkinder profitieren sehr von den Fächern der Arbeitslehre: Hauswirtschaft, Technik, Wirtschaft. Dort wird nämlich vermittelt, was lt. neuester Pisastudie gerade nicht vorhanden sein soll: Umgang mit technischen Geräten des Alltags, Umgang mit Geld, Planung von Haushaltsausgaben, Kochen, Putzen, Waschen, ein Fahrrad reparieren, mit verschiedenen Werkstoffen arbeiten.
    Das alles geht am Gymnasium nicht. Die meisten Gymnasien haben keine Schulküchen oder Technikräume.
    Ich bleibe dabei: Dreigliedriges Schulsystem und Inklusion geht nicht zusammen, es sei denn man definiert Inklusion als billige Verwahrmaßnahme für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche.
    In meiner Stadt stellt uns das vor das Problem, dass die inklusiven Schulen sich vor Anmeldungen von Förderkindern nicht mehr retten können, weil der allergrößte Teil der weiterführenden Schulen eben Gymnasien sind. Darüber hat entweder niemand nachgedacht, oder man hat monetäre bzw. ideologische Scheuklappen aufgehabt.
    (Von der geplanten personellen Ausstattung rede ich mal gar nicht erst.)

    Ich bin gerne Lehrerin, weil


    ich etwas bewirken möchte; weil ich täglich sehe, wofür ich arbeite.
    Weil ich gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammen bin, ihnen gerne beim Wachsen und bei ihrer Entwicklung zusehe und, ja, auch gerne Einfluss darauf nehme.
    Weil jeder Tag anders und oft anders als geplant verläuft. Weil ich täglich vielen verschiedenen Menschen begegne.
    Aber auch, weil ich ein tolles, hilfsbereites, vielfältiges Kollegium habe, in dem viel Austausch stattfindet. Weil ich trotzdem selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten kann.

    Und so viel ich weiss, ist das Ziel der Inklusion ein Schulabschluss [...]


    Das ist so pauschal nicht richtig. Tatsächlich wird versucht, möglichst vielen I-Schülern einen Regelschulabschluss zu ermöglichen, und tatsächlich klappt das bei einigen LB-Kindern, deren Progose zunächst düster war. Aber die allermeisten GE-Kind werden nicht dahin kommen, da kann man fördern wie man will. Und trotzdem beschulen wir sie inklusiv. Das wäre ja sonst auch wieder eine Art von Selektion, wenn man danach geht, bei welchem I-Kind sich Inklusion "lohnt".

Werbung