Beiträge von Jule13


    Aber seien wir einmal ehrlich: Unser Beruf entwickelt sich langsam aber sicher zum Teilzeitjob für Frauen gut verdienender Ehemänner. Da wird dann halt reduziert, wenn einem alles zu viel wird. Auf's Geld kommt es dann oft nicht an. Dann sind dann übrigens oft dieselben, die das Unterrichtsmaterial in großem Stil aus eigener Tasche bezahlen und die Schüler mit selbst gebackenem Kuchen und ähnlichem versorgen. "Leuchtende Kinderaugen" sind wohl wichtiger als ein Beruf, der für Vollzeitarbeit auch fair (also voll) bezahlt wird.


    Das habe ich von Dir so ähnlich schon einmal gelesen. Ich weiß ja nicht, was für ein besonderes Kollegium Du hast, aber mir fallen von über 140 KollegInnen gerade keine ein, die auf dieses Profil passen.

    Eure Beiträge sind für mich sehr interessant. Meine Spanisch- und Französisch-Kollegen klagen auch bitter über nachlassende Schülerleistungen. Ich hielt das für ein Gesamtschulphänomen, siehe oben den Beitrag von Eugenia:

    Zitat

    Und nebenbei ist die 2. Fremdsprache für viele Schüler eine Herausforderung - mein alter Französischlehrer sagte immer, daran, ob ein Schüler in der Lage ist, noch eine 2. FS zu bewältigen, zeigt sich auch die gymnasiale Eignung.


    Da Ihr das aber auch über das Gymnasium so berichtet, scheint das Problem doch verbreiteter zu sein als ich dachte. Muss ich bei Gelegenheit mal meinen Kollegen berichten.
    In Latein habe ich das Problem bisher auf den L8-Lehrgang zurückgeführt, der ja in weniger Stunden das gleiche Latinum hervorbringen soll wie L6 oder gar L5 und das an der Gesamtschule auch noch oftmals nicht als 3., sondern als 2. Fremdsprache.

    Eben habe ich im Einschulungsgespräch an einer inklusiven Modellschule erfahren, dass man vor zwei Jahren meinen Sohn hätte aufnehmen können, weil man durchgehend Doppelbesetzung gehabt habe. Nun aber, nach dem neuen SchräG in NRW, sei die Doppelbesetzung nicht mehr möglich, so dass es dieser Schule, die seit ÜBER 30 JAHREN inklusiv arbeitet, nun nicht mehr möglich ist, meinen Sohn angemessen zu beschulen.
    Mein Fazit: Frau Löhrmanns Inklusion schließt nicht ein, sondern aus. Was vorher möglich war, geht jetzt nicht mehr. Mein Sohn wird eine Förderschule besuchen müssen - wobei es für seine Behinderungsart keine passende Förderschule gibt.


    Wie, bitte, stellt Frau Löhrmann sich nun vor, soll ich meinen Sohn beschulen lassen?

    Natürlich nicht.
    Ich hatte Aktenklammers Posting bloß so aufgefasst, dass der Schüler Gefahr liefe, ohne Abschluss die Schule zu verlassen, vermutlich weil ich mit solchen Fällen konfrontiert bin und wir uns um einen Schüler mit Schulabschluss eben weniger Sorgen machen würden, solange wir eine berufliche Perspektive für ihn sehen.


    Im übrigen ist die gymnasiale Oberstufe nicht der einzige Weg zum Abitur. Manche Schüler sind in einem alternativen Bildungsweg einfach besser aufgehoben.

    aber eine pädagogische Ausbildung sehe ich nicht als zwingende Voraussetzung an um sich mit Kindern unter drei Jahren der auch mit Kindergartenkindern zu beschäftigen.


    :rofl: Ich nehme an, Du bist nie in die Situation gekommen, einen Kindergeburtstag mit Kleinkindern zu feiern? Danach wusste ich, was Erzieher/innen leisten!


    Darüber hinaus habe ich nun inzwischen eine sehr schlechte und eine sehr gute Kita kennengelernt. GUT wird das nur dann gemacht, wenn das Personal hochprofessionell arbeitet.

    Ich hatte mit der Umfrage ähnliche Probleme wie meine Vorredner.
    Ich vermisse bei den meisten dieser Umfragen eine Frage wie "Unter welchen Umständen kann in Ihrer Meinung nach Inklusion gelingen?" oder "Welche Ausstatung ist Ihrer Meinung nach für gelingende Inklusion nötig?"
    Ich arbeite sehr gerne in inklusiven Klassen. Aber nicht dauerhaft ohne Doppelbesetzung mit Förderschullehrer (auch nicht dauerhaft "nur" Doppelbesetzung Fachlehrer und Fachlehrer fachfremd), nicht mit 30 Regel- plus 5 I-Kindern und auch nicht mit 20 Regel- plus 5 ESE-Kindern und auch nicht ohne verbindliches Inklusionskonzept.


    Aber hier muss ich Elternschreck ausnahmsweise einmal Recht geben: DAS will keiner hören. Das gibt es eben nicht kostensparend.

    Das betrifft das Dilemma, dass man via differenziertem Unterricht alle Schüler auf zentrale standardisierte Prüfungen vorbereiten soll.
    In der Sek II differenziere ich daher auch weit weniger, weil ich es nicht verantworten mag, dass ein Prüfling von mir nicht hinreichend auf die Abiturprüfungen vorbereitet worden ist.
    Im Falle eklatanter Lücken könnte man einen Förderplan erstellen. (Das geht aus Kapazitätsgründen aber nur in Einzelfällen.)

    Zitat

    1) Muss ich für jede Stunde verschiedene Aufgaben oder Hilfekarten entwerfen? Wie soll das bei Schulbüchern, die konzeptionell wenig Hilfe geben, rein zeitlich möglich sein? Macht das jemand von Euch in seinem Unterrichtsalltag?


    Kommt auf die Lerngruppe und das soziale Setting an. Es gibt (an der Gesamtschule zumindest) inklusive Klassen, in denen man immer differenzieren muss, weil die kognitiven Fähigkeiten der Schüler sehr, sehr unterschiedlich sind. In vielen Lerngruppen reicht aber auch ein Helfersystem oder gut eingespielte Tischgruppen.


    Zitat

    2) Wie kann ich SuS fördern, die sich nicht selbstorganisieren können (z. B. wenn sie die Aufgabe nicht begreifen, fragen sie ihren Sitzpartner nicht einmal, sondern arbeiten im Unterricht GAR nicht) bzw. in der 6. Klasse nicht einmal die leichtesten Aufgaben bearbeiten können/wollen (male die Karte so aus, wie die Karte im Buch)? Kann meine angestrebte Förderung da auch nur ein Angebot bleiben? Den Lehrer trifft doch nicht jedes Mal die Schuld am gescheiterten Lernerfolg einzelner SuS?


    Hier sind Hilfekarten angebracht, die die Schüler benutzen, wenn sie nicht weiterkommen. Oder die betreffenden Schüler bekommen eine andere Aufgabenstruktur. Oder es gibt ein Helfersystem.


    Zitat

    3) Muss/kann individuelle Förderung (so wie oben skizziert) auch nur periodisch stattfinden oder tatsächlich in jeder Stunde?


    s.o.


    Zitat

    4) Was mache ich mit SuS, die im kooperativen Dreischritt EA-PA-Plenum (ist das nicht auch individuelle Förderung?) permanent in der EA zu keinen Ergebnissen kommen?


    Dann arbeiten die betreffenden Schüler nicht in EA, oder bearbeiten Aufgaben, die sie in EA bewältigen können.


    Es gibt nicht DEN Weg. Es kommt sehr auf die Lerngruppe und die einzelnen Schüler an. Ich erlebe Situationen, in denen ich es nicht schaffe, alle Schüler ideal mitzunehmen. Aber man sollte sich immer bemühen, diese Situationen so selten wie möglich eintreten zu lassen.

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