Beiträge von Jule13

    Meine Kinder sind 6 und 7. Ich habe die letzten 5 Jahre Vollzeit gearbeitet und gebe unverwunden zu: Ich kann nicht mehr. Mein Akku ist leer.
    Zum nächsten Schuljahr reduziere ich auf 2/3 und hoffe, mir dadurch den Burnout zu ersparen.

    Ein fundiertes Fachwissen beschleunigt die Unterrichtsvorbereitung enorm. Es hilft auch dabei, eine Reihe sinnvoll zu strukturieren.
    Das merke ich allein bei mir schon daran, dass ich zwei von drei Fächern wesentlich fundierter studiert habe, und das auch die Fächer sind, bei denen mir die Unterrichtsvorbereitung (und auch die Improvisation, sofern mal nötig) sehr viel leichter von der Hand geht.


    (Mag sein, dass einem das u.U. auch im Wege stehen kann, weil man die Probleme von Schülern nicht nachvollziehen kann, weil man sie selbst nicht hatte. Das trifft aber wohl nicht auf alle Fächer zu.)

    Ein Kollege, der ein sehr gesuchtes MINT-Fach und Geschichte als Kombination hat, sagte neulich einmal, er sei nicht wegen, sondern trotz Geschichte eingestellt worden. :P


    Geschichte kann durchaus ein Einstellungskiller sein. Wenn Du Dich deswegen auch noch zum Latinum quälen musst, überlege es Dir gut. Wie wäre es denn mit Chemie/SoWi?

    Zitat

    In NRW ist es für die Primarstufe und Sekundarstufe I eindeutig geregelt: Hausaufgaben werden nicht benotet (BASS 12-63 Nr. 3)

    Warum wird das immer so (bewusst?) missverstanden?
    Die Regelung besagt, dass ich keine Hausaufgabe einsammeln und eine Note drunterschreiben darf. Denn die Hausaufgabe könnte ja auch die große Schwester erledigt haben, was ja nicht nachprüfbar ist.
    Wenn aber ein Schüler keine Hausaufgaben macht, ist das in einem Bereich der SoMi eine nichterbrachte Leistung. Das kann ich sehr wohl in die SoMi-Note einfließen lassen.


    Aber wir reden hier von der Sek. II.

    Das Problem daran ist, dass in der Uni offenbar auch keiner aussortiert.
    Da hingen vor Bologna hunderte Studenten vor dem Flaschenhals der Zwischenprüfung, ohne sich jemals anzumelden. Und keiner fühlte sich dazu berufen, mit den Betreffenden Klartext zu reden.
    Jetzt mit B.A./M.A. scheint es keinen Flaschenhals mehr zu geben, sonst hätten wir nicht immer wieder das Problem, dass bei uns Referendare und Praktikanten im Masterstudiengang in Fremdsprachen Unterrichtsversuche machen, bei denen sich zeigt, dass ihre Sprachkenntnisse für den Schulunterricht nicht ausreichen. Die sind dann oftmals ganz überrascht, wenn man ihnen ihre Defizite aufzeigt, weil sie der Meinung sind, dass ihr B.A.- oder M.A.-Zeugnis ihnen doch bestätigt habe, dass sie hinreichende Kompetenzen erworben hätten. :staun:

    Das darf ich auch nicht.
    Aber oft ist es eben doch so, dass jemand, der seine Energie in Quatschen, Faxen machen u.a. steckt, auch keine Leistung erbringen kann. Wer nie Hausaufgaben macht, erbringt eben in einem Bereich ebenfalls keine Leistung.
    In meinen Lerngruppen käme es zu Aufständen, wenn ich denjenigen, die keine Leistung bringen, dieselben Noten gäbe wie denen, die sich Mühe machen und dementsprechend zu brauchbaren Ergebnissen kommen.


    Die Zeugnisnoten in die Haare schmieren kann man sich in D sowieso, da ja jedes Bundesland sein eigenes Bildungssüppchen kocht (und oft nicht gerade aus dem Bereich der Haute cuisine ...).

    @Ruhe
    Naja, das ist aber nicht an allen Schulen so. Bei uns schaffen auch sehr viele SuS die Quali. (Ohne dass wir die Noten frisieren! Bei uns verschaffen die ZAPs regelmäßig einigen Schülern die Quali, die sie vorher nicht bekommen hätten.)
    Aber wenn wir sehen, dass die Allgemeine Hochschulreife aussichtslos ist, dann beraten wir sehr intensiv und oft, wenn auch nicht immer, mit dem Erfolg, dass die betreffenden SuS sich in Richtung Berufskolleg umorientieren, wo sie mit dem Quali-Vermerk viel leichter einen Platz in einem begehrten Lehrgang finden und nicht an der Gedichtanalyseklausur scheitern müssen.
    Diejenigen, die dennoch bleiben, muss man dann eben auch schon einmal zu ihrem Glück zwingen. ;)


    Das hat bei uns zur Folge, dass nur sehr wenige SuS die Oberstufe abbrechen oder am Ende die Zulassung nicht bekommen. Aber sicherlich ist dieser Erfolg mit mehr Einsatz von unserer Seite erkauft, als das am Gymnasium der Fall ist.


    @Wollsocken
    Wer keine Leistung bringt, kann nicht mit befriedigenden Noten rechnen. Schlechte Noten sind keine Strafe, sondern - nach mehrfachen, deutlichen Warnungen - die Dokumentation schlechter Leistungen.
    (Ich bin im Kollegium und bei meinen Schülern warhhaftig nicht als Hardliner bekannt.)

    Schon richtig, dass alle SuS freiwillig in der Oberstufe sind. Aber was nützt es, wenn die Unmotivierten mit ihrer Arbeitshaltung den Kurs, und damit auch diejenigen ausbremsen und stören, die Leistung bringen wollen?
    Diesen Schlendrian kann man nicht einfach laufen lassen. Ganz so schnell wird man die Faulis ja eben doch nicht los. (Man reicht sie höchstens an den Kollegen der kommenden EF durch ...)

    Mit der Kritik an der Selbstoptimierung u.a. meinte ich auch in erster Linie die Umfrage. Aber eben auch einen Artikel in der aktuellen NDS. Mir ist einfach der Anteil an Interessenvertretung in den Publikationen zu niedrig. Darf ich das nicht äußern, ohne angegangen zu werden? Darf ich nicht einfach ein Mitglied mit Meinung sein? Dass das so wenig erwünscht ist, hätte ich nicht gedacht. Dabei bin ich weder ausfallend noch unfair oder beleidigend geworden. Schade.

    Zitat

    Warum fragst du es dich dann?

    Weil die eigentliche Arbeit der GEW-Personalräte nicht hinreichend dargelegt wird. Ich weiß einfach nicht, was aktuell so passiert.
    Ich kenne aber zwei Personalräte sehr gut, weil sie an meiner Schule arbeiten/gearbeitet haben, und habe volles Vertrauen in sie und ihre Fähigkeiten.


    Zitat

    Wie immer halt - selber machen ist der einzige Weg ...

    Mein Zeitproblem dürfte ich oben hinreichend dargestellt haben.


    Zitat

    Und Klassen zwischen 18 und 23 Schülern.

    Ja, aber das ist doch unrealistisch. Welche Kommune kann sich das denn leisten?
    Wir haben vor zwei Jahren mit Mühe die Reduzierung von 29 auf 28 SuS durchgesetzt.


    Ich bin ja überhaupt nicht gegen Selbstoptimierung. Aber das als DEN Schlüssel zur Problemlösung darzustellen ist schlicht unverschämt.

    Das kommt mir bekannt vor. Ganz so arg ist es aber bei uns nicht, da die meisten unserer Oberstufenschüler Eigengewächse sind. Aber klar haben auch wir SuS, die die Qualifikation nur ganz knapp bekommen haben oder aufgrund ihres Verhaltens nicht oberstufengeeignet sind (und sich die Sache trotz intensiver Beratungsgespräche nicht ausreden ließen).


    Meine Maßnahmen:
    - Ich übe in meinem Unterricht mit EF-Schülern regelmäßig, Textzusammenfassungen und -gliederungen zu schreiben. Erst wenn sie fit im AFB I sind, kann ich einen Schritt weitergehen.
    - Ich kontrolliere IMMER die Hausaufgaben BEI ALLEN. Bei zweimal nicht gemachten Hausaufgaben gibt es Punktabzug bei der Halbjahresnote. Bei häufigerem Nichterbringen entsprechend mehr.
    - Ich mache mir möglichst nach jeder Stunde Notizen mit Noten.
    - Unentschuldigte Fehlstunden werden mit "ungenügend" bewertet.
    - Ich notiere mir Verspätungen in Minuten. Sind 45 Minuten voll, trage ich eine unentschuldigte Fehlstunde ein.
    - Einzelarbeit ist sinnlos. Also lasse ich das im Unterricht sein. Partnerarbeit läuft besser, also warum nicht?
    - Ich schreibe immer an die Tafel, wann eine Arbeitsphase beendet ist, und bemesse die Zeit nicht zu großzügig.
    - Natürlich mache ich meine Kriterien transparent.
    - Ich gebe spätenstens zwei Wochen vor der Klausur Kompetenzlisten aus, damit die SuS wissen, worauf sie sich vorbereiten müssen.
    - Vor der allerersten Klausur lasse ich eine Probeklausur schreiben, damit den SuS die Anforderungen und das Format bekannt sind.


    Wir haben darüber hinaus feste Methodenmodule, in denen wir wiederholen, wie man mit Texten umgeht, wie man für Klausuren lernt, aber auch, was ein Halo-Effekt ist ...


    Mappenkontrollen habe ich bisher in der Oberstufe nicht durchgeführt. Sollte ich in einem Kurs aber feststellen, dass sich Chaos ausbreitet, würde ich es tun.

    So einen Selbstoptimierungssch**** musste ich erst vorgestern sogar im neuen NDS-Blättchen der GEW lesen.
    Darin ist das Thema Arbeitszeit und strukturelle Überlastung sehr selten ein Thema, außer einmal im Jahr, wenn es an die Personalratswahlen geht. Ansonsten werden immer irgendwelche preisgekrönten Schulen vorgestellt, die doch ach so viel erfolgreicher als andere wahnsinnig individualisierten Unterricht gestalten und mir sehr wirksam ein (noch) schlechte(re)s Gewissen machen, weil ich für die in meinen Lerngruppen eigentlich nötige Differenzierung und individuelle Förderung keine zeitlichen Ressourcen habe. Ich frage mich beim Lesen seit langem, ob es sich bei der GEW wirklich um eine Gewerkschaft handelt, die meine Interessen vertritt, oder vielmehr um eine Partei mit sozialem und Bildungsschwerpunkt.
    (Ja, ich weiß, dass das so nicht stimmt. Aber ein solches Bild zeichnen die GEW-Publikationen.)


    Ich arbeite sehr gerne. Ich liebe meinen Beruf. Ich habe ganz überwiegend umgängliche Schüler und kooperative Eltern. Ich halte meine Schulform für richtig und wünschenswert. Ich fühle mich an meiner Schule wohl und finde, dass wir Vieles richtig machen. Über mangelnden Teamgeist und Zusammenarbeit im Kollegium kann ich wahrlich auch nicht klagen. Meine Schulleitung ist gegenüber Behörden, Eltern und Schülern standhaft und durchsetzungsfähig. Mein Stundenplaner versteht sein Handwerk. Ich habe das Glück, in einem sehr schönen Schulgebäude arbeiten zu dürfen, das im Vergleich zu den meisten anderen Schulen in gutem Zustand ist und sehr viel Platz und Möglichkeiten bietet.
    Mir geht es also im Vergleich zu vielen anderen Kollegen sehr gut!


    Aber auch ich komme regelmäßig an meine Grenzen: Bei mehr als 25 Unterrichtsstunden, durchschnittlich zwei Konferenzen, Dienstbesprechungen, Teamsitzungen, Elterngesprächen, Elternabenden u.a. und mind. einem Unterrichtsnachmittag pro Woche weiß ich oft nicht einmal mehr, wann ich unter der Woche meinen Unterricht vorbereiten soll. Dazu kommen noch die Korrekturen und die Orga-Aufgaben einer Klassenleitung. Folge: Das durchgearbeitete Wochenende ist die Regel, nicht die Ausnahme. Die letzten Ferien habe ich komplett damit verbracht, zu korrigieren und den Unterricht der folgenden Wochen, so gut es geht, schon einmal vorzubereiten. Diese Ferien stehen ganz im Zeichen der Abiturprüfungen.


    Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es Kollegen geht, die unter schlechteren Bedingungen arbeiten als ich.


    Aber alles ist ja eine Frage des Selbstmanagements ...

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