Beiträge von Jule13

    Ich führe mangende Graphomotorik nicht auf zu hohen Medienkonsum zurück. Die meisten Kinder gehen ab dem 4. Lebensjahr in die Kita, sehr viele davon bis weit in den Nachmittag hinein.
    In den meisten Kitas herrscht das Prinzip "Tu, was du willst, wann du willst." Das führt dazu, dass die Kinder, die feinmotorisch begabt sind, basteln und malen, was das Zeug hält, und sich quasi darin perfektionieren, und diejenigen, denen das schwerfällt, ganz wunderbar darum herumkommen, es zu lernen, weil sie es - logisch, es macht Mühe - nicht wollen und entsprechend dem Konzpet auch nicht müssen. So werden, wie so oft in Offenen Konzepten, die Guten besser und die Schlechten bleiben schlecht.


    [Wir hatten früher in der Kita Bastelstunden. Da saßen alle Kinder an einem Tisch und haben etwas hergestellt. Keiner ist auf die Idee gekommen, da nicht mitzumachen. Diese Option gab es nicht und niemand forderte sie ein. Ich fand Basteln überwiegend doof und kann trotzdem nicht behaupten, mich emotional überwältigt oder in meiner Autonomie eingeschränkt gefühlt zu haben, weil ich es tun musste. Im Gegenteil: Mir wäre doch ein Lob meiner Eltern für das fertige Werk entgangen, das meinem Selbstbewusstsein mit Sicherheit zuträglich war und in mir die Erkenntnis angelegt hat, dass es sich lohnen kann, auch mal etwas zu tun, was einem keinen Spaß macht.]


    In der Grundschule meines Jüngsten wird dieses Konzept konsequent fortgesetzt. (Möglicherweise bleibt den Kollegen da auch keine andere Wahl, weil die verwöhnten Kinderchen sonst meutern.) Mein Sohn (1. Klasse) kam neulich aus der Schule und berichtete, er habe das m nicht mitlernen können, weil er gerade noch mit dem Verfassen seines Wochenendberichts beschäftigt war (Wochenendbericht: Schreiben, was man am Wochenende getan hat in wackligen Großbuchstaben ohne Worttrennung; DAS konnte er auch schon vor der Einschulung ...!).


    Ich halte dieses Konzept auch für die Ursache der viel beanstandeten Chancenungleichheit:
    Ich gehe notgedrungen nun hin und bringe meinem Sohn die kleinen Buchstaben selbst bei, da die Schule dazu offenbar nicht in der Lage ist.
    Alle anderen Kinder, die während des Offenen Unterrichts auch nicht tun, was gut für sie wäre, deren Eltern das aber entweder nicht mitbekommen oder nicht beachten, haben das Nachsehen - und dann die Hauptschulempfehlung.

    Und Schreibschrift ist nicht leichter als Druckschrift. Das sage ich dir als Mutter eines körperbehinderten Kindes, die Probleme mit weichen, lockeren Bewegungen hat. Ihr wurde die Schreibschrift erlassen. Als Nachteilsausgleich.

    Kommt auf das Kind an. Mein Sohn hat auch den Förderschwerpunkt KM und große Probleme mit der Fein- und Graphomotorik. Bei ihm habe ich aber das Gefühl, dass das ständige Ab- und Ansetzen des Stiftes zu größeren Problemen führt, als wenn er zusammenhängend schreiben könnte.


    Alle Kinder machen einen vorhersehbaren Prozess beim Schriftspracherwerb durch. Jedes Kind schreibt also erst Fati, bevor es Vati lernt. Noch davor muss es lernen, dass Laute durch Symbole repräsentiert werden und schreibt zunächst spontan FT o.ä., die Laute, die es beim deutlich vor-sich-hin-sprechen hört und aufs Papier bringen kann. Das ist normal, so hast du auch als Fünfjähriger angefangen zu schreiben.

    Solch ein Schrifterwerb kann aber auch anders verlaufen, wenn man eben anders vorgeht.


    Mein Sohn wollte vor seiner Einschulung unbedingt lesen lernen, weil sein Bruder es gerade lernte und ich mit diesem geübt habe. An Schreiben hatte er jedoch null Interesse, und so habe ich ihm nur Lesen beigebracht. (Wen es interessiert: Mit dem ABC der Tiere vom Mildenbergerverlag.) Er las nach drei Monaten jeden altersangemessenen Text und hatte nur noch Probleme, b und d auseinanderzuhalten und beherrschte Einzelheiten noch nicht (chs, y).
    Er schreibt nun in der 1. Klasse - ganz dem Schulkonzept entsprechend - wie er hört, aber keine Skelettwörter, sondern sofort alle Vokale an die richtige Stelle und schon in guter Rechtschreibung, wenn es sich um lautgetreue Wörter handelt.


    Jetzt könnt Ihr natürlich meckern, dass man den Einzelfall nicht generalisieren kann ...


    Ich finde es im Übrigen auch problematisch, die Kinder Druckschrift schreiben zu lassen. Das ist vielfach nicht leichter, sondern schwerer, ordentlich zu Papier zu bringen. Meine Kinder (1. und 2. Klasse) hadern beide mit den richtigen Abständen zwischen den Buchstaben und den Buchstabenansätzen. Wenn sie alles verbinden dürften, sähe die Schrift wesentlich deutlicher aus.
    Meine Schüler in der 5. und 6. Klasse brauchen ewig, um einen Tafelanschrieb in Druckbuchstaben abzumalen. Diejenigen, die Schreibschrift schreiben, sind wesentlich schneller und das Ergebnis ist lesbarer. Daneben habe ich Schüler, die innerhalb eines Textes ständig von Druck- zu Schreibschrift wechseln und zurück, weil sie sich nicht entscheiden können. Da frage ich mich einfach, wie das Schreiben von Druckschrift in der Grundschule didaktisch begründet wird.

    An meiner Schule werden sogar eine ziemlich große Zahl an Kollegenkindern unterrichtet. Ich selbst hatte auch schon einige davon im Unterricht und habe das nie als Problem empfunden. Ich spiele schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, meinen Sohn an meiner Schule anzumelden, wenn er die Grundschule durchlaufen hat.

    Privatentscheidung - ja.
    Aber ich finde es sehr beruhigend, dass die meisten Kinder im staatlich kontrollierten Religionsunterricht die Wesenszüge ihrer Religion kennenlernen, anstatt in kirchlichen Einrichtungen, in denen ihnen ohne Kontrolle Dogmen eingetrichtert werden können, die der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zuwider laufen.
    Ich halte staatlichen Religionsunterricht auch aus diesem Grunde für wichtig und unverzichtbar. (Die Bedeutung der christlichen Grundlagen für das Verständnis unserer Kultur und Werte hat SchmidtsKatze weiter oben bereits dargelegt.)

    Wir machen das schon seit der Schulgründung so. Die Eltern erklären sich schriftlich damit einverstanden, wenn sie ihr Kind bei uns anmelden. Bisher hat sich kein Reli-Kollege darüber beschwert. Ich sehe oft Plakate mit Arbeitsergebnissen an den Wänden, die sich mit Alltagsdingen beschäftigen: Unterschiede zwischen kath. und ev. Glaubensvorstellungen und Kirchenorganisation, Vergleiche zwischen muslim. und christl. Sakralbauten, Bedeutung von Feiertagen ...
    Allerding arbeite ich auch nicht an einer Grundschule.


    Aber so etwas eher Vergleichendes müsste doch auch für die Kleinen machbar sein. Anlassbezogen dürfte doch auch für Muslime und Hindus interessant sein, warum Christen St. Martin, Nikolaus und Weihnachten feiern, und woher die Symbolik kommt (warum überall Sterne, was bedeutet der Tannenbaum, warum Geschenke, woher kommt das Datum ...). Der menschl. Wert der Nächstenliebe und der Almosen (z.B. in St. Martin) gilt doch im Islam ebenfalls sehr viel, so dass hier das verbindende Element zum Tragen kommt.

    Ich würde den Versetzungsantrag stellen. Ob die Gründe vorher absehbar waren oder nicht, ist unerheblich und geht auch niemanden etwas an. Was Du vorhast, machen viele andere auch. Warum sollte Dir nicht recht sein, was anderen billig ist?

    Habe ich nicht. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.


    Tatsächlich aber kann man als kinderloser Mensch den Organisationsstress, den eine Berufstätigkeit für eine Mutter oder einen Vater in Teilzeit mit sich bringt, schlicht nicht nachvollziehen. Das kann man erst, wenn man selbst in der Situation ist. Und das sage ich als Mutter, die spät Kinder bekommen hat und dementsprechend viele Jahre Zeit hatte, Eltern in Teilzeit wahrzunehmen. Man sieht, dass das Leben dieser Menschen anders ist, aber die volle Tragweite kann man sich eben doch nicht vorstellen.
    Daher finde ich es auch nachvollziehbar, dass eine kinderlose SL die nötige Sensibilität für das Thema oft nicht aufbringen kann. (Ausnahmen bestätigen möglicherweise die Regel.)

    Das liegt aber auch daran, dass - politisch veranlasst - die Berufsausbildung in der Gesellschaft stark abgewertet wird. Wer anstatt weiter Vollzeitschule zu machen, eine Ausbildung anfängt, gilt bei seinen Mitschülern als "Looser". So werden vielversprechende handwerkliche oder technische Fachkräfte in die Vollzeitschulen getrieben, wo sie sich zum großen Teil ohnehin schon immer unwohl gefühlt haben, weil sie eher Macher als Denker sind.
    Die Vernünftigen unter den Schülern, die eine Ausbildung anfangen, berichten oftmals kurze Zeit später, dass sie die Ausbildung abgebrochen haben, weil sie den Ton und das vorherrschende Niveau unter den Auszubildenden nicht ertragen haben.


    Ein in der Welt hochgeachtetes, weil erfolgreiches Ausbildungskonzept ist so innerhalb kurzer Zeit ruiniert worden, weil man unsere Studierendenzahlen mit denen der Briten oder Amerikaner verglichen hat, ohne zu berücksichtigen, dass man Äpfel nicht mit Pflaumen vergleichen kann.
    Das kann man den Familien und Schülern nicht vorwerfen.

    Ich glaube, je häufiger Menschen Kontakt mit "Deutschen ohne deutsches Aussehen" ( ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, ohne dass es völlig rassistisch klingt) hat, desto seltener werden diese Fragen.

    Und irgendwann auch uninteressant. Als in einem Spiegel-Artikel Navid Kermani als Kandidat für das Bundespräsidentenamt ins Spiel gebracht wurde, war mein erster Gedanke: Geil, ein kölscher Bundespräsident!
    Und dann musste ich feststellen, dass die Kommentare unter dem Artikel fast ausschließlich auf seine Religion eingingen. Kaum ein Kommentator wusste so recht, wodurch sich Kermani auszeichnet, aber dass er Muslim ist, das war klar und wurde als einziges Eignungskriterium herangezogen ...

    Ja, das hilft. Aber das Allheilmittel ist das auch nicht. Wir haben eine Teilzeitvereinbarung. Und jedes Mal aufs Neue leidet die SL an partieller Amnesie, wenn sie Mehrarbeit anordnet, die darunter fällt.
    Man braucht eine Schulleitung, die den Sinn einer Teilzeitvereinbarung einsieht und sich um die Mitarbeiter schert. (Das ist zugegebenermaßen schwierig, wenn die SL-Mitglieder ledig und kinderlos sind ...)

    Habt Ihr keinen Lehrerrat und keine Gleichstellungsbeauftragte?
    Die sind nun Deine ersten Ansprechpartner.
    Wir müssen auch um alle Rechte (immer wieder!) kämpfen. Die SL ist da sehr kaltschnäuzig und probiert es erst einmal und hofft, dass sich keiner wehrt ...
    Ansonsten: Überlastungsanzeige.

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